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Eine Flußfahrt auf der Obra im Kreis Meseritz
von Herybert Schulz - Dipl. Ing. Wasserbau
Versetzen wir uns 67 Jahre zurück. Wir begeben uns auf eine Flussfahrt in einem Paddelboot stromab vom Einlauf Nasslettler See bis hin zur Kreisgrenze Meseritz- Schwerin, also auf dem Gebiet des ehemaligen Kreises Meseritz nach der Gebietsreform von 1939.
In der Nähe der Ortslage Nasslettel fliesst die Obra
von Bentschen her kommend in den Nasslettler See. Ein
dichter Schilfgürtel verdeckt die Sicht auf das angrenzende
Ufer. Die weit in den See ragende Halbinsel am
linken Ufer ist für durchreisende Wasserwanderer ein
günstiger Rastplatz. Die mittlere Wasserspiegelhöhe beträgt
hier 52,6 m ü. NN. Im rechten Uferbereich, ca. 500 m
entfernt, befindet sich der Ort Deutschhöhe mit seinen
Hauländereien. Neben Wiesen- und Ackerflächen ist hier
der Kiefernwald dominierend.
Am linken Ufer wird vor uns wieder eine Halbinsel,
die Koppe, sichtbar. Hier in dieser Gegend verlief
zwischen den beiden Weltkriegen die deutsch-polnische
Grenze. Der Nasslettler See liegt nun hinter uns. Die Obra
hat hier eine Breite von 13 15 m.
Nach etwa 2,5 km haben wir den Mühlensee erreicht.
Die Kleinstadt Tirschtiegel liegt vor uns. In der Badeanstalt
tummeln sich die Badegäste.
Die Obra teilt die Stadt in Alt- und Neustadt. Vor uns die erste Brücke. Links am Ufer hat der Fischer seinen Liegeplatz. Netze
hängen zum Trocknen auf dem Hof.
Hier in Tirschtiegel befindet sich auch eine Pferdeschwemme,
wo zur Sommerzeit die Pferde des Ortes
eine Generalreinigung erhielten. Bei den Baggerarbeiten
sind diese Pferdeschwemmen extra bis 3,5 m Wassertiefe
angelegt worden.
(Anmerkung der Redaktion: Im Rahmen der Grenzlandfahrten paddelte in den 30er Jahren ein Gruppe Berliner mit ihren Booten über die Spree, den Spree-Oder-Kanal, die Oder, die Warthe bis in die Obra nach Tirschtiegel.)
Unsere Fahrt geht weiter in Richtung Grosser See. Am linken Ufer taucht der Park mit dem Schloss der Familie Fischer von Mollard auf.
Rechts von uns ist der Auslauf vom Koninsee zu erkennen.
Wir nähern uns der Ortslage Rybojadel/ Hoffmannstal
am See. Neben Luchgebieten ist auch hier
wieder Nadelwald anzutreffen.
Um den Auslauf der Obra nicht zu verpassen,
müssen wir uns links halten. Nach rechts schliesst sich
an den Grossen See der Heidemühler See und im weiteren
Verlauf der Kloppsee an. Die Betscher Seenkette
hat hier den Anschluss zur Obra.
Das sehr idyllisch gelegene Bauerndorf Rybojadel/
Hoffmannstal liegt hinter uns. Wir befinden uns in einem
Einschnitt wieder auf der Obra und kreuzen die
Landstrasse Tirschtiegel Betsche. Von hier ist es nicht
mehr weit bis zum Ort Heidemühle. Ein imposantes Anwesen
gehört der Familie Sachs, heute wohnhaft in
Gross-Pankow, Prignitz.
Vor uns liegt eine fast gerade Strecke der Obra.
Das rechte Ufer ist begrenzt von Kiefer- und Laubwald,
die Wälder des Grafen zu Dohna - Betsche mit dem
Vorwerk Annahof. Linksseits bestimmen Acker-, Grünland-
und auch Waldflächen das Landschaftsbild.
Wir kreuzen die dritte Brücke auf unserer Tour, die General-
Hoffmann-Brücke. Diese Brücke wird von den
Hauländereien Schierzig, Eschenwalde, Hoffmannstal
und dem Dorf Schierzig genutzt, um in den Pilz- und
Blau- beerwald zu gelangen. Hier an der Brücke hat
der Fischer Hälterkästen verankert.
Im Rahmen der Wasserbauarbeiten sind die Ufer
mit Faschinen und Pfahlreihen befestigt. Die Wasserspiegelbreite
liegt hier bei 20 m. Die Grünlandflächen
sind mit den Aushubmassen aus der Obra erhöht worden.
