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Ortsbuch Kreis Meseritz
Punken (poln. Pachy)
Dr. Wolfgang Kessler
1939-1945: Seefeld, Kreis Grätz (Wartheland), 7 km nordwestlich von Miedzichowo (Kupferhammer) im Pszczewski Park Krajobrazowy (Betscher Landschaftspark); Slownik Geograficzny Królestwa polskiego i innych krajów slowianskich 7 (1886), S. 227: Pachowskie Holendry Bis 1793 Kreis Posen, Wojewodschaft Posen, 1793-1807: Kreis Meseritz, Provinz Südpreussen; 1807-1815 Herzogtum Warschau, 1815-1919/20 Kreis Meseritz, Regierungsbezirk Posen, Großherzogtum (1848: Provinz) Posen, 1912: Amtsgericht Tirschtiegel, Bezirkskommando Neutomischel, Standesamt Lowin, Polizeidistrikt Betsche, Post Lewitz Hauland. 1920: Pachy , pow. Nowy Tomysl, woj. poznanskie; 1939-1945: Seefeld, Kreis Grätz (Wartheland), Reichsgau Posen (Wartheland); 1945: Pachy, pow. Nowy Tomysl>, woj. poznanskie; 1975: woj. gorzówskie; 1999: gmina Miedzichowo, pow. Nowy Tomysl, woj. wielkopolskie. 7 km nordwestlich von Miedzichowo (Kupferhammer), 7 km nordöstlich von Trzciel (Tirschtiegel) . Katholische Kirchengemeinde bis 1920: Betsche, ab 1920 Lowin (Lowyn), evangelische Kirchengemeinde Lewiczynek (Lewitz-Hauland).
Die Holländerei (oder Hauländerei) Punken wurde
1743 zugleich mit Neuschilln auf Veranlassung
des Posener Bischofs Fürst Theodor Czartoryjski
zugleich mit Neu-schilln auf dem Gebiet des alten
Dorfes Schillen angelegt, das zu dem
„Betscher Schlüssel“ gehörte, einem Landbesitz
des Bischofs.
Die in Betsche erlassene „Willkür“ regelte in
24 Punkten die Rechte und Pflichten der einem
Schulzen unterstellten Siedler (Hielscher 1989b,
Korenda 2006). Die Siedler, die „Holländer“ oder
„Hauländer“ mussten das meist sumpfige Land
urbar machen und ihre Höfe errichten. Nach sieben
Freijahren hatten sie einen Geldzins zu zahlen,
waren aber ansonsten von Diensten und Ablieferungen
frei und durften ihre inneren Angelegenheiten
selbst regeln.
Im Unterschied zu den meisten anderen, von
adligen Grundherrn gegründeten Holländereien
siedelte der Bischof in Punken mit insgesamt 1088
ha Grund, davon 802 ha Acker, nur katholische
Siedler an. Sie kamen aus den Dörfern der Zisterzienserklöster
Paradies und Blesen (Hielscher
1989a). Ihre Namen waren überwiegend deutschsprachig,
die nationale Zuordnung ist nicht eindeutig
(Korenda 2006).
Im 19. Jahrhundert finden wir auch Siedler mit
evangelischem Bekenntnis. Die Besitzgröße betrug,
offensichtlich in Abhängigkeit von der gezahlten
Ablösung, überwiegend zwischen 10 und 20
ha, die mittlere Größe betrug 18,6 ha (Kwasniewski
2011). Die Siedlung mit ihren verstreut angelegten
Gehöften entwickelte sich in zwei Teilen:
dem Unterland mit 25 ha Wiesen und dem
Punkener See und dem Oberland ohne Wiesen,
dafür mit besserem Boden.
1846 zählte Punken in 40 Häusern 259 Einwohner.
1895 verzeichnet das Ortsverzeichnis 41
Haushaltungen mit 319 deutsch sprechenden Einwohnern,
davon 263 katholisch (zur Pfarrei
Betsche) und 56 evangelische (zu Lewitz Hauland).
Das zuständige Standesamt war in Lowin,
der Sitz des Polizeidistrikts war Betsche. Vor dem
Ersten Weltkrieg gehörten die Waldungen zum
Besitz der Familie Fischer von Mollard
(Tirschtiegel), hier steht seit 1888 der von Ernst
[Gotthelf] Fischer von Mollard errichtete
Marienturm, heute im Besitz des Forstbezirks
Bolewice (Bolewitz).
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Ausschnitt aus: Topographische Karte, 1:25.000 – Hrsg. vom Reichsamt für Landesaufnahme. Blatt 3561 = Alte Nr. 1923: Lewitz, Berlin 1938 (Archiv HGr)
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Nach der Grenzziehung durch den Versailler Vertrag lag Punken auf der polnischen Seite der Grenze. Unter dem Namen Pachy wurde es dem Kreis Nowy Tomysl zugeordnet. Ein großer Teil der Bauern optierte für Deutschland und verließ deshalb Polen. Polnische Siedler traten an ihre Stelle, an die Stelle des beim Deutschen Reich verbliebenen Betsche wurde Lowin (Lowyn, 1920 aus dem Kreis Meseritz zum Kreis Miêdzychód), wo ausschließlich polnischen gepredigt wurde, Pfarrort für die Katholiken des Oberlandes, das Unterland dagegen nach Schilln (Silna) eingepfarrt. Die Höfe der Optanten übernahmen polnische Siedler.
