ZUR JUBILÄUMSAUSGABE – HEIMATGRUSS NR. 200
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!-



M. Müller, Landrat Kreis PaderbornManfred Müller, Landrat des Kreises Paderborn
200. Ausgabe des „Heimatgruss“:
Herzlichen Glückwunsch!


Vor 60 Jahren begann in Deutschland der Wiederaufbau, in ganz Europa waren noch die Zerstörungen durch den Krieg sichtbar, den die Nazis angezettelt hatten. Immer noch irrten Millionen Menschen umher, Flüchtlinge, Vertriebene und Ausgebombte, befreite Häftlinge aus den Konzentrationslagern, nach Deutschland verschleppte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, sie irrten umher auf dem Weg in ihre alte Heimat, auf der Suche nach einer neuen und nach ihren Familien. Viele Gerüchte und Geschichten nach den verlorenen Familien und Verwandte machten die Runde, doch verläßliche Nachrichten über Radio und Zeitungen gab es kaum. Eine verläßliche Informationsquelle für Nachforschungen waren daher in den ersten Nachkriegsjahren die „Meseritzer Briefe“, die in der Folge von der Zeitschrift „Heimatgruss“ abgelöst wurden.

60 Jahre „Heimatgruss“ mit 200 Ausgaben sind ein beeindruckendes Werk von Zeit und Augenzeugen des damaligen Geschehens. Immer wieder bin ich tief berührt von Ihren dort geschilderten Erlebnissen und Schicksalen, die ich in der Literatur so nicht hätte nachlesen können. Mit Ihren Beiträgen wird Geschichte lebendig und sie bewahren die Erinnerung. Gleichzeitig stellt der „Heimatgruss“ eine Verbindung in die Gegenwart dar durch laufende Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der alten Heimat, sowie Berichte über Begegnungen mit den dort lebenden Menschen. Der Blick zurück auf die Nachkriegsjahrzehnte, er gibt uns Hoffnung, weil Aussöhnung und Verständigung doch gelangen. Und er gibt uns den Antrieb, auf diesem Weg weiterzugehen. „Die Erinnerung kann uns helfen“, so hat es der frühere Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier einmal formuliert, die Erinnerung kann uns helfen, „die demokratische Zukunft zu sichern.“

60 Jahre lang diese Aufgabe zu erfüllen verdient außerordentlichen Respekt und Annerkennung für die von Ihnen geschriebenen Beiträge und Arbeit, die erforderlich waren, damit der „Heimatgruss“ überhaupt erscheinen konnte. Ich danke Ihnen für diesen unermüdlichen Einsatz, wünsche Ihnen alles Gute und freue mich auf die freundlichen Gespräche mit Ihnen beim Großen Heimatkreistreffen
2012 in Paderborn.

Ihr Manfred Müller,
Landrat des Kreises Paderborn




Heinz Csallner
Herzlichen Glückwunsch!

Mit Freude habe ich gelesen, daß die Ausgabe des 200. Heimatgrußes bevorsteht. Jedes Heft anzuschauen ist eine Freude. Hervorragend gestaltet, mit viel Information, schönen Fotos, Zeitgeschichte aber auch Ereignissen von heute. So wird dieses einmalige Wissen auch für kommende Generationen übersichtlich gespeichert und aufbewahrt.
Auch ich möchte Ihnen herzlich zu diesem besonderen Ereignis im März 2012 gratulieren, verbunden mit den besten Wünschen für einen weiteren Erfolg Ihrer Zeitschrift.

Mit den besten Grüssen
Heinz Csallner


(Heinz Csallner besitzt wohl die umfangreichste Sammlung historischer ostdeutscher Fotografien und erstellte ein beeindruckendes, einmaliges Werk an Bildbänden über ehemals ostdeutsche Städte und Kulturdenkmäler)



Albrecht Fischer von Mollard
Herzlichen Glückwunsch!

Die große Gemeinde der Mitglieder und Freunde des Heimatkreises Meseritz e.V. und der Heimatkreisgemeinschaft Birnbaum kann ein wahrhaft eindrucksvolles Jubiläum begehen:
Der Heimatgruß, die uns alle verbindende Zeitschrift mit Berichten und Erinnerungen aus unserer Heimat, ist mit seiner 200. Ausgabe erschienen.

