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Aus der polnischen Presse Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung Bilder: Gazeta Lubuska Lebuser Land Bismarcktürme Auf vielen Erhebungen in der Wojwodschaft Lebuser Land stehen geheimnisvolle Bauten aus Stein oder Ziegeln. Warum sind sie entstanden? Diese und andere Fragen versucht Jörg Bielefeld seit Jahren zu beantworten. Jörg Bielefeld, der 41jährige Polizeioffizier aus Iserlohn, beschäftigt sich seit Jahren mit den Bismarcktürmen. „1996 habe ich entdeckt, daß es außer dem Bismarckturm in meiner Stadt noch viele andere Bismarcktürme in Europa gibt“, erzählt er und sagt, daß er zwei Jahre später ein interessantes Buch gelesen hat; und daß ihn seitdem nicht nur die Bismarcktürme nicht mehr loslassen, sondern ihn auch der Kult um den ehemaligen Reichskanzler fasziniert. „Ich begann, durch Deutschland zu reisen, um weitere Bismarcktürme zu entdecken“, erinnert sich Bielefeld. Die bei den Exkursionen gesammelten Materialien landeten nun nicht in der Schublade, sondern wurden zum Gegenstand einer Internetseite www.bismarcktuerme.de, die auch in Polnisch zu lesen ist. „Meine Idee war, daß man die Beschreibung der in Polen stehenden Bismarcktürme ins Polnische übersetzen sollte“, sagt Marek Monson, ein Regionalforscher aus Breslau. „Die Idee war hervorragend, es meldeten sich immer mehr Privatpersonen, Museen und Archive. „ Woher das Interesse an Bismarcktürmen bei Monson rührt? Er stammt aus dem Lebuser Land, wurde bei Schwiebus geboren und wohnte jahrelang in Meseritz. „Ich kann mich immer noch an die Ruinen des dortigen Turms erinnern. Wir gingen mit Freunden oft zum „Bismarckturm“ zum Baden so nennen die Einheimischen den See (Nipterscher See) am Fuß des Hügels, auf dem der Turm stand umgangssprachlich, erklärt er. Der polnischen Schulliteratur nach bekämpfte Bismarck das Polentum, diese Tatsache stört aber das Zusammenarbeiten an den Forschungen in keiner Weise. Bielefeld ist Mitbegründer und zugleich Vorsitzender des im Herbst 2006 entstandenen Vereins Bismarckturm Unna und Fröndenberg. Jährlich finden Treffen bei Bielefeld selbst und bei Sieglinde Seele, Autorin des Buches „Bismarcktürme und Bismarcksäulen“ statt. Seele ist auch Autorin des 2005 herausgekommenen „Lexikons der Bismarckdenkmäler“. Die polnische Seite hilft beim Ergänzen der gesammelten Informationen. Selbst in diesem Jahr haben Moson und seine Freunde sechs Bismarcksteine entdeckt, die Informationen zu den Stiftern von Bismarcktürmen aufweisen. Im Lebuser Land gibt es einige Liebhaber von Bismarcktürmen. Einer von ihnen ist Waclaw Nycz, der ehemalige Dorfschulze von Nipter und Autor des 2005 in drei Sprachen Polnisch, Deutsch und Englisch erschienenen Buches „Nipter alte und neue Geschichte“. Nycz konnte auch Dorfbewohner dafür gewinnen, die „Bismarcksteine“ mit den darin eingravierten Namen der jeweiligen Stifter in der Umgebung des Dorfes einzusammeln. Heute stehen die 42 Steine am Rand der Dorfstraße. Ein weiterer Enthusiast ist Henryk Majcher, der gegenwärtige Eigentümer des Schwiebuser Bismarckturms. Dank seiner Bemühungen wurde dieser Turm vor der Zerstörung bewahrt. In Polen gab es insgesamt 40 Bismarcktürme, bis heute sind davon 17 übriggeblieben, wobei weltweit 240 errichtet worden waren (410 waren geplant!). Sie wurden im Zeitraum von 1869 bis 1914, manche sogar noch bis 1934, gebaut. Jeder Turm ist einzigartig, obwohl anfangs geplant war, sie alle gleich zu bauen. Aus einer Initiative deutscher Studenten war ein Entwurfswettbewerb ausgeschrieben worden, den das Projekt „Götterdämmerung“ von Wilhelm Kreis aus Dresden gewann. Nach diesem Entwurf wurden 47 Türme errichtet. Auf der Spitze der Bismarcktürme wurden mehrmals jährlich in einer Schale Feuer zu Ehren des Kanzlers entzündet.
Kommt er nach über 60 Jahren nach Bayern zurück? Polnische Forscher sind in einem Wald in Großpolen auf Überreste eines deutschen Piloten und seines Flugzeugs gestoßen. Es ist der 23. Januar 1945. Auf dem Militärflugplatz in Schroda (SO Posen) setzt der 20jährige Harald Himmelstoß sich an das Steuer seiner Messerschmidt 109. Er steigt empor und fliegt in Richtung Bomst. Heute kann man nicht mehr ermitteln, wie sein Auftrag lautete. Man weiß auch nicht, aus welchen Rohren die Geschosse kamen, die die Maschine trafen und in Brand setzten. Himmelstoß versuchte umzukehren, aber der Motor versagte, das Flugzeug verlor Höhe und stürzte schließlich in einen Wald, wobei der Pilot ums Leben kam. Es ist der 20. Juni 2009. Im Wald zwischen Karna und Reklin (zwischen Bomst und Wollstein) beugt Tomasz Czabanski vom polnisch-deutschen Verein POMOST sich über eine flache Grube. Nach einer Weile sieht er die ersten