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Propst Roenspieß in Kutschkau Text: Dr. Martin Sprungala
Der Propst Adalbert Roenspiess (1870-1929) ist ein typischer Vertreter der deutschen Katholiken aus dem Posener Land. Geboren wurde er am 15.11.1870. Nach dem Schulbesuch wählte er die Ausbildung zum Priester am Seminar in Posen und Gnesen.
Er hatte Glück, denn als er das notwendige
Alter erreicht hatte, war der Kirchenkampf gerade
beendet worden. Am 23.6.1895 wurde er zum Priester
geweiht und nach seiner weiteren Ausbildung
als Vikar erhielt er 1898 seine erste eigene Pfarrstelle
an der Kreuzkirche in der Posener Kreisstadt
Kosten (Koscian), die er vier Jahre inne hatte.
Im Jahr 1902 versetzte man ihn nach Altkloster
(Kaszczor) im Kreis Bomst, dessen Kirche
einst eine Gründung der Zisterzienser von Priment
(Przemêt) war. Seit ihrer Besiedlung im Mittelalter
lebten hier Deutsche und die Priester waren hier
bis 1945 ebenfalls deutschsprachig.
Sein Amtsvorgänger, der Pole Teofil v. Krzesiñski (1861-1916) war als Militärpfarrer in die schlesische Garnison Glogau gegangen und schied damit aus dem Erzbistum Posen-Gnesen aus. Er starb 1916 als Militärpfarrer in Magdeburg. Sein Lebensweg zeigt, daß er nicht nur deutschsprachig war, sondern auch dem Deutschtum freundlich gesonnen war, denn sonst wäre er niemals deutscher Militärpfarrer geworden.
Auch an ihn existierten in Altkloster noch
schwache Erinnerungen, u.a. Fotos von ihm mit einer
ordengeschmückten Brust im Talar.
Auch an seinen Nachfolger konnte man sich
noch gut erinnern, da sein Weggang aus Altkloster
besonders spektakulär war. Die Pfarrer der einzelnen
Dörfer pflegten durchaus engere Kontakte. So
besuchten sich die Pröpste von Altkloster und
Schussenze regelmäßig, denn sie waren leidenschaftliche
Kartenspieler.
Im Jahr 1910 trafen sich der Schussenzer
Adalbert Reiche (1867-1936, seit 1904) und sein
Amtsbruder aus Altkloster (Kaszczor), Adalbert
Roenspieß, zu einem Spiel im Pfarrhaus in
Schussenze. Beide waren respektable und angesehene
Männer. Reiche hatte gerade mit dem Neubau
der Kirche begonnen und war Mitglied in vielen
Genossenschaften, deren Initiative oft von ihm
ausging.
Auch Roenspieß zählte zu den Honoratioren.
Im Jahr 1908 war er als Kandidat des Zentrums
und der Polenpartei bei der Reichstagsersatzwahl
im Posener Wahlkreis Meseritz Bomst angetreten,
hatte sich aber gegen die dominierende
Deutschnationale Volkspartei nicht durchsetzen
können.
Beide Männer genossen nicht nur das Kartenspiel,
sondern rauchten gerne dabei ein
Pfeifchen und tranken einen guten Wein. An diesem
Abend im Herbst 1910 verlor Roenspieß, worüber
sich der leidenschaftliche Spieler sehr ärgerte.
Er warf dem Amtsbruder vor zu schummeln, doch
der wollte es nicht auf sich sitzen lassen beim Spiel
zu betrügen. Ein Wort gab das andere und
Roenspieß verpaßte dem Amtsbruder eine Backpfeife.
Im Streit gingen sie auseinander.
Reiche ließ den Vorfall nicht auf sich sitzen
und beklagte sich beim Erzbischof über seinen
Amtsbruder. Binnen drei Tagen reagierte das Domkapitel
und Roenspieß wurde am 22.10.1910 nach
Kutschkau (Chociszewo, Kr. Meseritz) strafversetzt.
Statt seiner kam der Pfarrer Stanislaus Paradowski
aus Schönlanke (Trzcianka, Kr. Czarnikau) nach
Altkloster, über den man bis heute eine Vielzahl von
Anekdoten erzählt.
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