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Reise in die Vergangenheit
Ännchen Paech (2009), Text und Fotos
Ein ganzes Jahrzehnt mußte vergehen, bis ein Bericht über einen Besuch in Hochwalde/ Wysoka die Redaktion in Troisdorf erreichte. Insbesondere Heimatfreunde aus Hochwalde werden sich auf die Reise in ihren Heimatort mitgenommen fühlen, wenn sie diesen beseelten, detailreichen Beitrag lesen, der im Jahre 2009 entstanden war. Vielleicht animiert er auch die junge Generation, sich einmal auf die Gastfreundschaft der heutigen Bewohner von Hochwalde einzulassen. Die Redaktion
Vom 16.5. bis 19.5.2009
Weihnachten 2008 kam die Idee von unserer Tochter
Katrin, in die ehemalige Heimat von Vater
Manfred Paech, geb. 1942 in Meseritz, zu reisen.
Ich übernahm die Planung. Schon im Februar,
also 1/4 Jahr vorher, besorgte ich günstige Fahrkarten
bei der Bahn, denn wir reisten von
Friedberg/Hessen und München an. Treff: Frankfurt/
Oder.
Durch Manfreds Cousin Hubert Binder bekamen
wir die Telefonnummer von Angelika
Golisch, die wußte, wo man übernachten kann. Aus
einem wurden mehrere Telefongespräche, die sehr
erfrischend und begeisternd waren. So war alles
gut vorbereitet: Fahrt, Mietauto, Unterkunft im Hotel
Keszyca Lesna (Regenwurmlager).
Zwei Tage vor unserer Reise kam ich von
der Arbeit und wurde mit den Worten „Ich habe
eine Überraschung“ begrüsst. Die drei Schwestern
Angelika, Maria und Magdalena Golisch kommen
auch nach Hochwalde. Sie holen uns am
Sonntag zwischen 10 und 11 Uhr im Hotel ab.
Durch das Buch von Prof. Dr. Leonhard Hoffmann
gut vorbereitet, wußten wir, wie wir fahren
mußten. Ohne Passkontrolle oder sonstige Kontrollen
fuhren wir nach Polen. Wir wechselten Euro
gegen Zlotys und fuhren ca. 100 km.
Auf der Fahrt wurden wir mehrfach angeblinkt,
bis wir merkten: mit Licht fahren ist Pflicht.
Die E30 ist 2spurig, aber rechts sind gestrichelte
Linien, so daß man den Fahrbahnrand auch befahren
darf. So war das Überholen der vielen
LKWs, die weit rechts fuhren, leicht. Ungewöhnlich
für uns, aber recht praktisch. Das Hotel ist an der E65 ausgeschildert, so daß wir es leicht fanden, ein freundliches Hotel mit westlichem Standard. Bei einem kleinen Spaziergang durch die Straße treffen wir auf ein riesiges Soldatenmonument für uns sehr befremdlich. Am Straßenrand eine Tafel, auf der die Rad- und Wanderwege der Umgebung eingezeichnet sind. Von großen Bäumen umgeben stehen viele große Häuser, teilweise bewohnt. Rundum ist alles gärtnerisch schön angelegt.
Gelesen haben wir, daß bis 1995 russische Soldaten hier waren. Nun soll die Gegend touristisch erschlossen werden: Natur pur, Seen, Wälder, Ruhe und Beschaulichkeit kann man hier finden. Abends haben wir gut im Hotel gegessen, ein wenig Deutsch sprechen sie dort auch
Sonntag, 17. Mai 2009
Am nächsten Morgen nutzten wir die verschwiegenen
Ecken im Garten und warteten in der Sonne.
Angelika, Maria und Magdalena Golisch hatten
für diesen Tag ein Taxi gemietet, um den Tag
mit uns Fremden zu verbringen. Unglaublich!
Unsere Begrüssung sehr herzlich. Ich hatte
das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen.
Das „Du“ kam uns schnell über die Lippen.
Zusammen fuhren wir nun nach Hochwalde.
Die Fahrt ging durch Kalau/Kalawa und dort
hielten wir beim heutigen Museum, dem Ostwall,
an. Die nächsten 2km bis zum Dorf schauten wir
ganz bewußt rechts und links die Landschaft an.
Mit großer Erwartung kamen wir an dem Schild
Wysoka vorbei, nun waren wir in Hochwalde.
Beim Haus Nr. 28, ehemaliges Golisch-
Haus, wurden wir schon von Familie Gmurek erwartet.
