Zur Bedeutung der Feldpost-Nummer
von Matthias Ziefer – Fotos: Archiv Ziefer


Feldpostnummern geben Einblick in milit 0rische Strukturen, Standorte bzw. Aufenthaltsorte von Soldaten. Sie k"nnen zur Kl 0rung letzter Aufenthaltsorte vermiÚter oder gefallener Soldaten beitragen.

Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Deutsche Feldpost 1939-1945“ befasse ich mich mit der Aufarbeitung von Soldatenbriefen des 2. Weltkrieges im Bereich Meseritz, Posen und Schwiebus.
Jede Feldpost, egal ob sie schlecht oder schön aussieht, ist ein Unikat, d. h. daß es sie nur einmal gibt. Jede geschriebene Zeile ob von der Front oder von den Liebsten daheim an den Soldaten im Schützengraben ist ein bleibendes Dokument über die Ängste, Nöte und Hoffnungen, die jeden Einzelnen bewegten.
Die wichtigste Verbindung zwischen Heimat und Front war die Feldpost. Sie war ein entscheidender Faktor für die Moral des Soldaten. Lassen wir uns deshalb die hier dargestellten Feldpost-Briefe näher betrachten, um den Werdegang militärischer Einheiten besser zu verstehen.

Zum Polizei-Regiment 2
Im Polenfeldzug erscheinen zwei wie Infanterie-Regimenter gegliederte Polizei-Regimenter bei der in Danzig aufgestellten Gruppe „Eberhard“. Diese bestand außerdem noch aus einem Bataillon SS („SS-Heimwehr Danzig“)und zugeteilten Heerestruppen; sie war dem Armeeoberkommando 3 unterstellt. In Danzig bestanden noch Formationen der Landespolizei, die bei Mobil- machung sofort einsatzfähig waren. Das Polizeiregiment 2 wurde laut Quelle Tessin am 18.10.1939 in Infanterie-Regiment 244 des Heeres umgewandelt und trat zu der in Danzig neu aufgestellten 60. Division. Die Eintragungen in der Feldpost-Übersicht decken sich mit dieser Angabe, obwohl bei dem hier dargestellten Brief der Briefstempel noch das „Polizei- Regiment 2/ 2. Kompanie“ vom 3.1.40 aufweist.
Das ist kein Fehler! Es kam öfter im Krieg vor, daß Einheiten bereits umgruppiert waren und dennoch ihren alten Briefstempel benutzten. Entweder war die Umgruppierung noch nicht abgeschlossen oder der Briefstempel mit dem neuen Einheitsnamen bzw. der neuen Feldpost-Nr. noch nicht vorrätig. Feldpost-Nummern wurden an Einheiten vergeben, sobald sie das Reichsgebiet verließen und an der Front kämpften.



Die Feldpost-Nr. des Polizei-Regimentes und nach der Umgruppierung in Inf.-Regiment 244 waren: Stab 17609/ I. Bataillon.18812+/ II. Bataillon 20413+ (auch Feldpost-Nr. 29948)/ III. Bataillon 21519+/ dazu kamen eine 13. und 14. Kompanie mit den Feldpost-Nr. 22783 und 22947 sowie ein Reiterzug (23109) und ein Nachrichten Zug (18500).
Das Polizei-Regiment 2 war wie das Polizei-Regiment 1 selbständig und hatte laut Feldpostübersicht einen eigenen Regimentsstab. In einigen Abhandlungen wird auch der Begriff „Polizei-Infanterie-Regiment 2“ benutzt, was durchaus eine Berechtigung besitzt.

Zum Standort der Einheit:
In Hochwalde gab es 3 Lager. Ein RAD-Lager am Hochwalder See in Richtung Burschen, sowie jetzt bekannt ein Süd- und Nordlager. Beide Lager befanden sich zwischen Hochwalde und Regenwurmlager, heute Keszyca Lesna. Als Absender wird hier das Südlager in Hochwalde genannt.
Dieses Lager besaß keine eigene Feldpost-Stelle wie zum Beispiel das Regenwurmlager oder Tiborlager. Die Post ging entweder über Meseritz (Land) oder über die Reichspoststelle Hochwalde. Daher ist eine Eintragung im Michel „Deutsche Feldpost“ auch nicht möglich, da in diesem nur Feldpoststempel von Lagern mit Feldpost-Stellen aufgeführt sind (Berichtigung: Hier stelle ich einen bis dato unbekannten Lagerstempel aus Hochwalde-Nord vor). Für den Heimatforscher oder auch für den Feldpost-Sammler ist diese Art von Feldpost hochinteressant und für mich auch sehr wertvoll.


Die Tagesstempel der Formen 26 (3.1.40 UB:d) und 19 (28.1.40 Land) sind ein guter Beweis, daß beide Stempelarten zu dieser Zeit benutzt wurden, wobei sich die Form 26 gegenüber der Form 19 in den folgenden Monaten und Jahren durchsetzte (neuere Form). Fazit: Eine Feldpostrarität für den Heimatsammler.

Um so mehr freue ich mich, daß ich dem Heimatkreis Meseritz ein Exemplar zur Verfügung stellen konnte. Ich hoffe, daß ich auch Ihr Interesse für die nicht alltägliche Post für unseren Heimatkreis geweckt habe.

Falls ein Leser des Heimatgrußes noch eine Feldpost von 1939 bis 1945 aus dem Gebiet Meseritz besitzt, wäre ich über eine Kopie davon für mein Archiv sehr dankbar.

Matthias Ziefer,
Gartenstr. 21 i, 01156 Dresden,
Tel.: 0172 – 36 58 58 6