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Die Schulchronik der Schule in Scharzig Angelegt von dem Lehrer P. Petzelt 1873 umfaßt den Zeitraum von 1844 bis 1944 Bislang wußte der Heimatkreis Meseritz vom Heimatdorf Scharzig, das am Seziorka-See und dem Scharziger-See zwischen Betsche und Zielomischel liegt, sehr wenig: Nach Scharzig führte nur von Betsche aus eine befestigte Straße. Der größte Bauernhof, das Gut, wurde von Familie Josef Paech bewirtschaftet. Die Gastwirtschaft und das Kolonialwarengeschäft betrieben Roman und Cecilie Zerbe. Die Einwohner waren überwiegend katholisch, das Dorf hatte und hat keine Kirche. So konnten wir aus dem kleinen Dorf im deutsch-polnischen Grenzland, von dem wir aus der Nachkriegszeit nur 3 Fotos besitzen über das Schicksal seiner ehemals deutschen Bewohner im Heimatgruß kaum etwas berichten. Das ändert sich nun durch den Erhalt der wertvollen Schulchronik der Schule in Scharzig. Die Chronik umfaßt 155 Seiten in handschriftlichen Texten und hat ein Format von 21 x 33 cm. Sie soll weitestgehend in Fortsetzungen hier und im Heimatgruss veröffentlicht werden. Die Schulchronik wird hier als Quelle zur Dorfgeschichte ungekürzt veröffentlicht. Für die Jahre nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 enthält sie zahlreiche Formulierungen im nationalsozialistischen Zeitgeist, die hier unkommentiert abgedruckt werden. Sie zeigen das Durchdringen der nationalsozialistischen Ideologie bis in die Dorfgesellschaft und sind als solche von Quellenwert. Der Originaltext wird, an die Handschrift der Chronik erinnernd, in kursiv abgebildet. Abschrift des Originaltextes (Abb. siehe unten): Die Schule zu Scharzig ist eine katholische Schule und wird von den katholischen Familien der Gemeinden Scharzig und Zielomischel gebildet. Dieselbe wurde um das Jahre 1844 gegründet und das Schulhaus nebst Stallung nach der Zeichnung der Königlichen Hochlöblichen Regierung zu Posen gebaut, da letztere eine Unterstützung von 100 Reichstaler (Preußische Währung) dazu gab. Der erste ordentliche Lehrer war Herr Margraf von 1844 bis 1847. Darauf folgte der Lehrer Herr Pnoke von 1847 bis1850 und von 1850 bis 1851 wurde die Schule von dem Lehrer Grafstein verwaltet. In der Vacantszeit des Sommers 1851 wurde die Schule von dem Lehrer Herrn Krolkowski vertretungsweise verwaltet. Während dieser Vertretung wurde der Schulunterrricht in dem Gemeindehause ertheilt, da der Schwamm in dem Schulhause war und dasselbe massiv unterfangen werden mußte. Darauf folgte im Herbste des Jahres 1851 der Lehrer Herr Robert Papryelic bis zum 1.ten April 1858. Darauf folgte der Lehrer Paul Petzelt; derselbe machte 1869 die ersten Garten und Weinanlagen. Im Jahre 1861 wurde die offene Küche überwölbt und ein neuer Plattenofen in der Wohnung des Lehrers gesetzt. Im Jahre 1862 machte der Lehrer Petzelt seine Wiederholungsprüfung und wurde in Folge dessen 1865 definitiv angestellt. 1868 wurde ein Stallanbau an die Scheune gemacht. Der Industrieunterricht wurde 1866 eröffnet. Das Gehalt des Lehrers betrug bis zum Jahr 1868, 45 Reichstaler von wo aus der Lehrer bei Veranlagung des neuen Etats eine Zulage von 8 Reichstalern erhielt. Im Jahre 1849 erhielt der Lehrer eine Gehaltszulage von 10 Reichstalern; im folgenden Jahre eine Gehaltszulage von 18 Reichstalern, im Jahre 1872 eine Gehaltszulage von 30 Talern und im Jahre 1873 eine persönliche Zulage von 20 Reichstalern aus der Kasse des (?). Im Jahre 1872 wurde im Herbste ein neuer Brunnen auf dem Schulhofe angelegt. Am 1sten Mai 1874 (?) wurde die hiesige Schule von dem Königlichen Kreis Schulinspektor Herrn Spretille visitiert. Am 15. Februar 1873 durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn Erfurth visitiert. gesehen 25.2.77 (unterschrieben) Erfurth Von April 1875 bis Juni 1877 berichtet die Chronik über 8 Visitationen und öffentliche Schulprüfungen auch unter Mitwirkung der Lehrer. Am 15.2.1876 wird von der Königlichen Kreis-Schulinspektion angeordnet, daß der Religionsunterricht in deutscher Sprache zu halten ist, was in gleicher Zeit von der Königlichen hohen Regierung zu Posen bestätigt wurde. In dichter Folge finden von Februar 1878 bis April 1880 weitere Visitationen durch den Königlichen Kreis-Schulinspektor Herrn Erfurth statt, die dann umbenannt werden in Revidierungen. Im Weiteren werden die Lehrer gebeten, die Prüfungen selbständig und öffentlich abzuhalten. Im Monat Juni 1879 wurde der Stall auf dem Schulgehöft weggerissen und gleichzeitig die Abtritte (Toiletten) für Knaben und Mädchen besonders eingerichtet. Ab November 1879 ist der Königliche Kreis Schulinspektor Herr Teklenburg für die Revidierungen in der Schule verantwortlich. In gleicher Zeit feiert Lehrer Petzelt sein 25jähriges Amtsjubiläum und seine silberne Hochzeit, zu der sich 9 Kollegen aus der Umgebung einfanden. An einer öffentlichen Schulprüfung im April des Jahres 1880 nehmen auf Anweisung der Schulbehörde die Lehrer Weimann aus Stalun, Krolikowski aus Stokki und der Ortsvorstand aus Scharzig teil. Am 18. Mai des gleichen Jahres wurde die Gegend von einem starken Frost heimgesucht, wodurch der Roggen und andere Früchte sehr litten. Im Sommer 1880 fand bei der hiesigen Schule ein Erweiterungsbau statt, der vom Maurermeister Giesel aus Betsche ausgeführt wurde. Die Erweiterung bestand in einer zweiten Wohnstube, einer Räucherkammer und eines zweiten Kellers. Die Feuerung wurde ebenfalls neu ausgeführt und da dieselbe lauter russische Röhren bekam, mußte das Strohdach entfernt und durch ein Ziegeldach ersetzt werde. Auf dem Schulhof wurde zudem ein neues Backhaus errichtet. Der Unterricht wurde während des Baues in der Schulscheune erteilt. Sämtliche Öfen wurden entweder um- oder neugesetzt. Leider stellte sich beim Heizen im Winter heraus, daß der Ofen im Anbau bei Ostwind nicht zu benutzen war, weil sämtlicher Rauch in die Stube kam. Es wurden viele Versuche zur Abhilfe des Übelstandes gemacht, bis jetzt aber ohne den geringsten Erfolg. Im Jahr 1882 waren zur Prüfung im April die Kollegen aus Betsche und Stalun eingeladen und zugegen. Der Ortsschulvorstand war eingeladen, aber nicht erschienen und zeigte damit, wie wenig Interesse er für die Schule hat. Die Schulprüfung 1883 fand im April statt und wurde vom Königlichen Kreis Schulinspektor Herrn Teklenburg selbst abgehalten. Als Gäste waren anwesend die Herren Kollegen Paech, Fuhrmannek und Kirscht aus Betsche, Weimann aus Stalun, Krolikowski aus Stokki und Gaettner aus Swiechocin. Von den Ortsschulvorstehern wie auch von den Familienvätern der beiden Gemeinden Scharzig und Zielomysil war trotz ergangener Einladung niemand erschienen und das zeigt - wie in den vorigen Jahren - wie wenig Interesse sie für die Schule haben. Bald nach der Prüfung brach unter den Schulkindern eine Scharlach- und Diphtherieepidemie aus, so das im Verlauf der Epidemie im Juni von 64 schulpflichtige Kindern nur noch 20 die Schule besuchten. Am 22. Juni 1883 wurde die Schule durch Verfügung des Landratsamtes geschlossen. Ein regelmäßiger Schulbesuch war erst im September wieder möglich. Zur Abhilfe des Rauches in dem Anbau, wurde in der zweiten Hälfte des Junis ein neuer Schornstein an den Giebel des alten Hauses gebaut und zwar mit Erfolg. Im September fand in der hiesigen Gegend in der Nähe unseres Dorfes ein erstes Manöver statt, ein sogenannter Vorposten-Biwak. Die öffentliche Schulprüfung im April 1884 wurde im Beisein der Kollegen Weimann aus Stalun, Krolckowski aus Stokki und des Ortsschulzen Jesionek vom Lehrer selbst abgehalten. Von den Schulvorstehern und Familienvätern war trotz Einladung wieder niemand erschienen. Es konnten 5 Kinder offensichtlich erfolgreich entlassen und am 1. Mai 10 Kinder neu aufgenommen werden. Durch Dienststellenwechsel der Väter kam es in der ersten Jahreshälfte 1884 zum Weggang von 92 Schülern und zum Zuzug von 19 Schülern mit Eltern. Bis ins Schuljahr 1884 - 1885 verlief die schulische Arbeit auch mit ihren problematischen Prüfungen in gewohnter Weise. Im Schuljahr 1885 - 1886 besuchten bei Beginn des Sommersemesters 65 Schüler den Unterricht - davon (wahrscheinlich war die Mitarbeit im elterlichen Betrieb notwendig) 28 die Hüteschule und 37 die verkürzte Sommerschule. Während der Herbstferien erhielt die Schule 4 neue Schulbänke und eine neue Schultafel. Der Lehrer erhielt zum Austrocknen seiner Schlafkammer einen eisernen Ofen. Ende November brachen unter der Schuljugend wieder die Masern aus, so daß von 60 Kindern nur noch 17 die Schule besuchten. Nachdem die Familie des Lehrers auch davon betroffen war, wurde die Schule vom 17. Dezember 1885 bis 7. Januar 1886 geschlossen. Wegen der noch herrschenden Masern, der strengen Kälte und des schlechten Zustandes der Wege, war der Schulbesuch sehr unregelmäßig und auf 1/3 der Schüler zurückgegangen. Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers wurde in der hiesigen Schule vorschriftsmäßig begangen und die Schuljugend mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Von den Mitgliedern der Schulsozität waren der Freigutbesitzer Herr Jesionek von hier anwesend. Die öffentliche Schulprüfung fand am 7. April 1888 statt und wurde vom Königlichen Kreis Schulinspektor Herrn Tecklenburg selbst abgehalten. Von den Ortsschulvorstehern war der Ortsschulze Johann Zerbe und der Kassenrendant Julius Zerbe anwesend. Als Gast war der Lehrer Herr Weimann aus Stalun erschienen. Schuljahr 1887/1888 Im Anschluß an das Erntedankfest beging die hiesige Schule mit Genehmigung des Herrn Kreis- Schulinspektors ein Schulfest am 4. September. Nachdem die Schulkinder mit Begeisterung das Schulzimmer ausgeschmückt hatten, wurden dieselben mit Kaffee und Semmeln bewirtet und danach ging es mit Gesang und Musik nach dem Festplatz, im Birkenwäldchen am Stalunerwege. Hier belustigten sich die Schulkinder mit Spiel, Gesang und Tanz, woran Jung und Alt mit Begeisterung teilnahmen. Von Lehrern war Herr Weimann mit seiner Familie, Herr Paech nebst Frau und Herr Tichmannek ebenfalls mit seiner Frau anwesend. Herr Jesionek stellte nicht nur den Festplatz zur Verfügung, er gab auch noch ein Geschenk von 3 Mark. Der Festjubel dauerte bis spät Abend. Schon während des Aufenthaltes auf dem Festplatz, dann beim Antritt zum Rückmarsch und bei der Ankunft wurden Toaste auf Sr. Majestät und verschiedene andere Behörden und Persönlichkeiten ausgebracht. Einmarschiert wurde mit Beleuchtung. Bei der Entlassung der Schulkinder wurde der einstimmige Wunsch geäußert, sich im kommenden Jahre zu demselben Zeitpunkt wieder zu versammeln. Am 17. November erhielt die hiesige Schule auf Veranlassung des Herrn Kreis-Schulinspektors Herrn Teklenburg 4 anatomische Wandtafeln. ... Der Schulbesuch im Monate Januar, Februar und März war wegen schlechter Witterung und schlechter Wegen sehr unregelmäßig. Meseritz, den 9. März 1888 Sr. Majestät, unser Kaiser und König ist nach Gottes Rat und Willen aus dem Leben geschieden. Dem Schmerz des Volkes über den Heimgang eines solchen Herrschers Ausdruck zu geben, ist auch der Schule Pflicht. So lange die Landestrauer währt, ist das in den Schulzimmern befindliche Königsbild an seinem Rande mit schwarzem Band und Schleife zu umgeben. Sofern andere Bestimmung nicht getroffen wird, ist am Tage der Beisetzung der sterblichen Hülle der hochseligen Majestät, welche durch die Zeitung bekannt werden wird, des Morgens von 8 9 Uhr in Verbindung mit Gesang und Gebet eine Traueransprache an die versammelten Schulkinder zu richten. Über den Verlauf der Feier ist in der Schul-Chronik unter Abschriftnahme der Verfügung Bericht zu erstatten. Der Königliche Kreisschulinspektor. gez.Teklenburg Im Folge der Verfügung legte am 9. III.88, also am Tage der Beisetzung der sterblichen Hülle der hochseligen Majestät die hiesige Schule Trauer an, indem das Kaiserbild für die Dauer der Landestrauer mit Band und Schleifen und frischen grünen Kränzen umgeben wurde. Nach dem üblichen Morgengesang und Gebeten wurde vom Lehrer ein Traueransprach an die Schuljugend gehalten, wodurch die Kinder so tief gerührt wurden, daß ein allgemeines Schluchzen und Weinen ausbrach. Hierauf wurde das Trauerlied, „Wer ist der Mensch, der sagen kann, ich werde einmal sterben?