Als wir ausstiegen war Manfred von den
Gefühlen überwältigt, ihm kamen erst einmal die
Tränen. Der Tisch war schon gedeckt, wir wurden
alle zum Essen eingeladen.
Die alte Dame, die mit 16 Jahren hierher kam,
setzte sich mit an den Tisch. Mehr Platz war auch
nicht. Annas schwer behinderte Tochter Anuschka
wurde hereingeführt, um uns zu begrüssen. Sie war
fein zurechtgemacht mit langen schwarzen Zöpfen
und strahlte uns alle an. Man sah ihr an, daß
heute ein besonderer Tag war.
Anuschka wurde im gleichen Jahr geboren,
in dem ihr 10jähriger Bruder im See ertrunken ist.
Anna zeigte uns Bilder vom toten Sohn und der
Beerdigung.
Wir wurden köstlich bewirtet mit Suppe, zwei
Fleischsorten, Kartoffelklöße, Salat und zum
Schluß wunderbaren Kuchen und Kaffee. Gern
hätte ich das Rezept davon gehabt, aber alle sprachen
nur Polnisch. Drei Generationen leben in dem
Haus: Theresa, 2. Tochter von Anna und ihre 2 Kinder:
Ewa und Leszek mit Frau. Sie bedienten uns
oder saßen hinter uns und schauten zu, wie wir
aßen.
Es hat sich in diesem Haus und Hof nichts
verändert. Ich fragte: „Habt ihr damals etwas vergraben“,
so wie ich das schon gehört hatte.
Vater Golisch hatte einen großen Motor von
einer Maschine unter Feuerholz versteckt. Als Familie
Gmurek ihn entdeckten haben sie sich sehr
gefreut, denn sie konnten ihn gut gebrauchen.
Angelika, Maria und Magdalena waren schon
mehrmals in Hochwalde. Das erste Mal meinten
sie: sehr abenteuerlich im Jahre 1972. Im Laufe
der Jahre hat sich eine Freundschaft mit der Familie
Gmurek entwickelt.
Nach dem Essen ging es durch Hof und Stallungen
die Treppe hinunter zum See. Magdalena
meinte: unten am Hang hatte unser Vater Kartoffeln
gepflanzt. Jetzt leben Hühner hier. Ein Boot
liegt am Steg, auf dem eine weiße Bank steht. Ein
schöner Anblick, nichts als Wasser und Natur.
Leszek fährt zweimal im Jahr nach Deutschland
zum Hopfen pflanzen, binden und ernten. So
spricht er ein wenig Deutsch. Wir erfahren, daß
man um den See herumgehen kann. Dann ziehen
wir, die 3 Schwestern, Katrin, Manfred und ich,
begleitet von Leszek mit der Aufzeichnung des
Dorfes aus dem Buch von L. Hoffmann durchs
Dorf. Ich hatte mir einige Seiten daraus fotokopiert.
Anhand des Planes konnten wir alle Häuser den
ehemaligen Bewohnern zuordnen.
Zunächst kommen wir zum Haus Nr. 38,
Familie Engler. Ein schönes Haus, Tür und Fenster
besonders gefaßt. Vor Haus Nr. 20 sprach uns
ein Mann auf Deutsch an und erzählte, daß er aus
Berlin kommt, eine polnische Frau und zwei Kinder
habe, in Polen einen Holzhandel führt und das
Anwesen gekauft habe.
Ein zweiter Mann kam dazu, ein Pole, der in
Köln wohnt. Er hat vor 13 Jahren Haus Nr. 22 (ehemalig
Jeschner) gekauft. Die alte Dame in dem
Haus hat lebenslanges Wohnrecht, so ist das Haus
bewohnt, wenn er nicht da ist. Wir sollten unbedingt
mit ins Haus kommen. Die Möbel sind mit Tüchern abgedeckt. Er möchte alles so lassen wie
es ist: die Dielen am Boden, die Türen, den großen
Herd in der Küche.
Zum Feuerlöschen hat er auf dem Hof einen
Kasten mit allem Zubehör aufgestellt. Wir verabreden
uns mit ihm, denn Maria und Magdalena wollten
gern mal mit einem Boot auf dem See fahren.
Er würde alles vorbereiten. Nachher könnten wir
kommen.
Leszek war so nett und hat gegenüber im
Haus Nr. 41 angefragt, ob wir uns mal das Anwesen
meiner Schwiegereltern, also das Haus aus
dem mein Mann stammt, anschauen dürfen. Ein
blühender Kastanienbaum, darunter eine Bank
steht vor dem großen Tor. Auf dem Hof vor dem
Haus wurden wir von der Familie mit 3 Generationen
begrüsst. Die Jüngste, ca. 15 Jahre alt, sprach
deutsch. Sie lernt es in der Schule. So konnten wir
uns verständigen.