Auf der einen Seite kann uns diese Feststellung mit Stolz erfüllen, da sich der Heimatgruß nach wie vor großenteils aus den schriftlichen Beiträgen seiner Leser zusammensetzt. Er ist damit Zeugnis einer lebendigen Schicksalsgemeinschaft, die auch noch 67 Jahre nach ihrer Flucht bzw. Vertreibung aus dem Kreis Meseritz vielseitige Informationen aus einer untergegangenen Zeit an den Tag bringt und der Nachwelt zur Bewahrung übergibt. Nicht ohne Grund erscheint seit einem Jahr unter seinem vertrauten Logo der Zusatz „eine Zeitschrift von Zeitzeugen“. Andererseits ist die eingangs getroffene Aussage recht unpräzise, denn wie wenig beschreibt doch das Wort „erscheinen“ die tatsächliche Wirklichkeit. Hinter, oder besser vor jeder einzelnen der 200 Ausgaben steht seit mehr als 6 Jahrzehnten die mühevolle, umsichtige und verantwortungsvolle Arbeit eines Redaktionsteams.

HGr. Nr. 1 - 1949 - TitelAus einfachsten Anfängen der Nachkriegszeit, als die Mangelwirtschaft unser Land noch fest im Griff hatte, Rohstoffe knapp waren und der HGr aus einem beidseitig bedruckten Stück Papier im Format A5 bestand, haben ehrenamtlich arbeitende, oftmals berufsfremde Redakteure über Generationen hinweg mit Mut, Ausdauer und hohem Engagement eine Publikation geschaffen, die heute buchstäblich weltweit ihre Leser hat, von Instituten in- und ausländischer Universitäten abonniert wird und in Fachkreisen hohe Anerkennung findet.
Das Team, das seit vielen Jahren seine Freizeit opfert, damit Heimatfreunde auf der ganzen Welt regelmäßig mit Informationen und Berichten über den Heimatkreis Meseritz versorgt werden, ist allen Lesern bekannt: es besteht aus Brunfriede Fischer von Mollard, Thea und Joachim Schmidt sowie Leonhard v. Kalckreuth.

Mit Lebenserfahrung wie mit -jahren gleichermaßen reich gesegnet, stehen sie zu Beginn eines jeden Quartals in den Startlöchern, um pünktlich – und deshalb hinsichtlich Urlaub und persönlicher Termine absolut rücksichtslos gegen sich selbst – zum Quartalsende eine interessante, abwechslungsreiche und professionell aufgemachte Lektüre von hoher Qualität in unsere Hände zu legen.
Ihnen sei an dieser Stelle im Namen aller Mitglieder des Heimatkreises Meseritz, der Heimatkreisgemeinschaft Birnbaum und darüber hinaus aller Leser des Heimatgrußes für die unermüdliche und sicher nicht immer einfache, in jedem Fall aber erfolgreiche Arbeit ein ganz herzlicher Dank ausgesprochen. Ihr großartiges Engagement für den Heimatgruß wie auch für den Heimatkreis kann nicht hoch genug eingeschätzt werden! Sie haben sich um Deutschland, aber auch um die deutsch-polnische Aussöhnung wahrhaft verdient gemacht!
In Zeiten, in denen die HGr-Rubrik „Geburtstagsliste“ tendenziell kürzer wird, während zugleich die „Totentafel“ unmerklich, aber auch unerbittlich mit nahezu jeder Ausgabe mehr Raum einnimmt, mag sich manch einer fragen, ob eine Publikation wie der Heimatgruß noch zeitgemäß ist, noch seine Existenzberechtigung hat.
Ursprünglich als eine Art Nachrichtenblatt für die sog. Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Kreis Meseritz konzipiert, hat die Zeitschrift nahezu 70 Jahre nach Kriegsende einen Großteil ihrer ursprünglichen Zielgruppe auf natürlichem Weg verloren, und mit Sicherheit wird dieser Prozess weiter fortschreiten. Dennoch muß diese Entwicklung m. E. keineswegs das zwangsläufige Aus für den Heimatgruß bedeuten. Hat nicht schon heute unser „Jubilar“ in gewissem Sinn eine Art Brückenfunktion zwischen Deutschland und seinem östlichen Nachbarn übernommen? Von jeder Ausgabe geht eine stattliche Anzahl von Exemplaren nach Polen und wird dort gelesen. Mit Unterstützung von Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada aus Poznan können wir regelmäßig polnische Zeitungsberichte aus unserer Heimat lesen.