In tieferen Lagen sind kleine Dämme angelegt. Auf
diesen Erhöhungen kann bei höheren Wasserständen
das Mähgut gelagert werden. Die Wiesen werden hier
zweimal gemäht und anschliessend noch als Viehweide
genutzt. Die Regulierungsarbeiten an der Obra vor 15
Jahren, also Ende der 20er Jahre, sind eindeutig sichtbar.
Rechts von uns ist der Auslauf vom Koninsee zu erkennen. Wir nähern uns der Ortslage Rybojadel/ Hoffmannstal am See. Neben Luchgebieten ist auch hier wieder Nadelwald anzutreffen. Um den Auslauf der Obra nicht zu verpassen, müssen wir uns links halten. Nach rechts schliesst sich an den Grossen See der Heidemühler See und im weiteren Verlauf der Kloppsee an. Die Betscher Seenkette hat hier den Anschluss zur Obra. Das sehr idyllisch gelegene Bauerndorf Rybojadel/ Hoffmannstal liegt hinter uns. Wir befinden uns in einem Einschnitt wieder auf der Obra und kreuzen die Landstrasse Tirschtiegel Betsche. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Ort Heidemühle. Ein imposantes Anwesen gehört der Familie Sachs, heute wohnhaft in Gross-Pankow, Prignitz. Vor uns liegt eine fast gerade Strecke der Obra. Das rechte Ufer ist begrenzt von Kiefer- und Laubwald, die Wälder des Grafen zu Dohna - Betsche mit dem Vorwerk Annahof. Linksseits bestimmen Acker-, Grünland- und auch Waldflächen das Landschaftsbild. Wir kreuzen die dritte Brücke auf unserer Tour, die General- Hoffmann-Brücke. Diese Brücke wird von den Hauländereien Schierzig, Eschenwalde, Hoffmannstal und dem Dorf Schierzig genutzt, um in den Pilz- und Blau beerwald zu gelangen. Hier an der Brücke hat der Fischer Hälterkästen verankert. Im Rahmen der Wasserbauarbeiten sind die Ufer mit Faschinen und Pfahlreihen befestigt. Die Wasserspiegelbreite liegt hier bei 20 m. Die Grünlandflächen sind mit den Aushubmassen aus der Obra erhöht worden. In tieferen Lagen sind kleine Dämme angelegt. Auf diesen Erhöhungen kann bei höheren Wasserständen das Mähgut gelagert werden. Die Wiesen werden hier zweimal gemäht und anschliessend noch als Viehweide genutzt. Die Regulierungsarbeiten an der Obra vor 15 Jahren, also Ende der 20er Jahre, sind eindeutig sichtbar. Wir kommen hier gut voran. Leider ist oft die Sicht landeinwärts durch dichten Schilfgürtel verdeckt. Dennoch ist die Flussfahrt ein Erlebnis. Ständig fliegen Wasservögel vor uns auf und suchen Schutz im Schilfgürtel. An beiden Ufern münden Vorfluter und Binnengräben ein. Am linken Ufer ist die Badestelle von Schierzig erreicht. Hier treffen wir auch die ersten Angler. Bis 1942 befanden sich in dem Abschnitt drei Holzbrücken. Die Pionierbrücken sind abgebaut, zu drei Flössen verpackt, stromab bis zur Politziger Strassenbrücke geschwommen und auf Lkw verladen einer neuen Verwendung zugeführt worden.
Wieder eine Badestelle. Hier tummeln sich die Reinziger
ausgiebig. Es gibt sogar einige Bänke und Tische
zum Verweilen. Ein wirklicher Rastplatz für Wasserwanderer.
Dicht am Ufer etwas weiter das Gehöft der Familie
Schlinke/Selchow aus Reinzig. Die Ausbauten von
Reinzig sind vom Wasser aus nicht zu sehen.
Das Gelände am rechten Ufer steigt an, wir haben
den Standort der Probstei-Scheune erreicht. Auch
am linken Ufer wird das Gelände höher, wir kommen in
die Gemarkung Politzig.
Nach der Durchfahrt eines Waldstückes, das
Heidchen, werden zu beiden Seiten Ackerflächen sichtbar.
Eine starke Krümmung liegt vor uns, wir durchfahren
einen tiefen Einschnitt, der Hohe Rand, so die Flurbezeichnung.
Hier haben Heinzes ihr Land und Opa
Heinze seine Angelstelle.
Die Obra nähert sich auf der linken Seite zum Weg
Politzig-Reinzig. Hier mündet der Hauptgraben. Sein
Quellgebiet liegt bei Karlsruhe im kleinen Heidchen. Der
Vorfluter ist etwa 3 km lang, speist am Dorf Janau einen
Karpfenteich und verläuft dann im neuen Abflussprofil
zur Obra. Der Karpfenteich ist im Zuge des Ausbaus
vom Hauptgraben durch die Firma Schulz angelegt
worden. Zu beiden Seiten sind die Ufer wieder flacher.