Mit ihr und ihrer Mutter gingen wir über den großen Hof nach hinten in den Garten. Er wird von der Oma bearbeitet und gepflegt. Magdalena gefällt besonders der gefüllte Klatschmohn. Am liebsten hätten wir Samen davon mitgenommen, aber er ist noch nicht reif. Eine schöne Idylle: der Blick von hier oben auf den See. Wir fragen, ob wir ein paar Fotos machen dürfen. Danach durften wir auch das Haus betreten.
Wir wurden in die Küche geführt. Da steht noch
der große Herd, für mich riesig, auf dem meine
Schwiegermutter Elisabeth Paech gekocht hat. Da
kamen mir die Tränen vor Rührung. Die alte Dame
des Hauses hatte die gleiche Statur wie meine
Schwiegermutter, ein wenig rundlich.
Über der Haustür sehe ich das christliche
Zeichen der Sternsinger, das sie am 6. Januar
schreiben. Es soll das Haus segnen. Das hätte
meine Schwiegermutter besonders gefreut, denn
diesen Brauch pflegte sie. Sie starb 1999 im Alter
von 86 Jahren, ihr Mann August starb 1978 im Alter
von 77 Jahren. Wir bedankten uns für die
Freundlichkeit, verabschiedeten uns und zogen
weiter.
Vor Haus Nr. 44 versuchte Maria Herrn Hoffmann
per Handy zu erreichen. Auf den Anrufbeantworter
berichtete sie kurz, daß wir vor „seinem“
Haus stehen. Im Haus Nr. 45 hat ein junges polnisches
Ehepaar ein Gasthaus eingerichtet mit
Übernachtungsmöglichkeit, sehr zu empfehlen!
Sollten wir noch einmal hierher kommen, würden
wir dort logieren.
Ein Storchenpaar begrüsste uns mit Geklapper vom Nest herunter. Eine Kamera ist so installiert, daß man das Storchenleben im Internet beobachten kann. Für alle Interessenten:
Pension auf der Halbinsel
Waldemar Saj
Wysoka 45, PL 66-300 Miedzyrzesz
Tel.: 0048 506 176 466
waldek@gosciniecwysoka.pl
www. gosciniecwysoka.pl
Selten habe ich einen so liebevoll gestalteten Hof
gesehen: überdachte Sitzflächen draußen mit Grill,
kleines Backhaus und einen Räucherofen. Alles
stilvoll mit alten Dingen dekoriert, dort kann man
wohnen, speisen, reiten, mit dem Boote über den
See rudern in wunderbarer Natur.
Weiter ging es zum Haus Nr. 53. Dort lebte
die Oma mütterlicherseits von Manfred mit ihren
drei Enkeln bis zur Vertreibung 1945. Der Vater war
im Krieg und die Mütter im Arbeitslager. So mußte
die arme Frau mit den Dreien die Heimat verlassen.
Auf der Flucht ist sie in einem Viehwagen gestorben.
Die Kinder kamen in ein Kinderheim bei
Berlin. Manfred, der damals drei Jahre alt war,
kann sich natürlich nicht mehr daran erinnern.
Leszek hat einen Schlüssel für die Kirche
geholt. Papst Johannes sehen wir auf einem Bild,
das Taufbecken, an dem mein Mann sicher getauft
wurde, steht in einer Ecke. Ein wenig halten wir
alle Stille und gehen in uns mit dem bis jetzt gemeinsam
Erlebten. Katrin bitten wir, uns von der
Empore ein Lied von ihrem Gospelchor zu singen.
Es geht uns sehr zu Herzen. Auf dem Friedhof geht
Leszek mit uns zum Grab seines Vaters und dem
Onkel. Der 1967 mit 10 Jahren im See ertrunken
ist.
Nun geht es zum Haus Nr. 5. Die unverheiratete
Annchen Paech wohnte hier und hatte die
Post unter sich. Es war mir nicht bekannt, daß ich
genauso heiße wie Manfreds Tante hieß und sich
auch genau so schrieb, denn der Name Annchen
ist schon sehr selten. Meine Schwiegereltern sprachen
wenig über die vergangene Zeit.