“ gesungen. Schließlich wurde noch ein Gebet gesprochen und die Kinder noch ermahnt, auch ferner in ihren täglichen Gebeten der dahingeschiedenen Majestät, Wilhelm I. zu gedenken... 1888 das Dreikaiserjahr Als Dreikaiserjahr ging das Jahr 1888 in die deutsche Geschichte ein. Auf Wilhelm I., der am 9. März in Berlin starb, folgte sein an Kehlkopfkrebs erkrankter Sohn Friedrich Wilhelm als Friedrich III., der nach 99 Tagen Regentschaft am 15. Juni in Potsdam starb. Ihm folgte am selben Tag sein ältester Sohn Friedrich Wilhelm, der als Wilhelm II., der den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen bestieg.Innerhalb von nur 4 Monaten wurde Deutschland somit von drei Herrschergenerationen regiert. Wilhelm I. König von Preußen 1861 - 1888 Deutscher Kaiser 1871-1888 Bruder von Friedrich IV. entnommen: Edition Panorama, Berlin www.panorama-berlin.de Friedrich der III. König von Preußen Deutscher Kaiser 1888 Sohn von Wilhelm I. Wilhelm der II. König von Preußen Deutscher Kaiser 1888 - 1918 Sohn von Friedrich III. 1885 - 1887. Bevor die Ereignisse des Dreikaiserjahres die Scharziger Schule errreichten, mußte die Schule wegen einer um sich greifenden Scharlach- und Diphterie-Epidemie geschlossen werden. Es wird berichtet, daß von 64 Kindern nur noch 20 die Schule besuchen konnten. Die Schließung erfolgte auf Anweisung der höheren Schulbehörde in Meseritz. Ein Ereignis, das in unserer alten Heimat nicht selten geschah. 1887 / 1888 Mit Beginn des Wintersemesters wird durch Verfügung der Königlichen Regierung zu Posen in der hiesigen Schule der gesamte Unterricht auf eine rein deutsche Grundlage gestellt. Es fiel demnach nicht nur der polnische Sprachunterricht weg, sondern es wurde auch in sämtlichen Unterrichtsfächern einschließlich des Religionsunterrichtes auf allen Stufen die deutsche Sprache die alleinige Unterrichtssprache... 1888 / 1889 Am 2. Januar verzogen 14 Kinder aus Scharzig, nur ein Kind ist zugezogen. Die Kinderzahl in der Scharziger Schule betrug nun 62 Kinder. Da der Geburtstag Sr. Majestät Wilhelm II. einen Sonntag traf, so wurde er bereits am 26.Januar gefeiert. Einen besonderen Eifer zeigte die hiesige Schuljugend bei der Ausschmückung des Schulzimmers und der drei Kaiserbildnisse. Schon mehrere Tage zuvor wurden Kränze geflochten und das Schulzimmer damit auf das Schönste ausgeschmückt. Die Feierlichkeit begann mit Gesang und Gebet. Darauf hielt der Lehrer eine Ansprache an die Kinder, worin auch der beiden verstorbenen Kaiser gedacht wurde. Dann folgte die Nationalhymne und mehrere andere patriotische Lieder, welche von den Kindern mir wahrer Begeisterung gesungen wurden. Danach wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Da die Witterung eine Belustigung im Freien nicht zuließ, so belustigten sich die Kinder in der Schulstube. 1889 / 1890 Am 26. Mai hierorts und in der Umgebung trat ein Hagelschlag auf, der die Ernte hierorts teilweise in den Ortschaften Schilln, Neuschilln, Dreifrei und ein Teil der Betscher Feldmark ganz vernichtete. Es fielen 400g schwere Eisstücke vom Himmel. Die Zahl der in der Schule zu unterrichtenden Kinder steigt im Sommer 1890 auf 82 Schüler. Da die Schule zu klein ist, sämtliche Kinder gleichzeitig zu unterrrichen, wird der Unterricht in drei Stufen abgehalten. Die Stufe eins beginnt um 6 Uhr früh bis 9 Uhr vormittags, die zweite und die dritte Stufe von 10 Uhr bis13 Uhr. 1891 / 1892 Bei der Aufnahme des Haushaltsplanes der hiesigen Schule für die Zeit vom 1. April 1891 bis 31. März 1897 wurden die Naturalien und das Holz für den Lehrer mit Geld abgelöst. Als Holzgeld inclusive Anfuhr und Kleinmachen des Holzes erhält der Lehrer jährlich 120 Mark. Ende April wurde wegen der kostspieligen Umzäunung die Baumschule beim Schullande aufgehoben und die Gemeindebaumschule dem Lehrer als Schulbaumschule übergeben. 1892 / 1893 Der Sommer 1892 war auffallend trocken, infolge dessen eine Mißernte der Sommerfrüchte. Der Winter war sehr streng, die größte Kälte war minus 22°C. 1893 /1894 Die Witterung im Sommer 1893 war trocken und zufolge dessen eine Mißernte der Sommerfrüchte und Futtermangel. Vom 1. Oktober 1893 wurde das Grundgehalt der hiesigen Lehrstelle auf 1000 Mark erhöht, wodurch der Lehrer jährlich einen Zuschuß von 130 Mark erhält. Die öffentliche Schulprüfung fand am 30. März 1894 statt. Da der Lehrer am 26. März bettlegerisch an der Gelbsucht erkrankt war, so wurde die Prüfung von Schulrat Herrn Tecklenburg selbst abgehalten. Noch vor der Prüfung wurden 7 vierzehnjährige Kinder entlassen und 2 Knaben gingen nach Dormowo in den Dienst. Es verblieben demnach 78 Kinder. Der Lehrer war infolge der Krankheit so angegriffen und schwach und so wurde demselben durch Mitteilung des Schulrates Herrn Tecklenburg von der Königlichen Regierung Schonung bis zum 1. Juli erteilt. Bis zum 18. Mai fiel der Unterricht gänzlich aus. Der Herr Lehrer Zirus aus Stalun war nun beauftragt vom 18. Mai bis zum 1. Juli den Unterricht der hiesigen Schule zu erteilen; wofür er vom Lehrer Petzelt freie Kost und Wohnung erhielt. Den Religionsunterricht erteilte der Lehrer Herr Weimann ebenfalls aus Stalun und erhielt dafür nur eine Renovation von 20 Mark. Daß durch den Ausfall des Unterrichtes die Kinder in den Kenntnissen zurückblieben, ist selbstverständlich. 1895 / 1896 Im Monat Mai schlug der Blitz in die Scheune des Eigentümers Johann Symklak ein und es brannten demselben zwei Scheunen ab. Im Verlaufe des Sommers schaffte die hiesige Gemeinde eine Feuerlöschspritze an. Die Hitze des Sommers erreichte eine Höhe von 35 bis 38°C im Schatten. Die Roggenernte lieferte weniger Stroh als sonst, aber mehr Körner. 1896 / 1897 Im Monat April zogen 4 Kinder zu und am 1. Mai wurden 15 sechsjährige Kinder aufgenommen. Demnach betrug die Kinderanzahl am 1. Mai 1896 114. An den Schulgebäuden fanden nur kleinere Ausbesserungen statt. Ende Oktober wurden für den Lehrer und die Knaben neue Aborte gebaut. Wegen herrschender Masern unter den Kindern war die Schule im Monat Februar 3 Wochen geschlossen. Infolge der ansteckenden Grippe im Monat März unter den Schulkindern war der Schulbesuch sehr unregelmäßig. Am 1. Oktober 1897 trat der Lehrer Albert Bierwagen aus Skrzypno, Kreis Pleschen die hiesige Lehrstelle an. Die Berufungsurkunde ist datiert vom 7. August. Die amtliche Einführung fand gleich am ersten Unterrichtstag nach den Herbstferien, am 18. Oktober durch den Königlichen Kreisschuldirektor Herrn Schulrat Tecklenburg aus Meseritz statt. Zu Beginn des neuen Schuljahres zählte die Schule 95 Kinder einschließlich der 7 neu aufgenommenen. Von diesen 95 Kindern waren 40 nur deutsch, 4 nur polnisch und 51deutsch und polnisch. Infolge Erkrankung des Lehrers fiel der Unterricht vom 13. bis 31. August aus. Zu Beginn des neuen Schuljahres am 6. April betrug die Schülerzahl 94. Das diesjährige Kinderfest wurde am Donnerstag, dem 20. August in üblicher Weise gefeiert. Die Ungunst des Wetters es regnete bis 4 Uhr nachmittags heftig - hinderte ein größeres Zuströmen auswärtiger Gäste, doch war dafür die Beteiligung seitens der Angehörigen der Kinder umso größer. Erst bei eintretender Dunkelheit bemerkte der Schreiber dieser Zeilen einige Gäste aus Betsche und Stalun. Als gegen Ende des Festes der Lehrer auf dem Festplatz die beiden sehr beliebten Kinderfestspiele das Schlaraffenessen und die Wurstangel vorführte, erreichte bei Kindern und Erwachsenen eine geradezu stürmische Heiterkeit ihren Höhepunkt. Sonst sind für die Schulverhältnisse in Scharzig Ereignisse von größerem Belang im laufenden Jahr nicht zu melden. Die Schulprüfung wurde am 11. April vom Lehrer selbst und ohne jede Beteiligung seitens des Schulvorstandes und seitens der Eltern gehalten. Entlassen wurden 13 Kinder. 1900 / 1901 Im Klassenbuch stand unter Bemerkungen folgende Notiz eingetragen: Am 16. Oktober wurde der unterzeichnete Lehrer auf seinen Antrag und Kosten versetzt. gez. Bierwagen Es trat hierauf eine dreimonatige Vakanz ein, während welcher die Lehrer Volkmer und Stokki die Vertretung hatten. Denselben wurde als Entschädigung für jeden Gang 3 Mark gezahlt. Durch Verfügung der Königlichen Regierung zu Posen vom 22. Dezember 1900 wurde der Schreiber dieser, der Lehrer Josef Heymann aus Mylin, Kreis Birnbaum, mit der Verwaltung der Lehrstelle an der hiesigen Schule vom 1. Januar 1901 ab betraut. Geboren wurde derselbe am 13. März 1874 zu Dziembowo, Kreis Kolmar i. P. Seine Ausbildung genoß er in der Präparanden Anstalt zu Rogasen und dem Lehrerseminar zu Exin. Mylin war seine erste Stelle, die der genannte über acht Jahre innehatte. An seinem neuen Bestimmungsort konnte der Lehrer Heymann jedoch nicht rechtzeitig eintreffen, da derselbe auf der Umzugsreise in der Nähe von Zirke durch Sturz mit dem Rad, auf welchem er die Reise noch zu machen gedachte, einen Unfall erlitt, infolgedessen er 25 Tage im Krankenhaus Zirke zuzubringen gezwungen war. Die Vertretung wurde dem Lehrer Volkmer- Stokki abermals übertragen. Lehrer Heymann trat seine neue Stelle am 1. Februar 1901 an. Am 4. Februar fand eine amtliche Einführung durch den Königlichen Kreis-Schulinspektor Herrn Fleischer aus Meseritz statt. Erwähnt sei an dieser Stelle zugleich die Jubiläumsfeier am 18. Januar 1901 zur Erinnerung an die vor 200 Jahren auf dem Krönungsfest zu Königsberg am 18. Januar 1701 erfolgte Erhebung Preußens zum Königreich. 