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Meseritzer Exponate in Paderborner Ausstellung „Im Angesicht des Todes Sargporträts aus Miedzyrzecz / Meseritz“ Text von Dr. Martin Sprungala Die vor Jahren begründete deutsch-polnische Partnerschaft des Paderborner Kreismuseums auf der Wewelsburg mit dem Regionalmuseum Miedzyrzecz trägt weitere Früchte. Im Februar 2012 wurde die Dauerausstellung mit Exponaten des Heimatkreises Meseritz aus dem Fundus des Kreismuseums unter gegenseitiger Beteiligung eröffnet (siehe HGr Nr. 200). Nun ist es das polnische Museum, das den Paderbornern Exponate zur Verfügung gestellt hat. Das erste bekannte Sargporträt stammt aus der Zeit des Siebenbürger Herrschers und polnischen Wahl- Königs seit 1575, István Báthory (1522-1586), der in Polen Stefan Batory und im litauischen Reichsgebiet der polnisch-litauischen Adelsrepublik Steponas Batoras genannt wurde. Es wird vermutet, daß es eine aus Ungarn stammende Tradition war, Porträts der Verstorbenen zu erstellen. Die Ausstellung schlägt den Bogen von den Sarkophagporträts ägyptisch-römischer Zeit über die Besonderheit der barocken Bestattungskultur des polnischen Adels bis in die Neuzeit hin zu den Totenfotografien von aufgebahrten Verstorbenen im Sarg. Die Ausstellung wurde am Freitag, dem 16.5.2014, im Burgsaal der Wewelsburg durch den stellvertretenden Paderborner Landrat Wolfgang Schmitz eröffnet. Er betonte, welch gutes und vertrauensvolles Verhältnis zwischen den beiden oben genannten Museen herrscht und vor allem, daß die Initiative zu dieser Ausstellung von polnischer Seite kam. Er dankte dem Heimatkreis Meseritz, vertreten durch den Vorsitzenden Leonhard v. Kalckreuth und den zahlreich anwesenden Mitgliedern des Vorstands, Beirats und des Vereins für die gute Zusammenarbeit und die Begründung dieses wunderbaren Kontaktes. Herr Schmitz betonte, daß es inzwischen zehn Jahre nach dem EU-Beitritt Polens eine Normalität sei, ein gut-nachbarschaftliches Verhältnis zu haben. Die Eröffnung wurde musikalisch umrahmt durch Gesangsstücke der Detmolder Musikschülerinnen Marie- Justine Klemme und Madeline Trappmann, am Klavier begleitet von Cedric Trappmann. Sie brachten Auszüge aus dem Liederzyklus „Trauer und Trost“, „Ein Ton“, „Andenken“ und „An den Traum“ von Peter Cornelius, Weimar November 1854, zu Gehör, zudem „Queen Alman“ von William Byrd (ca. 1543-1623), „We ‘ll meet again“ von Ross Parker & Hughie Charles und „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ von Georg Neumark (1621-1681). Auch die Leiterin des Museums, Kirsten John-Stucke, bekundete die gute Kooperation mit den Partnern in Polen, dankte aber auch den zahlreichen Helfern vor Ort und den weiteren Partnern des Museums, die sich in diese Ausstellung mit eingebracht haben. Anschließend an den Vortrag von Andrzej Kirmiel und die Besichtigung der Ausstellung lud sie die zahlreich erschienenen Gäste ins Foyer zu einem Umtrunk mit Laugengebäck. Herr Kirmiel dankte für die gute Zusammenarbeit und die Möglichkeit der Ausstellung von Exponaten seines Museums. Seine Ansprache übersetzte Ewa Ochwiejewicz aus Berlin. Herr Kirmiel hat die Sargporträts der Familie v. Unruh ausgewählt, weil sie die wichtigste und bedeutendste Familie im Nordwesten des Posener Landes in der Zeit der polnischen Adelsrepublik war. Zudem waren sie deutscher Herkunft und protestantisch. Er berichtete, daß die Deutschen in Polen stets loyal gegenüber ihrem König waren und das bis in die Zeit des 2. Weltkriegs und er erwähnte die Geschichte des polnischen Admirals Józef v. Unrug aus dem polnischen und katholischen Zweig der Familie, der die polnische Flotte befehligte, bis Anfang Oktober 1939 die Halbinsel Hela verteidigte und sich danach weigerte, das Angebot Hitlers anzunehmen, einen hohen Posten in der deutschen Kriegsmarine einzunehmen. Das Museum in Meseritz verfügt über eine der bedeutendsten Sammlungen an Sargporträts in Polen. Diese Bilder wurden bei der Bestattung des Toten an der kurzen Seite des Sargs angebracht, so daß der Verstorbene quasi als Lebender in die Trauerrunde schaute. Das Porträt mußte dabei nicht unbedingt dem Alter des Verstorbenen entsprechen, sondern zeigte ihn in voller Pracht und Blüte seines Lebens. Es war sogar üblich kleine Schauspiele über das Leben und Wirken des Verstorbenen aufzuführen, wobei ein Schauspieler in dessen Rolle schlüpfte. Diese Tradition endete mit den Teilungen Polens und dem Untergang der polnischen Adelsrepublik. Im Anschluß an die feierliche Eröffnung hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich die Ausstellung anzusehen. Glanzstück im wahrsten Sinne des Wortes ist das auf Silberblech aufgetragene Sargporträt von Alexander v. Unruh (1628-1668). Neben ihm positioniert ist seine Frau Ursula v. Troschke, weiterhin sein Sohn, der bereits in ganz polnischer Kleidung antreffen ist und sein Enkel Karl August v. Unruh in typisch mitteleuropäischer Bekleidung seiner Zeit. |