Fundstücke: Ein Teil einer dicken Plexiglasplatte, verbogene und angebrannte Blechstücke sowie eine Tafel mit einer Reihe von Ziffern und dem Namen einer deutschen Firma. „Das sind Fragmente der Kabine und das Typenschild des abgestürzten Flugzeugs. Aber das Wichtigste haben wir noch nicht ein Einzelgrab zu finden ist nicht einfach. Wir müssen zentimeterweise graben“, erklärt Czabanski. Januar 1945. Das Flugzeug endet im Wald bei Karna. Es gibt kaum mehr Deutsche. In panischer Angst fliehen sie vor der Roten Armee. Polen durchsuchen das Wrack, nehmen Dokumente an sich. Zwei Jahre später schicken sie diese nach Deutschland, ans Rote Kreuz. Von dort werden sie der Familie des Piloten übermittelt. Wer war es, der die Familie des unbekannten Deutschen indirekt benachrichtigte? „In den Dokumenten des Roten Kreuzes steht nur der Name Janowscy. Aber in der Gegend hat niemand von ihnen gehört. Vielleicht waren es Zwangsarbeiter?“ überlegt Czabanski. Helena Zmuda, eine der ältesten Dorfbewohnerinnen, fügt folgenden Beitrag hinzu: „Als wir im Februar von der Zwangsarbeit heimkehrten, war im Wald schon ein Hügel aufgehäuft worden. Den Jungen (den Piloten) hat ein alter Deutscher begraben, der hier früher einen Hof hatte. Die Papiere nahm sein Knecht an sich.“ Die Jahre vergingen, das Flugzeugwrack wurde entfernt. „Bauern nahmen alles, was sie brauchen konnten und verkauften Stücke als Altmetall,“ erinnert sich Stanislaw Weglarz, der Dorfschulze von Karna. Das Grab des Piloten ist auch nicht mehr auffindbar und damit könnte diese Geschichte abgeschlossen werden. Aber es gab Harald Kaiss, einen Neffen des Fliegers. Vor einigen Jahren fand er im Familienarchiv Dokumente über den Verwandten und beschloß, nach dessen Verbleib zu forschen. Czabanski: „Zuerst bat er lokale Behörden um Hilfe. Als das nichts brachte, wandte er sich an uns.“ 20. Juni 2009, später Nachmittag. Drei Männer arbeiten seit einigen Stunden. Endlich beugt sich einer von ihnen über eine Grube, in der Fragmente von Knochen liegen. Als Kaiss erfährt, daß Polen das Grab seines Onkels gefunden haben, ist er wie erstarrt, das ist auch die Schwester des Piloten. Sie weiß nicht, wie sie das Geschehene aufnehmen soll mit Lachen oder Weinen. Bis jetzt hatte sie ihren Bruder als verschollen betrachtet, jetzt weiß sie: Harald lebt nicht mehr. „Man weiß noch nicht, was mit den Überresten geschieht. Vielleicht werden wir sie auf die deutsche Abteilung des Posener Friedhofs Milostowo umbetten. Nicht ausgeschlossen, daß die Familie sie nach Deutschland nach Bayern mitnehmen wird“, sagt Czabanski. Stanislaw Weglarz: „Die Einwohner haben bei der Suche mitgeholfen. Die Deutschen waren damals zwar nicht zu uns gekommen, um Brötchen zu holen und dieser Pilot hat auch keinen Vergnügungsflug unternommen, aber wir sind ja doch alle Menschen.“ B o m s t / Babimost Kein gemeinsamer Himmel? (Aus „Glos Wielkopolski“, Posen) Hier ist mein Vaterland sagen hier diejenigen, die Deutsche sind. Tutaj jest moja ojczyzna sagen hier jene, die Polen sind. Versteht jemand nicht, was wir in Deutsch geschrieben haben? Dann soll er Deutsch lernen! Und wenn jemand nicht versteht, was wir auf Polnisch geschrieben haben, so soll er Polnisch lernen! Über den „Bomster Schmelztiegel“ schreiben Roman Rzepa und Katarzyna Warszta. So lernen wir Menschen aus Bomst kennen, einem Städtchen, das immer im Grenzgebiet lag; ehemals im polnisch-deutschen Grenzgebiet. Heute im Grenzgebiet der verheimlichten Konflikte, der Fremdenfeindlichkeit, der Vorurteile, der Bitternis und des Hasses. Wir lernen bestohlene Menschen kennen. Menschen, die ihrer Identität beraubt wurden durch die Geschichte, die Politik und durch andere Menschen. Menschen, die von ihren Wurzeln getrennt wurden durch die Geschichte, die Politik und durch andere Menschen. Menschen, denen die Würde genommen wurde durch die Geschichte, die Politik und durch andere Menschen. Wie sollen sie leben? Wie haben sie über 70 Jahre so gelebt? Wie leben sie jetzt? Polen und Deutsche oder Deutsche und Polen man weiß nicht, wie die Reihenfolge sein soll, damit man niemanden beleidigt, damit man niemandem durch Worte die nationale Würde nimmt. Wer ist wer? In Bomst vermischt sich alles man weiß nicht, wer Pole und wer Deutscher ist. Eigentlich wissen es Alle, nur verbirgt Jeder seine Identität. Einmal war es besser, Deutscher zu sein, ein anderes Mal: Pole. Ein schrecklicher Schmelztiegel! Wahrheit mischt sich mit Lüge! Und das nach fast 70 Jahren! Wir glauben es nicht! Und doch; je länger wir in Bomst sind, desto mehr sind wir überzeugt, daß es so ist! Es gab den Brief der polnischen an die deutschen Bischöfe mit dem berühmten „Wir vergeben und bitten um Vergebung“, es