1901 / 1902 Das Schuljahr begann mit einer Schülerzahl von 91 Kindern. Im Juni dieses Jahres brach unter den Kindern, zunächst in Zielomischel und darauf auch hierorts - höchstwahrscheinlich durch die Schulkinder nach hier verschleppt eine Scharlachepidemie aus, die alsbald große Unregelmäßigkeiten im Schulbesuch zur Folge hatte. Auf Anordnung des Königlichen Landratsamtes wurde die hiesige Schule auf die Dauer von drei Wochen geschlossen. Der Krankheit fielen außer mehreren kleinen Kindern auch die Schüler Franz und Anna Mrowka der Vater Kutscher auf dem Gut in Zielomischel sowie die bereits 13jährige Tochter des hiesigen Wirtes Philip Furmanek Helene, zum Opfer. Für die Landwirtschaft war das Jahr 1901 ein förmliches Notstandsjahr. Eine Hauptursache stellte ein längerer sehr strenger Barfrost um die Jahreswende 1900/01 dar. Der Roggen, für das Lande eine Hauptfrucht auf dem zumeist leichten Boden, war hierbei zum größte Teil ausgefroren. Dazu ging über hiesige Gegend am 2. Juni ein schweres Gewitter nieder, von starkem Hagel begleitet. Da machte sich dann so recht die Wohltat der Versicherung geltend. Es wurden Kosten bis zu 800 Mark und darüber an Versicherungssummen für Hagelschlag an hiesige Eigentümer gezahlt. Einer derselben erhielt sogar über 1500 (fünfzehnhundert) Mark ausgezahlt. Interessant ist es, daß der Wirt, der den zum weitaus größten Schaden erlitten, überhaupt nicht versichert war. Derselbe scheint es für nützlicher zu halten, mit seiner leiblichen Mutter um ein paar Beete, die dieselbe sich bei Übergabe der Wirtschaft diese ist gegen 200 Morgen groß vorbehalten hatte, zu prozessieren. Durch den Hagelschlag hat besonders der Wein im Schulgarten gelitten. Das Blattwerk war zerfetzt und die Spitzen der jungen Reben abgeschlagen oder gebrochen. Ein großer Teil des Weines hatte nicht erst getrieben. Ein Schneesturm hatte zudem das Laub (Weinlaub) und das Spalier, teils morsch und verfault, umgeworfen. Alles Spalier im Garten und am Haus hatten von Grund auf neu errichtet werden müssen. Im Spätherbst noch wurde am Schulgrundstück eine kleine Veränderung bewirkt: Die Vorderfront am Haus und der Teil, der den Hof vom Garten trennt, wurden neu eingezäunt, das Tor erneuert. Das tat dort auch wirklich schon not, denn was sich dort vorher an der Stelle befand. Kostenpunkt: 156,00 Mark, davon 86,00 Mark für Materialien, das übrige für Arbeitslöhne. 1902 / 1903 Da nur 3 Schüler neu aufgenommen wurden, wies die SchülerFrequenz zu Beginn des neuen Schuljahres 79 Kinder auf. Im Frühjahr dieses Jahres bepflanzte der Lehrer die Grabenborte des Schulgartenlandes mit einer Reihe Birken und stellte an dieser entlang durch Ausheben des Erdreichs einen Gang her. Aus Anlaß des diesjährigen Kaisermanövers, das in der Umgegend von Meseritz gehalten ward, wurde den Schülern ein schulfreier Tag gewährt, den der Lehrer erteilen durfte, um diesem und den Schülern Gelegenheit zu einem Ausflug ins Manövergelände zu geben. Für die Landwirtschaft war auch dieses Jahr ein sehr wenig günstiges. Durch späte Maifröste, andauernd feuchte und überhaupt eine außergewöhnlich kühle Witterung während des Sommers hatte die Ernte stark beeinträchtigt, die Erntearbeiten verzögert. Nach den Herbstferien wurden durch Verfügung der Königlichen Kreisschulinspektion die über 10 Jahre alten Kinder auf 10 Tage, bis zum 6. November einschließlich, für Hilfsleistungen bei den ländlichen Arbeiten beurlaubt. Es trat ein abermaliger Wechsel in der Schulaufsicht dieses Kreises ein: Der Herr Kreis-Schulinspektor Witt wurde als Stadtschulinspektor nach Breslau versetzt und die Verwaltung der hiesigen Kreisschulinspektion dem Herrn Kreisschulinspektor Richter aus Schmiegel übertragen. Am 1. Dezember fand eine Volkszählung „enormen Umfangs“ statt. 1903 / 1904 Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden neu aufgenommen 4 Knaben und 2 Mädchen. Die Schülerzahl sank auf 69 Kinder herab. Ein furchtbares Schneegestöber, verbunden mit eisiger Kälte, ein Schneesturm wie er seit Menschengedenken um diese Zeit nicht wieder vorgekommen sein dürfte, wütete am 19., 20. und 21. April dieses Jahres. Über Meterhöhe lag stellenweise der Schnee. Nach Wochen noch konnte man Überreste an geschützten Ste llen liegen sehen. Der 19. April war ein Sonntag. Am Montag hatten 23, am Dienstag 32 Kinder die Schule besucht. Von überall wurden UnglücksfaÅNlle gemeldet. Am Donnerstag, dem 23 April fand die Beerdigung des Lehrers Deutschmann aus Swichocin statt. Er war von Betsche aus auf dem Heimweg begriffen, bereits in der Höhe von Swichocin angekommen, dem Sturm zum Opfer gefallen. Die zum April dieses Jahres erfolgte Neuaufstellung der Schule brachte einige notwendige Änderungen: Der Betrag für Heizmaterialien wurde von 90 auf 100 Mark erhöht, vor allem aber das Schulland dem Lehrer statt wie bis dahin mit 90 Mark, nun mit 45 Mark angerechnet.(Der Grundsteuereintrag beträgt nur etwa 24 Mark). Zu den Pfingstferien kommt nun für die Zukunft auch der Sonnabend vor dem Pfingstfest als schulfreier Tag hinzu. 1904 / 1905 Zu Beginn des neuen Schuljahres betrug die Schülerzahl 74. Es ist somit wieder ein geringes Steigen der Schüler Frequenz zu verzeichnen, bewirkt zum Teil durch Zuzug. Neu aufgenommen wurden 7 Kinder. Nach vielen vergeblichen Terminen hat sich der Schulvorstand endlich bereit gefunden, notwendige bauliche Instandsetzungen größeren Umfanges auf dem hiesigen Schulgrundstück zur Ausführung bringen zu lassen. So wurde im Laufe dieses Sommers ein Stall- und ein Abortgebäude neu errichtet, Schulhaus und Scheune umgedeckt, der Boden des Schulhauses zum Teil neu gedielt bzw. ausgebessert, Hof und Garten mit einem neuen Zaun (Lattenzaun) umgeben. Letzterer erhielt an der Hinterfront, woselbst bis dahin noch keine Umwehrung bestanden, eine solche durch einen Drahtzaun. Der neue Stall ist ein massives Gebäude aus Brandziegeln mit einem Pappdach, das Abortgebäude ganz aus Holz. Die Scheune bekam ein Rohrdach und zum kleinen Teil eine Ziegelwand an der Vorderfront, ebenso an der Hofseite ein neues Tor. Die Lage der neuen Gebäude gegen die früheren dürfte an nachstehenden (alten) Belegenheitsplan am besten zu vergleichen sein. Die Ausführung der oben aufgeführten Arbeiten lag in den Händen des Bauunternehmers Hieronymus Nortdorf aus Stalun für den Preis von 2450 Mark. Zu den Kosten hat die Königliche Regierung den Betrag von 1100 Mark beigesteuert, während die Schulgemeinde die Restsumme von 1350 Mark als Anleihe auf Amortisation bei der Königl. Sparkasse in Meseritz aufnahm. Kleinere Instandsetzungen betreffend: In den Herbstferien wurde in der Wohnung des Lehrers sämtliche Fußböden gestrichen und das Wohnzimmer tapeziert. Der Eigentümer August Woytke hat das Nutzholz es wurde im zeitigen Frühjahr 1904 umgemacht auf seiner Waldparzelle im Hinterwalde auf dem der gräflichen Grenze zunächstliegenden Teile an den Dampfmühlenbesitzer Lehrer Stürmer aus Schilln verkauft. Es wird allgemein angenommen, daß Lehrer Stürmer das Holz „viel zu teuer“ man spricht von 1300 Talern bezahlt hätte. Die Schule zählte zum Schluß des Schuljahres 77 Schüler. Eine Revision durch den Königlichen Schulinspektor Herrn Richter Meseritz fand am 23. Februar 1905 statt. Außerdem besuchte genannter Herr die hiesige Schule noch 3. Juni, 8. Juli, 15. Dezember 1904 und 20. März 1905.
1911/1912
Der Sedantag war ein Gedenktag, der im Deutschen Kaiserreich (18711918) jährlich um den 2. September gefeiert wurde. Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Schlacht bei Sedan, in der preußische, bayerische, württembergische und sächsische Truppen nahe der französischen Stadt Sedan den entscheidenden Sieg im Deutsch-Französischen Krieg errungen und den französischen Kaiser Napoleon III. gefangen genommen hatten. (Anmerkung der Red.) Die Schülerinnen Hedwig Heymann und Pelagia Wrusch haben für gelieferte Brennnesseln am 17.8.16 den ihnen zustehenden Betrag ausgezahlt erhalten. Die Nesseln wurden der Bezugs- und Absatzgenossenschaft in Meseritz per Fracht übersandt. Zur fünften Kriegsanleihe haben am 16. September 1916 vier Schüler 85 Mark gezeichnet. Die Zeichnung wird bis zum 3. Oktober fortgesetzt. Im ganzen sind auf der Schulliste 200 Mark gezeichnet worden. Von Erwachsenen hiesiger Gemeinde wurden 1400 Mark zusammengebracht. Die Zeichnung ist am 5. Oktober mittags 1 Uhr beendet worden. Der Betrag von 200 Mark wurde am 3. Oktober 1916 an die (Königliche) Kreissparkasse übersandt. Der Posteinlieferungsschein befindet sich bei den Schulakten über Kriegsanleihen. Die Quittungen der Schüler über den Empfang der Wertpapiere werden zu den Schulakten gelegt. Eine Kriegsanleihe (oder Kriegskredit) ist ein verzinsliches oder unverzinsliches Wertpapier, das der Finanzierung eines Krieges dient. Emittent ist in der Regel eine Regierung. Das Ankaufen der Anleihe kommt der Gewährung eines Kredits an die Regierung gleich. 1916/1917 In der Sitzung des Reichstags teilte der Staatssekretär mit, daß das Ergebnis der 5. Kriegsanleihe 10 Milliarden 590 Millionen Mark beträgt. Auslandszeichnungen sind in dieser Summe noch nicht voll enthalten. Die Gesamtsumme der Zeichnungen auf die 5 deutschen Kriegsanleihen überschreiten den Betrag von 46 1/2 Billionen Mark. Die deutsche Heimat hat einen neuen vollen Sieg errungen, in dem sie den unerschütterlichen Willen nicht nur zum Durchhalten, sondern zum Siegen kundgibt und auf den wir stolz sein können. Nach Mitteilung des Kollegen Heymann wurde er nach der Ausbildungszeit in Schwerin a.W. zunächst nach Galizien geschickt. Der katholische Religionsunterricht wird im Winterhalbjahr 1916 vom Kollegen Pape aus Stokki erteilt; Montag von 2 bis 4 Uhr in jeder Woche. Am 7. Dezember 1916 war schulfrei. Die Kinder wurden, nachdem sie über die Bedeutung der Einnahme von Bukarest belehrt worden waren, um 1/2 10 Uhr entlassen. Die Nachricht von dem Siege und dem Falle der Festung wurde durch das Königliche Distriktsamt zu Betsche übermittelt. Am 1. Dezember 1916 fiel der Unterricht aus, weil der vertretende Lehrer an einer in Meseritz stattgefundenen Versammlung, die Futterversorgung betreffend, teilnahm. Die Weihnachtsferien dauerten vom 23. Dezember bis zum 3.Januar 1917. Sie wurden jedoch in diesem Jahr verlängert bis zum 11. Januar 1917. Die Ursache ist der Kohlen- und Petroleummangel. Der Geburtstag S.M. des Kaisers und Königs wurde am 27. Januar von 11 bis 12 Uhr in hiesiger Schule gefeiert. Knaben und Mädchen trugen Gedichte vor. Das Schulzimmer war ausgeschmückt und das Schulhaus geflaggt worden. Zu dieser Feier waren 73 Schüler (2 Mädchen hatten Urlaub) erschienen. Die Herren Mitglieder des Schulvorstandes waren eingeladen worden. Zur Entlassung der hiesigen Schule kamen in diesem Jahr 13 Schüler, die sämtlich 8 Schuljahre zurückgelegt haben. Auf Antrag der betreffenden Eltern soll die Entlassung zum 1. März wegen dringender landwirtschaftlicher Arbeiten erfolgen. Auch diese Schüler sind auf die neue Kriegsanleihe hingewiesen worden. Am 9. März wurde des Todes Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I. gedacht. Am 10. März 1917 fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer mit dem Nachprüfergeschäft der Kartoffelvorräte in Stalun beauftragt war. Der Urlaub ist von der Königlichen Kreisschulbehörde erbeten und genehmigt worden. Am 17. März fällt auf Anordnung der Schulbehörde der Unterricht aus, damit der Lehrer mit größtem Nachdruck und Eifer für die Schulkriegsanleihe in hiesiger Gemeinde wirken kann. Die Osterferien dauerten vom 3. April mittags 12 Uhr bis zum 1. Mai. Auf Antrag des Schulvorstandes genehmigte die Königliche Kreisschulinspektion die Verlängerung der Osterferien um 14 Tage zwecks Aushilfe der Kinder bei den beginnenden landwirtschaftlichen Arbeiten. 