Schriftzug POMOST




In Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Tomasz Czabanski baut Brücken nach Deutschland
Was mich zu meiner deutsch-polnischen Versöhnungsarbeit bewegt


„Wir vergeben und bitten um Vergebung“ — diese Worte polnischer Bischöfe, ausgesprochen im Jahr 1967, wurden zum Motto des von mir 1997 gegründeten Vereins „POMOST“, was in der Übersetzung ins Deutsche „Brücke“ heißt. Damals hatte sich eine kleine Gruppe von Enthusiasten zum Ziel gesetzt, die einstigen evangelischen Friedhöfe, welche von den Deutschen in dem Gebiet angelegt worden waren, das ihnen über lange Zeit Heimat bedeutete, wieder in einen ansehnlichen Zustand zu bringen. Oftmals hat man mich in Polen wie auch in Deutschland gefragt, warum ich dies mache, weshalb ich mich für deutsche Angelegenheiten derart stark engagiere. Die Antwort darauf lautet: Ich stamme aus einer Familie, in der Gott und Vaterland im Vordergrund standen. Der Vater und die Mutter haben uns im Geiste der patriotischen Tradition erzogen. Sehr oft haben wir zu Hause über die neueste Geschichte gesprochen. Der Vater berührte auch Themen, die mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden waren.

Es ärgerte ihn sehr, daß die Deutschen, indem sie den Ausbruch des Krieges provozierten, uns der Willkür sowjetischer Politik aussetzten. Niemals aber ließ er uns die Deutschen als unsere Feinde betrachten. Ganz im Gegenteil — er war den Deutschen gegenüber gut gesonnen. Er betonte, daß er während des Krieges auch Beweisen der Hilfe seitens Deutscher gegenüber Polen begegnet ist. Das wurde indirekt für mich zum Anlaß für die Gründung von „POMOST“.

Im Jahre 1998 nahm ich erstmals Kontakt zum Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) auf. Der Grund dafür war, daß ich Kenntnis von einem Soldatenmassengrab in Masuren erhalten hatte und dies nun der deutschen Seite übermittelte. Während der Tätigkeit meines Vereins in dem Gebiet von Meseritz stießen wir auf zahlreiche vernachlässigte Soldatengräber in Wäldern, auf Feldern sowie Friedhöfen und unternahmen alles, um sie in einen würdevollen Zustand zu versetzen. Gegen Ende des Jahres 2003 erhielten wir erstmals vom VDK den Auftrag, die Exhumierung der Toten eines Soldatengrabes vorzunehmen. Ein Jahr darauf kam es zwischen POMOST und dem VDK zu einem Vertrag über eine Zusammenarbeit, welche sich auf das Gebiet der Wojewodschaften Wielkopolska und Lubuskie erstreckt.
Seit nunmehr 5 Jahren üben wir unsere Exhumierungsarbeiten von Soldatengräbern aus. Während dieser Zeit hat sich auch POMOST weiter entwickelt. Heute finden sich in unseren Reihen viele Menschen, die über Sachkenntnis im Bereich der Geschichtsforschung, Archäologie und Anthropologie verfügen. Ständig bergen sie sterbliche Menschenreste. Es ist eine traurige Arbeit.

Wir bewegen uns im Bereich des Todes, Unglücks und des tragischen Schicksals von Menschen, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Nicht selten stoßen wir auf Gräber, wo neben Soldaten auch Zivilisten und Kinder begraben wurden. Ich überlege dann immer, wie groß der Haß in jener Zeit gewesen sein muß, der dazu führte, unschuldige Menschen zu ermorden.
Unsere Arbeit ist auch deshalb sinnvoll, weil Familien erfahren, wo Gräber ihrer nächsten Angehörigen liegen und sie dorthin kommen können. Das bestätigt uns in unserer Überzeugung, daß unsere Arbeit notwendig ist, weil es immer noch Familien gibt, die niemals aufgehört haben, auf eine Nachricht zu warten, die Aufklärung über den Tod eines Angehörigen an der Front bringt und den Ort, wo sich seine sterblichen Überreste befinden. So sind wir oftmals für Familien in Deutschland so etwas wie eine letzte Instanz auf ihrer Suche nach einer Spur. Dies aber motiviert uns zu weiterer Arbeit, denn je mehr Gräber wir ausfindig machen, desto größer ist die Chance, zur Aufklärung von Vermißtenschicksalen beizutragen.
Zu einem besonderen Ereignis wird in jedem Jahr eine von uns vorbereitete Beerdigung auf einem der Friedhöfe für Kriegsgefallene. Hierbei übergeben wir der geweihten Erde die sterblichen Überreste von etwa eintausend Soldaten.
Was bewegt uns bei solchem Tun? Wir wollen auch vorgefaßte Meinungen unserer gemeinsamen Geschichte abbauen, daß Polen und Deutsche immer im Haß miteinander gelebt hätten und dies weiter so andauert. Es geht uns darum, den Deutschen zu zeigen, daß der Pole nicht im abwertenden Sinne von ihnen wahrgenommen werden sollte, und wir wollen den Polen zeigen, daß während des Krieges nicht alle Deutschen Verbrecher waren.
So sammeln wir verschiedene Informationen sowohl zu dieser Thematik als auch zu anderen Fragen. Wir dokumentieren auch die Kampfhandlungen, die auf dem Gebiet stattgefunden haben, das heute die Bezeichnung Wielkopolska trägt und sammeln Berichte deutscher Veteranen und publizieren historische Sachbücher, welche das Thema des Zweiten Weltkrieges zum Inhalt haben.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundeswehr und Soldaten der Polnischen Armee wollen wir der jungen Generation Europas zeigen, wozu ein Krieg führt. So nehmen dann junge Leute an den von uns durchgeführten Exhumierungen teil, arbeiten mit uns eine Woche gemeinsam.Hierdurch bestehen Gelegenheiten, sich besser kennenzulernen und einen Meinungsaustausch über alle Fragen zu führen, die Polen wie Deutsche bewegen.