gibt ein gemeinsames Europa, es gibt gute nachbarschaftliche Verhältnisse und es gibt… Bomst. Nach 1793 befand Bomst sich in den Grenzen Preußens. Zu Polen kam es erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 zurück, nach 150 Jahren. In dieser Zeit nahmen die Bomster eine preußisch-deutsche Identität an. Viele trugen zwar polnische Namen, behandelten jedoch großpolnische Aufständische, die die Stadt 1919 für 2 Wochen besetzt hielten, wie Aggressoren. In der Zwischenkriegszeit war das Datum der Vertreibung der großpolnischen Armee jährlich Anlaß für ein lokales Fest. Wir sprechen mit einem Mann, er hat einen deutschen Namen, schwört aber, daß er Pole ist und erklärt detailliert die alte polnische Herkunft seines merkwürdigen Namens. Und umgekehrt dasselbe. Wir wissen, daß wir mit einem Deutschen sprechen, aber er bittet uns, daß wir es nicht erwähnen, weil alle denken, daß er Pole ist, seit jeher. In Wirklichkeit wissen Alle gut, wer wer ist in Bomst. Die seinerzeitige Fälschung von Dokumenten durch die kommunistischen Behörden, die Allen eine polnische Herkunft zuschrieb, lebt fort bis heute. Hier erinnern die Menschen sich noch sehr wohl an mancherlei Ereignisse, wollen sich aber nicht mehr daran erinnern. „Wozu?“ hört man auf dem Markt, wo gerade ein Jahrmarkt stattfindet. „Befreiung“ Januar 1945, der Markt fast derselbe, nun Schauplatz unmenschlicher Verbrechen. Rechteckig angelegt, von kleinen Häusern umringt, die durch eine Menge von Türen miteinander verbunden sind. Hinter jeder Tür spielt sich eine blutige Tragödie ab, Weil die „Befreier“ kamen, obwohl es nichts zu „befreien“ gab, auch weil niemand Widerstand leistete. Es kamen aber „Befreier“, die im deutschen Bomst Platz für Polen machten. Der Rotarmist schlug mit dem Kolben gegen die Tür, die von innen losgelassen wurde. Wütend, daß er so lange schlagen mußte, kam er rein und schoß blindlings um sich. Ein Junge wurde umgebracht. Ein anderer Soldat drang in ein Haus ein, in dem gerade eine Frau ihr Kind gebar. Er wartete ab, dann erschlug er das Neugeborene. Die Rotarmisten waren durch Ilja Ehrenburg zu erbarmungslosem Verhalten gegenüber der deutschen Bevölkerung in den Grenzgebieten des Dritten Reiches angestachelt worden. Sie konnten ihren Hass straffrei ausleben, ein Unrechtsgefühl kam nicht auf. Der dreizehnjährige Sohn der Familie Roth wurde beim Öffnen der Tür von den anstürmenden Russen erschossen. Er wurde im Garten begraben. Soldaten drangen in die Häuser ein, schossen um sich und suchten Frauen. Diese vergewaltigten sie mehrfach, vielfach töteten sie sie anschließend. Mit den Frauen starben ihre Männer, Söhne und Brüder, die sie zu verteidigen versucht hatten. Der siebzigjährige Karl Bednarek hatte zwei Töchter. Die eine wurde vergewaltigt und getötet, die andere wurde nach ihrer Massenvergewaltigung blind und zum Krüppel. Der Metzger Leder aus der Kirchstraße tötete nacheinander seine ganze Familie mit dem Bolzenschußapparat. Erst erschoß er den Sohn, dann die Frau und die Tochter. Danach legte er die Leichen auf Stroh, zündete es an und erschoß auch sich selbst. Er tat dies auf Bitten seines Sohnes, der den Anblick von Mutter und Schwester, die mehrere Male brutal vergewaltigt worden waren, nicht ertragen konnte. Andere baten niemanden, sie nahmen sich das Leben selbst oder fielen auf der Flucht vor ihren Peini-gern. So geschah es mit der 25jährigen Judith und ihrer Tochter, als der Steg über den Kanal unter ihnen einstürzte. Eine Frau Scherbat ertränkte sich und ihre zwei Kinder aus Verzweiflung in diesem Kanal. Ein Ehepaar namens Dummkle erhängte sich. Die Peiniger sparten niemanden aus, sie vergewaltigten auch Kinder. Die Aussagen am Leben gebliebener ehemaliger Bomster Deutscher sind grausig. Sie sind im Bundesarchiv Koblenz aufbewahrt, Teile von ihnen wurden vor fast zwanzig Jahren von Hieronim Szczegola in der im Lebuser Land erscheinenden Wochenschrift „Gazeta Nowa“ veröffentlicht. Es gibt aber auch Zeugen, die weiterhin in Bomst leben. Doris Wandel erinnert sich immer noch gut an die Angst. Sie war sieben. Das verschreckte Mädchen, das gerade die Erschießung seiner Mutter und die Verwundung des Vaters erlebt hatte, wurde mit anderen zusammen an die Wand gestellt. Soldaten richteten ihre Gewehrläufe auf sie. Gleich wird sie erschossen wie durch ein Wunder hat sie überlebt. Aber sie sah noch viele Grausamkeiten. Wie z.B. einen Jungen, der auf der Straße mit einem Kolben gegen das Gesicht geschlagen wurde und direkt unter die Gleisketten eines Panzers fiel. Vertreibung Dies war jedoch nicht das Ende der Tragödie der Bomster Deutschen. Nach einem grausamen Massaker wurden sie angetrieben, die Leichen ihrer Verwandten, russischer Soldaten und verkrüppelter Pferde aus dem Schnee auszugraben. Die Soldaten wurden unter Ehrenbezeigungen auf dem Bomster Markt vor dem Rathaus beerdigt. Pferde verscharrte man, wo sie gerade lagen; und die deutschen Zivilisten auf dem Friedhof, ohne Sarg, so wie sie eben umgekommen waren. Zweieinhalb Reihen von Gräbern, eng, eine Leiche neben der anderen gelegen. „Meine Mutter wurde im Nachthemd begraben, so wie man sie erschossen hat“, erinnert sich Doris Wandel, „meine fünfzehnjährige Schwester nahm an dieser Eilbeerdigung teil.