Das Bahnhofshotel in Betsche
Text und Fotos von Anna Skrzypczak


Das Bahnhofshotel in BetscheMit der Entwicklung der Bahn und der Bahnstrecke (1887) im Kreis Meseritz wurde auch in Betsche ein typischer Bahnhof errichtet. Das Bahnhofsgebäude verfügte u.a. über ein Wartezimmer sowie ein Magazin (Warenlagerung), eine Privatwohnung für die Angestellten. In der unmittelbaren Nähe vom Bahnhof ist ein Bahnhofshotel erbaut worden, daß bis ca. 1939- 1945 Reisende sowie Einwohner mit guter Küche und mehreren Attraktionen eingeladen hat.
Das Bahnhofshotel wurde von Frau Wanda Lehmann mit Hilfe von Herrn Otto Lehmann, der sich hauptsächlich mit Verkauf von Landesprodukten beschäftigte, geführt .
Das Haus (das bis heute steht) wurde nach dem Design vom Herren Tilgner erbaut und trotz der vergangenen Zeit, ist es ein wahrer architektonischer Hingucker.

Über den Vordereingang gelangen wir durch den langen Korridor (ausgelegt mit bunten Fliesen) in das Hotelrestaurant (Erdgeschoss). Es waren 2 bis 3 Speiseräume ( ca. 25 m2) verbunden mit der Hotelküche. Die weiteren Räume im Erdgeschoss dienten wahrscheinlich als Hotel - und Geschäftsbüro. Alle Zimmer sind 3,5m hoch. Im ersten Stock befand sich die Privatwohnung vom Hotelbesitzer sowie Räume für Hotelgäste. Im zweiten Stock waren weitere Gästezimmer eingerichtet. Der Dachboden (2. und 3. Stock) wurde als Trockenraum genutzt. Bei gutem Wetter kann man vom Dachbodenfenster den Kirchturm von Betsche sehen. Der ganze Hof wurde sorgfältig mit Pflastersteinen ausgelegt, in der Mitte wurde eine Linde gepflanzt, die heute größer als das Haus ist. Das Hotel wurde um 1930 mit einem schmuckvollen Zaun umgeben.
In den Nebengebäuden (links vom Haupteingang) befanden sich u.a.: die Hotelwäscherei, der Pferdestall, das Geschäftslager (Landesprodukte), ein Eiskühlraum,ein Keller. Der Hof war zur Hälfte überdacht. Ausserhalb vom Hof stand eine grosse Betriebswaage.
Das Hotel verfügte über eine eigene Kegelbahn, es hatte auch eine Zentralheizung. Nach 1945 wurde das Hotel aufgelöst und es ist bis jetzt ein Wohnhaus.

Die Geschichte vom Bahnhofshotel in Betsche ist auf jeden Fall spannender als diese paar o.g. Fakten. Leider gibt es im Internet und in den mir bekannten Büchern keine weiteren Informationen und keine Bilder.

Die Fragen, die seit meiner Kindheit noch offen sind:
Was ist mit der Familie Lehmann passiert? Wie hat das Hotel ausgesehen? Wer hat im Hotel übernachtet, vielleicht prominente Personen? Welche Waren (außer Mehl und Kartoffeln) hat Herr Lehmann verkauft? Hat jemand noch Bilder vom Hotel, Ansichtskarten, vielleicht das Hotelmenü?

Das ehemalige Bahnhofshotel in Darmstadt wurde aus architektonischen und ortsgeschichtlichen Gründen zum Kulturdenkmal. Dieses wird in Betsche nicht passieren, jedoch war und ist das Hotel ein Teil von unserer Heimatgeschichte, die nicht vergessen werden sollte. Ich selber habe im ehemaligen Hotelgebäude eine kurze Zeit (1984 -1986) gewohnt und danach viele Sommermonate dort bei meinen Großeltern verbracht.


Das Bahnhofshotel in Betsche


Wer Informationen zum Bahnhofshotel in Betsche geben kann, melde sich bitte bei der HGr-Redaktion oder bei Anna Skrzypczak: Alidchen@poczta.fm.