1917/1918 Am 3. April wurden 4 Lernanfänger aufgenommen. Die Schülerzahl beträgt zu Beginn des Schuljahres 63 Kinder. Das Ergebnis der letzten Kriegsanleihe beträgt nach den bisher vorliegenden Meldungen ohne die zum Umtausch angemeldeten älteren Kriegsanleihen 12.770.000.000 Mark. Kleine Teilzahlungen stehen noch aus. Überdies sind die Zeichnungen der Gelder, für welche die Zeichnungsfrist noch im Mai abläuft, in der Summe nur zum Teil enthalten. Schon jetzt steht außer Zweifel, daß durch die Gesamtzeichnungen auf alle 6 Kriegsanleihen die Summe von 60 Milliarden Mark überschritten wird. Auf der Schulkriegsliste zeichnete die hiesige Schule 412 Mark / Abschrift bei den Zeichnungsakten / Gemeinde Scharzig zeichnete 700 Mark/ Der durch die Schüler aufgebrachte Betrag (412 Mark abzüglich 2 Mark Kursgewinn) wurde am 13.4. an die Kreissparkasse zu Meseritz übersandt. Der Impftermin war am 7. Mai 1917, die Nachschau am 14. Mai. Der Impfarzt Dr. Binder Betsche reiste von hier nach Zielomischel. Der vertretende Lehrer stellte die Schreibhilfe. Die Großstadtkinder werden voraussichtlich in der nächsten Woche (vom 14. 19.Mai) hierorts wie auch in Zielomischel eintreffen. Sie werden mit Wagen abgeholt und ihren Pflegern zugeführt. 5 Kinder aus Westfalen Kreis Recklinghausen wurden heute, am 24. Mai 1917 vom Gut in Betsche abgeholt. Vom 12. Juni ab werden sie am planmäßigen Schulunterricht für die Zeit ihres hiesigen Aufenthaltes teilnehmen. Die Pfingstferien dauern vom 25. Mai bis zum 12. Juni 1917. Am 5. Juni wurden 2 Knaben und 2 Mädchen aus Bottrop in Westfalen (2 Knaben am 9. Juni, wohnhaft beim Eigentümer Dremel) in die hiesige Schule aufgenommen. Die Nachfrage ergab, daß die Stadtkinder sich bei ihren Pflegeeltern wohlfühlen. Raum und Nahrung sind reichlich vorhanden. Kollege Heymann hatte im Juni 14 Tage Urlaub. Ende Juni reiste Kollege Heymann wieder zur Front nach Rußland. Der Urlaub dauerte nur 14 Tage. In einer Kriegslesestunde erzählte er den Kindern von dem Kriegsleben. Die Sommerferien dauern 3 Wochen; vom 14. Juli bis 6.August. Von Anfang August bis jetzt ist die hiesige Schule geschlossen, weil in der Gemeinde Scharlach herrschte. Drei Kinder sind daran gestorben. Die amtliche Desinfektion ist durch den Amtsboten erfolgt. Der Schulbeginn ist noch nicht ausgeführt worden. Der vertretende Lehrer Rohr ist vom 1.9.17 versetzt worden. Vom 15. November 1917 vertrat der Lehrer Schulz nur Zielomischel. Von 6 Stadtkindern, die Anfang Juni nach hier kommen, ist ein Kind am 8.November nach Hause gefahren, die anderen Kinder bleiben den Winter über hier. Die Herbstferien dauerten vom 21. September bis11. November. 14 Tage war die Schule wegen der Grippe geschlossen. Der Unterricht wurde erst am 14. November aufgenommen, da der Lehrer die Stadtkinder nach Bottrop begleitete. Die Kriegserlebnisse des Lehrers Heymann Am 21. Dezember 1918 kehrte Lehrer Heymann aus dem Feld zurück. Seine Beteiligung am Kriege mögen nachstehende Angaben ersichtlich machen. Am 1. August 1916 wurde Lehrer Heymann als Landsturmmann eingezogen und, da er nicht aktiv gedient hatte, dem „Rekrutendepot“ zu Schwerin a.W. überwiesen. Am 27. Oktober schon ging er in einem größeren Transport an die Front nach Rußland (Wolhynien) über Warschau, Brest-Litowsk, Kowel, Wladimir-Wolinsk in den Luga-Abschnitt (Abschnittskommandant: Riemann, General der Infanterie, derselbe, der sich einige Zeit nachher an der Westfront rühmlichst hervortat) vor der russischen Festung Luzk. Heymann wurde dort der 8. Komp. des L.F.R.19 zugeteilt, Schützengraben im Dunkelwald bei Swinjuchi. Um Neujahr 1917 nahm Heymann an einem militärischen Fortbildungskursus, etwa eine Stunde hinter der Front, vom 1. bis 20. März, an einem Infanterie-Minenwerferkursus in Brest-Litowsk, Generalgruppe Linsingen, teil. Ende Februar 18 nach Zusammenbruch der russischen Front, verließ sein Regiment den Luga- Abschnitt, um über Brest-Litowsk und Pinsk den Vormarsch in die Ukraine anzutreten. Heymann machte die Einnahme von Gomel am 1.März 18 mit. Gomel liegt an einem linken Nebenflusse des Dniepr, dem Sosch. Seine Mündung liegt etwa 40 km südlich von Gomel; seine Quelle in der Nähe von Smolensk ist dort nur etwa 10 km von seinem Flusse entfernt, dabei ist der Sosch wohl über 400 km lang und übertrifft bei Gomel an Wasserfülle die Warthe bei Schwerin. In Gomel, das große militärische Depots besaß, erbeuteten die deutschen Truppen bedeutende Mengen an Zucker, Mehl, auch Wein, vor allem aber Leder. Bei weiteren Streifen gegen die „Bolschewiken“ spielte ein anderer Nebenfluß des Dniepr (auf derselben Seite) eine Rolle, die Desna im Gouvernement Tschernigow, die bei Kiew in den Dniepr mündet. Da die Bolschewiken nicht vergaßen, die Brücken hinter sich abzubrechen, mußten die Flussübergänge über das leicht schon mürbe gewordene Eis gemacht werden. Übergänge solcher Gestalt über die Desna machte Heymann zweimal mit. Bei dem ersten versank plötzlich ein Geschütz, ein Kanonier büsste hierbei sein Leben ein; bei dem anderen brach ein Gerätepackwagen ein. Bei seiner Bergung geriet ein achtzehnjähriger Russe unter das Eis und ertrank. Der weitere Vormarsch führte bis in das Industriegebiet am Donez, einem rechten Nebenfluß des Don. Dort gab es ganze Dörfer mit rein deutschen Ansiedlern. Große Ackerflächen waren im Sommer mit Sonnenblumen bestellt: Ukraine, „das Land der Sonnenblumen“. Der Anbau der Kartoffel trat dieser gegenüber zurück. Heymann machte hier Streifen mit in Gebiete des Gouvernements Charkow, Jekaterinoslaw (Lissytschansk am Donez) und Woronesch. Hauptsammelstelle war Kupjansk am Oskoll (der dem Donez zufließt), im Gouvernement Charkow. Ein Kommando nach Brest-Litowsk Anfang Mai führte Heymann auch durch die Städte Charkow und Kiew. Auf dieser Fahrt umkreiste er die Sümpfe am Pripjat. Ende Mai 18 wurden die Mannschaften älterer Jahrgänge und kinderreiche Familienväter im A. Batt. zu Kujansk gesammelt, um nach Frankreich in die Etappe befördert zu werden. Der Abtransport erfolgte allerdings erst Mitte September. Die Fahrt von Kupjansk bis Laon in Frankreich dauerte 10 Tage. Vom 25. September bis 15. Oktober 18 gehörte Heymann der 4. Komp. des Armierungsbatt. 121 an (Ersatztruppenteil: Ers. Batt. L. Inf. Reg. 31, Altona). Die Kompanie hatte in dieser Zeit zwei Tote, vier Verwundete an Verlusten beim Infanterieangriff am Winterberg. Am 15. Oktober 18 kam Heymann zur Intendantur der VIII. in Plomion zwischen Montcornet und Hirson. Bei dieser machte er vom 4. November ab den Rückzug mit über Aubenton, Signy le P. ,Convin, Vireux und Givet an der Maas, die Nordspitze von Luxemburg, das Ahrtal, bei Brohl über den Rhein, den Westerwald, Marburg an der Lahn bis Schweinsberg in Hessen. Hier wurde Heymann am 19. Dezember 18 in die Heimat entlassen. Den Heldentod für Vaterland starben aus Scharzig: 1. Pätzold, Hieronymus - 01.03.15 2. Kaminski, Anton - 20.03.15 3. Slaniec, Franz - 07.05.15 4. Kaminski, Roman - 27.05.15 5. Zerbe, Leo - 30.06.15 6. Paschke, Franz - 09.07.15 7. Wierschula, Anton - 20.07.15 8. Wrusch, Franz - 15.10.16 9. Wysocki, Michael - 21.01.17 10. Wahrendorf, Anton - 05.03.17 11. Schade, Paul - 15.07.18 12. Skala, Johann - 15.07.18 13. Skubala, Franz - 16.08.18 14. Dremel, Viktor - 27.08.18 15. Musial, Ludwig - 31.08.18 Von den Gefallenen waren drei Familienväter: Kaminski, Paschke und Wierschula. Viele fielen in den Kämpfen an der Ostfront, die anderen im Westen. Zwei von ihnen wurden von ihren Angehörigen in die Heimat abgeholt und ruhen auf dem katholischen Friedhof von Betsche: Pätzold und Zerbe. Pätzold H., der Sohn des Eigentümers Albert Pätzold kämpfte in Ostpreußen, wurde mehrfach verwundet und starb im Lazarett an Typhus. L. Zerbe war der älteste Sohn des Eigentümers Albert Zerbe; er fiel bei den Kämpfen am Narew (Prasnysz). Fr. Staniec, jüngster Sohn des verst. Eigentümers Valentin Staniec fiel in den Karpaten. A. und R. Kaminski sind Brüder, Söhne des früheren langjährigen Nahtwächters Johann K. Ersterer fiel auf der Lorettohöhe, letzterer bei Sochatschew. Wierschula A. war Eigentümer und hinterläßt Frau und drei Kinder. Fr. Paschke war sein Hausmann, der Frau und vier Kinder hinterläßt. W. fiel bei Zwolen vor Iwangorod an der Weichsel (Kämpfe an der Ilsanka), P. bei Nowo- Georgiewsk. Fr. Wrusch war ein Sohn des Arbeiters Vincent W. Er blieb bei Barawurtschki. M.Wysocki, ein Sohn des Arbeiters Andreas W. vom Freigut Anton Wahrendorf, als Fürsorgezögling aufgewachsen bei dem Eigentümer Roman Paech. P. Schade ist ein Sohn des Eigentümers Joseph Schade. J. Skala, ein Sohn (der älteste) des Arbeiters Anton Skala auf dem Freigut. Fr. Skubala war der einzige Sohn des Eigentümers Micheal Skubala, W. Dremel der ältere von den beiden Söhnen des Eigentümers Stanislaus Dremel. Musial war ein Vollwaise aus Bobelwitz, aufgewachsen in Scharzig bei dem Schuhmacher und Maurer Johann Nortdorf. Am 7. Mai 1919 wurde der Friedenvertrag von Versailles Deutschland zugestellt. Danach galt fast die Hälfte des Kreises Meseritz für Deutschland verloren. Die Grenze, die durch eine Kommission endgültig festzusetzen ist, soll östlich der Stadt Betsche verlaufen. Stadt und Umgebung sind Grenzland geworden. Kreisschulinspektor Dr. Eymer gab unerwartet den hiesigen Schulaufsichtsbezirk auf. Am 16. Mai übernahm Schulrat Erdmann, der bisher den Aufsichtsbezirk Schwerin geleitet hat, das Amt. Zu Anfang des Jahres 1919 setzte eine allgemeine Teuerung ein. Lebensmittel und Bekleidung stiegen um das 10-20fache im Preis. Große Unzufriedenheit bemächtigte sich besonders der Arbeiterschaft. Eine lebhafte Agitation machte sich unter ihnen bemerkbar. Die meisten schlossen sich dem „Landarbeiterbund“ an. Aber auch die Bauern schlossen sich zusammen. So wurde auch in Scharzig eine Gruppe des Kreiswirtschaftsverbandes gegründet. Der Schwarzhandel griff immer weiter um sich. Täglich erschienen Leute aus Berlin und anderen Städten, um beschlagnahmte Lebensmittel zu „hamstern“: heimlich oder „hintenrum“ zu kaufen, daher „Schwarzhandel“. Die „Hamsterer“ zahlten wahre Wucherpreise, für 1 Pf. Butter oder Speck 20-25 Mark und darüber. Schweine und Rinder wurden heimlich („schwarz“) geschlachtet und „verschoben“. Es machte sich bald ein größerer Wohlstand bei fast allen Landwirten bemerkbar. „Was ist heute ein Beamter?