Gedenkkreuz zum Massengrab in Brójce/Brätz
Waltraud Rieß.


Liebe Heimatfreunde, liebe Leser!

Ich bin ein „Brätzer Kind“ und habe in dem ehemaligen Ackerbürgerstädtchen Brätz bis zur Ausweisung im Jahre 1945 mit meiner Mutter Selma Becker geb. Buchwald gewohnt. Die Ereignisse auf unserem ehemaligen evangelischen Friedhof, beginnend im Frühsommer 2011 mit der Errichtung einer geweihten Gedenkstätte, im Herbst 2013 mit der Öffnung des Massengrabes und der anschließend würdigen Beisetzung, lassen mich nicht zur Ruhe kommen.
Unser ehemaliger evangelischer Friedhof, vor zwei Jahren noch zu einem Dickicht zugewachsen, ist eine Gedenkstätte geworden!

Wir, die ehemaligen Einwohner aus Brätz, haben wieder eine würdige Stätte, an der wir unsere Verstorbenen und hier begrabenen Verwandten und Bekannten gedenken können. Auch die Öffnung des Massengrabes hat nun nach so vielen Jahren in mehreren Familien Klarheit über den Verbleib des Vaters, des Sohnes oder des Ehemannes geschaffen.
Die Gedenkstunde an dem Massengrab am 30. Oktober 2013 war für uns Brätzer sehr bewegend, ergreifend. Ob man will oder nicht will! Die Erinnerungen an den Einmarsch der sowjetischen Armee am 30. Januar 1945, mit ihren grausamen Ereignissen, holen einen immer wieder ein! Die Zeit heilt Wunden! Wirklich?
Wenn man die vielen Särge vor der ausgehobenen Grube stehen sieht, da bricht die eine oder andere Wunde doch wieder auf! Hier ruhen Brätzer Frauen, Kinder und Männer, die im Januar 1945 eines gewaltsamen Todes sterben mußten. Der Friede Gottes sei mit Euch. Vergib uns unsere Schuld. So steht es geschrieben am Kreuz vor dem Massengrab auf dem evangelischen Friedhof.
Vergeben, ja! Vergessen, nein! Wie kann man das? Heimat, der Ort meiner Kindheitserinnerungen.
Jedes Jahr treibt mich irgend etwas nach Brätz und ich freue mich dann über jede positive Veränderung. Dazu gehört auch der ehemalige evangelische Friedhof im Ackerbürgerstädtchen Brätz! Möge das gegenseitige Verständnis zwischen den Menschen aus Brójce und den ehemaligen Brätzern weiter wachsen.

In aufrechter Dankbarkeit Waltraud Rieß