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Buchpräsentation im Meseritzer Museum Dr. Martin Sprungala Seit Jahren arbeitete der heutige Meseritzer Museumsdirektor Andrzej Kirmiel an einer Geschichte der Stadt Meseritz und ihres Umlandes. Der Heimatkreis Meseritz hat ihn bei seinem Vorhaben nach besten Kräften unterstützt, denn seine bisherigen Arbeiten bewiesen, daß er wissenschaftlich korrekt arbeitet und gute Werke abgeliefert hat. Aufmerksam geworden war der Vorstand auf den seinerzeit in Grünberg (Zielona Góra) tätigen Lehrer durch dessen Arbeit über Schwerin, wo er zuvor als Lehrer gearbeitet und sich mit der Geschichte dieser Stadt intensiv beschäftigt hatte. Seine Bemühungen resultierten in dem Buch „Skwierzyna miasto pogranicza: historia miasta do 1945“ (Schwerin Stadt an der Grenze: Geschichte der Stadt bis 1945), das 2004 in Bromberg (Bydgoszcz) erschien und 168 Seiten umfaßt (ISBN 83-918939-4-4). Eine weitere, kleine Arbeit hat A. Kirmiel im Jahr 2008 zum Abschluß gebracht mit der Geschichte der Familie v. Kalckreuth im westlichen Großpolen: Z dziejów rodziny von Kalckreuth w zachodniej Wielkopolsce (ISBN 978-83-928267-0- 5). Diese 20 Seiten umfassende Arbeit war auch für die örtlichen Schulen als Material für den heimatkundlichen Unterricht vorgesehen. Die Verbreitung der historisch korrekten Geschichte im heutigen Polen ist das, wofür wir Vertriebenen uns seit vielen Jahrzehnten einsetzen und in diesen Bereich sind auch die Aktivitäten von A. Kirmiel einzuordnen. Im Februar 2012 (siehe HGr. 200) wurde in Meseritz die Dauerausstellung „Deutsche und andere Bewohner von Meseritz“ eröffnet und der gleichnamige Ausstellungskatalog „Niemcy i inni mieszkancy Miêdzyrzecza“ (Miêdzyrzecz 2012, 135 S., ISBN 978-83-933003-1-0) von Andrzej Kirmiel, Lukasz Kêpski und Andrzej Pasniewski herausgegeben. Da war es nur logisch, diese Arbeit auch im publizistischen Bereich fortzusetzen. Dieses leider nur polnischsprachige Werk wurde Ende 2014 fertiggestellt, gedruckt und am 12.3.2015 im Museum in Meseritz präsentiert. In Polen ist es üblich, daß Bücher im Vorfeld von wissenschaftlichen Rezensenten besprochen werden. Für die deutsche Seite tat dies der ehemalige Direktor der Martin-Opitz-Bibliothek und anerkannte Fachmann für die Literatur der deutschpolnischen Geschichte, Dr. Wolfgang Kessler. In seiner Stellungnahme zum Buchmanuskript schrieb er u. a.: „In seiner für eine breitere Öffentlichkeit konzipierten Geschichte von Stadt und Region Miêdzyrzecz (Meseritz) bietet der Autor, Leiter des zuständigen Regionalmuseums, in hervorragender Weise eine Gesamtsicht der historischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen bis in die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Kirmiel hat sowohl die polnische als auch die deutsche Literatur einbezogen. „So bietet er Orientierungen an und schärft das Bewußtsein und die Verantwortung für das regionale kulturelle Erbe Kirmiel ordnet die regionale Geschichte in die historischen Kontexte Großpolens, Preußens sowie der deutsch-polnischen Beziehungen ein und behandelt die vor 1945 mehrheitlich deutsche, die polnische und die jüdische Bevölkerung ohne jede Voreingenommenheit historisch. Er zeigt, wie das Zusammenleben in diesem „kleinen Vaterland“ funktioniert hat, verschweigt aber auch nicht Konflikte und Fehlverhalten, sondern stellt sie abwägend und ausgewogen dar.