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Neuigkeiten aus Obergörzig
von Leonhard v. Kalckreuth (Fotos: Gräfin Vitzthum von Eckstädt)
Während einer Heimatreise mit meiner Lebensgefährtin Maria und meiner 1936 geborenen Schwester Diana hatte ich am 4.8.2009 Gelegenheit zu sehen, welche bedeutenden Veränderungen bei Schloß und Gutshof Obergörzig z.Zt. vor sich gehen. Der in Ontario/ Kanada mit einer Spedition (16 eigene Lastzüge, weitere 16 im Frachtmanagement) zu Wohlstand gekommene, aus dem Raum Kielce stammende Janusz Aleksander Bicz, 61, hat 2007 Schloß, Gutshof und einen Teil des früher weithin berühmten Landschaftsparks von der zuständigen Agentur erworben (dieses Jahr kam die Brennerei hinzu) und ist bemüht, das ganze, seit 1945 verkommene Ensemble wenigstens annähernd wieder in einen Zustand zu versetzen, der Belange der wirtschaftlichen Nutzung, aber auch der Ästhetik miteinander vereint.
Zusammen mit seinen tüchtigen Söhnen Michal, Karol, Jakub und Jan, die wie er zwischen Polen und Kanada hin- und herpendeln (die Spedition darf ja nicht vernachlässigt werden) und nur wenigen Hilfskräften ist man mit einem, z.T. in Containern aus Kanada mitgebrachten, Maschinenpark dabei, die Gebäude in einen nutzbaren Zustand zu bringen. Da die Familie einen Schritt vor den anderen setzt, muß noch mit vielen Jahren Bautätigkeit gerechnet werden, bis die Investitionen beginnen, Früchte zu tragen. Kaum hatte man begonnen, den jahrzehntealten Wildwuchs im bis zum Obraufer reichenden Teil des früher weithin bekannten und gerühmten Landschaftsparks zu lichten, wurde Herr Bicz angezeigt und hatte keine geringe Mühe, den Bürokraten im Meseritzer Umweltamt klarzumachen, daß es ihm ja nur darum ging, den bis Januar 1945 herrschenden Zustand wieder herzustellen. Hier zeigt sich, wie im Fall des Schlosses Kurzig, dessen neuen Eigentümer man bis heute verbietet, die Sicht vom Schloß auf den Kurziger und den Langen See freizuschneiden, daß die betreffende Behörde von Landschaftsarchitektur keine Ahnung hat. Vielleicht hilft es Herrn Bicz, die frühere Schönheit des Areals wieder halbwegs herzustellen, wenn er den Beamten Luftaufnahmen von Schloß, Park und Gutshof aus 1938 zeigt, die ich ihm übergab.
Heute schon „in Betrieb“ ist ein Biwakplatz mit Holzbauten am Obraufer, wo Jugendgruppen, Kanufahrer, Wanderer usw. sich aufhalten und eine leichte Verpflegung erhalten, aber auch selber grillen können usw.. Mehrere Wanderwege sind definiert und Wettbewerbe in Nordic Walking werden abgehalten. In der weiteren Planung ist ein Minizoo mit Kamerunschafen, Ziegen, Shetlandponys, Vietnamschweinen, Schottischen Hochlandrindern, Fasanen usw.. Auch eine Pferdepension soll eingerichtet werden. Langfristig soll auf dem Gutshof eine Veranstaltungshalle (für Hochzeiten usw.) und eine begrenzte Anzahl von Fremdenzimmern geschaffen werden, für die erforderlichen Umbauten ist ein Zimmermann langfristig eingestellt. Ansonsten arbeitet man von Fall zu Fall mit kurzfristig Beschäftigten, viele Arbeiten erfolgen in Eigenleistung von Vater und Söhnen. Auf dem Dachboden eines der Hofgebäude soll ein Heulager entstehen, auf dem Jugendgruppen übernachten können. Das fast vollständig heruntergekommene Schloß ist wie auch die Hofgebäude neu gedeckt und die weitere Planung sieht vor, darin entweder einzelne Mietwohnungen oder auch ein Altersheim einzurichten, wobei man deutsche Bewohner bevorzugen würde.
Der Eindruck, den meine Schwester, meine Lebensgefährtin und ich gewonnen haben ist, daß jahrzehntelange Vernachlässigung nicht über Nacht vergessen gemacht werden kann, daß aber jetzt in Obergörzig eine nicht mehr aufzuhaltende Entwicklung in Gang gekommen ist, an deren Ende das Ensemble von Schloß, Gutshof, Brennerei und Park sich zwar bestimmt nicht mehr wie bis Januar 1945, aber in zeitgemäßer, wirtschaftlich angemessen nutzbarer und vorzeigbarer Form präsentieren wird.
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