Ortsbuch Kreis Meseritz
Bobelwitz (poln. Bobowicko)
Dr. Wolfgang Kessler


Bobelwitz = Bobowicko, Kreis Meseritz, 1945: powiat Miedzyrzecz (woj. Poznan); 1975: woj. Gorzów; 1999 gmina Miedzyrzecz (woj. Lubuskie). – Vor 1945 Landgemeinde, 5 km östlich von Meseritz am Bobelwitzer See (Jezioro Bobowickie), an der der Woiwodschaftsstraße Nr. 137 Slubice – Trzciel (Tirschtiegel) an der Kreuzung mit der Kreisstraße in Richtung Pszczew (Betsche), Bahnhof an der Eisenbahnlinie Miedzyrzecz – Miedzychód (Meseritz – Birnbaum), 1996 geschlossen. – Vor 1945 zum evangelischen Kirchspiel Politzig. – Einwohnerzahl: 1885: 81; 1910: 105; 1925: 315; 1933: 246; 1939: 290; 2012: 606. – Haushalte: 1885: 17; 1905: 23; 1925: 75. – Topographische Karte 1:25000 (Nr. 3559) [1944]. – Fläche 1885: 1,61 qkm; 1925 [nach Einbeziehung des Gutsbezirks]: 14,63 qkm. – Geographische Position: 52.4441° Nord, 15.6434° Ost. – Amtsgericht Meseritz. – Standesamt Meseritz.
Bobelwitz (poln. Bobowicko)
Ausschnitt aus: Bundesarchiv, KART 210-5- 298


Geographie
Bobelwitz liegt am Bobelwitzer See (Jezioro Bobowickie, ca. 37 ha), eine Reihe kleinerer Seen schließen sich in Richtung Tirschtiegel (Trzciel) an. In der Umgebung erheblicher Waldbestand, nördlich des Dorfes befindet sich eine Hügelkette (Oz Bobowicki) mit einer Höhe von bis zu 70 m über dem Meeresspiegel). Im Ort Busbahnhof, Geschäfte, Badestelle, Ferienanlage, Privatunterkünfte. Zwei Einfamilienhaussiedlungen, die um das Jahr 1980 erbaut wurden, befinden sich an der Ausfahrt nach Trzciel. Eine Agrar-Fachschule dient der Weiterbildung im Sekundarschulbereich.

Geschichte
Das Dorf wurde im Mittelalter angelegt und existiert spätestens seit dem 15. Jahrhundert.
Es wurde in einer Urkunde aus dem Jahr 1405 unter dem heutigen Namen „Bobowicko“ erwähnt. Das Dorf in Adelsbesitz schützte die Straße zwischen Posen (Poznan) und dem Westen. Im 16. Jahrhundert wurde das Gut zu einem wichtigen Zentrum der polnischen Arianer. Nach deren Vertreibung aus Polen (1658) kam es in den Besitz der Familie von Seydlitz, dann der Familie von Kalckreuth und nach der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1945 der Familie von Dziembowski.
Stefan Adam von Dziembowski (1709- 1782) heiratete Karoline von Kalckreuth (1729-1778). Die Familie von Dziembowski führte das Gut bis 1945. Gutsbesitzer Dr. jur. Sigismund von Dziembowski (1849-1915) war 1893 bis 1915 Landeshauptmann der Provinz Posen.
Im September 1944 wurden Panzergräben ausgehoben, am 28. Januar 1945 wurde Schloss Bobelwitz durch Christian-Conrad v. Dziembowski und seiner Mutter geräumt. Die deutschen Dorfbewohner flohen Ende Januar 1945.
In den Jahren 1954 bis 1972 war das Dorf Sitz der Gemeinde Bobowicko. In den Jahren 1975 bis 1998 gehörte das Dorf administrativ zur Woiwodschaft Gorzów, seither gehört es zur Gemeinde Miedzyrzecz in der Woiwodschaft Lubuskie.


Bobelwitz<
Bobelwitzer See (Archiv HGr)


Baudenkmäler
· Gutshaus (Schloss), im 18. Jahrhundert für die Familie von Dziembowski erbaut und im 19. und 20. Jh. mehrfach umgebaut.
· Das „alte Herrenhaus“, ein Nebengebäude des Schlosses, um 1800.
- Landschaftspark mit einer Fläche von 3,6 Hektar aus dem Ende des 18. Jahrhunderts am Schloss.
· Am See Barockpalais aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (umgebaut im 19. und 20. Jh., nach Brand 1971 wieder aufgebaut).
· Alte Gutsgebäude (am Schloss)
· Früherer evangelischer Friedhof mit Grabstein- Obelisken aus dem Jahr 1783.
· Kirche der Göttlichen Gnade (Koscol Miloserdzia


Schloß Bobelwitz<
Schloß Bobelwitz (Archiv HGr)


Literatur


· Dziembowski, Christian Conrad von: Bobelwitz vor 1945 (Geschichte unserer Heimat). – HGr 214, 2015, S. 30-31. – Ortsskizze (mit Namenangaben); Ausschnitt aus der Topog. Karte 1. – 25000 1944 (Nr. 3559)

· Dziembowski, Christian Conrad von: Gutsbetrieb Bobelwitz mit Vorwerk Karlsruh und Gut Hohenbirken. – HGr 177, 2006, S. 16-19.

· Abb.: Kartenausschnitte Bobelwitz, Hohenbirken und Karlsruh. – Aus: Topographische Karte 1. – 25 000. Blatt 3559: Meseritz (1944).

· Dziembowski, Christian Conrad von: Meine Erlebnisse ab 29. Januar 1945 in Bobelwitz, Meseritz und anderen Orten. – HGr 172, 2005, S. 23-25; 173, 2005, S. 19-20.

· Scheel, Klaus: Januar 1945. Schloß Bobelwitz im Kreis Meseritz. – HGr 172, 2005, S. 22.

· Wotschke, Theodor: Die unitarische Gemeinde in Meseritz-Bobelwitz (Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Pro Schloß Bobelwitz, HGr Archiv vinz Posen 26 (1911), S. 162-223.