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Aus dem Tirschtiegeler Kirchenbuch von 1791
von Otto Lange Foto: Archiv HGr
Bei der Suche im Internet nach meinen Vorfahren habe ich in den Kirchenbuch-Aufzeichnungen „Meseritz, Politzig, Tirschtiegel“ nachfolgende Aufzeichnung des damaligen Pfarrers von Tirschtiegel über den beschwerlichen Winter 1785 gefunden.
Aus dem Kirchenbuch Tirschtiegel
1785 Heiraten, Taufen und Tote
1417 1874, Seite 177 (bei Ancestry Seite 484)
Den Nachkommen zur Nachricht!
Mit dem 1. Januar des 1785 ten Jahres, fing sich ein so strenger Winter an, dergleichen sich wenige zu erinnern wußten, die Kälte dauerte in einem fort, so daß man bis zu Himmelfahrt einheizen mußte.
Das merkwürdigste war, das es auch binnen der Zeit fast in einem fort schneyete; und da der Schnee stets liegen blieb, so konnte am Ende fast niemand mehr aus oder ein. Fast durchgängig lag er anderthalb Ellen tief, an manchen Orten aber viel tiefer.
Viel Menschen die sich auf die Reise machten, kamen ums Leben, und blieben im Schnee stecken. Selbst die Thiere litten noth, und die Hasen kamen in Städte und Dörfer, und suchten Zuflucht. Weil niemand wegen des großen Schnees nach den Gärten gehen und sehen konnte, so hatten diese Thiere, aus Hunger allenthalben die Obstgärten ruiniert, und die schönsten Bäume beschälet. Endlich ging der Schnee um Jubilate auf.
Und da entstund nun eine große Wassernoth, besonders hier in Tirschtiegel. Erst überschwemmte der hiesige Mühlenfluss alle Mühlen, und that großen Schaden. Auf dem Hammer rieß das Wasser aus und stürzte des Schmiedes sein Wohnhaus in Grund. Die sogenannte Kleinmühle aber, ward von Grund aus umgerißen und alles in eine rechte Wüsteney verkehret.
Hernach kam das Obra Wasser dazu, und der Fluß Obra schwoll so sehr auf, daß die ältesten Bewohner sich eines so großen Wassers nicht erinnern konnten. Alle Gärte an der Kirche waren überschwemmt, und das Wasser stund schon fast um die Kirche rings herum. Blos beym Glockenthurm konnte man noch trocken hineingehen.
Auf 30 Bürgerhäuser stunden unter Wasser, und es war kläglich anzusehen , wie immer einer nach dem andern sein Haus verlassen und räumen muste. Tirschtiegel glich damals einer Insel, die ringsumher mit Wasser umgeben war, Daher auch keine Zufuhr war und die Leute große Noth leiden mußten.
Die Altstadt aber war ganz überschwemmt, und auf dem dem dortigen Markt haben die Fischer wirklich gefischt. Den Sonnabend vor Rogate nahm endlich das Wasser die Obrabrücke mit fort, auf welcher der Altstädter Bürgermeister Peschke und der Richter Stephan Dupcowicz nebst verschiedenen Bürgern eben gegenwärtig gewesen um die Brücke mit Steinen zu beschweren.
Nun Schwammen die armen Leute auf dem einen Stück Brücke unter großem Wehklagen mit fort, wurden aber doch durch Gottes Gnade alle noch gerettet.
Man schrieb bey dieser Überschwemmung nun vieles dem damaligen Besitzer des Dorfes Reybioadel zu der im vorigen Jahre .... Obra .... festes Wehr hatte anlegen lassen, wodurch das Wasser in seinem fortlaufen soll gehindert worden seyn. ........ hinaus und rißen den Wehr ein, wodurch der das .... bekam und nun nach und nach zu fallen anfing.
Niedergeschrieben auf der Seite 177 des Kirchenbuches von Tirschtiegel zwischen den 06. Okt. und 27. Okt.1791
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