Ausstellungseröffnung im Museum Meseritz
Fotos und Text: Dirk Schwenke


Am 18.01.2020 wurde in Meseritz/Miedzyrzecz die Ausstellung. „Im Fluss der Zeit - Jüdisches Leben an der Oder“ eröffnet. Mich hatte Herr Fischer von Mollard auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Oh, dachte ich mir, das klingt sehr interessant, da muss ich hin. Nun steht bei mir ja immer das Problem der Mobilität im Raum. Ich, der begeisterte Eisenbahnfahrer, habe keine Lizenz zum Autofahren. Ja, solche Menschen gibt es wirklich noch. Egal, die Bahnfahrt geplant und das Hotel gebucht. Nun am Samstag recht früh mit dem Eurocity von Berlin Ostbahnhof nach Neu Bentschen/ Zbaszynek gefahren und von dort dann weiter nach Meseritz. Ging ganz gut, und in circa 4 Stunden war ich dann vor Ort.

Ab zum Hotel Willa Starosti. Ein schöner alter Bau, sehr gut renoviert. Kann ich als Unterkunft empfehlen. Dann mal schnell etwas fein gemacht. Bis zum Museum war es ja nicht allzu weit. Circa 10 Minuten, dann war ich vor Ort.
Ich hatte zur Veranstaltung meinen guten Freund Mirek mitgenommen. Er ist in Meseritz geboren und interessiert sich sehr für die Vergangenheit der Stadt. Im Museum waren die Plätze schon gut gefüllt, so daß wir schon Angst hatten, keinen Platz mehr zu bekommen. Der Direktor des Museums in Meseritz, Herr Andrzej Kirmiel, dem ich die Grüsse vom Heimatgruß überbrachte, hatte aber einen Platz für mich reserviert. Mein Freund Mirek fand dann auch noch Platz. Herr Kirmiel stellte zu Beginn die Teilnehmer der Veranstaltung vor.



Am 18.01.2020 wurde in Meseritz/Miedzyrzecz die Ausstellung. „Im Fluss der Zeit - Jüdisches Leben an der Oder“ eröffnet
Frau Magdalena Gebal und Frau Magdalena Abraham Diefenbach, beide Kuratorinnen der Ausstellung, Herr Prof. Gil Hüttenmeister, Mitglieder der Aktion Sühnezeichen, Frau Alicia Skorwonska, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Sorau/Zary. Als musikalischer Gast war Frau Aleksandra Idoswka aus Posen angereist. Da nicht alle deutschen Gäste der polnischen Sprache mächtig waren, fungierte Frau Ewa Ochwiejewicz für uns als Dolmetscherin. Vielen Dank dafür an sie. Auch ich hätte, wenn überhaupt, nur 30 % verstanden.

Die Eröffnung der Ausstellung begann dann mit einem Vortrag von Herrn Kirmiel über die Geschichte der jüdischen Gemeinden im ehemaligen Brandenburg, sowie Pommern und Niederschlesien. Dazu wurden auch alte Fotos von Friedhöfen und Synagogen gezeigt. Vieles davon ist heute nicht mehr vorhanden oder nur noch schwer zu erkennen. Als Beispiel sei die Synagoge in Meseritz genannt. Sie existiert zwar noch als Bau, der jedoch heute einen Chinamarkt beherbergt.
Nicht alles wurde in der Zeit zwischen 1933-45 zerstört. Auch gab es nach dem Krieg in der Volksrepublik Polen ein Gesetz, das es möglich machte, jüdische Friedhöfe zu beseitigen, wenn es triftige Gründe und eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit dafür gab. Es betraf wohl in ganz Polen circa 900 Objekte, darunter auch viele Friedhöfe. Der in Meseritz musste einem Kieswerk weichen. Die Grabsteine wurden als Unterbau für eine Straße verwendet.

Am 18.01.2020 wurde in Meseritz/Miedzyrzecz die Ausstellung. „Im Fluss der Zeit - Jüdisches Leben an der Oder“ eröffnetEs folgte eine musikalische Einlage. Eine junge Sängerin, Aleksandra Idkowska, in Polen aber wohl schon etwas bekannt, erfreute die Gäste mit jiddischen und hebräischen Liedern. Eine wirklich schöne Stimme. Nach einer kurzen Pause begann Professor Gil Hüttenmeister seinen Vortrag mit dem Titel „Akcja Kirkut“ - Aktion jüdische Friedhöfe. Es wurden Grabinschriften auf jüdischen Grabsteinen erklärt, was auf den Grabsteinen steht und welche Bedeutungen die Inschriften haben. Für viele der anwesenden Gäste, auch für mich, etwas völlig Neues.

Anschließend wurde ein Film über den Friedhof in Schwerin/Warthe gezeigt. Dort hatten Mitglieder der Aktion Sühnezeichen den Friedhof mit sehr viel Engagement wieder in Ordnung gebracht. Grabstellen wurden gesäubert, Grabsteine wieder aufgerichtet und auch das Umfeld wurde beräumt. Es gibt aber auch hier noch viel zu tun. Dann kamen die beiden Kuratorinnen der Ausstellung zu Wort. Sie stellten die Ausstellung vor, sprachen über die Intentionen, die sie zu dieser Ausstellung bewegt haben und gaben Erklärungen zu einzelnen Exponaten. Damit wurde die Ausstellung offiziell eröffnet.

Am 18.01.2020 wurde in Meseritz/Miedzyrzecz die Ausstellung. „Im Fluss der Zeit - Jüdisches Leben an der Oder“ eröffnet Herr Kirmiel dankte dann allen noch einmal für das Engagement und wünschte der Ausstellung viele interessierte Besucher. Das wurde von allen Anwesenden mit viel Beifall honoriert. Ein kleines Highlight gab es dann noch zum Abschluß, denn Frau Irena Kirmiel hatte 3 Tage in der Küche gestanden und gezaubert, um allen Besuchern eine Kostprobe jüdischer und israelischer Küche zu präsentieren. Und auch sie erhielt dafür den verdienten Beifall - es hat wirklich sehr lecker geschmeckt. So vergingen der Nachmittag und frühe Abend wie im Flug. Als ich dann in mein Hotel zurückkehrte, kam ich zunächst einmal nicht wirklich zur Ruhe, denn ein Studentenball hatte die ehemalige Landratsresidenz fest im Griff. Aber okay, wer lernt, darf auch feiern. Ich hatte viele Eindrücke im Kopf und konnte sie an diesem Abend noch nicht wirklich verarbeiten.

Am nächsten Morgen bin ich noch einmal durch die dann sehr ruhige Stadt gelaufen und habe mir noch ein paar alte Gebäude angesehen. Unter anderem die Synagoge, den Bismarckturm und das ehemalige Bahnhofshotel.
Dann ging es leider wieder nach Hause. Dieses Mal dauerte die Rückfahrt etwas länger, da man in Brandenburg und Berlin offenbar immer an den Bahnstrecken bauen muß.

Mein persönliches Fazit: Die Ausstellungseröffnung in Meseritz war sehr informativ, und ich habe viele neue Erkenntnisse gewonnen. Eine sehr schöne Veranstaltung. Einen Dank an alle, die diese Ausstellung möglich gemacht haben. Ich hoffe, daß sie von sehr vielen Besuchern angeschaut wurde – es lohnte sich wirklich! Sie endete am 23. Februar 2020.



Am 18.01.2020 wurde in Meseritz/Miedzyrzecz die Ausstellung. „Im Fluss der Zeit - Jüdisches Leben an der Oder“ eröffnet