Hin und wieder – leider viel zu selten – schreiben Freunde aus Polen im Heimatgruß. Zudem gibt es auch in Polen bekanntlich Hunderttausende von Heimatvertriebenen: Als Stalin nach Kriegsende die ihm von Hitler vertraglich zugesicherte Kriegsbeute, den jenseits des Bug gelegenen Teils Polen, der Sowjetunion einverleibte, vertrieb er kurzerhand die dort lebende Bevölkerung in die ehemals deutschen Ostgebiete. Deren Bewohner, also wir noch lebenden Heimatfreunde und unsere Familien, waren zuvor im Juni 1945, soweit nicht schon im Januar vor der Roten Armee geflohen, nach Westen über die Oder gejagt worden.
Die zu Beginn angesprochene Schicksalsgemeinschaft beschränkt sich also nicht nur auf die ehemaligen Bewohner des Kreises Meseritz, sondern sie ist in Wirklichkeit viel umfassender, ist grenzübergreifend und schließt letztendlich auch teilweise die heutige Bevölkerung des Gebietes um Miedzyrzecz und weit darüber hinaus mit ein.
Vor dem Hintergrund dieser historischen Gegebenheiten wäre es doch durchaus vorstellbar, daß unser Heimatgruß eines Tages, anstatt in Ermangelung interessierter Leser sein Erscheinen einzustellen, lebendig und aktiv – vielleicht zweisprachig, möglicherweise sogar mit zwei eng kooperierenden, gut auf einander abgestimmten Redaktionen, eine davon in Polen ansässig – am Aufbau einer deutsch-polnischen Grenzregion mitarbeitet.
Nach dem deutsch-niederländischen Vorbild könnte beiderseits der Oder eine EUREGION entstehen, in der eine grenzübergreifende Zusammenarbeit örtlicher Behörden im Gesundheitswesen, im Natur- wie im Brand- und Katastrophenschutz und in anderen zivilen Aufgabengebieten praktiziert wird. Der Heimatgruß hätte ein reiches Betätigungsfeld und potentiell eine riesige Leserschaft!

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat angeblich einmal gesagt, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Entgegen seinem Ratschlag entscheide ich mich für einen Gang in den Keller, um einen guten Tropfen hervorzuholen, mit dem ich anläßlich der 200. Ausgabe des Heimatgrußes gemeinsam mit seinem Redaktionsteam auf die Gesundheit der Redakteure anstoßen möchte, ihnen nochmals herzlich für ihre unermüdliche Arbeit danke und mit einem kräftigen Schluck auf die nächsten einhundert Zeitschriften unseres vitalen Heimatgrußes trinke.

In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg!
Albrecht Fischer von Mollard




Helmut Kahl und Herybert Schulz
„Heimatgruss“ – Geistiges Band der
„Gesetzlosen ohne Heimatrecht“


Wenn wir heute die 200. Ausgabe unserer beliebten Heimatzeitung lesen, gehen unsere Erinnerungen zurück in das Jahr 1945.
Mitte Januar 1945 begann die Großoffensive der Roten Armee mit schnellem großen Geländegewinn. Zwischen vorstoßenden Panzerkeilen und zurückflutenden deutschen Truppen befanden sich Millionen ostdeutscher Zivilpersonen bei Temperaturen bis -30° auf der Flucht. Zusammengeschossene Trecks und verstümmelte Leichen prägten das Bild der Landstraßen. In einem Gebiet, das die Potsdamer Konferenz den Polen zusprach, lebten vor dem Krieg etwa 8,5 Millionen Deutsche. Als die Front naÅNherrückte, verließ die Hälfte von ihnen ihre Wohnorte und zog in panischer Flucht vor den Russen in Richtung Westen.
Nach Beendigung der Kriegshandlungen blieben noch etwa 2,5 Millionen Deutsche in Schlesien, 1 Mio. in Pommern, 550.000 in Ostpreußen, 350.000 im Lebuser Land und 200.000 auf dem Gebiet der ehemaligen Freistadt Danzig.
Im heutigen Gebiet der Wojewodschaft Lebus waren etwa 30 % der Deutschen in ihren Wohnstätten zurückgeblieben. Meistens waren es Frauen, Kinder und Alte. Die Zahl war aber in einzelnen Kreisen unterschiedlich. Die größte Entvölkerung war im Kreis Crossen / Krosno zu verzeichnen: Hier blieben nur 8 % der Bevölkerung. Im Kreis Glogau / Glogów waren es etwa 9 %, im Kreis Sorau / Zary 10 %, im Kreis Frankfurt Oder 17 %, im Kreis Sprottau / Szprotawa und im Kreis Sagan / Zagan 15 bis 20 %.

