|
|
Erkennungsmarke als
Zeuge
Michael Hertwig
Durch Zufall bin ich heute auf Ihre Webseite gekommen,
als ich im Internet nach weiterer Information
über die Stamm-Schwadron der Fahr-, Ersatz-
und Ausbildungs-Abteilung 3 suchte, in die
mein Vater Heinz Hertwig seinerzeit mit 17 Jahren
als Soldat einberufen wurde.
Eine zusätzliche Ausbildung der Rekruten dieser
Einheit fand auch an der Kavallerieschule Bromberg
statt. Mein Vater dachte immer gerne an
seine Zeit in Pieske, Kreis Meseritz und in Bromberg
zurück.
Das beigefügte Bild zeigt die sogenannte Hundemarke
meines Vaters (+2013), die ihn durch den
Krieg, u.a. die Schlacht bei Monte Cassino, Verwundung,
und die Kriegsgefangenschaft in Amerika
begleitet hat. Die Hundemarke trägt den Namen
seiner Einzugseinheit, die in Pieske, Kreis
Meseritz stationiert war und deshalb Teil der Ortsgeschichte
ist. Zum Glück tragen die Hundemarken
nicht die politischen Symbole dieser Zeit.
Bzgl. des Dienstes meines Vaters in der Wehrmacht
möchte ich noch Folgendes bemerken:
Mein Vater erzählte gelegentlich, dass einer seiner
vorgesetzten Offiziere unbedingt wollte, dass
er die Offizierslaufbahn einschlage.
Mein Vater bat dann seinen Vater, Kapitän zur
See Wolf Hertwig, um Rat. Wolf Hertwig diente
schon im 1. Weltkrieg als U-Boot Kommandant
und wurde dann im 2. Weltkrieg reaktiviert. Wie
viele andere in der U-Boot Waffe war er kein
Freund der Nationalsozialisten. Er sagte meinem
Vater, dass er ihm zu jeder anderen Zeit in der
deutschen Geschichte raten würde, Offizier zu
werden. Jedoch, in der gegenwärtigen Periode
(1943) könne er es ihm nicht raten.
Nach dem Krieg (und nach seinem Tod) wurde
in der Familie bekannt, dass Wolf Hertwig unter
Risiko seines eigenen Lebens Juden geholfen hatte,
auf deutschen Schiffen in neutrale Länder zu
gelangen. Nur seine Frau hatte damals davon
gewusst. Er selbst wollte später nie darüber reden,
da er ein sehr bescheidener und stiller Mann
war. Wahrscheinlich gab es damals ein ganzes
Netzwerk von Kriegsmarinepersonal, das half,
gefährdete Personen in Sicherheit zu bringen.
Schade, dass das nach dem Krieg niemals öffentlich
bekannt wurde.
Genug vom Geschichtenerzählen. Ich fügte das
nur hinzu, weil die Erkennungsmarke ein stummer
Zeuge dieser Unterredung ist. Ich habe die
Erkennungsmarke meinem Ältesten geschenkt,
der mir in den vollberuflichen Militärdienst gefolgt
ist (ich bin mittlerweile pensioniert). Sozusagen
Familientradition.
Michael Hertwig, Edmonton, Provinz Alberta, Kanada
Verfügen auch Sie über Zeitzeugenberichte, Fotos oder Dokumente im Zusammenhang mit diesem Thema? Die Redaktion Heimatgruß würde sich über ihre Mitteilung freuen!
|
|