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Zum Bobelwitzer Kriegerdenkmal
Maksymilian Frackowiak
Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918 war der erste Konflikt in der Geschichte, der fast alle Kontinente umfaßte. Während über vier Jahre dauernder Kämpfe nahmen 33 Staaten an ihm teil, wovon jeder mehr oder weniger große Verluste an kämpfenden Soldaten davontrug. Deutschland war unter den Staaten, die den höchsten Blutzoll entrichteten. Im „großen Krieg“ verlor Deutschland etwa 1,8 Millionen seiner Bürger.
Nach dem Kriegsende begannen alle Nationen
auf verschiedene Art und Weise, ihre Gefallenen und
Verstorbenen zu ehren. Die häufigste Form des
Gedenkens der Toten war das Errichten von Denkmälern,
aufgestellt an zentralen Punkten der Städte und
Dörfer bzw. das Anbringen von Gedenktafeln an öffentlichen
Gebäuden, meistens Kirchen.
Diese Erinnerungskultur war besonders in Deutschland
sehr verbreitet, wo an fast jedem Ort ähnliche Gedenkorte
entstanden. Nicht alle Objekte aus jener Zeit sind
bis in unsere Tage erhalten geblieben, ein Teil davon
hat die Zeit des Zweiten Weltkriegs nicht überdauert.
Auch nach 1945 wurden viele zerstört, vor allem
in den ehemals deutschen Gebieten östlich von Oder
und Neiße, die an Polen fielen.
Nach Kriegsende erließen die Behörden der
Volksrepublik Polen eine Reihe von Verordnungen, mit
denen Festlegungen zum Schicksal von Relikten deutscher
materieller wie geistiger Kultur getroffen wurden.
Die Aktion der „Entgermanisierung“ der sogenannten
wiedergewonnenen Gebiete in West- und Nordpolen betraf
u.a. das Vernichten von Restbeständen deutschen
Kulturerbes.
Einen besonders großen Schaden trugen
hierdurch Erinnerungsorte und Objekte religiösen Kults,
vor allem Friedhöfe und Denkmäler davon, die zerstört,
abgetragen oder verwüstet wurden. Viele Bestandteile
solcher Objekte wurden einer Zweitverwendung als
Baumaterial zugeführt oder an Steinmetzbetriebe verkauft.
Manche Reststücke von Denkmälern und Grabsteinen,
die keinen größeren Wert darstellten, wurden
umgestürzt, auf Müllkippen entsorgt oder nahe ihrem
vormaligen Standort in der Erde vergraben.
Bemerkenswert ist, daß sich mit wachsendem
Geschichtsbewußtsein in Polen eine stetig größer werdende
Zahl von Initiativen entfaltet, die u.a. das Ziel hat,
alte Friedhöfe zu restaurieren sowie den Bestand anderer
materieller Relikte deutscher Kultur zu sichern.
Zu einer solchen Unternehmung kam es vor kurzem in
Bobelwitz, wo eine Gruppe von Regionalforschern einen
Teil des Kriegerdenkmals entdeckt hat, den sie auf
das Gelände des Meseritzer Museums verbrachte.
Diesen Teil des Kriegerdenkmals für die
Bobelwitzer Gefallenen des Ersten Weltkriegs hatten
Robert Frackowiak und Pawel Piatkewicz von POMOST
vor ein paar Jahren bei ihrer Suche nach einem
Soldatengrab gefunden. Sie hielten sich da im Wald auf
dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube auf, die jahrelang
zu einer wilden Müllkippe verkommen war.
Beide Herren sind auch Angehörige des Vereins
PERKUN für Archäologie und das Bewahren militärischer
Sehenswürdigkeiten, dessen Tätigkeit sich vor
allem auf das Gebiet des Kreises Meseritz konzentriert.
Ein paar Jahre nach ihrem Fund kehrten beide
Herren nach Bobelwitz zurück. Am 27. März 2012 wurden
die Denkmalsreste ausgegraben und das Gelände
für ihren Abtransport nach Meseritz vorbereitet; dieser
konnte am darauffolgenden Tag erfolgen. An diesem Unternehmen
beteiligt war auch der lokale Regionalforscher
Andrzej Chmielewski, Autor zahlreicher Publikationen
zur Geschichte des Kreises. Informiert von
dieser Aktion wurde auch Blazej Skazinski, der Leiter
des Landsberger Büros des Denkmalschutzamtes der
Wojwodschaft Lebuser Land.
Das Kriegerdenkmal ist aus Sandstein gefertigt und hatte ursprünglich die Form eines Obelisken. In seinem oberen Teil befindet sich ein Kreuz, zu dessen Seiten die Jahreszahlen des „großen Kriegs“ angebracht sind. Unten steht die Aufschrift „Ihren im Weltkrieg gefallenen Helden gewidmet. Gemeinde und Gut Bobelwitz“. Weiter folgt die Liste von Vor- und Nachnamen sowie Todesdaten der Gefallenen. Im oberen Teil dieser Liste befindet sich der Rest einer Verzierung, bei der es sich um ein Eisernes Kreuz, einen Adler oder einen Helm gehandelt haben könnte. Ursprünglich stand das Denkmal an der Kreuzung der Dorf- und der zum Schloß führenden Straße. Noch heute informiert uns das Meßtischblatt 3559 Meseritz aus dem Jahr 1944 hierüber. Auf dem früheren Denkmalsort stehen heute drei Eichen.
Wegen des Fehlens ikonographischer Quellen wissen wir leider nicht mehr, wie das Denkmal in seiner ganzen Pracht aussah. Die lokale Presse und Internetportale berichteten mit positiven Kommentaren ausführlich über den Denkmalsfund, ein Beweis dafür, daß dergleichen Initiativen einer immer größeren gesellschaftlichen Akzeptanz begegnen. Die nachrückenden Generationen im Meseritzer Land beginnen, den Wert von Geschichtsdenkmälern, die doch Teil des kulturellen Erbes der Region sind, zu schätzen. In Bälde werden die Denkmalsreste im Meseritzer Museumspark ausgestellt sein. Für die Zukunft sind weitere Initiativen geplant, die das Sichern anderer Denkmäler aus dem Kreis Meseritz zum Ziel haben. Vielleicht gelingt es dann, im Museumspark ein Lapidarium zu errichten.
Nachfolgend die Namensliste des Bobelwitzer Kriegerdenkmals:
Lehmann Karl + 9.9.14
Krause August + 14.12.14
Brunzel Karl + 2.5.15
Hellwing Stefan + 9.5.15
Betker Wilhelm + 30.11.16
Roschak Ignatz + 26.8.17
Hellwing Ignatz + 18.9.18
Koster Adolf + 4.11.18
Boese Oscar + 10.8.18
Bruhcel Otto + 1.7.18
Sabin Albert gest. 18.1.19
Es werden noch Abbildungen und Fotos bzw. weiterf"hrende Informationen gesucht. Bitte wenden Sie sich an die HGr-Redaktion
in Troisdorf.
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