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Zur Erinnerung an Dr. Karl Mathwig (1889-1960) von A. F. v. Mollard Jedes Kind in Tirschtiegel/Trzciel kannte ihre Namen: Dr. Mathwig am Neustädter Markt, praktischer Arzt und vielfacher Helfer in allen Lebens- und Notlagen (so hatte er z.B. meiner Schwester Brunfriede einmal einen tief im Zeigefinger sitzenden Angelhaken „extrahiert“) und Herybert Menzel, in Tirschtiegel wohnender und während des Dritten Reiches überregional bekannter Dichter. Seine Werke wie „Der Grenzmark-Rappe“, „Umstrittene Erde“ oder „Herrn Figullas Schaufenster“ werden auch heute noch antiquarisch gehandelt nicht aber jene Verse, die Heimatfreund Kuno Eichstädt aus Meseritz/Hamburg dem HGr zur Veröffentlichung überliess. Seine Frau war die Tochter des Mediziners, dem Menzel 1944 folgenden Hymnus gewidmet hatte. Der Landarzt Sollt’ von einem Doktorleben Ich einmal ein Zeugnis geben, Könnte es wohl anders sein? Fiel’ mir Dr. Mathwig ein. Dessen fleißiger Praxiswagen Mich auch oft hat mitgetragen, Rief man ihn schnell über Land. So ward es mir gut bekannt, Was wohl besser die Patienten Sonst von ihm berichten könnten. So ein Doktor - ist zu sagen - Muss sich mühen, muss sich plagen; Tags und nachts, - wer glaubt es schon?- Ruft ihn fort das Telefon, Fort vom Essen, fort vom Lesen, Jeder wünscht, schnell zu genesen, Den ein Übel plagt. Und der arme Doktor jagt Den Mercedes durch die Pfützen, Allen Kranken bald zu nützen. Selbst des Nachts ist er so nett Und steigt seufzend aus dem Bett. Was man alles kann verschreiben, Um die Krankheit zu vertreiben, Wie man gut und bald kuriert Weiß allein, der es studiert. Die Dämonen macht er stille, Blickt er ernst durch seine Brille. Jeder hält den Atem an, Schreibt er die Rezepte dann; Kein Patient konnt’ die je lesen, Doch er glaubt, um zu genesen! Rühmliches wär’ viel zu melden, Von dem Arzt als einem Helden, Der dem Tod entgegentritt Und gern half, wo einer litt. Rühmliches wär’ auch zu berichten, Von der klugen und doch schlichten Helferin an seiner Seite, Die stets mit ihm in dem Streite; Der Frau Doktor, gönnt ihr nur Diesen Titel. Wo er fuhr, Steuerte sie seinen Wagen Tags und nachts. Viel wäre zu sagen Grad’ von ihr. Dies Doktorleben Würde Stoff zum Schreiben geben. Dieses fällt mir heute ein, Nicht von ungefähr, oh nein, Sondern weil ich doch erfahre: Volle fünfundzwanzig Jahre trüge unser Doktor heut’ Seinen Titel voller Freud. Will ich hin, zu gratulieren, und es soll mich nicht genieren. Da ich mal ein Reimer bin, Ein paar Worte warf ich hin. Davon, was ich oft gedacht, Dass er uns viel Guts hat gebracht, Dass ein Buch es müsste sagen Und es hin zur Nachwelt tragen. Dazu reicht nicht das Gedicht, Doch von Herzen Dank es spricht. Herybert Menzel, Tirschtiegel, d. 24.September 1944 |