Mit der Bildung des Reichsgaus Posen (später
Wartheland) wurde Punken dem Kreis Grätz
(Wartheland) unterstellt. Die polnischen Neusiedler
wurden überwiegend in das Generalgouvernement
„ausgesiedelt“, einige zur Zwangsarbeit
im Deutschen Reich gezwungen. An ihre Stelle
kamen „volksdeutsche Umsiedler“.
Der erst am späten Abend des 20. Januar 1945
vom Kreisleiter der NSDAP erteilte Räumungsbefehl
wurde nur unvollständig befolgt. Beim Einmarsch
der Roten Armee sollen noch 248 Deutsche,
fast ausschließlich Frauen und Kinder, sich
noch im Dorf aufgehalten haben. Davon haben
nach Hielscher (1989a) 218 überlebt.
1945 kam Punken als Pachy wieder zu Polen,
zum Kreis Nowy Tomysl. Die verbleibenen Deutschen
wurden „ausgesiedelt“. Die verlassenen
Gehöfte übernahmen vielfach in der Umgebung
von Betsche eingesetzte polnische Zwangsarbeiter.
Nach der Auflösung der Kreise 1974 unterstand
der Ort bis 1998 der Wojewodschaft Gorzów, 1999
wurde er als Siedlung (osiedle) der gmina
Miedzichowo (Kupferhammer) im powiat Nowy
Tomysl (Wojewodschaft Wielkopolska) unterstellt.
Heute sind die Landwirtschaften aufgegeben worden,
an ihre Stelle ist vielfach wieder Wald getreten.
2011 wurden nur noch 19 Einwohner gezählt.
Die erhaltenen Gehöfte werden (Stand 2022) vielfach
als Ferienhäuser angeboten.

Einwohnerverzeichnis
GEBAUER, ERHARD / FRANZ MAROWSKI / HELMUT KAHL:
Heimatdorf Punken, Kreis Meseritz, ab 1919 Kreis
Neutomischel.
In: Heimatgruß 193, 2010, S. 14-15. Unvollständig.
Benutzte Literatur
Gmina Miedzichowo na szlakach dziejów [Die Gemeinde Kupferhammer auf den Wegen der Geschichte] / red. naukowa MARCELI TURECZEK. Miedzichowo; Zielona Góra 2018. 169 S. Enth. S. 24 eine Übersicht der Archivalien zu Punken.
Hielscher 1989a = HIELSCHER, ALEXANDER KARL: Die Holländereien Neuschilln und Punken. In: Der Kulturwart 37 (1989) 3 (=176), S. 19-23.
Hielscher 1989b = HIELSCHER, ALEXANDER KARL: Die Willkür von Punken.
In: Der Kulturwart 37 (1989) 4 (=177), S. 1-10.
Hielscher 1998 = HIELSCHER, ALEXANDER KARL: Neuschilln und Punken.
In: KRAFT, ARNO: ... und dazwischen Neutomischel. Deutsche im ehemaligen Kreise Neutomischel (Nowy Tomysl). Berlin 1998, S. 162-168.
Kahl 2010 = KAHL, HELMUT: Ich möchte noch einmal die Heimat sehen. Reise nach 42 Jahren nach Punken (Unsere alte Heimat heute). In: Heimatgruß 193, 2010, S. 15-16
Korenda 2006 = KORENDA, KAROLINA: Przyczynek do badan skladu narodowosciowego osad olêderskich od XVIII do polowy XIX wieku na przykladzie Pachenskich i Nowosilenskich Olêdrów [Die Hauländereien Nowosilenskie Olêdry und Pachenskie Olêdry. Ein Beitrag zur Erforschung des Nationalitätenverhältnisses in Hauländerein vom 18. bis zur Mitte des 19. Jh.s (1743-1850)]. In: Ziemia Miêdzyrzecka. Fragmenty z dziejów. Miêdzyrzecz 2006, S. 125- 130.
Kwasniewski 2011 = KWASNIEWSKI, MICHAL: Próba rekonstrukcji wielkosci gospo-darstw w Nowosilenskich i Pachenskich Olêdrach w l atach 1743-1793 [Versuch der Rekonstruktion der Größe der Bauernwirtschaften in Seefeld und Neu Schilln-Hauland] In: Ziemia Miêdzyrzecka w przeszlosci 9 (2011), S. 37-45.
Rutkiewicz = RUTKIEWICZ, MALGORZATA: Nazwy terenowe i miejscowe w gminie Miedzichowo (woj. gorzowskie).Poznan 1997. 220 S. (Poznanskie Studia Polonistyczne / Seria Jêzykoznawcza / Biblioteczka; 3). S. 191-192 Summary: Place and local names in the Miedzichowo commune. S. 181-184: Pachy. Verzeichnet die polnischen Flurnamen in Pachy.
Schubert / Zagun = SCHUBERT, TOMASZ / WANDA ZAGUN (Hg.): O olêdrach z Nowej Silnej i Pachów [Über die Hauländereien in Neu Schilln und Punken.].
Pszczew 2007. 52 S.
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