Aus der Postgeschichte der Stadt Meseritz
von Paul Pluskota


Obra - Flusstour



Zur Geschichte der Stadt Meseritz
Bereits 1003 wurde Meseritz in der Chronik Thietmars von Merseburg genannt. Meseritz war in der Frühzeit des Piastenreiches eine wichtige strategische Grenzburg, da sich hier an der Mündung der Packlitz in die Obra die Wege von Magdeburg nach Gnesen und von Stettin nach Breslau und Krakau kreuzten.
In altpolnischer Zeit war der Kreis Meseritz Bestandteil der Woiwodschaft Posen und bildete einen sehr alten Burgbezirk, der die Grenzen sichern sollte. Nach dem Zusammenbruch des ersten Piastenreiches fiel Meseritz in die Hände der Pommern und erst 1094 konnte Bolislaw III. die Stadt zurückerobern. Meseritz entwickelte sich gut und erlangte noch vor 1248 das Deutsche Stadtrecht.
Bis 1329 (oder 1332) war das Meseritzer Land jahrhundertelang umkämpft und gehörte zu den verschiedensten Teilherzogtümern der Piasten, zum Herzogtum Pommern bzw. später kurze Zeit zur Markgrafschaft Brandenburg. Erst 1329 kam Meseritz endgültig wieder zu Polen.
1793 (2. Teilung Polens) wurde das Meseritzer Land Teil Preußens. Nach nur wenigen Jahren brach Preußen unter den Militärschlägen Napoleons (1806) total zusammen und Meseritz kam als Teil des Herzogtums Warschau unter indirekte französische Regierung. Der Wiener Kongreß unterstellte auch den Kreis Meseritz wieder der preußischen Herrschaft.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Kreis Meseritz nun zusammen mit einer ganzen Reihe anderer bis 1920 zu den Provinzen Posen bzw. Westpreußen gehörender Kreise 1922 Teil der Grenzmark Posen-Westpreußen, eines Regierungsbezirkes mit Verwaltungssitz in Schneidemühl.

1938 wurde die Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst und der Kreis Meseritz der Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Frankfurt/ Oder zugeordnet. Als am 31. Januar 1945 die Rote Armee einmarschierte, bedeutete dies das Ende des Deutschtums im Meseritzer Raum und gleichzeitig einen Neuanfang mit einer neuen Bevölkerung.
Bis 1948 wurden hier 23 629 Personen aus den Ostgebieten Polens, aus dem Raum jenseits des Bugs angesiedelt.

Chronik der Postgeschichte der Stadt Meseritz
Meseritz liegt an einem alten Postkurs von Cottbus nach Thorn, der bereits in einer Postroutenkarte von 1711 dokumentiert ist (Postarum Seu Veredariom Stationes Per Germaniam Et Provincias Adiacentes), eine Karte vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mit Wiedergabe der wichtigsten Postkursverbindungen.

Stadt an der Obra, Provinz und Regierungsbezirk Posen, Landkreis Meseritz
  • 1793 von Polen an Preußen
  • 1794 Einrichtung des preußischen Postamtes
  • 1802 als Postamt bestätigt
  • 1807 Meseritz wird dem Herzogtum Warschau unterstellt
  • 1808 Einführung der preuß. Postordnung im Herzogtum Warschau durch den König von Sachsen
  • 1815 Meseritz wird wieder preußisch
  • 1817 als Postamt bestätigt (30.10.1817)
  • 1850 Postamt II.Klasse (OPD Posen)
  • 1868 Postamt II.Klasse im Norddeutschen Postbezirk und Station für alle Postfuhrwerke
  • 1876 Postamt I.Klasse
  • 1883 Postamt Meseritz gehört zu OPD Frankfurt/O.
  • 1923 Postamt I.Klasse
  • 1945 das Postamt der Reichspost wird am 30.1.1945 geschlossen, damit endet die deutsche Postgeschichte in Meseritz


Zur Post im Königreich Preußen
Am 23. Dezember 1816 verfügte das Königlich-Preußische General-Postamt, ab 1. Januar 1817 mit der Auslieferung einheitlicher Briefaufgabestempel zu beginnen. Zunächst sollten sie nur auf Auslandsbriefen abgeschlagen werden.
Aber schon im Februar 1817 wird ergänzend angewiesen, nunmehr alle Briefe zu stempeln. In der Instruktion des General-Postamtes heißt es: alle Briefe sind mit Ort und Datum des Abganges zu bestempeln. Bei den erwähnten Stempeln handelt es sich um Zweizeilenstempel. Die erste Zeile gab Ausgabepostamt (Ort) und die zweite Zeile das Datum mit ausgeschriebenem Monat an.


Die Post im Norddeutschen Bund




Die Post im Deutschen Reich





Landpostdienst
Der Landpostdienst ist eine Einrichtung der Post zur Versorgung der Landbevölkerung mit postalischen Leistungen. Die Postsendungen erhalten Nebenstempel zur Kennzeichnung der aus dem Landbereich stammenden Briefsendungen. Bei den Nebenstempeln handelt es sich um Gummistempel, die neben dem eigentlichen Stempel des Leitpostamtes abgeschlagen sind.






Bentschen




Betsche

Stadt im Kr. Meseritz, erhielt 1405 das Stadtrecht verliehen.
Die Stadt liegt an der Bahnlinie Meseritz – Rokietnica.

  • 27.11.1849 Postexpedition/ Postamt eröffnet Posen
  • 1850 Postexpedition II (2. Klasse) OPD Posen auch Station für ordinäre Posten und Extraposten aus dem Ort
  • 1868 Postexpedition II und Station für alle Postfuhrwerke OPD Posen
  • 1.1.1876 Postamt III (3. Klasse) zur OPD Frankfurt/O.
  • 1923 Postamt III


Brätz

Stadt an der Faulen Obra im Kr. Meseritz, das Stadtrecht wurde ihr 1428 verliehen.

  • 1793 von Polen an Preußen (Kammerdepartement Posen) Postwärterei
  • 1807 zum Herzogtum Warschau
  • 1815 an Preußen zurück
  • 1817 Postwärterei / Postamt Meseritz
  • ab 1.7.1825 Postexpedition
  • 1850 Postexpedition II (2. Klasse) OPD Potsdam
  • ab 1.1.1876 Postamt III (3. Klass) OPD Frankfurt/O.
  • 1923 Postamt III


Tirschtiegel

Die Stadt an der Obra im Kr. Meseritz erhielt:

  • 1394 das Stadtrecht
  • 1810 erstes Postamt eröffnet, mit einem Beamten
  • 1893 wurde ein neues Postamt eingeweiht
  • 1908 Eröffnung der Eisenbahnlinie Bentschen- Birnbaum mit Bahnpostverbindung
  • 1920 durch die neue Grenzziehung (Versailler Vertrag) Postverkehr per Autobus nach Meseritz und Schwiebus

Quellennachweis:
– Die Geschichte der Posener Landkreise und kreisfreien Städte von Dr. Martin Sprungala
– Deutsche Vorphilatelie von Peter Feuser, Werner Münzberg
– Preußen (Postgeschichte und Postanstalten 1649 –1923) von Werner Münzberg
Kurbrandenburgische Post, Preußische Post, Norddeutsche Bundespost, Deutsche Reichspost
– Ansichtskarten von Meseritz, Kopien vom Kreismuseum Wewelburg,
– Historische Postroutenkarte von 1711, erschienen bei Eugene Henry Fricx in Brüssel
– Postalische Belege aus der Zeit zwischen 1817 und 1945 (Privatbesitz)