“ Im Jahre 1919 wurde die Landwirtschaft vom Wetter begünstigt. Der Juni brachte reichlich Regen, sodaß Getreide- und Futterpflanzen vortrefflich gediehen. Da es auch die erste Julihälfte hindurch viel regnete, konnte erst Ende Juli mit der Roggenernte begonnen werden. Sie fiel gut aus und einige Landwirte meinten, noch nie eine gleich gute Ernte gehabt zu haben. Dagegen fiel die Kartoffelernte nur mittelmäßig aus. Zudem setzte der November sofort mit Schnee und Frost ein, sodaß noch ein Teil der Kartoffeln einfror. Aus diesem Grund konnte auch die Herbstbestellung nicht gemacht werden. Felder, die noch mit Roggen besät werden sollten, blieben unbestellt liegen. Während des Krieges, Ende Oktober 16, wurde der Gastwirt und Mühlenbesitzer Julius Zerbe zu Grabe getragen. Derselbe hat 27 Jahre lang der Gemeinde als Schulze vorgestanden. Seine Familie stammt aus Kainscht: sein Vater kaufte in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Wrozs`sche Wirtschaft und starb hochbetagt im Alter von 91 Jahren. Die Wirtschaft erhielt der jüngste Sohn Albert. Eine Tochter heiratete auf die Kolan´sche Wirtschaft, starb aber schon nach einem halben Jahr. Die zweite heiratete den Eigentümer Roman Paech hierselbst. Julius war der älteste von drei Söhnen und wurde 65 Jahre alt. Nachfolger im Amt ist sein Bruder Albert. Am 17. Januar 1920 wurde zwischen Deutschland und Polen eine Demarkationslinie festgelegt. Die Truppen des deutschen Grenzschutzes wurden dadurch gezwungen, sich zurückzuziehen und so verschiedene Dörfer des Kreises Meseritz, die sie besetzt gehalten, den Polen zu überlassen. Infolge dessen bekam auch unser Ort in dieser Zeit Einquartierung, etwa 20 Mann mit zwei Geschützen. Sie blieb hier bis in den März. Am 11. Februar 1920 starb Kreisschulinspektor Schulrat Erdmann. Die Vertretung übernahm Kreisschulinspektor Berg-Schwerin. Zum Kreisschulrat des Schulaufsichtsbezirkes Meseritz wurde der frühere Direktor der Provinzial-Fürsorge- Erziehungsanstalt, Herr Quas, ernannt, der am 1. Juni das neue Amt übernahm. Gemäß den Bestimmungen des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ist für jede Schule einen Elternbeirat zu wählen: „Er soll der Förderung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Schule und Haus dienen und den Eltern wie der Schule die Arbeit miteinander und den Einfluß aufeinander gewährleisten. Der Elternbeirat setzt sich nur aus Vertretern der Elternschaft zusammen.“ „Der Aktion und seinem Wahlrecht steht den Eltern sämtlicher die Schule besuchenden Kinder zu, auch der Gastschul- und fremden Schulkinder, und zwar sowohl den Vätern als auch den Müttern. Die Mitglieder der Lehrkörper haben, wenn ihre Kinder die Schule besuchen, dasselbe Wahlrecht wie alle anderen Eltern. Die Mindestzahl der Mitglieder beträgt 5. Die Wahl erfolgt auf zwei Jahre.“ Für die hiesige Schule war nur ein Wahlvorschlag aufgestellt worden. Auf Grund dessen wurde gewählt: 1. Gutsbesitzer: Ehefrau Juliane Paech Scharzig 2. Eigentümer: Ehefrau Michalina Misiewicz Scharzig 3. Eigentümer: Roman Kolau Scharzig 4. Schmiedemeister: Julius Weimann Scharzig 5. Eigentümer: Hieronymus Meissner Zielomischel 6. Eigentümer: Ehefrau Franziska Zerbe Scharzig 7. Eigentümer: Julius Paech Scharzig 8. Arbeiter: Leo Mizera Zielomischel Am 8. Juni 1920 erfolgte die erste Einberufung der Gewählten. Sie waren vollzählig erschienen. Zum Vorsitzenden wurde Eigentümer Roman Kolau, zum Schriftführer der Schmiedemeister Julius Weimann gewählt. Bei der im Juni 1920 stattgehabten Kreistagswahl übten von 144 eingetragenen Wählern 114 ihr Wahlrecht aus. Davon wurden abgegeben für die Sozialdemokratische Partei 24, für die Polen 51 und für das Zentrum 39 Stimmen. Die Zunahme der Stimmen für erstgenannte Partei löste hierorts allgemeine Überraschung aus. Die Agitation, die im Vorjahr unter der Arbeiterschaft sich bemerkbar gemacht, trug ihre Früchte. Zum ersten Mal nahm eine Frau an einer Reichstagswahl teil. Es wird jetzt auch im Ort selbst gewählt. Bis dahin gingen die Scharziger Wähler nach Zielomischel wählen, auch bei der Landtagswahl. Bei letzterer gehörten zum Wahlbezirk Zielomischel die Gemeinde Zielomischel mit Heinrichswalde, Scharzig, Stalun und Kulkau mit Marienhof, bei der Reichstagswahl Scharzig und Zielomischel mit H. Gemeindeangelegenheiten waren bis dahin durch Beschlüsse der Gemeindeversammlung geregelt und festgelegt worden. In dieser hatten Sitz und Stimme nur die Besitzer von Grundstücken, einzelne von diesen sogar mehrere Stimmen. Der Weltkrieg brachte auch seine Änderungen mit sich. Der demokratische Gedanke sollte schon in der einzelnen Gemeinde, die ein Bild der Natur im Kleinen darstellt, zum Ausdruck kommen. Das Wahlrecht wurde allen Gemeindegliedern beiderlei Geschlechts, auch den Arbeitern, gewährt. Es mag nur nebenbei bemerkt werden, daß es manchem schwer fiel, sich in das Neue zu schicken. Nach der neuen Ordnung sollten nun auch für die kleinste Gemeinde Vertreter (Gemeindeverordnung) gewählt werden. Im allgemeinen wurde im Kreis Meseritz die Zahl der Vertreter für Landgemeinden auf 9, für kleinere Städte, wie Betsche, auf 12 festgelegt. Die ersten Gemeindevertreter für Scharzig waren: 1. Karg, Gregor, Eigentümer 2. Kolan, Roman Eigentümer 3. Misiewicz, Stefan Eigentümer 4. Paech, Julius Eigentümer 5. Kowalski, Kasimir Eigentümer 6. Zerbe, Ludwig, Eigentümer 7. Paech, Joseph, Freigutbesitzer 8. Heymann, Joseph, Lehrer 9. Kaminski, Johann, Arbeiter Der älteste Sohn des verstorbenen früheren Gemeindevertreters, Ludwig Zerbe, heiratete die Witwe des im Kriege gefallenen Eigentümers Anton Wierschula. Die Wierschula`sche Bauernwirtschaft ist die drittgrößte in Scharzig. Im November 1920 veräußerte Roman Zerbe, Sohn und Erbe des früheren langjährigen Gemeindevertreters Julius Z. die zwischen der Liebucher und Staluner Straße auf dem Gemeindeland, dem sogenannten Mühlberg, stehende Windmühle an Müller Wendland, einen alten Junggesellen aus Altmühl bei Schönlanke. Müller W. erhielt Wohnung bei dem Eigentümer Albert Zerbe. Er brachte die Mühle, die lange Jahre hindurch ungenutzt dagestanden, wieder in Ordnung und begann zu mahlen, gab die Herstellung von Mehl aber bald auf und beschränkte sich auf das Schroten von Getreide. W. verkaufte die Mühle bald wieder an einen Ansiedler in Zielomischel, behielt sie jedoch in Pacht. Im Herbst 1921 verkaufte der Eigentümer Roman Kolan (Abbau) seine 266 Morgen große Wirtschaft (die zweitgrößte in Scharzig) an den Friedrich Fischer aus Neugörzig, Kreis Schwerin a.W. Kolan zog nach Birnbaum, jetzt Polen, und erwarb dort ein Gut von über 800 Morgen. Mit Beginn des Schuljahres 1922 wurde die Grundschule eingeführt. Die Halbtagsschule nahm so auf eine andere Art, als zuerst vorgesehen, ein Ende; denn geplant war schon 1913 durch einen Erweiterungsbau das Klassenzimmer zu vergrößern zu dem Zwecke, die Halbtagsschule in eine einklassige zu verwandeln. Der Krieg kam dazwischen und ließ den Plan nicht zur Ausführung gelangen. Die Grundschule, II. Klasse bilden die ersten vier Jahrgänge, die anderen sind die I. Klasse der Oberstufe. Letztere setzt sich aus der I. und II. Abteilung zusammen, von denen jede zwei Jahrgänge umfaßt: II. Abteilung 5.und 6., I. Abteilung 7. und 8. Schuljahr. Der Unterricht in den meisten Fächern, wie Rechnen, Geschichte, Erdkunde, Naturkunde, Singen, Zeichnen, Turnen und Handarbeit ist für beide Abteilungen gemeinsam. Die Oberstufe hat wöchentlich 24 (Mädchen 26), die Grundschule der 3. und 4. Jahrgang 15 (Mädchen 17), der 1. und 2. Jahrgang 13 Stunden Unterricht. 1922 verzog auch der Eigentümer Julius Paech, ein Vetter des Roman Kolan (die Mütter waren Schwestern) nach Polen. Sein Nachfolger in der Wirtschaft wurde der Eigentümer Gustav Forbrich aus Tucholle, Kreis Birnbaum. Beide hatten getauscht, Forbrich kam am 9.Juli hergezogen. 1920 -1923 waren die Jahre der Inflation. Lange Ausführungen hierüber erübrigen sich. Nur ein Beispiel: Fischer Neugörzig er verwaltet auch nach Erwerb der Kolan`schen Wirtschaft das Gut Neugörzig weiter ließ alsbald einen älteren Kiefernbestand (auf dem Höhenrücken zwischen Gehöft und dem Kliemann`schen Grundstück) zu Brennholz schlagen. Nun wird gesagt: mit dem Erlös nur der Stubben hätte er die ganze Wirtschaft bezahlt. Im Jahr 1923 übergab der Eigentümer Roman Paech die Wirtschaft seinem ältesten Sohn Ludwig, der inzwischen 34 Jahre alt geworden war. Reichstagswahl am 4. Mai 1924 Eingetragene Wähler : 148, abgegebene Stimmen: 124. Es erhielten: Demokratische Partei: 2, Deutschnationale Volkspartei: 4, SPD: 5, Polen: 45, Zentrum: 65, Nat. Liberale: 1, ungültig 2 Stimmen Mit der Reichstagswahl war eine Neuwahl der Gemeindevertretung verbunden. Der bisherige Gemeindevorstand Albert Zerbe hatte aus Gesundheitsgründen (Schwerhörigkeit) auf seine Wiederwahl verzichtet. Sein Nachfolger wurde der Eigentümer Ludwig Paech, erster Schöffe Ludwig Zerbe, zweiter Schöffe Roman Dremel (bisher August Woytke und Roman Paech) Gemeindevertreter: J. Paech, Roman Zerbe, Gastwirt Roman Lisek, Eigentümer Heymann, Karg, Woytke, Misziewicz, Kowalski und Kliemann. Eine arge Verwüstung richtete im Jahr 1924 unter den Kieferwäldern im Osten Deutschlands ein Insekt aus der Familie der Mottenan. Der Waldschädling war in Fachkreisen wohl bekannt, im Vergleich zu anderen Feinden der Kiefer, wie dem Kiefernspinner, jedoch als völlig harmlos gehalten worden. Die Raupen dieser Schädlinge fraßen die Nadeln der von ihnen befallenen Bäume radikal ab. Spaziergänger, die das Vernichtungswerk nur näher betrachten wollten, waren bald mit Raupen und dem Geruch ihrer Ausscheidungen behaftet. Auf dem Waldboden, an den Stämmen, auf Ästen und Zweigen, wohin man sah, nur die ekelerregenden Raupen. Unter ihnen litten besonders mittleres Gesträuch und Hochwald, während Kulturen und Schonungen bis zu 20 Jahren etwa im Allgemeinen verschont blieben. Endlich half die Natur sich selber wieder. So sah man den großen, mit glänzend olivgrünen Kügelchen geschmückten Laufkäfer zu Hunderten den Waldboden ablaufen, und es war interessant zu beobachten, wie er mit seinem scharfen Beißwerkzeug den Raupen den Garaus machte. Wie mit einem Schlage aber waren eines Tages alle Raupen tot. Es wollen Leute beobachtet haben, daß der Vorgang dieses Massensterbens nur wenige Stunden gedauert hätte. Aber welchen Anblick bot unsere durch Kiefernbüsche und -wälder durchbrochene Gegend! Kahl und verlassen mitten im Sommer war der Wald: kein fröhlicher Vogelgesang, kein Wild, nirgendwo Schatten, nirgendwo Deckung, alles tot, wie verbrannt, ein trostloser Anblick! Nach Jahrzehnten noch dürfte die Zerstörung zu spüren sein. Zum 1. Mai 1924 wurde die Gemeindejagd in zwei Parzellen neu ausgeschrieben. Die Jagd auf der Feldmark erstand Administrator Fischer Neugörzig, die Waldjagd Freigutbesitzer J.Paech. Ersterer bringt 580, letzterer 500 Reichsmark Jahrespacht, hinzu kommen 15% Jagdpachtsteuer, die der Kreis erhebt. An den Preisen der Vorkriegszeit gemessen, vor allem wenn man den Wildstand, der im Kriege fast ganz vernichtet wurde, mit dem von früher vergleichen wollte, müssen solche Beträge als reichlich hoch bezeichnet werden. Es scheint fast, als wirkten die Verhältnisse aus den Tagen der Inflation noch nach. Der am 4. Mai gewählte Reichstag verfiel der Auflösung. Dadurch wurde eine Neuwahl notwendig. Sie war am 7. Dezember 1924. Im Dezember 1924 erkrankte Lehrer Heymann. Ein Blasenleiden, das er sich neben einem chronischen Leiden im Schützengraben zugezogen hatte, war verstärkt wieder gekehrt. H. hütete fast ein Vierteljahr lang das Bett. Er war aus diesem Grund beurlaubt vom 13. Dezember 1924 bis März 1925. Seine Vertretung übernahm der „Flüchtlingslehrer“ Behr Betsche. Dieser hatte in Polen seine Stelle aufgegeben, und ist jetzt stellenlos in Betsche wohnhaft. B. erhält eine Entschädigung von 105 Mark. Dazu hatte die Regierung in Schindelmühl 50 Mark gezahlt. Am 30. April 1925 starb der Freigutbesitzer