“ Aber das war immer noch nicht das Ende des Dramas für die deutsche Zivilbevölkerung von Bomst. Einige Monate nach dem Januar-Massaker wurde die Mehrheit einfach vertrieben. Man wurde gezwungen, eilig ein paar Sachen zusammenzupacken und nach Deutschland zu fliehen. Es mußte Platz für aus dem Osten vertriebene Polen gemacht werden. So begann der Exodus. Kolonnen von Menschen, die die typischen Handwagen zogen, vollgepackt mit wenig Hab und Gut und Spielzeug. Frauen mit Kindern auf dem Arm, Greise. Sie flohen aus ihrer Heimat. Unterwegs hat man sie bestohlen, teilweise umgebracht. Eine Kolonne Vertriebener wurde unweit Bomst von sowjetischen Panzern niedergewalzt. Neues Leben Unzählige Deutsche entschlossen sich zu bleiben, so wie die Familie von Doris Wandel, die als Einzige die Tapferkeit hat, zu sagen: Ich bin eine Deutsche und Bomsterin. Andere Nachkommen dieser mit Bomst verbunden gebliebenen Deutschen wollen lieber nicht laut über ihre Herkunft sprechen. Sie sind überzeugt, daß diese jetzt schon keine Bedeutung mehr hat, daß die Unterschiede verwischt sind. Warum aber wollen sie nicht bekennen, wer sie sind? Vielleicht, weil sie sich noch daran erinnern, wie sie in der Nachkriegszeit behandelt wurden. „Schwaben, Heil Hitler!“, so hat man uns gerufen, erinnert sich ein vorsichtshalber anonym bleibender Einwohner von Bomst. Er fügt aber schnell hinzu, daß damit jetzt Schluß ist. „Aber als ich auf dem Friedhof mit Tochter Regine Deutsch sprach, hörte ich hinter meinem Rücken sagen: „Können Sie etwa nicht Polnisch?“, sagt Doris Wandel. Ihre Enkelin Isa mußte wegen Schikanen in der Oberschule in eine andere Klasse wechseln, wo, als sie ihr Heft in den Papierkorb warf, die Lehrerin ihr befahl: „Du Deutsche, nimm es heraus!“. Dann ging Isa zum Studium nach Grünberg. „Dort hat niemand mehr mir vorgeworfen, daß ich eine Deutsche bin“, sagt sie. „Einwohner von Bomst haben die Deutschen nicht schikaniert, das waren Fremde, Soldaten“, sagt der Pole Horst Heyduk. Man muß wissen, daß Bomst nach dem Krieg ein Ort mit Garnison war. Es waren also viele neue Bewohner zugezogen und eine neue Ordnung war eingeführt worden. „In der Stadt gab es eine deutliche Trennung zwischen Militärblocks und anderen Wohnvierteln“ hörten wir. „Die Bewohner der Militärblocks wurden besser behandelt, sie bildeten ja die „Volksmacht“ und betrachteten jeden Deutschen als eine Art Hitler.“ Neue Macht Der „Volksmacht“ gefiel die tragische Geschichte deutscher Zivilisten, die in den „Befreiungstagen“ ermordet wurden. Es herrschte immer noch die Meinung, daß Deutsche Feinde sind. Hatten Deutsche im Krieg doch Polen ermordet und waren für Verbrechen verantwortlich. Polen waren also Opfer; und das hat den Tod unschuldiger Zivilisten erklärt und entschuldigt. Über Massaker wurde jahrelang geschwiegen. „Um in Bomst zu bleiben und sein Eigentum zu behalten, mußte man der deutschen Herkunft entsagen“, sagt Aleksander Waberski, ein Kenner der regionalen Geschichte. „Doch nicht Alle sind diesen Weg gegangen. Unsere Familie hatte sich entschlossen, zu bleiben“, erzählt Doris Wandel. „Wir sind sieben Mal umgezogen. Meine ältere Schwester hat das Massaker als vierzehnjähriges Mädchen überlebt, hat das Leben hier aber nicht ausgehalten und ging nach Deutschland. Auch mein Vater hat Bomst zum Ende seines Lebens verlassen.“ Gegenwart Doris und Regine Wandel können über das Leben in Bomst nicht ruhig berichten. Das ständige Erinnertwerden an die deutsche Herkunft, ständige Barrieren erfüllen sie mit Bitterkeit, die sie nicht verheimlichen. Bis heute tragen sie die Konsequenzen der Fälschung von Dokumenten in der Nachkriegszeit, des Fehlens einer Anmeldung, weil nach dem Krieg nur der Vater amtlich gemeldet war, nicht aber die Kinder. Das Schicksal des Massengrabs für die Opfer des Massakers war schon unerträglich für die Familie Wandel. Sie hatte sich jahrelang um diese Stelle gekümmert, und mußte dann mit Grauen erleben, wie von zweieinhalb Reihen provisorischer Gräber die Hälfte beseitigt wurde und an dieser Stelle seit den 70er Jahren andere Gräber entstanden. Weder eine Tafel noch ein Gedenkstein geben Zeugnis von den zivilen Opfer des Massakers. „Und nur ein kleines Stückchen weiter befindet sich die Abteilung für die großpolnischen Aufständischen, von denen es hier keine Leichen gibt. Sie ist gleichwohl schön gepflegt und dokumentiert“ erklärt Doris Wandel. „Und für die ehemaligen Einwohner gibt es keine letzte Ruhestätte mehr, das tut so weh.