Ortsbuch Kreis Meseritz
Bauchwitz (poln. Bukowiec)
Dr. Wolfgang Kessler


Bauchwitz = Bukowiec, Kreis Meseritz, 1945: powiat Miedzyrzecz (woj. Poznan); 1975: woj. Gorzów; 1999 gmina Miedzyrzecz (woj. Lubuskie). – 1301: Bucowetz, 1815: Bauchwitz, 1945: Bukowiec. - Dorf in der Gemeinde Miedzyrzecz, an der Lokalstraße nach Neu Bentschen (Zbaszynek), 11 km süd.stlich von Meseritz, auf einer Reihe von Mor.nenhügeln (Wal Bukowiecki) bei der höchsten Erhebung (Höhe ca. 130 m). –
Einwohnerzahl: 1885: 614; 1910: 693; 1925: 930; 1933: 885; 1939: 848.
Altenhof (poln. Stary Dwór)
Ausschnitt aus: Topografische Karte 1:50.000 (Meßtischblatt) 3660 (1934)
Archiv HGr)


Geographie
Bauchwitz liegt 10,5 km südöstlich von Meseritz an der Straße nach Neu Bentschen (Zbaszynek). Das Zentrum des Dorfes hat die Form eines Ovals und liegt auf einer Höhe von etwa 100 m über dem Meeresspiegel, während die umliegenden Hügel bis zu 30 m höher sind. Im Dorf gibt es neben dem Busbahnhof einen Bahnhof, ein Postamt, eine Grundschule, mehrere Geschäfte. Der Ort liegt an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet. Hügel, der Wal Bukowiecki, erstrecken sich zwischen Wischen (Wyszanów), Bauchwitz (Bukowiec) und Dürrlettel (Lutol Suchy) mit mehreren Aussichtspunkten entlang der lokalen Straßen (nach Miedzyrzecz, Stary Dwór, Wyszanów und Lutol Suchy).
Rund um die Hügel gibt es große Wald gebiete mit versteckten Seen. In der Nähe befinden sich, durch einen ca. 1,5 km langen Kanal verbunden, der Bauchwitzer See (Jezioro Bukowieckie) und der Wischener See (Jezioro Wyszanowskie), Nistplatz von Vögeln und Laichplatz von Fischen. Die hohen, schwer zugänglichen Ufer widerstehen menschlichen Eingriffen.

Geschichte
Das Dorf wurde zum ersten Mal gesichert 1301 als „Bucowetz“ erwähnt (ältere Erwähnungen aus den Jahren 1236 und 1250 sind umstritten). Es wurde damals durch Schenkung des Grafen Mroczek mit Zustimmung seiner Söhne und Erben Eigentum des Zisterzienserklosters Paradies. 1390 wurde es wieder ein Adelsdorf, das lokalen großpolnischen Adelsfamilien gehörte, den Konopkas und später den Bukowieckis, die den lokalen Nachnamen aus dem Namen des Dorfes übernahmen.
Ab 1420 war das Dorf Sitz einer Pfarrei.Während der Reformation konvertierten die Besitzer des Dorfes zum Protestantismus, ab 1550 gab es hier eine lutherische Gemeinde. Im Jahr 1578 verkaufte Franciszek Bukowiecki seine Anteile an der Gemeinde an Bartlomiej Szlichtyng, und ab diesem Jahr begann die Familie Szlichtyng, ihrem Nachnamen den Beinamen „aus Bukowiec“ hinzuzufügen. Die letzten Parzellen des Dorfes wurden 1596 von Jan Bukowiecki an Jerzy Szczaniecki verkauft. Unter den Miteigentümern des Weinguts Bukowiec wird auch die Familie Krzycki erwähnt.
Diese Familien waren miteinander verwandt und die Eigentümerwechsel resultierten aus zahlreichen Familienaffinitäten und Finanztransaktionen, der Aufteilung von Eigentum und Erbschaften. Der im 16. Jahrhundert aufgeteilte Besitz fiel an verschiedene Mitglieder der Familie, die nach und nach ihre Teile verkauften. Bereits 1578 verkaufte Franciszek Bukowiecki seine Anteile am Dorf an Bartlomiej Szlichtyng, der mit der Zeit das ganze Dorf und das benachbarte Lagowiec übernahm. Die Besitzer waren reformierten Bekenntnisses. Hier wurde um das Jahr 1597 Jan Bukowiecki (gestorben 1640/43) geboren, der calvinistische Autor der moralischen Abhandlung „De liberalitate et avaritia brevis dissertatio“.
Im Jahr 1643 ging Bauchwitz in den Besitz der Familie Unruh über, zuerst an Alexander Unruh (1628 – nach 1682). 1787 heiratete die letzte Erbin dieser Linie der Familie, Karoline Friederike von Unruh (1766-1792) den pommerschen Gutsbesitzer und Offizier Leopold Sigismund von Gersdorff (1760-1833). Durch die zweite Teilung Polens im Jahr 1793 fiel das Dorf an das Königreich Preußen.