Nach Durchzug der Front kehrte ein Teil der Bewohner in seine früheren Wohnorte zurück. Daher stieg die Zahl der Deutschen in einzelnen Städten und Dörfern am rechten Ufer von Oder und Neiße erneut an, wenngleich sie auch nicht annähernd den Vorkriegsstand wieder erreichte. Sie meinten, der Krieg sei nun zu Ende und man dürfe wieder in Frieden in der Heimat leben. Beispielsweise wohnten Anfang Juni 1945 im Kreis Sorau / Zary noch 51% der deutschen Vorkriegsbevölkerung, im Kreis Landsberg an der Warthe / Gorzów waren es 40 %, im Kreis Meseritz / Miedzyrzecz 25 %, im Kreis Sprottau / Szprotawa und Sagan / Zagan 38 %. (Quelle: http://transodra-online.net/de bbook/export/html/1649) Nach der Übernahme der „wiedergewonnenen Gebiete“ durch den polnischen Staat im Mai 1945 begann ab Juni 1945 die brutale Vertreibung der deutschen Bevölkerung als Ausdruck persönlicher Abrechnung für erlittenes Leid während des Krieges. Wer das Weinen verlernt hatte, der lernte es wieder bei den gewalttätigen Übergriffen und Plünderungen.

Die Szenen vom Elend jener Menschen, die man aus ihren Häusern trieb und die sich einreihen mußten in den endlosen Zug der „Gesetzlosen“, die ihr Heimatrecht verloren hatten, sind unvergessen. Als Zielgebiet der Bewohner des Kreises Meseritz war die Ost- und Westprignitz vorgesehen, wo über 30.000 Menschen ein erstes Zuhause fanden, später teilweise Richtung Westen weiter zogen. Noch viele Jahre bestand die Hoffnung, in die Heimat zurückkehren zu können.
Nach über 6 Jahrzehnten ist für uns der Heimatgruß ein bedeutendes Bindeglied der früheren Bewohner des Kreises Meseritz und später auch Birnbaum. In der 1. Ausgabe 1949 bezeichnete der Herausgeber Dr. Döring diese Heimatzeitung als ein „geistiges Band zwischen allen, die der alten Heimat verbunden sind“. Dieser Ausspruch prägt noch heute den Inhalt aller Ausgaben der Zeitung.

Dafür sei der Redaktion und allen Heimatfreunden gedankt,
die ihre Beiträge dazu leisten.
Helmut Kahl und Herybert Schulz




Dr. Martin Sprungala
Der „Heimatgruss“ – Ein Gruß aus der Heimat
damals und heute


Der „Heimatgruß“ der Meseritzer feiert ein tolles Jubiläum: Die Ausgabe Nummer 200. Und, wenn man ihn mit der Nr.1 vergleicht sieht man, wie gut er sich in all den Jahren entwickelt hat, so daß man stolz den Machern sagen kann: Er war noch nie so gut wie jetzt!