Nun ging es zurück. Das Haus 17 oder 18
ist abgerissen worden. Nun steht dort ein großes
aufwendiges Haus, in dem die Polin Theresa mit
ihrem Mann wohnt. Ihre Kinder sind in Deutschland
geboren und studieren auch dort. Das alte
Haus wollte sie erhalten, aber die Backsteine waren
teilweise schon so brüchig, so daß es sich nicht
lohnte.
Auf dem Hof Nr. 22 wartete ein Ruderboot
auf uns. Zwei Männer trugen es durch den Garten
den Hang hinunter zum Anlegesteg. Voller Erwartungen
folgten wir. Maria und Magdalena bekamen
Rettungswesten und ich wurde auserkoren, die
Zwei zu rudern, denn ich bin am See groß geworden
und so war es wunderbar, mal wieder Boot zu
fahren.
Das Wetter war wunderbar, die Sonne schien und wir hatten einen großen Spaß miteinander, so gemächlich über das Wasser zu gleiten. Wir fuhren so weit rechts, bis wir ganz allein waren und uns keiner mehr sah. Ich denke, auch für die Zwei war es ein schönes Erlebnis.
Nun bummelten wir bis ans Ende der Straße.
Dabei wurde viel von früheren Begebenheiten
erzählt. Aus Haus Nr. 36 kam eine Polin, sie sprach
deutsch und freute sich, Magdalena und Maria zu
sehen. Sie kennen sich von früheren Besuchen in
Hochwalde. Wir sollten mit ihr zum Haus Nr. 32
gehen. Ihr Mann, ein Deutscher, genoss die Sonne
in der Hängematte. Das Ehepaar besitzt mehrere
Blockhäuser auf ihrem Grundstück, die sie
an Gäste vermietet. Angelika hatte sich schon
zurückgezogen, der Tag war ja auch recht anstrengend.
Die Zeit drängte, denn Familie Gmurek wartete
schon mit dem Abendessen, mit Würstchen,
Salate, Tee und Saft auf uns. Es gab noch mehrere
Fotos vor der Haustür, die drei Schwestern hatten
noch Geschenke für Anna, sie wird demnächst
80 Jahre alt.
Eine herzliche Verabschiedung von allen und
von uns ein besonderen Dank für die nette Einladung,
die der Familie sicher große Anstrengung,
Arbeit und Mühe gekostet hat. Wir konnten es nur durch Gesten kundtun. Ein letzter Stopp mit dem
Auto vor der Kirche. Es wurde noch eine Blumenschale
an den Gedenkstein der ehemaligen Bewohner
des Dorfes Hochwalde hingestellt, die aus
Aken/Elbe mitgebracht worden war.
Ein sehr zu Herzen gehender Tag, den wir
so schnell nicht vergessen werden. Besonderen
Dank an Angelika, Maria und Magdalena Golisch,
wir haben sie alle drei ins Herz geschlossen. Ohne
sie wären wir wohl nur durch das Dorf gewandelt
und wieder abgefahren.
Montag, d. 18.Mai 2009
Nun waren sie weg. Eine kleine Leere war da. Was
unternehmen wir noch? Wir fuhren nach Meseritz/
Miedzyrzecz (für mich unaussprechlich), Manfreds
Geburtsort. Vor der Kirche neben dem Rathaus
parkten wir. In den Akten im Rathaus müsste die
Geburtsurkunde zu finden sein.
Der Gottesdienst war gerade zu Ende, viele,
gut gekleidete, junge und alte Menschen strömten
aus der Kirche. Einen kleinen Blick in die Kirche
nutzten wir noch, ehe sie geschlossen wurde.
Eis schleckend bummelten wir zu einem Fluß und
genossen auf einer Bank die Abendsonne. Müde,
auch von den Aufregungen des Tages, kehrten wir
ins Hotel zurück.
Wunderbares Frühstück und noch ein Tag in
Hochwalde erwartete uns am nächsten Morgen.
Auf dem Weg dorthin machten wir wieder beim Ostwall-
Museum Halt. Polnische Schulen kamen mit
dem Bus angereist. Mit ihnen konnten wir an einer
Führung teilnehmen. Mit einem Kopfhörer konnten
wir allem folgen, was erzählt wurde: von Panzersperren
50km lang, heut noch erhalten. An dieser
Stelle wären die russischen Panzer ohne Gegenwehr
herübergerollt.
Weiter ging es am Feldrand entlang, einen
kleinen Hügel hinunter. Durch eine schwere Eisentür
stiegen wir in das Bunkersystem. An eingerichteten
Wachstuben, Kommandantenraum und
Schlafstätten vorbei ging es mindestens 50 oder
mehr Stufen hinab. Unten stand eine Draisine, mit
der die Schüler alle einmal fahren durften. Eine lange
Ewigkeit gingen wir durch absolut dunkle Gänge.