“ Während der Renovierung des Friedhofs wurde auf einem Teil der ehemals deutschen Gräber Pflaster verlegt, auf andere wurden Tafeln gestellt, die diese als Platz für zukünftige Gräber ausweisen. Wandels sind böse auf das Komitee für die Erneuerung der Kirche und des Friedhofs. „Als es soweit kam, daß die Beamten Geld für die Gräber der Opfer von deren Nachkommen forderten, war es unerträglich geworden“, erzählt Doris. Damals hat sie mit ihrer Tochter beschlossen, eine Exhumierung durchzuführen und einen anderen Platz für ihre Vorfahren zu finden. Nach vielen Absagen ist dies gelungen. Im Juni 2009 wurde die Exhumierung von POMOST-Mitarbeitern durchgeführt. „Mein Großvater erzählte, daß vor dem Krieg die Grenze zwischen dem deutschen Bomst und Polen ziemlich offen war und die Menschen sich frei hin und her bewegten. Sie lebten ordentlich miteinander. Aber im Jahr 1933 kam Hitler an die Macht; ein Teil der Bomster war für ihn, aber trotzdem waren die Verhältnisse mit Polen korrekt“, erzählt ein anonymer Einwohner. Würde der Vertriebenen Nach dem Massaker wurden zwanzig Namen von Zivilisten und drei von Soldaten ins Sterbebuch der Kirche eingetragen. Niemand weiß, wieviele Menschen in diesem Rachakt getötet wurden. Manche sprechen von vierzig Namen, andere sogar von zweihundert. Will niemand an sie erinnert werden? An eine Gedenktafel für diese Opfer war nie gedacht. „Die Leute interessierten sich nicht dafür“, sagt Horst Heyduk, Mitglied des Komitees. „Und jetzt, wo man die Überreste weggenommen hat, weiß man nicht, ob noch etwas zum Gedenken aufgestellt werden soll. Sollte jemand eine entsprechende Bitte vortragen, wird man vielleicht eine Gedenktafel mit der Information aufstellen können, daß es ein Massaker gegeben hat, aber ich bin dagegen, daß man schreibt, daß die Russen es verübt haben. Wozu? fragt der Pole Horst Heyduk. „Wir wollen nichts mehr. Ich will nicht, daß meine Mutter in dieser Erde, die sie für ihre Heimat gehalten hat, ruht. Weil man hier selbst Hunde besser behandelt. Ihr wurde beim Massaker Leid angetan, das sich nach ihrem Tod fortsetzte. Ich will auch nicht hier beerdigt werden“, sagt Doris Wandel. Man nennt sie in Bomst „die lokale Erika Steinbach“. Nur will Doris Wandel niemandem etwas wegnehmen. Sie will nur, daß man ihr und ihren gequälten Vorfahren die Würde zurückgibt. Aber sie hat die Hoffnung darauf schon verloren. Reihenfolge der Erinnerung In Bomst sagen die Leute, daß man jetzt keine nationalen Unterschiede mehr sieht. Aber Aleksander Waberski, Regionalforscher, der in Polen und in Deutschland lebt, wollte vor ein paar Jahren sein Grundstück zurückbekommen; und er hat von einem Ratsmitglied gehört, daß dieser gegen die Rückgabe von Grundstücken an Deutsche ist. Der Ratsvorsitzende von Bomst, Henryk Paciejewski, sagt, daß man niemals eine Notwendigkeit dafür gesehen hat, einen Gedenkstein oder eine Gedenktafel für die Opfer des Massakers zu errichten. „Das haben ja doch nicht wir gemacht. Zuerst muß man Polen ehren, die von Deutschen ermordet wurden und dann erst die Deutschen.“ Dann erzählt er weiter: „Wir haben sehr gute nachbarschaftliche Kontakte mit Deutschen aus Neuruppin, wo viele ehemalige Einwohner von Bomst leben. Viele Menschen aus Bomst fahren nach Grünberg zu Treffen der „Sozial-Kulturellen Gesellschaft“ der deutschen Minderheit. Aber sie haben nicht unbedingt deutsche Wurzeln.“ Stürme der Geschichte In Bomst sprechen Viele ein ausgezeichnetes Deutsch, vor allem Ältere haben einen deutschen Akzent. Sie sagen uns, daß sie die Sprache von ihren deutschen Großmüttern und Müttern übernommen haben, die nach Massaker und Vertreibung hierblieben. In Bomst schauen Viele deutsches Fernsehen. Aber noch immer haben nur Wenige den Mut, sich als Deutsche zu bekennen. „In Bomst sind verschiedene Dinge passiert, aber wir und unsere Vorfahren sind auf Gedeih und Verderb mit dem Ort verbunden“, sagt ein Mann deutscher Herkunft. „Was können wir dafür, daß wir Deutsche sind und daß unsere Vorfahren hier gelebt und diesen Boden geliebt haben? So war die Geschichte! Was können wir tun? Die Nachkommen der Deutschen leben hier bis heute, weil ihre Vorfahren es nicht gewollt hätten, auch um den Preis der Polonisierung und den Verlust des Lebens, daß man diesen Platz auf Erden verläßt. Doris Wandel hat ambivalente Gefühle nach dem, was ihrer Mutter, dem Vater, ihr selbst und dem Rest der Familie passiert ist. „Dies ist meine Heimat und niemand wird mich hier hinauswerfen. Aber ich weiß schon, daß ich auf diesem Friedhof nicht beerdigt werde. Ich will es nicht. Es gab zu viel Leid und Trauer.