Die neue Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg
Kirsten John-Stucke


neue Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg: Kirsten John-StuckeSeit Juli 2011 bin ich die neue Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg. Damit habe ich die Nachfolge von Wulff E. Brebeck angetreten, der im vergangenen Sommer leider nach schwerer Krankheit verstorben war. Zuvor habe ich ihm bereits seit über zehn Jahren als Stellvertreterin zur Seite gestanden.

Geboren bin ich 1966 in Unna/Westfalen. Nach meiner Schulzeit ging ich nach Münster, um dort an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Neuere und Neueste Geschichte, Germanistik und Publizistik zu studieren. In dieser Zeit wurde ich bereits auf das Kreismuseum Wewelsburg aufmerksam und absolvierte dort 1990 ein zweimonatiges Praktikum. Dort war ich u. a. damit beschäftigt, Briefdokumente und Papiere, die zur Aufbewahrung im Archiv des Heimatkreises Meseritz bestimmt waren, zu sichten und von schädlichen und säurehaltigen Klebestreifen und rostigen Büroklammern zu befreien.

Auf diese Weise bin ich bereits als Studentin mit der Geschichte des Kreises Meseritz vertraut gemacht worden – ich kann mich noch gut daran erinnern, wie betroffen mich die häufig sehr leidvollen Erzählungen der Flüchtlinge und Vertriebenen gemacht haben. Nach meinem Studium ging ich 1993 für zwei Jahre nach Bremerhaven und absolviert dort am Historischen Museum der Stadt Bremerhaven (Morgenstern- Museum) ein wissenschaftliches Volontariat. 1995 kehrte ich nach Westfalen zurück und begann meine Arbeit im Kreismuseum Wewelsburg. Ich heiratete 1997 und lebe seitdem in Paderborn. Wir haben zwei Söhne, die acht und elf Jahre alt sind.

Mein Arbeitsschwerpunkt liegt seitdem in der Gedenkstättenarbeit, an der Neukonzeption der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945, die im Frühjahr 2010 eröffnet wurde. Daran habe ich maßgeblich mitgearbeitet.
Zunehmend rückte aber auch die Beschäftigung mit der Geschichte der Deutschen in Meseritz in den Vordergrund. Wulff E. Brebeck lag die Geschichte der Heimatkreise Meseritz und Schwerin immer sehr nahe. Unter seiner Federführung war 1984 die Ausstellung „Deutsche im östlichen Mitteleuropa. Kultur – Vertreibung – Integration“ im Kreismuseum als zweite zeitgeschichtliche Ausstellung eröffnet worden.

Als die Ausstellung 2009 wegen der Umbauarbeiten im Ausstellungsgebäude geschlossen werden mußte, überlegten wir lange, auf welche Weise die Erinnerung an diesen Teil der deutschen Geschichte in Wewelsburg weitergeführt werden könnte. Überlegungen einer neuen Ausstellung konnten aufgrund fehlender Ausstellungsräume nicht realisiert werden. Schließlich wurden durch Herrn Leonhard v. Kalckreuth Verbindungen zu dem neuen Museumsleiter Andrzej Kirmiel in Miedzyrzecz geknüpft, der uns von seiner Idee einer neuen Ausstellungsabteilung über die Geschichte der Deutschen in Meseritz in seinem Museum berichtete.
Dieses anstehende Projekt nahm ich zum Anlaß, ins heutige Lebuser Land zu fahren und die Orte Meseritz/Miedzyrzecz und Schwerin/Skwierzyna zu besuchen.

Dank der Gastfreundschaft von Herrn Kirmiel und seiner Mitstreiterin Ewa Ochwiejewicz lernte ich u.a. auch die historischen Orte Meseritz-Obrawalde, Kloster Paradies und die Festungsanlagen/Ostwall kennen. Ein Spaziergang durch die Altstadt von Meseritz und entlang der Obra war ein besonderes Erlebnis für mich. Ich freute mich sehr, nun endlich die Orte zu besuchen, von denen ich seit 1990 nur aus Büchern und den Erzählungen der Heimatkreismitglieder erfahren hatte.

Als nun vor wenigen Wochen tatsächlich die neue von Andrzej Kirmiel konzipierte Ausstellung im Meseritzer Museum eröffnet wurde, konnte ich zusammen mit einer kleinen Delegation aus dem Kreis Paderborn erneut nach Polen reisen. Der offene und respektvolle Umgang mit der Geschichte in der neuen Ausstellung zeigt mir, daß die Entscheidung, einige der früheren Ausstellungsobjekte aus Wewelsburg nach Miedzyrzecz zu geben, richtig war. Ich hoffe, daß sich in den nächsten Jahren weitere gemeinsame Kooperationen zwischen dem Kreismuseum, dem Heimatkreis und dem Museum Miedzyrzecz ergeben werden.
Als Museumsleiterin bin ich dankbar, auf diese Weise die vielfältigen musealen Aufgaben, die es im Rahmen der Patenschaft zum Heimatkreis Meseritz gibt, voran treiben zu können. Die umfangreiche Sammlung des Heimatkreises („Heimatarchiv“) wird weiterhin im Kreismuseum Wewelsburg aufbewahrt und kann von Heimatfreunden und Forschenden für Recherchen benutzt werden.

Die Ausstellung und Vermittlung der Geschichte und des kulturellen Erbes erfolgt nun an dem historischen Ort, an dem sie auch geschehen ist. Ein für mich beispielhaftes europäisches Projekt der Zukunft.