Über den Namen hat man sich des Öfteren schon Gedanken gemacht. Bibliothekare klagen über diesen wenig aussagekräftigen Namen: „Wenn er wenigstens ‚Heimatgruß der Meseritzer‘ hieße, dann weiß der unkundige potentielle Leser wenigstens etwas mehr, worauf er sich einläßt.“
Dabei waren die ersten Ausgaben seit 1949 doch sprechend genug. Die ersten Heimatgruß-Ausgaben trugen den Untertitel „Nachrichten für Meseritzer. Für die früheren Bewohner des Kreises Meseritz herausgegeben von Dr. G. Döring, (24 a) Lübeck, Antonistr.19.
Der Vorläufer des „Heimatgruß“ waren Rundbriefe, die der evangelische Pastor Gerhard Schmidt aus Pieske und Dr. Hafenrichter (in der SBZ) verschickten. Auch die katholische Priesterschaft verfaßte eigene Rundbriefe, den „Johannesboten“, den es bis heute gibt. Am 13.11.1945 gab Dr. Gebhardt Döring den ersten „Meseritzer Brief“ heraus, der seit 1949 „Heimatgruß“ heißt und an alle Heimatfreunde in allen vier Besatzungszonen gerichtet war.
Warum aber wurde aus dem Brief ein Gruß? Aber was heißt nun „Heimatgruß“? Natürlich ein Gruß aus der Heimat, doch nicht geschrieben von Menschen aus der Heimat, sondern von Heimatvertriebenen für Heimatvertriebene, die über die Heimat forschen, sammeln, sich begegnen und darüber berichten und dann diese Informationen als Gruß an die Heimatfreunde verbreiten.
Der Name Heimatgruß ist jedoch nicht so selten, wie man vielleicht annimmt. Es gibt eine ganze Reihe von Zeitschriften von Heimatvertriebenen, die den Titel „Heimatgruß“ in irgendeiner Form tragen. Ihnen allen ist gemein, daß sie nach 1945 entstanden, Ende der 40er und in den 50er Jahren, in einer Zeit, in der Heimatfilme noch hoch im Kurs standen und noch nicht als Kitsch und falsche Nostalgie verschrien waren.

Der Heimatgruß als Form von Vertriebenenzeitschriften
Folgende Heimatgrüsse konnten in der Kürze der Zeit noch ausfindig gemacht werden. Die Sudetendeutschen aus der nordböhmischen Region Ústí um Teplitz (Teplice) und Schönau (Sanov) geben seit 1951 die Teplitz- Schönauer Rundschau, das Nachrichtenblatt für den Mittelgebirgsgau heraus. Die ersten Ausgaben dieser Zeitung hießen ebenfalls „Heimatgruß“ ehe sie sich mit dem Teplitz-Schönauer Anzeiger vereinten.
Aber auch in anderen Landsmannschaften gab es Zeitungen mit dem Namen „Heimatgruß“. Der „Wüstewaltersdorfer Heimatbote“, der in Bad Hofgastein im österreichischen Salzburger Land erscheint, herausgegeben von den ehemaligen Bewohnern des niederschlesischen Ortes Wüstewaltersdorf im Eulengebirge (heute Walim, Kreis Waldenburg/ Walbrzych), trug früher den Titel „Wüstewaltersdorfer Heimatgruß“. Diese Zeitung ist seit 1954 belegt.
Selbst aus dem fernen Litauen findet man eine Zeitschrift dieses Namens. Die Landsmannschaft der Deutschen aus Litauen mit Sitz in Hannover gibt seit 1957 ein Jahrbuch heraus, das den Titel „Heimatgruß“ trägt, mit dem Untertitel „Jahrbuch der Deutschen aus Litauen“. Die ehemaligen deutschen Bewohner des Baltikums wurden 1939-1940 in der Aktion „Heim ins Reich“ in den sogenannten Reichsgau Wartheland, d. h. das Posener Land mit Mittelpolen/ Masowien (Zentrum Lodz), umgesiedelt.
Auch aus dem nördlich des Posener Landes gelegenen Westpreußen gibt es eine Zeitung mit dem Titel „Heimatgruß“. Der Heimatkreis Marienwerder (heute Kwidzyn in der polnischen Wojewodschaft Pomorze/ Pommerellen) gibt den „Marienwerderer Heimatbrief“ heraus, der den Untertitel „ein lieber Heimatgruß an alle Landsleute aus dem Heimatkreis Marienwerder, Westpreußen“ trägt. Hier ist der Name nur indirekt verwandt worden.
Und als letztes Beispiel heimatvertriebener Zeitungen ist ein Blatt zu nennen, das aus Ost-Brandenburg stammt, also zur selben preußischen Provinz gehörte wie Meseritz zuletzt (seit 1938). Die ehemaligen Bewohner des Kreises Arnswalde in der Neumark (Choszczno, heute zur Wojewodschaft Zachodnio-Pomorskie/ = Westpommern, das deutsche Hinterpommern, gehörend) gaben seit 1947 die Zeitschrift „Heimatgruß-Rundbrief aus den ehemaligen Kirchengemeinden im Kreis Arnswalde (Neumark)“ heraus.
Zu ergänzen sei noch, daß auch die evangelische Kirche nach dem Krieg einen Heimatgruß herausgab, der sich ganz bewußt an Vertriebene richtete, denn üblicherweise versteht man in der christlichen Kirche unter Heimat etwas ganz anderes, nämlich die himmlische Heimat bei Gott.
Im Berliner Lutherverlag erschien 1950 das Blatt „Kirche und Heimat“ mit dem Untertitel „ein Heimatgruß an evangelische Umsiedler und Heimkehrer“.