“ Der Bomster Schmelztiegel siedet weiter. Ob einmal Alle unter einem gemeinsamen Himmel leben werden und die Vergangenheit des jeweils Anderen achten werden und das einander zugefügte Unrecht vergeben werden? Polen und Deutschen bezeichnen sich ja doch vor allem als Bomster. M e s e r i t z /Miedzyrzecz Neue Ansichtskarten sollen für Meseritz und die Umgebung werben Der Meseritzer Fotograf Grzegorz Paczkowski hat eine Serie von 16 Postkarten von Meseritz und dem Kreis herausgegeben. Auf den Bildern werden u. a. der Ostwall, Betsche und Dörfer wie Bobelwitz und Hochwalde dargestellt. Grzegorz Paczkowski hat auf seinen Ansichtskarten lokale Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen verewigt. Schöne Aufnahmen zeigen auch die wunderschönen Landschaften der Region mit Seen und Wäldern. „Aus der Nachkriegszeit existiert nur eine Postkarte von Bobelwitz und Hochwalde hatte seit 1945 gar keine“, sagt der Fotograf. Die Ansichtskarten wurden vor allem für Touristen gedruckt, die an nahegelegenen Seen ihren Urlaub verbringen. Auf einer Karte kann man die Maria- Magdalena-Kirche von Betsche bewundern. Kaufen kann man die Ansichtskarten inzwischen an vielen Orten. Burg von Rittern erstürmt Die „Eroberung“ der mittelalterlichen Burg war das wichtigste Ereignis des im Juni stattgefundenen Ritterfestes in Meseritz. Die Inszenierung knüpfte an Ereignisse aus 1474 an, als die Meseritzer Burg vom ungarischen König Johann Corvinus und Prinz Johann II. („der Grausame“) von Sagan erobert wurde. Ungarische Eliteeinheiten mit der Bezeichnung „Flakate Serege“ (Schwarze Reihen) hatten die Stadt in Brand gesetzt und die Einwohner niedergemetzelt. Die Besatzung der Burg hatte tapfer gekämpft. Das entscheidende Gefecht fand auf der Brücke über dem Burggraben statt. Die Burg wurde letztendlich durch Verrat erobert. Parteigänger der Angreifer hatten nachts die Burgtore von innen geöffnet. Die letzten Gefechte gab es an der Burgmauer. Die Inszenierung des Gefechts erfolgte nach literarischen Quellen, weil außer der, daß die Burg durch Verrat erobert und ihre Insassen ermordet wurden, keine zuverlässigen Informationen verfügbar sind. An dem Schauspiel nahmen 100 Ritter und Damen, Mitglieder polnischer Ritterbruderschaften und „Krieger“ aus Deutschland und Frankreich teil. Das Spektakel fand nicht nur bei en Meseritzern, sondern auch bei vielen in- und ausländischen Touristen großes Interesse. Museum wiedereröffnet Die einige Monate dauernde Renovierung der Museumsräume wurde im Juni abgeschlossen. Es wurden neue elektrische Alarmanlagen installiert und anschließend alle Räume im Erdgeschoß neu gestrichen. Somit ist die erste Etappe abgeschlossen und man kann die ethnographischen sowie die Sammlungen von Sargportraits und Wappeninschriften wieder besichtigen. Die zweite Etappe im Keller, wo sich die archäologischen Sammlungen befinden wird bald in Angriff genommen. Die Museumsbesucher interessieren sich vor allem für Polens größte Sammlung von Sargportraits, einer sarmatischen und typisch polnischen Art von Bildnissen. Im 17. und 18. Jh. wurden die zu Lebzeiten angefertigten Portraits Adliger vor die Giebelseiten ihrer Särge gestellt, bis diese beerdigt wurden. Das Meseritzer Museum verfügt über 40 Portraits und 160 Wappen- und Inskriptionstafeln. Das älteste Sargportrait stellt Elisabeth v. Unruh dar, die 1659 verstarb. Endlich Mittel für die Renovierung der alten Schule Das Geld fast 700.000 Euro stammt vom Kreis und der Gemeinde. Die Renovierungsarbeiten begannen im August. Alte, morsche Fenster, Löcher im Dach, abgefallener Putz an den Außen- und Innenwänden dies war die graue und an Wintertagen kalte Wirklichkeit der alten Meseritzer Schule, in der sich heute das Gymnasium und die Oberschule befinden. Der fast 100jährige Bau geht kaputt. Seit über 10 Jahren wurden hier keine Reparaturen mehr gemacht, immer fehlte das Geld. Endlich kam ein Vertrag zwischen dem Kreis und der Gemeinde über eine gemeinsame Finanzierung der erforderlichen Arbeiten zustande. 