Die Schüler hatten alle Taschenlampen, wir
nicht und so mußten wir uns sputen, ihnen zu folgen.
Genauso viele Stufen ging es wieder ans Tageslicht.
Sehr getarnt ist dieser Ausstieg, als ob
man aus einer Höhle steigt, rundum natürliches
Gestein, alles von Hecken umgeben. Einen weiten
Weg legten wir bis zum Ausgangspunkt zurück.
Dieser Ostwall ist von einheimischen Baufirmen
1936 errichtet worden. Dafür wurden per
Losentscheid ein paar Landwirte enteignet und so
ihre Existenz zerstört. 10.000 Soldaten wurden für
diese Anlage ausgebildet, im Krieg wurden sie aber
an die Front geschickt. Als die Russen kamen
wurde der Ostwall kampflos überrollt. In der Winterzeit
gibt es keine Führungen, denn dann gehört
das Tunnelsystem den Fledermäusen zum Überwintern.
Das ist eine gute Sache.
Nun fuhren wir die kurze Strecke nach Hochwalde,
denn wir wollten unbedingt um den See laufen.
Vom Sportplatz aus fanden wir gleich den
schmalen Pfad. Langsam schlendernd folgten wir
ihm, die Ruhe und Beschaulichkeit wirkte vom See
und der Umgebung. Mal betreten wir einen Steg,
mal genießen wir alles in der Sonne auf einer Bank.
Etwa auf Höhe des Dorfendes überfällt Katrin
und Manfred die Müdigkeit. Zwei Bänke müssen
für den Mittagschlaf herhalten. Eine größere Fläche
des Hanges ist nur Sand, mit dem habe ich
eine leere Wasserflasche gefüllt. Das ist schon
immer ein Mitbringsel von unseren Reisen. Zu
Hause haben wir ihn in eine besondere Flasche
gefüllt und die steht nun im Wohnzimmer mit den
anderen.
Nach einem kleinen Picknick ging es weiter
an verwilderten und gepflegten Gärten vorbei. Ein
heftiger Regenschauer hatte uns erwischt, aber
das Auto stand nicht weit entfernt. Inzwischen war
es 15 Uhr geworden. Ob wir wohl im Gasthaus bei
Familie Saj etwas zu essen bekommen? Eine leise
Anfrage. Aber ja, sicher.
Ein wenig deutsch spricht die Wirtin, besser
englisch, da ist Katrin perfekt. Die Sonne kam
schon wieder hervor und so war unser Wunsch,
draußen zu sitzen mit Blick auf den See. Schöne
Sets kamen auf den Tisch. „Möchten Sie etwas
trinken, ein alkoholfreies Getränk aus dem Garten?“
Da waren wir gespannt. Die junge Wirtin ging
in ihren Kräutergarten und zupfte viele Blätter Pfefferminze.
Mit einem Krug voll herrlich schmeckenden
Pfefferminzsaft kam sie wieder aus der Küche.
Die Blätter hatte sie wohl püriert, Zitrone und
Zucker dazu und mit Wasser aufgefüllt, denke ich.
Dann brachte sie uns eine Suppenterrine voll
Suppe, an der wir uns bedienen konnten. Als
nächstes kamen auf mit Liebstöckel dekorierten
Tellern Lende mit Pilzen und Kartoffeln, toll schmeckendes
Süss-saures, verschieden eingelegte
Gurken und eine große Schüssel Salat, von dem
wir nichts übrig ließen. Zum Abschluß gab es noch
Schokoladenkuchen mit Früchten darin und Kaffee.
Das war ein ganz besonderes Festmenü. Wir
haben uns wie Gäste des Hauses gefühlt.
Wir liehen uns das Ruderboot aus und genossen
die Stille, den Anblick des Dorfes vom
Wasser aus und unsere Bootspartie einmal rund
herum. Das Ehepaar des Gasthauses verabschiedete
uns per Handschlag, eine sehr nette Geste.
Mit einem Gang durch das heute 200 Einwohner
zählende Dorf verabschiedeten wir uns
von dem Ort Hochwalde, aus dem mein Mann
stammt. Sehr früh am nächsten Morgen fuhren wir
zurück nach Frankfurt/Oder. Das Auto abgeben,
dann noch gemeinsam im Bahnhof gefrühstückt
und Manfred zum Zug nach Hause gebracht.
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