Franz Jesionek. Eine originelle Persönlichkeit ist mit ihm dahin gegangen. Er ist in der Gegend weit herumgekommen, war dafür weit und breit bekannt, und das zumeist unter seinem Beinamen „Punnek“, der junge Herr oder Herrchen. Er ist jung geblieben. Seiner Militärpflicht genügte er bei den Gardeschützen, worauf er sich nicht wenig zugute tat. In dieser Zeit verlebte er ein halbes Jahr auf der Burg Hohenzollern, deren Besatzung die Gardeschützen stellten. Auf der Jagd stellte er in der Tat einen trefflichen Schützen. Er starb im 89. Lebensjahr. Sein Vater Adalbert J. viele Jahre hindurch Schulze von Scharzig hatte durch Einheirat das Gut erworben, indem er die Witwe seines Vorbesitzers Kikiernicki heiratete. Ein Enkel von diesem, Franz Kikiernicki, ist Besitzer einer größeren Bauernwirtschaft in Stalun. Als der Schreiber dieser die hiesige Stelle antrat, lebten auf dem Gut noch eine Stiefmutter Juliane J., die Geschwister Franz, Cäcilie und Susanna Jerionek, sowie die Pflegetochter Julianna Wrembel, die als Kind auf das Gut genommen und hier erzogen im Jahre vorher aus der Schule entlassen worden war. Das Gut wurde von den Geschwistern gemeinsam verwaltet. Ein Bruder, Hieronymus J.. war Professor und Oberlehrer am Gymnasium in Augsburg, der beinahe regelmäßig die großen Ferien auf dem Gute verlebte. Nachdem die genannten Fräulein nacheinander hochbetagt verstarben, blieb Franz Jesionek als alleiniger Besitzer des Gutes zurück. Er übergab zuletzt dasselbe der genannten Pflegetochter und deren Ehegatten, dem Wirtschaftsbeamten Stanislaus Bendziewski aus Stralkow an der ehemaligen russischen Grenze. St. Bendziewski starb im Kriege 1916 an Lungenschwindsucht und hinterließ drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen im Alter von 2 bis 6 Jahren. Nach dem Kriege heiratete die Witwe Joseph Paech (den zweitältesten Sohn des Eigentümers Roman Paech), den gegenwärtigen Besitzer des Gutes. Die Volks- und Betriebszählung am 16. Juni 1925 ergab eine Bevölkerung von 123 männl. und 142 weibl.= 265 Personen. Die Kliemannsche Wirtschaft erwarb Julius Zerbe, der jüngste Sohn des früheren Gemeindevorstehers Julius Zerbe, indem er Maria, die jüngste Tochter von Paul Kliemann heiratete. Neben dem Kreiswirtschaftsverband hatte sich alsbald die landwirtschaftliche Vereinigung der „Grenzmarkischen Bauernwirte“ gebildet. Auch in hiesiger Ortschaft war die Mehrzahl der Wirte aus dem Kreiswirtschaftsverband aus- und dem Bauernverein beigetreten. Als dessen General-Vorstand jedoch beschloß, für das Rechnungsjahr 1926 einen Jahresbeitrag von 40 Pfennig pro Morgen zu erheben, hielten die Mitglieder hiesiger Ortsgruppe einen solchen für nicht tragbar und erklärten im Dezember 25 wieder ihren Austritt. In welcher Weise die Kriegszeit vermindernd auf die Schülerzahl gewirkt, ist aus folgender Zusammenstellung zu ersehen:
Im Mai 1925 kam als Lernanfänger durch Überweisung aus Kalzig mit den Eltern zugezogen ein Knabe hinzu. Derselbe stellt somit allein einen Jahrgang vor. Ostern 1926 wurden neu aufgenommen: 10 Kinder, 2 Knaben und 8 Mädchen, entlassen 2 Knaben und 4 Mädchen. Die Schülerzahl war auf 36 gesunken. Am 12. Juni 1926 starb in Betsche der Propst Leo Fischbock. Aus Anlaß seiner Beerdiung fiel am 15. des Monats der Unterricht aus. Am 25. Juni beehrten die Herren Regierungs- und Schulrat Merke aus Schneidemühl und Schulrat Quase Meseritz die hiesige Schule mit ihrem Besuch. Anhaltend viele Niederschläge im Juni verursachten bedeutende Wasserschäden. So konnte das Heu von den Wiesen an der Eisenbahn nicht geborgen werden. In tieferen Lagen ertranken und wässerten ganze Morgen mit Rüben, Kartoffeln und Roggen. Die bisherigen Käufer der hiesigen Gemeindejagd meinten, die Jagd des hohen Pachtgeldes wegen abgeben zu müssen. Die Jagdgenossen waren damit einverstanden, die Jagd wurde von neuem auf ein Jahr verpachtet. Der 1. Mai als Anfangstermin wurde festgehalten. Es hat jetzt die Jagd auf der Feldmark der Freigutbesitzer J. Paech für 300 Mark, der Mühlenbesitzer Lisek Betsche die Waldjagd für 275 Mark. Eines schönen Sonntags mittags gegen Ende Juni 1926, die Leute waren schon aus der Kirche zurück, hörte man auf einmal einen ungeheuren Krach: zwei Flügel der Windmühle lagen zerbrochen am Boden. Im Gehen bei nur mäßigem Wind brach plötzlich ein Flügel ab und riß im Falle seinen Nachbarn mit sich. Damit dürften die Tage der Mühle gezählt sein. Im Sommer dieses Jahres wurde das neue Gasthaus erbaut. Nach Angaben seines Besitzers betragen die Gesamtkosten rund 17.000 Reichsmark. Im Jahre 1910 errichtete Albert Zerbe, 1911 der Eigentümer Stefan Misiewicz ein neues Haus. Beide brauchten eigenes Holz zum Bau. Zerbe will 10.000, Misiewicz 12.000 Mark Auslagen gehabt haben. Im letztgenannten Jahr vergrößerte auch Roman Paech seine Wohnung, indem er den Zwischenraum zwischen Haus und Dorfstraße durch einen neuen Anbau ausfüllte. Viehzählung am 1. Dezember 1926 98 Pferde (mir Fohlen), 296 Stück Rindvieh, 317 Schweine, 27 Schafe, 41 Kaninchen, 835 Stück Federvieh und 26 Bienenstöcke. Die Scharziger Windmühle wurde im Frühjahr 1927, nachdem Verhandlungen über einen Weiterverkauf zwecks nochmaliger Instandsetzung sich wieder zerschlagen, von ihrem letzten Besitzer, Ansiedler Lehmann Zielomischel, abgebrochen. Die Holzteile nahm der Besitzer, das Fundament überliess er dem Häusler und Maurer Josef Jerzy von hier gratis zur Fundamentierung eines neuen Hauses, das dieser im Herbst des Vorjahres zu bauen angefangen. Zu Ostern 1927 wurden nur drei Schüler, Knaben, entlassen, dagegen wurden sechs Schüler, 3 Knaben und drei Mädchen neu aufgenommen. Hierdurch war die Zahl der Kinder wieder auf 36 gestiegen, nachdem diese den Winter hindurch zum Teil durch Wegzug bewirkt, auf 33, ihrem bis dahin niedrigsten Stand, gesunken war. Am 18. November 1927 erlag hierselbst der frühere Eigentümer (Bauerngutsbesitzer) Roman Paech nach kurzem Krankenlager einem Leberleiden. Der Verstorbene war viele Jahre hindurch Schulvorstandsmitglied. Nach beinahe halbjährigem Schmerzenslager verschied am 1. Dezember 1927 die Schülerin Maria Judkowiak und wurde am Sonntag, dem 4. Dezember unter Beteiligung der ganzen Schule bestattet. Viehzählung am 1. Dezember 1927 Pferde (mit Fohlen: 91 Rindvieh: 295 Schweine: 338 Schafe: 24 Federvieh: 805 Ziegen: 41 Kaninchen: 59 Bienenkörbe: 38 Zu Ostern 1928 kamen zur Entlassung 7 Schüler und zwar 3 Knaben und vier Mädchen. Ebensoviele Knaben und Mädchen wurden aufgenommen. Zu Beginn des neuen Schuljahres betrug die Schülerzahl 38. Bei den Wahlen zum Reichstag und Landtag im Mai des Jahres wurden im Wahlbezirk Scharzig von 140 Wahlberechtigten 111Stimmen abgegeben. Davon erhielten Sozialdemokratische Partei Deutschlands 25 (23), Deutschnationale Volkspartei 23 (21), Kommunistische Partei 1 (2) und Deutsche Volkspartei 1 (1) Stimmen. (Die Zahlen in Klammern geben die Stimmzahl für die Landtagswahl an). Eine rege Bautätigkeit setzte im Frühjahr des Jahres ein. Den Neubau des Maurers und Häuslers Josef Jerzy, der denselben im Herbst 1926 begonnen und im Herbst dieses Jahres zu beenden gedenkt, nicht gerechnet, werden in diesem Jahr drei neue Häuser gebaut, von den Eigentümern Kasimir Kowalski, dem Eigentümer Julius Zerbe und dem Freigutbesitzer Josef Paech. Letzterer errichtet ein Arbeiter- und Familienhaus auf dem von dem Gastwirt Roman Zerbe früheren Mühlengrundstück. Die alten Häuser wurden abgebrochen, die neuen stehen an gleicher Stelle. Neu aufgenommen wurden zu Ostern 1929 zwei Knaben und fünf Mädchen, zusammen 7 Kinder. Zur Entlassung gelangten 6 Schüler: 2 Knaben und 4 Mädchen, In diesem Jahr beehrten die Herren Regierungs- und Schulrat Meske - Schneidemühl und Schulrat Quaß - Meseritz die hiesige Schule mit ihrem Besuch. Da der Lehrer Heymann eines chronischen Blasenleidens wegen, das er sich wie schon einmal erwähnt im Schützengraben zugezogen, an diesem Tage das Bett zu hüten gezwungen war, fanden die Herren die leere Klasse vor. Ein außergewöhnlich strenger und langer Winter, wie er seit Menschengedenken nicht wieder dagewesen, es wurden bis zu 40° und darüber Grad nach C unter Null festgestellt, brachte in diesem Jahr eine bedeutende Verzögerung der landwirtschaftlichen Arbeiten auf dem Felde zutage. Es folgte ein zum Teil heißer Sommer, der vielfach von heftigen Gewittern begleitet war, die Zeitungsberichten zufolge große Menschenverluste und Schäden verursachten. Am 25. August des Jahres fand eine Schulvorstandswahl statt. Hierzu waren zwei Wahlvorschläge eingegangen: Woytke - Scharzig und Weber - Zielomischel. Die Wahl ergab ein Stimmenverhältnis von 2:1. Gewählt wurde auf dem ersten die Eigentümer August Woytke und Ludwig Zerbe aus Scharzig zu Schulvertretern, Freigutsbesitzer Joseph Paech und Eigentümer Roman Lisek von hier zu Repräsentanten, der Gastwirt Roman Zerbe und Eigentümer Julius Zerbe zu deren Vertretern, auf dem zweiten Wahlvorgang der Maurer Viktor Weber als Schulvorsteher, Eigentümer Franz Homa zum Repräsentanten, sowie der Eigentümer Ludwig Lisek zu dessen Stellvertreter, die drei letztbenannten sämtlich in Zielomischel wohnhaft. Das Spritzenhaus, das im Jahr 1910 durch den Bauunternehmer Marowski aus Schilln errichtet worden war und das an der Kapelle mitten im Dorf stand, ist in diesem Herbst zum Abbruch gekommen. Den Verdienst daran den Einwurf erstattete damals der Lehrer Heymann, durch Erhalten der angrenzenden Gebäude nicht das ganze Straßenbild zu verunzieren, war zu der Zeit kein Gehör geschenkt worden gebührt dem Freigutbesitzer Joseph Paech, der zur Unterbringung der Spritze auf einem seiner Grundstücke ein Ställchen an der Straße gegenüber der Gemeindewiese zur Verfügung stellte und zu diesem Zwecke umbauen ließ. Ein Kapitel für sich bildet der „Scharziger Schulbau“. Durch den Weltkrieg unterbrochen (Vergl. Schulchronik der Zeit vor Ausbruch des Krieges) wurde er von Jahr zu Jahr aufgeschoben. Verhältnisse und Umstände hatten sich wesentlich geändert. Die Schülerzahl, die in Folgeerscheinung des Krieges bis unter die Hälfte herunterging, war nicht mehr ausschlaggebend. Die Behörde zeigte wenig Interesse, die Inflation war ebenfalls nicht danach angetan, den Bau zu fördern. Die Gelegenheit auszunutzen, wofür Beispiele am Ort vorhanden, kam für einen Schulbau, bei dem Schüler etwas zu sagen hatten, nicht in Frage. Endlich mußte gehandelt werden: Große bauliche Mängel zwangen hierzu, nachdem auch die kleinen Instandsetzungen mit Rücksicht auf den ganzen Plan immer wieder zurückgestellt worden waren. Die Schulgemeinde war von verschiedenen, zum Teil zuständigen Stellen angewiesen worden, gleich ganze Arbeit zu machen. Die ließ sich auch zureden und beschloß den Neubau. Der Abriß wurde der Regierung mitgeteilt. Ende Februar 1927 tagte eine Kommission, zwei Herren von der Regierung in Schneidemühl und drei Meseritzer Herren: Landrat, Schulrat und der Leiter des Hochbauamtes in Schulbauangelegenheiten der kath. Schule zu Betsche. Nach dem Termin daselbst kamen die Herren auch nach Scharzig zur Besichtigung der Schule. Der Neubau wurde abgelehnt (der Herr Landrat fragte den Lehrer