Was wünschen wir uns für die Zukunft?
Daß es uns gelingt, eine möglichst große Zahl von verschollenen Soldatengräbern zu finden. Die Zeit vergeht schnell und die Zeitzeugen schwinden dahin. Wir gehen aber auch davon aus, daß die junge Generation der Deutschen das Interesse an dieser Seite der Geschichte von den Eltern übernimmt und weiterhin nach den Gräbern ihrer Angehörigen fragt. Wir erhoffen uns aber auch, daß die junge Generation der Polen, die in baldiger Zukunft die Verantwortung für unser Land übernehmen wird, dem Thema der Exhumierung deutscher Soldatengräber entsprechendes Verständnis entgegenbringt.

Ich bin Leser des Heimatgrusses. Er ist sehr interessant. Er berührt wichtige historische Themen. Ich bewundere Ihre Verbundenheit zur Heimat. Ich verstehe Ihre Trauer, daß Sie gegen Ihren Willen Ihr Land, daß Sie seit Generationen bewirtschaftet und geliebt haben, verlassen mußten. Dies sind natürliche Gefühle und das muß auch von den Politikern verstanden werden. Wir Polen haben auch tief das Entsetzliche der Vertreibung aus den polnischen Ostgebieten erlebt. Millionen meiner Landsleute wurden auch gegen ihren Willen verjagt und mußten ihre Heimat verlassen und sich dorthin begeben, von wo Sie vertrieben wurden. So sollten für Polen und Deutsche die gemeinsamen Wurzeln der Vertreibung eine Brücke bilden, die unsere Nationen verbindet. Dieses gemeinsame Erleben könnte ein Wegweiser auf dem Weg zur Vergebung und Versöhnung werden.



POMOSTKriegsgräber und gefährliche Munitionsfunde unter der Straßenbahn

1944 wurden am Stadtrand von Posen für die Deutsche Wehrmacht Verteidigungsstellungen gebaut und 1945 die Stadt von den Nazis zur Festung erklärt.

Im März 1945, nach der Aufgabe Posens, füllte man die Stellungsgräben mit den Leichen unzähliger Kriegsopfer, mit Kriegsgerät und Trümmerschutt.
Das Gelände wurde befahrbar und eignete sich 2-3 Generationen später für Bauleute, die vom Untergrund keine nähere Kenntnisse hatten, zum Gleisbau für eine Straßenbahn. Wieder Jahre später mußte die inzwischen alte Gleisanlage saniert werden, wobei nun neben Trümmerresten großkalibrige Granaten und menschliche Überreste zu Tage traten.

Eine gefährliche Sanierung, die nur mit Hilfe des polnischen Militärs und der Mitarbeiter von Pomost geleistet werden konnte.

Liebe Heimatfreunde, noch immer sind viele Familienangehörige nicht gefunden.

Wer noch um nicht exhumierte Kriegsgräber in der Heimat weiß, möchte uns das bitte an die Redaktion Heimatgruss mitteilen oder an unsere E-Mail-Adresse:
pomost@plusnet.pl

Tomasz Czabanski
POMOST


Der Vorstand und Beirat des Heimatkreises Meseritz weisen in diesem Zusammenhang auf den Spendenaufruf zugunsten der Vereinigung POMOST und ihres völkerversöhnenden Einsatzes hin.