Posener Pastor und Superintendent der Evangelisch- Unierten Kirche in Posen Arthur Rhode (1868- 1967)Der ältere Heimatgruß aus dem Posener Land
Der „Heimatgruß“ der Meseritzer hat noch einen älteren Vorläufer, der in den Kreisen der Posener evangelischen Pfarrerschaft bekannt war und vielleicht deshalb bei der Namensfindung aufgegriffen wurde, was wir heute nicht mehr wissen.
Der Posener Pastor und Superintendent der Evangelisch- Unierten Kirche in Posen Arthur Rhode (1868- 1967) war ein engagierter Pfarrer. Er war der Sohn des Polizeidistriktskommissars in Wilhelmsbrück (Podzamcze, Kr. Kempen, Provinz Posen) Heinrich Rhode (1836-1886) und der Mathilde Bertel (1838-1913). Nach dem Besuch des Progymnasiums in Kempen/Kepno und des Gymnasiums in Ostrowo/ Ostrów Wlkp. studierte er in Breslau Theologie. Damals war es zumindest bei den katholischen Priestern Pflicht, daß sie Polnisch konnten, bei den evangelischen Pastoren wurde das vielleicht nicht so streng gehandhabt, denn die oberste Kirchenleitung saß in Berlin, während der Posen-Gnesener Erzbischof in Posen/Poznan zumeist ein Pole war, worauf streng geachtet wurde. Rhode wurde attestiert, daß er hervorragende Polnischkenntnisse besaß.
Das südliche Posener Land um Ostrowo und Kempen wies eine Besonderheit aus der Zeit seiner Zugehörigkeit zur altpolnischen Wojewodschaft Sieradz auf. Hier gab es polonisierte Lutheraner, auch unter der Priesterschaft. Rhode kämpfte dagegen an und war Mitglied im Deutschen Ostmarkenverein, der von der polnischen Propaganda mit dem Kampfbegriff „Hakatisten“ belegt wurde.
Rhode war seit seiner Vikariatszeit Seelsorger im wirtschaftlich schwachen südlichen Posener Land. Viele Bewohner verließen die Region seit den 1870er Jahren und gingen auf Arbeitssuche in den westlichen Industrieregionen Preußens oder in die dortige höher entwickelte Landwirtschaft. Damals war es nicht der Spargelanbau und die Erdbeerernte, so wie heute, sondern die Hege und Pflege der Obstplantagen und der Zuckerrübenanbau. Man nannte diese Saisonarbeiter im Westen, die oft zu Abwanderern wurden „Sachsengänger“, da das erste Zielgebiet die Industriezentren Sachsens waren. Sein Heimatgebiet lag zudem direkt an der Grenze nach Kongreßpolen, dem zu Rußland gehörenden Königreich Polen, so daß viele Deutsche aus Rußland und Polen wieder hierher zurückkehrten.