Bauchwitz (poln. Bukowiec)<
Bauchwitz, Ansichtskarte (Archiv HGr)


Im Großherzogtum Posen (1815-1848) und der Provinz Posen gehörte Bauchwitz zu den größeren Dörfern im damaligen preußischen Kreis Meseritz. Nach der Volkszählung von 1837 hatte das Dorf 548 Einwohner, die in 73 Häusern (Haushalten) lebten. Bauchwitz war neben dem gleichnamigen Dorf ein Rittergut, damals im Besitz von Gustav Leopold von Gersdorff (1791-1865). Bei der Jagd erlegte er 1852 im Wald bei einer Treibjagd den damals letzten Wolf in der Provinz Posen, woran eine Steinpyramide erinnerte.
Hans Otto von Gersdorff (1864–1908) war von 1900 bis 1908 Mitglied des Deutschen Reichstags. Er baute das Gutshaus zum Schloss aus. Er war 1908 entschiedener Gegner des „Gesetzes über Maßnahmen zur Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Westpreußen und Posen“, des gegen den polnischen Großgrundbesitz gerichteten Enteignungsgesetzes.
Seine Witwe Henriette († 1911) elektrifizierte das Gut mit großer internationaler Beachtung. Hermann von Gersdorff (1896-1945) übernahm 1918 nach russischer Kriegsgefangenschaft das Gut. Er widmete sich insbesondere der Forstwirtschaft und ersetzte den Kiefernwald auf rund 80 Prozent der knapp 10.000 Morgen (= 2 500 ha) großen Gutsfläche durch Mischwald.
Hermann von Gersdorff, Offizier der Deutschen Wehrmacht, wird seit den Kämpfen vor Berlin im April 1945 vermisst. Seine Frau Claire- Ange (Nina), geb. von Götz, sah das Gutshaus in Flammen aufgehen und starb durch eigene Hand Anfang Februar 1945 vor Ort.
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte das Dorf 950 Einwohner. Erwähnenswert waren die evangelische Holzkirche aus dem Jahr 1560, der Gutshof, das Schloss (Gutshaus) der Besitzer mit ältesten Teilen aus dem 17. Jahrhundert, eine Ziegelei, eine Windmühle, zwei Schmieden, ein Gasthaus und mehrere Geschäfte. Während des Zweiten Weltkriegs gab es im Dorf ein Kriegsgefangenenlager.
Der größte Teil der Einwohner floh im Februar 1945 unter Führung von Pfarrer Ernst Clamann (1875-1945).

Nach dem Krieg wurde das Dorf von polnischen Vertriebenen aus den polnischen Ostgebieten und von Polen aus Mittelpolen besiedelt. Es entstanden eine Grundschule, eine staatliche Agrarwirtschaft, eine landwirtschaftliche Genossenschaft, ein Kindergarten und ein Kino.
In den Jahren 1954 bis 1972 war das Dorf Sitz der Gemeinde Bukowiec. 1975 bis 1998 gehörte Bukowiec administrativ zur Woiwodschaft Gorzów. Seither ist es Teil der Gemeinde Miedzyrzecz im gleichnamigen Kreis in der Woiwodschaft Lubuskie (Lebus).


Gut Bauchwitz (poln. Bukowiec)<
Bauchwitz, Toreinfahrt zum Gut, Mai 1985 (Archiv HGr)


Baudenkmäler
Die letzten Besitzer hinterließen nach der Zerstörung des Gutshauses (Schlosses) 1945 einen Komplex von Wirtschaftsgebäuden, eine Brennerei und ein Neorenaissance-Torhaus mit Türmen. Nach dem Krieg wurde hier eine staatliche Landwirtschaft betrieben.
Ein wertvolles Baudenkmal der hölzernen Sakralarchitektur war die evangelische – seit 1945 katholische – Kirche des Hl. Martin. Die 1550 erbaute, später viele Male renovierte Kirche wurde als Blockbau auf einem rechteckigen Grundriss errichtet, mit einem schmaleren, geraden Chor von Osten her.
Am Chor befand sich an der Nordseite eine Sakristei, auf der Westseite ein Turm, der von einem Chorumgang umgeben war. 1978 wurde sie durch einen Brand zerstört. Eine neue Kirche, ebenfalls dem Hl. Martin geweiht, entstand in den Jahren 1980 bis 1985. Während des Baus der neuen Kirche wurden die Krypten unter den Fundamenten des verbrannten Tempels freigelegt und Dutzende von Särgen und Gräber aus den Jahren 1650 bis 1815 gefunden.
Neben den Wirtschaftsgebäuden befindet sich ein vernachlässigter Landschaftspark mit vielen seltenen Bäumen (darunter mehrere Eiben und exotische Bäume). Im Park befand sich ein großes Gersdorff-Mausoleum mit einem dorischen Portikus aus dem 19. Jahrhundert, der Ende der 1960er Jahre von der polnischen Armee gesprengt worden ist.


Literatur

· Die Bauchwitzer Kirche. – HGr 69, 1978, S. 9-11.

· Gersdorff, Wolf von: Bauchwitz und die Gersdorffs. – HGr 232, 2020, S. 26-30.

· Gersdorff, Wolf von: Die Gersdorffs auf Bauchwitz. – HGr 116, 1990, S. 7-10.

· Kruschel, Dorothea (Friedburg): Ein Gang durch Bauchwitz (aufgeschrieben im Jahr 2000).

· HGr 215, 2015, S. 26-31. – 11 Fotos und Wiedergaben von alten Ansichtskarten.

· Rudolph, Alfred: Bauchwitz. – HGr 156, 2001, S. 17-19. – S. 18-19: Bauchwitz (Ortsplan 1944, mit Zuordnung der Gehöfte und ihrer Besitzer).

· Korrekturen: HGr 158, 2001, S. 16