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NACHRUF
Zum Gedenken an Pastor Dr. Johannes Launhardt:
geboren am 8. September 1929 - verstorben am 31. Juli 2019
Mit tiefer Betroffenheit haben
wir vom Tod unseres Freundes
und langjährigen Mitglieds der
vereinigten Heimatkreise
Meseritz/Birnbaum erfahren,
der kurz vor Vollendung seines
90. Lebensjahres aus dem
Diesseits abberufen worden
ist.
Mit ihm ist ein Heimatfreund
von uns gegangen, der zwar
einen großen Teil seines Lebens
in fernen Ländern verbrachte,
dabei aber nie die Liebe
zu seiner Heimat verlor.
Johannes Launhardt wurde in
Birnbaum/Miedzychód geboren
und besuchte bis 1939 die
dortige Deutsche Privatschule.
Anschließend ging er bis 1944
zur Volks- und Mittelschule, um
danach eine kaufmännische
Lehre aufzunehmen. Noch
zum sog. „Osteinsatz“ eingezogen
endete seine Flucht in
Pritzwalk in der Ostprignitz. Im
Dezember 1945 zog die Familie
weiter westwärts und ließ
sich schließlich in Lübeck nieder, wo er 1948 an
einer Oberschule seinen Abschluss machte.
Nach Diakonischem Dienst, Theologiestudium
in Bethel, in Hermannsburg und
Birmingham/England schloß er 1956 seine akademische
Ausbildung in Hamburg ab und heiratete
noch im gleichen Jahr.
Gemeinsam mit seiner Frau Christa reiste
Johannes Launhardt 2 Wochen nach seiner Hochzeit
nach Äthiopien aus, wo auch seine 3 Töchter
geboren wurden, und übernahm hier im Dienst der
Evangelischen Kirche die unterschiedlichsten seelsorgerischen,
aber auch lehrenden Aufgaben und
Funktionen. 1976 zwangen politische Unruhen und
Bürgerkrieg zur Rückkehr nach Deutschland.
1984 kehrte er, wiederum begleitet von seiner
Frau, in das noch immer vom Bürgerkrieg beherrschte
Land zurück, blieb dort weitere 7 Jahre
und übte seinen von christlicher Nächstenliebe
beseelten Dienst an den Menschen aus. Er wurde
bereits 1975 mit dem Bundesverdienstkreuz am
Zum Gedenken an Pastor Dr. Johannes Launhardt
Bande für sein soziales Engagement in Äthiopien
ausgezeichnet und erhielt 1991 das Bundesverdienstkreuz
1. Klasse für
sein Engagement in der
Hungerhilfe und seiner Unterstützung
politischer Flüchtlinge.
Der für 1992 in Hermannsburg
geplante Ruhestand war
nur von kurzer Dauer, denn
schon im Folgejahr erreichte
ihn ein Ruf aus der untergegangenen
Sowjetunion, dem
der Verstorbene folgte und
ehrenamtlich den pastoralen
Dienst in Baschkirien am Ural
aufnahm. Von 1994 bis 1997
war er als Propst von Moskau
und Zentralrussland tätig. Als
letzte Station seines beruflichen
Wirkens in Russland
folgte 2006 die Berufung in
das Amt des Bischofs der
evangelisch-lutherischen Kirche
im Südkaukasus mit
Georgien, Aserbaidschan
und Abchasien, das er bis
2008 ausübte.
Neben seinem christlichsozialen
Engagement hatte
sich Johannes Launhardt
auch der wissenschaftlichen Arbeit verschrieben,
mehrere Bücher veröffentlicht und 2004 an der
Universität Hamburg im Fachbereich Orientalistik
zum Dr. phil. promoviert.
Noch während seines Aufenthaltes im Ausland
brachte er sich engagiert in die Arbeit der vereinigten
Heimatkreise Meseritz/Birnbaum ein und
hat seit 2002 an zahlreichen Orten unserer Heimatregion
in Andachten und ökumenischen Gottesdiensten
anläßlich der Einweihung von Gedenkstätten
die ev. Kirche vertreten. Dabei fand er stets
klare Worte für die unmenschlichen Verbrechen,
die von Deutschen und Polen gegenseitig begangen
wurden. In gleicher Deutlichkeit forderte er
jedoch auch immer wieder zur Versöhnung beider
Völker auf. Für seine Friedensarbeit zeichnete ihn
die Landmannschaft Weichsel-Warthe im Jahre
2014 mit dem Bundeskulturpreis aus.
Auch wenn ihm das Reisen in den letzten
Jahren schwerer gefallen sein mag, hat er sich
doch nie der Bitte um Hilfe, um geistlichen Beistand,
um Anwesenheit der ev. Kirche und „Flagge
zeigen“ bei besonderen Anlässen in unserer
Heimatregion versagt. Für den HKr Meseritz und
die HKG Birnbaum war er im Juni vergangenen
Jahres ein letztes Mal tätig, als er gemeinsam mit
seinem katholischen Amtsbruder in Trzciel/Tirschtiegel
einen ökumenischen Gottesdienst leitete und
anschließend an der Gedenkstätte auf dem ehemaligen
ev. Friedhof, die er selbst 2002 eingeweiht
hatte, das nach seiner Zerstörung restaurierte
Kruzifix neu weihte.
Johannes Launhardt hat sich mit seiner ganzen
Kraft für Frieden und Verständigung eingesetzt,
wobei ihm der Ausgleich zwischen Polen und Deutschen
stets ein besonderes Anliegen war. Dafür
ist ihm der HKr Meseritz/Birnbaum für alle Zeit
zutiefst dankbar, und nur allmählich wird klar, was
für eine große Lücke er tatsächlich in unserer
Gemeinschaft zurücklässt.
Wir trauern aufrichtig mit seiner Familie um
den Verlust eines Freundes, dessen unerschütterliches
Vertrauen auf Gott, seine Aufrichtigkeit wie
auch seine Hilfsbereitschaft und die ihm eigene
Bescheidenheit in jeder Hinsicht vorbildlich waren.
Mögen ihm die Verheißungen der Schrift, an die
er mit fester Zuversicht glaubte, zuteilwerden.
Albrecht Fischer von Mollard
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