gelegentlich, ob die Gemeinde Vierzigtausend Mark übrig hätte, um sich eine neue Schule leisten zu können), ebenso der Ausbau der Südostecke: die Vergrößerung der Klasse wäre mit Rücksicht auf die verminderte Schülerzahl nicht mehr unbedingt erforderlich. Dem Mangel an Wohnraum die Dienstwohnung ist rund 50qm groß, die Familie des Lehrers zählt neun Köpfe könnte durch Einrichten eines Zimmers auf dem Boden abgeholfen werden. Durch entsprechende Ausbesserungen, die etwa 2-3000 Mark Kosten verursachen würden, wäre der Schulbau wieder im Stande, noch 20 30 Jahren seinen Zweck zu erfüllen. Ein solcher Bescheid war geeignet, die alten Übelstände zu „erzwingen“. Der Lehrer veranlaßte eine neue Sitzung des Schulvorstandes. Es wurde neben der Neuerrichtung der Schule der grundlegende Ausbau des Schulhauses beschlossen, Plan und Zeichnungen und Kostenvoranschläge im Mai 1927 eingereicht. Vorteil: Der Eingang des Schulzimmers sollte in den entgegengesetzten Giebel verlegt und dadurch Schulbetrieb und Hauswirtschaft endlich mal getrennt werden. Der alte Eingang sollte vermauert, die Südostecke des Hauses umgebaut werden. Das ergab: eine Küche von doppelter Größe, neben einer geräumigen Kammer bequeme Zugänge zu Boden und Keller. Vergrößerung des Schulzimmers um 10qm Grundfläche, Erhöhung der bewohnbaren Fläche durch ein kleines Zimmer und zwei geräumige Dachkammern im Südostgiebel auf über 100qm und den Gewinn eines einheitlichen Gebäudes. Ein Grundstückstausch mit dem Gastwirt Roman Zerbe (als Nachbar), dem derselbe bereits zugestimmt hatte, konnten die grundlegenden Änderungen ermöglichen (siehe beigegebenen Lageplan). Mit diesem Plan war angesichts der vielen Verbesserungen von so großer praktischer Bedeutung zuletzt auch die Behörde einverstanden. Nun aber weigerte sich der Graf zu Dohna von neuem, als Patron der Schule das Rohbauholz (auf Lieferung von Feldsteinen, Sand und Kies hatte die Schulgemeinde verzichtet), dessen Wert mit rund 2000 Reichsmark geschätzt war, zu liefern, indem er beteuerte, dazu nicht verpflichtet zu sein. Die Kontroversen zogen sich bis in den Herbst 1928 hin. Am 1. Oktober desselben Jahres erfolgte die Auflösung der Gutsbezirke Hiller-Gärtringen, der Graf damit aller Verpflichtungen als Patron der Schule Scharzig ledig. Umsonst also war jahrelang Graf zu Dohna Hiller-Gärtringen als Patron der Schule in den Schulakten geführt worden. Der Ausführung des Bauprojektes stand nun nichts mehr im Wege. Nach einigen Verhandlungen übernahm das Kreisbauamt zu Meseritz die Bauleitung. Der Anteil der Schulgemeinde an den Baukosten sollten durch ein Darlehen bei der Preußischen Bank gedeckt werden. Die erste Rate von 2.780 Reichsmark war der Schulgemeinde bereits überwiesen. Auf einen Termin (Juni 1929) sollten die Bauarbeiten vergeben werden. Eine Prüfung des eingereichten Kostenvoranschlages durch das Kreisbauamt ergab nun eine um wenigstens 400 Reichsmark höhere Bausumme (mindestens 1.700-1.800 RM statt 1.300). Daraufhin erklärte nun nach kurzer Besprechung die Schulgemeinde-Vertretung, es wäre hierdurch nun eine ganz neue Sachlage entstanden, die ebenso wieder neue Beschlüsse erforderlich machten; die in Aussicht gestellte Pensionierung des Lehrers kam hinzu, bauliche Instandsetzungen, die die Hälfte der Kosten eines Neubaus bedeutend überstiegen, seien nicht mehr als wirtschaftlich zu verantworten u.s.w. „Behüt‘ dich Gott, es wär so schön gewesen!“: das ganze Bauprojekt war unter den Tisch gefallen. Für die Folge blieb nun nichts mehr übrig, als auf die von der vorhin bezeichneten Kommission angeregten Instandsetzungen zurückzugreifen. Über dieselben wird nach Fertigstellung künftiger Arbeiten zu berichten sein. Mit dem 1. November 1929 wurde der bisherige Lehrer Josef Heymann in den Ruhestand versetzt. Mit der vertretungsweisen Verwaltung der Stelle wurde der Lehrer Paul Rilinger aus Straduhn durch Anordnung der Regierung vom 24.10. Nr. 4178 IIc beauftragt. R. hat seine Ausbildung auf der Präparantenanstalt Schönlanke erhalten. Nach kurzem Besuch des Lehrerseminars Schneidemühl zog er 1916 als Freiwilliger in das Feld und kehrte erst 1919 wieder auf das Seminar zurück. Während seiner Kriegsdienstzeit gehörte er zum Sturmbat. 7, mit dem er die schwersten Stürme in Belgien, Frankreich und Mazedonien mitmachte. R. wurde dabei zweimal verschüttet und einmal verwundet. Nach Urlaub und Rückkehr aus dem Feld brach in seiner Heimat Schönlanke der Polenaufstand aus, an dessen Bekämpfung er aktiven Anteil nahm. Am 6.II.19 trat der Schreiber dieser Zeilen wieder ins Seminar zu Schneidemühl ein und legte am 21.9.20 seine erste Lehrerprüfung ab. Da die Anstellungsverhältnisse für kath. Lehrer sehr schlecht war, mußte er sich nach einer Beschäftigung umsehen. Bis zum 31.III.24 war er im Büro tätig und trat dann in den Schuldienst ein. Nach einer kurzen Vertretung in Kutschkau. Kr. Meseritz, war er an der ev. Schule in Straduhn tätig. Durch öftere Erkrankungen des bisherigen Stelleninhabers sind die Kinder zurückgeblieben, so daß dem neuen Lehrer eine schwere Aufgabe entsteht. Mit Gottes Hilfe denkt er seiner Aufgabe gerecht zu werden. Ende des Jahres 1929 begannen die Ausbesserungsarbeiten an dem Schulgrundstück. Das Schulzimmer wurde zunächst neu gestaltet und einer gründlichen Renovierung unterzogen. Es wurde neu ausgemalt und neue Anschaffungen wie Landkarten, Matten, Waschgefäße gemacht. Auch die Lehrerwohnung wurde neu tapeziert. An der Straße wurde ein neuer Zaun gesetzt, auch soll eine Erneuerung der Zäune auf dem ganzen Gehöft erfolgen. Zu Ende des Jahres erfolgte auch die Aufstellung einer neuen Treppe. Durch einen Verschlag ist jetzt der Bodenraum vollkommen abgetrennt. Wenn alle Ausbesserungen gemacht sein werden, wird die Schule, die auch von außen neu verputzt ist, trotz des ins Wasser gefallenen Umbaus, ein würdiges Aussehen erhalten. 1930 Das neue Jahr begann im hiesigen Ort unter ungünstigen Verhältnissen. Unter den Kindern herrschte eine Art Keuchhusten, der in Erstickungsanfälle überging. Bei der Eröffnung der Schule fehlten von 35 Kindern 24. Durch eine Beihilfe der Regierung von 200 Mark war es der Schule möglich, einen Radioapparat anzuschaffen. Er ist ein 4-Röhren-Rundfunkapparat, der im Unterricht manche Anwendung findet. Da die alte Scheune baufällig war, entschloß sich die Gemeinde, sie meistbietend als Abbruch zu verkaufen. Das Höchstgebot gab mit 39 Mark der Zimmermann Skubala. Der Schulhof ist dadurch bedeutend vergrößert worden. Am 12.2. fand das Abschlußverfahren des Lehrers statt. Es waren anwesend: Regierungs- und Schulrat Meske, Schulrat Quas und Lehrer Gaumer Obrawalde. Es wurden 3 Lehrproben durchgeführt und zwar: Oberstufe „Die Rache“, Mittelstufe „Heimatkundliche Sitten und Gebräuche“, Unterstufe: „Fischlein“. Von der Kommission wurde der gebesserte Zustand der Schule anerkannt. Im Februar wurden auch sämtliche Zäune des
Schulhofes erneuert. In den Reparaturen war auch
die Ausbesserung der Aborte inbegriffen. Auf Vorschlag
des Lehrers wurde an der Ostseite des Stalles
eine neue Abortanlage mit einer Abortgrube
angelegt, so daß auch dadurch der Schulhof
wieder eine Vergrößerung erfahren hat.
Auf dem Schulhof befand sich ein alter Backofen.
Da er gar nicht benutzt wurde, riß der Lehrer
den Ofen ab, um daraus eine Waschküche zu machen,
die sehr nötig war, da immer in der engen
Küche gewaschen worden war.
In der Zeit vom 5. bis 11. September fand eine Sammlung für das Deutschtum im Ausland statt. Der Gemeinderat sammelte bei Schülergruppen10,05 RM, während die Schüler selbst 5,30 RM, so daß der Lehrer 15,35 RM abschicken konnte.
SPD 13 Stimmen
Reichstagswahl am 5. März. Von 137 Stimmberechtigten haben 103 ihre Stimmen abgegeben: NSDAP 22 Stimmen
Hitler Bewegung 14 Stimmen
Unser Dorf zeigte ein Bild der Einigkeit. Für die Gemeindewahl (12. März) war ein Einheitswahlerfolg zustande gekommen.Eine Wahl der Gemeindevertretung fand also nicht statt. Provinziallandtagswahl am 5. März. Von 138 Wahlberechtigten haben gewählt: Kreistagswahl am 5. März 138 Stimmberechtigte: Hitler Bewegung 14 Stimmen Anläßlich des Volkstrauertages (12. März) fand am Sonnabend (11. März) von 10-11 Uhr in der Schule eine schlichte Feier statt, die von Gesängen und Gedichten umrahmt war. Der Lehrer hat in seiner Ansprache auf die gefallenen Soldaten des Weltkrieges hingewiesen. Die Flaggen wurden auf Halbmast gesetzt. Am 1. April wurde auf Veranlassung des Ortsgruppenleiters Bulmann Stalun eine SA-Gruppe im hiesigen Orte gebildet. Der Gruppe traten 10 Mann bei. Vertrauensmann (Stützpunktleiter) ist der Poststelleninhaber Josef Kowalski. Der Ortsgruppe schließt sich Stalun an. Am 1. Osterfeier tag veranstaltete die hiesige Ortsgruppe der NSDAP einen Fackelzug. Festlicher Fahnen- und Girlanden-Schmuck begrüßte die auswärtigen Gäste, die in Braunhemden und in Zivil erschienen waren. Auch die Fenster waren illuminiert.
Am 4.12. 1939 fand eine außerordentliche Viehzählung statt: 73 Pferde (82), 308 Rindvieh (300), 273 Schweine (268), 8 Schafe (7), 8 Ziegen (8), 36 Gänse (27), 973 Hühner (975), 66 Enten (42), 18 Truthühner (2), 17 Bienenstöcke (21). Am 24.12 überreichte der Hoheitsträger in Gegenwart der politischen Leiter nachfolgenden Müttern das Ehrenkreuz der Deutschen Mutter: a) In Gold: Juliana Paech, Marta Judkowiak, Martha Tepper, Wrusok b) In Silber: Franziska Zerbe, Hedwig Zerbe, c) In Bronze: Martha Meyer, Maria Zerbe, Gudrun Dremel, Johanna Schulz, Agnes Napirei, Luzi Jerzy, Hanna Skubala, Anna Kaminski 1940 Der Winter 1939/40 ist einer der strengsten und dauerhaftesten gewesen. Zwar war die Temperatur nicht so tief gesunken, wie sie der sibirische Winter 1928/29 gebracht hatte. Der historisch gewordene 11. Februar 1929 zeigte die höchsten Kältegrade. Dennoch haben die wochenlang fast ununterbrochenen anhaltenden Kälte Tage zwischen -10° und -20° dem gegenwärtigen Winter einen noch viel strengeren Charakter gegeben. Seit den Weihnachtsfeiertagen bedeckt eine geschlossene Schneedecke 30-40 cm hoch über 60 Tage hindurch ununterbrochen das Land. Viele der gefiederten Tiere sowie ein Teil des Wildes sind dem gestrengen Herrn zum Opfer gefallen. Auch die nicht genügend geschützten Kartoffeln und Futterrüben sind durch den Frost angegriffen worden. Infolge der Frostschäden sind Obstbäume in großem Umfange abgestorben. Wegen Kohlenmangel und wegen zu großer Kälte war die hiesige Schule vom 2. bis 13. Februar geschlossen. Gleich zu Anfang des Jahres ist unter dem Rinderbestand des Herrn Nisiewicz die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen und kreistierärzlich festgesellt worden. Anschließend wurde auch der Viehbestand des Bauern Woytke damit befallen. Kriegswinterhilfswerk
Das Opferbuch für die RWH (Reichswinterhilfe) lag in unserer Gemeinde vom 3. bis 8. März zur Einzeichnung der Schule aus. Die Eintragungen brachte 422,10 RM. Auch die Schule zeichnete den Betrag von 14,30 RM. Das ist in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage unserer Landbewohner ein außergewöhnliches gutes Ergebnis und spricht für die freudige Opferbereitschaft der einzelnen Volksgenossen.