Aus diesem Grunde gründete Rhode 1905 den „Ostrowoer Hilfsausschuß für deutsche Rückwanderer aus Russisch-Polen“. Er sah es als seine Aufgabe an, sich sowohl um sie als auch um die Sachsengänger zu kümmern. Seine Intention war es, ihnen Nachrichten aus der Heimat zu liefern, damit sie wußten, was hier Aktuelles geschah, damit ihr Kontakt zur Heimat nicht abriß. Daher nannte er seine Nachrichten, die er von 1903 bis 1919 vierzehntäglich zusammen mit seinem Schwiegervater, dem Superintendenten Berthold Harhausen (1847-1920) herausgab, „Posener Heimatgrüsse“.
Diese Heimatgrüsse waren mehr als nur ein freundlicher Gruß aus der alten Heimat. Sie sollten den Abwanderern zeigen, was zuhause passierte, sie mahnen, ihrer gut-evangelischen Handlungsweise treu zu bleiben, wobei natürlich die Pastoren den Menschen damals sagten, was sie zu tun und zu glauben hatten.
Es war mehr als nur ein Heimatgruß. Diese Zeitung sollte ihnen aufzeigen, wie notwendig es war, daß sie zurückkehrten, da sich die Verhältnisse in der Heimat – in den Augen der Autoren – immer schlechter entwickelten. Verbale Spitzen gegen „die Polen“ und „die Katholiken“ sind daher stets vorhanden, was heute Diskussionen in der Gemeinschaft Evangelischer Posener e.V., Lüneburg, hervorrief, denn seit einigen Jahren gibt die Redaktion „Posener Stimmen“ Artikel mit Auszügen aus den Heimatgrüssen heraus, die als Zeitdokument gedacht sind, nicht als heutiges Meinungsbild.

Auch im Jahrbuch Weichsel-Warthe der Landsmannschaft werden seit 2006 Artikel mit Auszügen und Erläuterungen aus den Posener Heimatgrüssen, ausgewählt und kommentiert von Rhodes Enkel Götz Urban, abgedruckt. Sie sind wichtige Zeitdokumente jener Endzeit preußisch-deutscher Herrschaft über das Posener Land und genau so sind sie von der Redaktion gedacht, denn nur wer weiß, wie man damals dachte, versteht die Handelnden von damals.
Arthur Rhode beließ es nicht bei diesen Grüssen in Druckform – er suchte in diesen Jahren „Sachsengänger“ aus seinen Gemeinden mehrfach an ihren Arbeits- und Wohnorten auf und hielt für sie Gottesdienste. Viele Saisonarbeiter hatten sich für kürzere oder längere Zeit in norddeutschen Betrieben verpflichtet, so war es sein Bestreben, die Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten.
Rhode wurde 1916 Superintendent des Kirchenkreises Schildberg/Ostrzeszów der Evangelisch-Unierten Kirche in Posen. Nach dem Ausbruch des Großpolnischen Aufstands Ende Dezember 1918 erreichten die Aufständischen auch den südlichen Teil des Posener Landes und Rhode war gezwungen, seine Arbeit an den „Posener Heimatgrüssen“ einzustellen. Als Vertreter der „Besatzungsmacht“, wie man das in Polen nannte, wurde er 1919 mehrfach von polnischen Behörden verhaftet und in Schildberg, Ostrowo und Posen interniert.Rhode blieb auch in der Zeit der 2. Polnischen Republik in der Heimat.
Am 1.10.1920 wurde er zum 1. Pastor an der Posener Christuskirche ernannt, zugleich zum Superintendenten des Kirchenkreises Posen I. Er blieb publizistisch tätig, als Mitgründer (Oktober 1922) der Monatsschrift „Posener Evangelisches Kirchenblatt“, das er bis zur Zwangseinstellung durch die Verwaltung des Reichsgaus Wartheland 1940 herausgab.
Als wichtiger Vertreter der deutschen Minderheit im Posener Land wurde er im September 1939 erneut von den polnischen Behörden verhaftet und mußte mit auf den sog. Verschleppungsmarsch nach Kutno. Nach der „Befreiung“ durch die Wehrmacht wurde das Leben für ihn aber in keiner Weise besser, denn der von Gauleiter Arthur Greiser als Mustergau konzipierte „Reichsgau Wartheland“ sah keine christlichen Kirchen als unabhängige Einrichtungen mehr vor.
Zum 1.1.1942 wurde Rhode pensioniert. Im Januar 1945 mußte auch er vor der Roten Armee fliehen und lebte seither in West-Deutschland, wo er hoch betagt starb. Die „Posener Heimatgrüsse“ waren dem „Heimatgruß“ also durchaus ähnlich, auch wenn dieser nicht mehr aus den Heimatgebieten kommt.
Er liefert Informationen aus der alten Heimat von damals und heute und die Organisatoren des Heimatkreises „besuchen“ die Leser jährlich bei den gemeinsamen Treffen in Paderborn und in Perleberg.

Also knüpfen auch Sie an diese Tradition an und empfangen Sie das Team des „Heimatgruß“ im Mai 2012 in Paderborn.
Dr. Martin Sprungala