700.000 Euro stellen nur die Hälfte der eigentlich erforderlichen Mittel dar, dieselbe Summe wird zusätzlich noch von der Wojwodschaft übernommen. Als erste Maßnahmen werden das Dach neu gedeckt und die Wände getrocknet. Als nächstes sollen die Fenster und die Zentralheizung ausgetauscht werden. Die Schulleitung träumt darüber hinaus noch vom Bau einer Turnhalle. Die Meseritzer Erde birgt wahre Schätze In den Jahren 1997 bis 2008 wurden in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung 41 Münzen gefunden, deren älteste 500 Jahre alt sind. Die wertvollen Funde wurden auf einer im Juni im Museum abgehaltenen wissenschaftlichen Konferenz begutachtet. Maksymilian Frackowiak berichtete folgendes über die Numismatika: „Die ältesten Münzen sind Denare von Kazimierz Jagellonczyk aus dem 15. Jh. und stammen aus der Krakauer Münzprägeanstalt. Ein Denar wurde vor 5 Jahren in Meseritz auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs gefunden, er befand sich in einem Grab. Die meisten Münzen wurden von professionellen Archäologen entdeckt, manche aber auch von Einwohnern dem Museum übergeben.“ A l t e n h o f /Stary Dwór Der Taubenschlag auf einem Hof bei Tirschtiegel ist schon 160 Jahre alt Der hölzerne Taubenschlag ist eine Zierde des Hofes von Piotr Chamarczuk aus Altenhof. „Er ist eine sehr seltene Sehenswürdigkeit in diesem Gebiet“, betonen Regionalforscher. Die Mutter des heutigen Eigentümers, Krystyna Chamarczuk, wurde 1946 geboren. Sie erinnert sich an die Kindheit im Schatten des hölzernen Taubenschlags, der auf dem gemauerten Hühnerstall zwischen Haus und Stall steht. „Noch vor 20 Jahren lebten dort Tauben. Über einhundert. Einmal schlich ein Marder sich hinein und fraß Eier und junge Vögel. Seitdem wollen die Tauben dort nicht mehr wohnen“, erzählt Frau Chamarczuk. Der Taubenschlag ist über 2 m hoch und ist das älteste Taubenhaus im Kreis Meseritz. Er wurde 1903 errichtet. Identische Taubenhäuschen wurden in Pommern errichtet. Im Meseritzer Land ist der von Altenhof eine Einmaligkeit. Wahrscheinlich ist, daß der Taubenschlag von einem aus Pommern zugewanderten Landwirt gebaut wurde. Ein ähnliches Taubenhaus stand bis vor ein paar Jahren in Brätz, wurde jedoch abgerissen. Dieses aus Altenhof ist in einem miserablen Zustand Holzbretter und Balken sind morsch; der Eigentümer will es aber nicht abreißen. Vielmehr hat er versprochen, die Sehenswürdigkeit wieder zu restaurieren. B i r n b a u m /Miedzychód Auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof wird ein Lapidarium errichtet Über 30 jüdische Grabsteine wurden auf einem privaten Grundstück gefunden. Sie gerieten ins Museum. Die Museumsleitung will, daß sie auf das Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofs zurückkehren, von dem sie stammen und auf dem heute nur noch eine Treppe geblieben ist. Die Steine sind aus Sandstein und enthalten Inschriften in Hebräisch und Deutsch. Von einer Platte läßt sich der Name Joseph Hirsch problemlos ablesen. „Es handelt sich wahrscheinlich um einen Verwandten von Hugo Hirsch, dem jüdischen Komponisten, der in unserer Stadt geboren wurde und aufwuchs. Er wird auch »Vater der Berliner Operette« genannt”, erklärt der Historiker Artur Paczesny. Aus Birnbaum stammen u.a. der bekannte Maler Lesser Ury sowie Oskar und Leonhard Tietz, die Gründer von HERTIE und KAUFHOF. Der jüdische Friedhof lag auf einer Erhebung zwischen dem Hauptbahnhof und Altgörzig. Im Zweiten Weltkrieg wurde er verwüstet, mit den Grabsteinen befestigte man das Wartheufer im Alten Hafen. Das Werk der Verwüstung setzten die Polen nach dem Krieg fort. In den 50er Jahren wollte ein Parteisekretär auf dem Friedhofsgelände eine Plattform für Tanzvergnügungen und ein Orchester errichten, wogegen sich starker Protest der Einwohnerschaft erhob. Schon vor einem Jahr wurde das Friedhofsgelände von Arbeitslosen aus dem Klub für Soziale Integration aufgeräumt und jetzt soll dort ein Lapidarium (Sammlung von Steindenkmälern) entstehen. Die entsprechende architektonische Konzeption, auf die man sich bei der Realisierung stützen kann, liegt schon seit Jahren vor. Bürgermeister Roman Musial befürwortet die Umwidmung der alten Begräbnisstätte. Es wurden sogar entsprechende Gespräche mit dem Vorsitzenden der Posener Jüdischen Gemeinde geführt, die ihre Unterstützung des Projekts zugesagt hat. Allerdings muß die Realisierung jüdischen Vorschriften entsprechend geschehen. An den Arbeiten sollen sich Jugendliche aus Birnbaum und Altersgenossen aus Deutschland, den Niederlanden und Israel beteiligen, die Leitung liegt bei Antoni Taczanowski. Botschafter der USA zu Besuch in der Stadt Victor Ashe, der Botschafter der USA in Polen, besuchte Birnbaum im Juli und hatte eine Begegnung mit dem Bürgermeister. Es wurde dabei vor allem über die Entwicklung des Tourismus in der Region gesprochen, ein weiteres Thema war die Entwicklung der Förderung von Erdöl und Erdgas im Gemeindegebiet. Der Botschafter nahm Werbegeschenke von Birnbaum mit nach Warschau. Er reist zweimal pro Woche durch Polen und besucht verschiedene sehenswerte Orte. Es handelte sich bei diesem ersten Besuch eines so hohen amerikanischen Diplomaten in Birnbaum um einen Höflichkeitsbesuch. Birnbaumer