„Spuren – Szpurn - Zlady“
Präsentation eines polnisch-deutschen Buches im Museum Miedzyrzecz

Fotos und Text: Katarzyna Sztuba-Frackowiak

Am 4. November 2022 fand eine Präsentation des Buches „Spuren jüdischen Lebens an der mittleren Oder/Zlady. Zycie zydowskie na Srodkowym Nadodrzu“ statt. Es ist die erste gemeinsame polnisch-deutsche Publikation zur jüdischen Kultur beiderseits der Oder, herausgegeben von Ernst Herzog, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Kultur im Kloster Altfriedland, mit Fotos von Yvette Thormann, Texten von Hilmar Schulz und einem Vorwort von Andrzej Kirmiel. Direktor Andrzej Kirmiel begrüßte das zahlreich erschienene Publikum im Porträtsaal des Museums und übergab das Wort an Dr. Felix Klein, den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

Dr. Klein sprach über die 1.700-jährige Tradition der jüdischen Ansiedlung in Deutschland. Er erinnerte an eine weniger bekannte Geschichte:
„Dass sich aber auch in einigen ländlichen Regionen und vielen kleineren Kommunen ein blühendes jüdisches Leben und ein Zusammenleben der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung entwickelte, wissen nur wenige“.
Dr. Klein sprach auch über die gemeinsame jüdisch-deutsche Geschichte, in der es neben friedlichem und gedeihlichem Zusammenleben auch Pogrome und Vertreibungen gab. Aus diesen hellen und dunklen Seiten unserer gemeinsamen Geschichte sollten Schlüsse für die Zukunft gezogen werden, und wir sollten gemeinsam daran arbeiten, die Erinnerung an die Multikulturalität des polnisch-deutschen Grenzlandes wiederherzustellen.



4.11.2022 Museum Meseritz/Miedzyrzecz: Präsentation des Buches „Spuren jüdischen Lebens an der mittleren Oder/Zlady
Auch der Herausgeber des Buches, Ernst Herzog, ergriff das Wort und stellte den im Museum versammelten Besuchern das Thema des Buches „Spuren“ vor. Er sprach über den Verlust der kulturellen Vielfalt der Mitteloderregion nach dem Zweiten Weltkrieg. Darüber, dass nach der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung eine Lücke entstand, die sich glücklicherweise langsam füllt. Ernst Herzog sagte:
„Nach Kriegsende lebten im Gebiet der mittleren Oder so gut wie keine jüdischen Bewohner mehr. Heute existiert in Zary (Sorau) noch eine kleine jüdische Gemeinschaft, ab 1998 wurde infolge der Zuwanderung von Kontingentflüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion eine jüdische Gemeinde in Frankfurt (Oder) gegründet, die mit ihren knapp 200 Mitgliedern zu einer der größten des Landes Brandenburg zählt“.
Spuren ehemaliger jüdischer Bewohner finden sich auf Friedhöfen, Synagogen und Kultobjekten. Am Ende seines Vortrags lud er die Leser des Buches ein, sich mit den Autoren auf eine Reise auf die Spur jüdischer Fundspuren auf der deutschen und polnischen Seite der Oder zu begeben.

Der nächste Punkt der Veranstaltung war eine Multimedia-Präsentation von Museumsdirektor Andrzej Kirmiel, der die Geschichte der jüdischen Besiedlung im Lebuser Land vorstellte. Er präsentierte auch die tragische Geschichte der jüdischen Minderheit während des Zweiten Weltkriegs. Besonderes Augenmerk legte er auf das Schicksal der von ihnen hinterlassenen Friedhöfe und Synagogen nach 1945 sowie auf die Haltung der Volksrepublik Polen zum Gedenken an die Juden nach 1945.


4.11.2022 Museum Meseritz/Miedzyrzecz: Präsentation des Buches „Spuren jüdischen Lebens an der mittleren Oder/Zlady
Der Direktor beendete den Vortrag mit Worten: „Wir, Polen, fordern Respekt für unsere Friedhöfe von anderen Nationen, aber wir sollten auch ein Zeichen setzen, indem wir Friedhöfe anderer Völker mit Respekt behandeln!“

Die Präsentation des Buches „Spuren“ wurde verbunden mit dem Konzert des „Diplomatische Streichquartett“ aus Berlin , mit dabei: Matthias Hummel (Violine), Felix Klein (Violine), Ernst Herzog (Viola), Petra Kießling (Cello). Das Publikum konnte Werke von Komponisten jüdischer Herkunft hören: Fanny Hensel, Alexander von Zemlinsky, Kurt Weill, Simon Lacks. Nach einem herzlichen Empfang durch das Publikum und Applaus entschied sich das Quartett, als Zugabe ein Stück von Leonard Bernstein zu spielen. Nach dem Konzert erhielt jeder Teilnehmer ein Exemplar des Buches.


4.11.2022 Museum Meseritz/Miedzyrzecz: Präsentation des Buches „Spuren jüdischen Lebens an der mittleren Oder/Zlady

Mehr zum Buch unter: www.spurenjuedischenlebens.de
Das Buch kann gegen eine Schutzgebühr von 2,40 Euro für Verpackung und Versandkosten per E-Mail bezogen werden: info@spurenjuedischenlebens.de

Das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass eine ganze Reihe von Orten in unserer Heimatregion in diesem Werk Erwähnung finden.