Am Schluß des Schuljahres wurden 6 Kinder entlassen und zwar 3 Mädchen und 3 Knaben. Aufgenommen werden 7 Kinder und zwar 6 Knaben und 1 Mädchen. Das neue Schuljahr begann also mit einer Schülerzahl von 35. Der Schüler Alois Zerbe, Sohn des hiesigen Bürgermeister J. Z., besucht seit dem 1.4.40 die Oberschule für Jungen in Meseritz. Die Osterferien für 1940 sind verkürzt auf die Zeit vom 20. bis 27. März gelegt worden. Die Verkürzung ist durch die Einschränkungen und Unterbrechungen des Unterrichts im laufenden Schuljahr erforderlich geworden. Der Abschluß der Metallspende zum Geburtstag des Führers brachte in unserem Dörfchen einen ganzen Erfolg. So konnte das ansehnliche Gewicht von 1,25 Ctr. der Kriegswirtschaft zugeführt werden. Die große Opferbereitschaft zeigte, daß kaum eine Familie zu finden war, die sich nicht mit einer Sache daran beteiligt hatte. Am 28.5. hat der Herr Schulrat die hiesige Schule eingehend revidiert. Er war mit den Leistungen sehr zufrieden. Für die Jugendherberge sammelte (9.6.). a) die Schule: 8,40 RM b) die Hitlerjugend: 17,32 RM Gesamt: 25,72 RM. Kriegshilfswerk für des Rote Kreuz
Zur Bergung der Getreideernte und der Hackfrüchte wurden 17 gefangene Franzosen in unserem Dorf untergebracht. Wahrscheinlich werden sie bis zur Beendigung des Krieges hier bleiben. Die hiesige Schule hat für Heilpflanzenkunde nachstehende Mengen von Blättern gesammelt und an die Privil. Reichsapotheke in Meseritz abgeliefert: Huflattichblätter/Ackerschachtelhelm: 8,500 kg Brombeerblätter/Lindenblätter: 4,500kg Kirschblätter: 9,000 kg Gesamt 22,000 kg. Um den Wehrgedanken bei der Luftwaffe zu fördern, sind 16 Schulkinder Mitglieder des Reichsluftschutzbundes geworden.Ferner sind noch 4 Erwachsene geworben worden. Um auch die sogar wehrwirtschaftliche Bedeutung des Seidenbaumes in der Schule zu fördern, und um mitzuhelfen, den großen Bedarf des für unsere Wehrmacht unentbehrlichen und unersetzlichen Rohstoffes Seide aus der Inlandserzeugung zu decken, sind im Frühjahr 100 Maulbeersträucher gepflanzt worden. Unter dem Rinderbestande des Landwirts Josef Päch sind eine Anzahl Kühe unter tollwutverdächtigen Erscheinungen erkrankt und kurz darauf verendet. Zum Schutze gegen die Tollwut wurde für den nördlichen Teil des Kreises die Hundesperre verhängt. Es wurden nachstehende Instandsetzungsarbeiten durchgeführt: die Schulpumpe, deren Filter schadhaft war, mußte durch eine neue ersetzt werden. Das Schulzimmer erhielt 3 neue Kastenfenster. Die hiesige Gemeinde spendet für das Winterhilfswerk in bar den Betrag 695,53 RM (früher in Kartoffeln bzw. Roggen). Am 5. 12. fand eine außerordentliche Viehzählung statt: 81 Pferde (73) 300 Rindvieh (308) 16 Schafe (8) 246 Schweine (273) 10 Ziegen (8) 104 Kaninchen (-) 987 Hühner (973) 52 Gänse (36) 61 Enten (66) 13 Truthühner (18) 12 Bienenstöcke (17)
1941 Am 31.1. wurde das WHW (Winterhilfswerk) Opferschießen abgeschlossen. Die Beteligung war rege und so konnte das Ergebnis von 26,25 RM abgeführt werden. Der beste männliche Schütze war Albert Woytke mit 33 Ringen. Der beste weibliche Schütze war Anni Meyer mit 31 Ringen, der beste jugendliche Schütze war Hilli Paech mit 33 Ringen. Diesen 3 Besten wurden vom Ortsbeauftragten des WHW die Plaketten überreicht. Kriegswinterhilfswerk
Für des WHW-Konzert in Meseritz hat hiesige Gemeinde 164,00 RM gespendet Als Instandsetzungsarbeit wurde im Frühjahr des Schuldach durch ein neues ersetzt. Am 29.3. wurden 6 Kinder entlassen und zwar 4 Mädchen und 2 Knaben. Bei der Altmaterialsammlung in den Schulen wurden gesammelt: (Stichtag 10.4.41) 8 kg Knochen: 24 Punkte 86 kg Lumpen: 430 Punkte 126 kg Papier: 252 Punkte 63 kg Eisen: 63 Punkte 769 Punkte Der Betrag von 6,70 Mk wurde dem Roten Kreuz überwiesen. Die hiesige Schule sammelte für das Jugendherbergswerk am 11.5. den Betrag von 10,00 RM, während in der Gemeinde 13,05 RM zusammen kamen. In der Zeit vom 3. bis 7. Juni fand in hiesiger Schule ein Berufsschulunterricht für weibliche Jugendliche statt. Auch die Jugendlichen in Wilhelmstal nahmen daran teil. Der Berufsschuluntericht wurde von der Berufsschullehrerin Frl. Schindler an 5 Wochentagen mit je 4 zusammenhängenden Unterrichtsstunden von 14 - 18 Uhr erteilt. Er erstreckt sich im Gartenbereich, Geflügelzucht und Kochen. Die hiesige Schule mit 28 Schülern hat gesammelt (10.7.41). 99ó kg Lumpen: 498 Punkte 163 kg Papier: 326 Punkte 354 kg Eisen: 355 Punkte 1ó kg Buntmetall: 5 Punkte 1 kg Altstoffe: 2 Punkte 1186 Punkte Zerbe Hedwig mit 244 Punkten Zerbe, Heinz mit 232 Punkten. Am Mittwoch d. 30.7. gegen 16 Uhr gerieten Scheune und Stall des Bauern und Gastwirts durch Blitzschlag in Brand. In kürzester Zeit stand des Gebäude in hellen Flammen. Durch den Einsatz der Pflichtfeuerwehr Scharzig sowie der freiwilligen Wehren aus Schönfelde und Betsche konnte das Feuer auf seinen Herd beschränkt werden. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß sich die Jugend von Scharzig unermüdlich im Rettungs- und Löschdient eingesetzt hat, so daß sämtliches Vieh und der größte Teil der landwirtschaftlichen Maschinen geborgen werden konnten. Ein Teil der Erntevorräte wurde durch das Feuer vernichtet. Die Aufnahme der Schulanfänger erfolgte in diesem Jahre nach den Sommerferien am 11. August. Ein Knabe wurde aufgenommen. Das neue Schuljahr begann also mit einer Schülerzahl von 29. Paech Ursula besucht seit dem 28.8. die Walter-Flex-Schule in Meseritz. Bei der Reichspapierstoffsammlung vom 24.4. bis 24.8. sammelte das hiesige Jungvolk 3, 10 Ztr. Lumpen. Am 9.9. fand die Herbstleistungsprüfung in Betsche statt.Die Durchschnittspunktzahl der Knaben betrug: 4,3 der Mädchen 6,0. Daß der Spargedanke auch in hiesiger Schule festen Fuß hat, beweist das Ergebnis des diesjährigen „Deutschen Spartages“, nämlich 365,65 RM. Auf Grund der Personenstandsaufnahme am 10. 10. zählte unser Dorf : a) mänliche Personen: 104 b) weibliche Personen: 111 Gesamtzahl: 215 Kriegswinterhilfswerk
Für die Sammlung „Flaschen für die Wehrmacht“ konnten in hiesiger Gemeinde 88 Flaschen abgeführt werden. Durch Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten vom 6.11.41 trägt hiesige Schule den rechtlichen Charakter einer „Gemeinschaftsschule“. Die VDA-Schulsammlung vom 28.–30.11.1941 konnte den Betrag von 15,40 RM abschicken. Am 3.12. fand eine außerordentliche Viehzählung statt: 84 Pferde (81), 305 Rindvieh (300), 17 Schafe (16), 218 Schweine (246), 2 Ziegen (10), 794 Hühner (987), 58 Gänse (52), 61 Enten (61), Truthühner (13), 12 Bienenstöcke (12). Die hiesigen Geflügelhalter haben bei der vom Reichsnährstand durchgeführten Geflügelsammlung 40 Hühner und 1 Ente abgeliefert. Der Aufruf des Führers zur Wintersachensammlung für die Ostfront ist auch in unserem Dorfe nicht ungehört verhallt. Es wurden abgeliefert: 12 Paar Pulswärmer, 2 Unterjacken, 5 Paar Beinwärmer, 8 Paar Strümpfe, 8 Herren Handschuh, 2 Paar Einlegesocken, 7 Schals, 3 Kopfschützer, 4 Pullover, 6 Pelzmützen, 7 Decken, 3 Muffs, 4 Pelzkragen, 3 Unterhosen, 2 Schaffelle, 7 andere Felle, 2 Gehröcke, 1 Pelzmantel, 3 Mäntel, 1 Paar Ski, 8 Rodelschlitten.
1942 Am 22.3. wurden 3 Knaben bei der Verpflichtungsfeier in Betsche verpflichtet, nachdem sie am Tage zuvor aus hiesiger Schule verabschiedet wurden. Der Altbesitzer Paul Kliemann beging am 22.3. seinen 82. Geburtstag. Der Jubilar ist körperlich noch sehr rüstig und hilft noch täglich in der Landwirtschaft seines Schwiegersohnes mit. Auch geistig ist er noch sehr rege, liest seit 62 Jahren die UPK und hört regelmäßig noch Hansi Fritscher „Irliksche Zeitungs Schau“. Kriegswinterhilfswerk 1941/42
Am 14.5. fanden die Handballrundenspiele zwischen den Schulen Scharzig und Wilhelmstal auf dem Sportplatz in Wilhelmstal statt und zwar mit folgendem Ergebnis: Scharzig - Wilhelmstal 4:0 Bei der Altmaterialsammlung in den Schulen wurden gesammelt: (Stichtag 1.7.41) 13,5 kg Knochen: 41 Punkte 66 kg Lumpen: 340 Punkte 147 kg Papier: 294 Punkte 138,5 kg Eisen: 139 Punkte 5 kg sonstiger Altstoff: 10 Punkte 824 Punkte Die 3 besten Einzelleistungen wurden erzielt von: 1. Schulz, Herbert mit 225 Punkten 2. Skubala Felix mit 118 Punkten 3. Judkowiak, Paul mit 70 Punkten Nach achtwöchentlicher Arbeit wurde am 7. August zum ersten Mal die Kokonernte der 230 Seidenraupen der hiesigen Schule vorgenommen. Die Kokons, die ein Gewicht von 0,700 kg hatten, wurden an die Mitteldeutsche Spinnhütte abgeliefert. War die Arbeit auch mühsam, so freuen sich doch Lehrer und Schuljugend, unseren Fliegern einen wertevollen Rohstoff für Fallschirme geliefert zu haben. Im neuen Schuljahr wurden 4 Kinder aufgenommen und zwar 3 Mädchen und 1 Knabe. Das Schuljahr begann mit einer Schülerzahl von 30. Die Schule sammelte in diesem Jahr 2 kg Heilkräuter, die am 14.8. an die Rats-Apotheke in Meseritz abgeliefert wurden. Kriegshilfswerk für das Deutsche Rote Kreuz
Die hiesige Schulsparkasse nahm in der Sparwoche den Betrag von 1262,55 RM ein. Das ist des Dreifache der vorjährigen Sparwoche. Die Kinder sind zu 100% Sparer. Auch die Schulanfänger sind alle Sparer. Am 3.12. fand eine außerordentliche Viehzählung statt: 7 Pferde (81) 272 Rindviecher (305) 154 Schweine (218) 7 Ziegen (9) 920 Hühner (794) 60 Gänse (58) 63 Enten 26 Truthühner (15) 13 Bienenstöcke (12) 185 Kaninchen
Fortsetzung folgt!
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