Weinhersteller erzeugen Hagebuttenwein Weder Wodka noch Grasowka sind polnische Nationalgetränke, nein, dies ist vielmehr der Hagebuttenwein“ hiervon überzeugt sind Teilnehmer eines Weinherstellerkongresses in Radegosch, der im Juli stattfand. In dem kleinen Dorf nördlich Birnbaum fanden sich über 30 Weinerzeuger aus ganz Polen ein. Sie brachten die von ihnen hergestellten Getränke mit und diese nahmen an 2 Wettbewerben teil; die erste Kategorie war der Hagebuttenwein und die zweite Fruchtlikör. Warum aber erzeugen sie Weine aus Früchten statt wie die Griechen, die Franzosen, oder sogar die Grünberger aus Weinreben? „Weil Hagebuttenweine tief in der polnischen Tradition verwurzelt sind. Sie sind schmackhaft und gesund; und regionaltypisch“ erklärt Maciej Pawlak aus Neutomischel. Viele Weinkenner behaupten, daß nur Getränke aus gegorenen Trauben den Namen Wein tragen dürfen. Was ist dazu die Ansicht von Weinherstellern aus Großpolen? „Trauben, die in unserem Klima wachsen, sind herb und haben ein anderes Aroma als die südeuropäischen. Deswegen haben polnische Weine nur wenig mit griechischen oder französischen gemeinsam. Außer den Namen. Es geht jedoch nicht um die Bezeichnung“, sagt Ryszard Koczorowski aus Posen. Aus Hagebutten kann man Dessertweine herstellen zu genießen bei Kaffee und Kuchen. Für längeren Konsum sind sie jedoch zu schwer. Ihre Stärke hängt ab von der Menge des verarbeiteten Zuckers bzw. Buchweizen-honigs, der dem Wein ein starkes Aroma verleiht. „Geschmack, Klarheit und Aroma sind von vielen Faktoren abhängig. Vor allem von der Fruchtqualität, Lagertemperatur und Lagerdauer. Je älter, desto besser.“, erklärt Tadeusz Dobek aus Radegosch. Die Hagebutte ist eine ausgezeichnete Frucht für Weinexperimente. Der Geschmack kann z. B. durch die Zugabe von Johannisbeersaft verstärkt werden. Es gilt eine grundsätzliche Regel die Früchte müssen im Oktober bzw. November geerntet werden. Sie müssen reif sein und am besten schon etwas Frost abbekommen haben. Viele Weinhersteller erzeugen auch Fruchtliköre. Kräuter- und Fruchtliköre haben ihre Wurzeln in der Tradition des Adels und der Klöster. In der Gemeinde Birnbaum beschäftigen sich Viele mit der Weinerzeugung. Radegosch will ein Zentrum der Weinherstellung im westlichen Großpolen werden. Naturkundliche Informationen im Stadtpark In einer Gartenlaube wurden Tafeln mit Abbildungen und Informationen zu Pflanzen angebracht, die im benachbarten See und an seinen Ufern wachsen. Neben dem alten Kurhaus im Oskar-Tietz-Park entstand eine „Ökostelle“. Auf Plakaten kann man sich mit der örtlichen Flora vertraut machen. Hier erhalten Schüler Naturkundeunterricht. Bald sollen auch Schautafeln mit Abbildungen und Informationen zu den hier vorkommenden Tierarten aufgestellt werden. Die Idee stammt von Dr. Krzysztof Grzegorczyk, der als Fachmann seit Jahren mit der Gemeinde zusammenarbeitet. Der Leiter des Zirker Museums sucht Exponate im Internet Die Mitarbeiter des Museums entdeckten eine Münzfälschung aus dem Ende des 16. Jhs.. Es handelt sich um drei Groschen aus der Zeit von Sigmund Wasa, die anstatt aus Silber aus Kupfer geschlagen sind. Die Münze wurde bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Markt entdeckt. „Das Problem liegt darin, daß man damals Münzen aus Silber machte, die auf dem Markt gefundene ist aber aus Kupfer, das nur mit einer dünnen Schicht Silber bedeckt ist. Es handelt sich um eine typische Fälschung. In jener Zeit wurde das Fälschen von Münzen häufig praktiziert; gleichwohl sind heute die Fälschungen seltener als die Originale, weshalb sie auch wertvoller sind“, sagt der Historiker Artur Paczesny vom Birnbaumer Museum. Die Münze ist eines der Exponate, die nach im Stadtkern durchgeführten Forschungen ins Museum kamen. Darüberhinaus hat man dabei viele interessante Gegenstände, die viel über die Geschichte der Stadt erzählen, entdeckt, darunter Teile einer Kachel aus der Renaissance. Bielsko Jugendliche haben den Strand aufgeräumt Der Schilfgürtel am Ufer wurde z.T. beseitigt, wodurch der Strandbereich des Bielskoer Sees verbreitert wurde. Dieser See gehört zu den schönsten und saubersten in der ganzen Gemeinde. Die Einwohner der umliegenden Dörfer brauchen zum Baden nun nicht mehr nach Neu-Merine fahren. Die Initiative der Jugendlichen aus Bielsko konnte noch vor Eröffnung der Badesaison erfolgreich abgeschlossen werden. Am Ende der Aktion wurden Sitzbänke und Abfallkörbe angebracht. Noch in diesem Jahr wollen die jungen Leute auch einen Steg bauen. Ihre Initiative wurde von der Dorfverwaltung begrüßt, vom Gemeindevorsteher kam sogar eine finanzielle Unterstützung. Presse-Archiv: Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009 |