“ Die ausführliche Rezension von Dr. Wolfgang Kessler fínden Sie hier. Der Rezensent resümiert, daß sich die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Museum in Miêdzyrzecz und dem Heimatkreis Meseritz positiv bemerkbar macht. Dieses Buch hilft, die Geschichte der Region Meseritz in ihren deutsch-polnischen Kontext richtig einzuordnen, indem es dazu beiträgt, Wissensdefizite und Vorurteile abzubauen. Aus diesem Grund empfahl er auch diese Arbeit „wärmstens“. Das Buch beginnt mit einer Klärung des Begriffs des Meseritzer Landes und stellt seine Geographie und Geologie im ersten Teil vor. Es folgen die historischen Epochen vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Kirmiel stellt die „Deutsche Ansiedlung im Mittelalter auf dem Gebiet der Meseritzer Kastellanei“ zusammen mit dem Wirken der Zisterzienser in Paradies und in Semmritz-Blesen vor. Thematisiert werden dabei auch die Nachbarstädte Schwerin, Betsche und Brätz im späteren Teil auch Tirschtiegel. Im Bereich Neuzeit folgen die historischen Epochen von der Reformation und Gegenreformation über die verschiedenen Aspekte des Lebens früherer Zeiten bis ins 20. Jh. Hierzu zählen neben den Bewohnern mit ihrer Geschichte sowohl die Kultur der hier lebenden Deutschen als auch die der Juden und Polen. Der letzte Abschnitt des Buches widmet sich dem „Meseritzer Land bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs“. Der Autor dieses Artikels erhielt die Einladung zur Buchpräsentation vom Buchautor persönlich und es ergab sich eine günstige Gelegenheit, daran teilzunehmen, da ich mich zeitgleich - in anderer Funktion - im schlesischen Glogau (Glogów) befand. Der Glogauer Heimatbund war am Vortag zu einem Empfang bei dem neu gewählten Stadtpräsidenten, gefolgt durch ein Gespräch mit der Glogauer Museumsleitung bzgl. einer Ausstellung zum Jahr 1945 eingeladen. Der anwesende Vorstand hatte dann beschlossen, an der Buchpräsentation teilzunehmen, um auf diese Weise auch an den Erfahrungen des Heimatkreises Meseritz im Bezug auf Kontakte zu Institutionen in Miêdzyrzecz zu partizipieren und Vergleiche ziehen zu können. Durch den Kreis Fraustadt und Wollstein ging es über Bentschen und Bauchwitz nach Meseritz. Die alte Burganlage beeindruckte die Mitreisenden. Im Museum trafen wir auf Andrzej Kirmiel, der überrascht war, uns zu sehen. Einige weitere Bekannte waren zugegen, so der ehemalige Ortsvorsteher von Nipter, Waclaw Nycz, und vom Verein POMOST der Mitarbeiter Maksymilian Frackowiak. Er teilte uns mit, daß Malgorzata Rosada-Czabañska krank sei und daher nicht habe kommen können. Um 13 Uhr begann die Buchpräsentation mit einem langen leider nur polnischen Vortrag des Buchautors. In seiner Einführung begrüsste Kirmiel explizit auch die Vertreter des Glogauer Heimatkreises. Es war eine sehr würdige Veranstaltung in dem repräsentativen Saal, in dem 2012 bereits die Dauerausstellung eingeweiht worden war. Von den Wänden schauten uns die ehemaligen polnischen und deutschen Bewohner des Kreises Meseritz aus den Sargporträtbildern an und gaben der Veranstaltung einen authentischen Rahmen. Die große Zahl der gezeigten Bilder aus dem Bestand des Museums, die zum Großteil auch das vorgestellte Buch zieren, machte den Vortrag auch für uns nicht-polnischsprachige Zuhörer interessant. Nach dem Vortrag Kirmiels folgten lobende Worte der Vertreter der kulturellen und politischen Institutionen auf den Autor, dem mit einer Vielzahl an Blumensträußen und Lobreden gedankt wurde. In seiner zurückhaltenden Art blieb nun A. Kirmiel nichts anderes übrig, als zum kleinen Imbiß und zu Gesprächen einzuladen. Er selbst war lange Zeit mit dem Signieren des Buches beschäftigt. Auch aus dem Haus Brandenburg in Fürstenwalde waren zwei Vertreter anwesend, mit denen wir einige Worte wechselten. Für uns „Glogauer“ öffnete er sogar extra die Dauerausstellung, so daß wir uns diese auch noch ansehen und ein Bild machen konnten. Das eindeutige Urteil meiner Mitreisenden war, daß es eine exzellente Ausstellung ist, eine würdige Veranstaltung war und wir froh sind, wenn uns so etwas in Glogów auch gelingt. |