Die Badestelle für Politzig ist erreicht. Auch hier
befindet sich eine Pferdeschwemme. Im Sommer werden
hier die Pferde, speziell die Pferde von Gut Rodatz,
gereinigt. An der ausgebaggerten Stelle steht auch das
Sprungbrett für die Politziger. Zum Spülen der Wäsche
sind drei Schöpfbänke am Ufer. 150 m unterhalb ist eine
Viehtränke angelegt.
Die vierte Brücke der Strasse Meseritz-Betsche
wird durchfahren, Baujahr 1931 steht am Geländer.
Unterhalb der Brücke wird bei den jährlichen Krautungsarbeiten
ein Krautfang errichtet. Das ankommende Kraut
wird aus dem Wasserlauf an Land gezogen und später
kompostiert.
Am rechten Ufer taucht das Birkenwäldchen auf, dort finden die jährlichen Dorffeste statt. Ferner befindet sich in dem Wäldchen ein Schiessstand. Am linken Ufer breitet sich der Mühlgarten aus. Diese tiefliegende Wiesenfläche ist im Frühjahr meistens überschwemmt. Hier hat auch der Fischer Guschmann aus Meseritz seinen Liegeplatz. Nach der grossen Kurve haben wir links von uns den Politziger Schlosspark erreicht. Das Ufer ist auch hier stark verschilft. Am Schloss steht ein Badehaus. Wir durchfahren die fünfte Brücke, es ist die Eisenbahnstrecke Meseritz-Birnbaum. Nach einer eleganten, langen Kurve nähern wir uns der Schwemmbrücke am Bahnhof Politzig.
An die Schwemmbrücke angebaut ist eine Stauvorrichtung, ein sogenanntes Nadelwehr. Gestatten Sie mir dazu einige Ausführungen: Eine alte Holzbrücke im Wirtschaftsweg Politzig-Kulkau war baufällig und wurde etwa 1936 durch eine neue Stahlbetonbrücke mit Stauvorrichtung ersetzt. Als Stauvorrichtung wählte man ein Nadelwehr. Diese Bauart war zur damaligen Zeit eine gewisse Neuerung und für die Stauhaltung der Obra in diesem Gewässerabschnitt von Nutzen. Das schwache Gefälle der Obra gestattete hier einen Rückstau bis in den Raum Hoffmannstal. Für eine derartig lange Stauhaltungsstrecke sind Schützenwehre wegen der Treibgutanlandung nicht geeignet. Des weiteren kann die Stauhöhe bei einem Nadelwehr auf den Zentimeter genau eingestellt werden.
Folgendes zur Stauvorrichtung: Oberhalb der
Brücke wurde ein Bedienungssteg angebracht. Quer
über die Flusssohle von Widerlager zu Widerlager ein
U-Profil einbetoniert, Bedienungssteg und das U-Profil
am Mittelpfeiler befestigt. Die Nadeln bestanden aus
16er Kanthölzern, waren 3,5 m lang und hatten einen
Handgriff. Die Nadeln wurden jeweils am Ufer beginnend
in die Halterung eingesetzt. Die jeweilige Wasserführung
der Obra und die erforderliche Stauhöhe bestimmte
die Anzahl der erforderlichen Nadeln.
Logischerweise blieb in der Brückenmitte dann
immer ein Freiraum für den Durchfluss. Nach einem erfolgten
Probestau wurde diese Anlage nie mehr benutzt.
Die rund 120 Nadeln blieben sauber imprägniert in einem
Schuppen auf unserem Lagerplatz am Bahnhof
liegen.
Weiter nun auf unserer Flussreise. Als sechste
Brücke haben wir die Schwemmbrücke hinter uns. Das
rechte Ufer ist begrenzt von Ackerfläche des Rittergutes
Rodatz. Am linken Ufer der Lagerplatz der Firma
Schulz, Politzig. Hier liegen auch die Arbeitskähne. Im
Hintergrund befindet sich der Bahnhof Politzig mit einem
grossen Grubenholz-Lagerplatz. Das Holz der umliegenden Wälder wurde hier angefahren, auf Länge geschnitten, zur Trocknung gestapelt, um später den entsprechenden Kohlengruben zugeführt zu werden. Hinter dem Lagerplatz steht ein Schreibpegel, hier wird ständig der Wasserstand der Obra automatisch erfasst und registriert. Es geht nun weiter in Richtung Solben. Der Uferbereich wechselt ständig. Die Flurbezeichnung ist hier die „Krahmarke“, hohe Böschungen, bestockt mit Rüstern und Buschwerk. Vor einem Jahr ist an dieser Stelle eine Raupe nachts beim Pflügen in die Obra gestürzt. Der Fahrer konnte noch abspringen. Die Geräte wurden gleich am nächsten Tag geborgen. Am rechten Ufer sehen wir oben den Verbindungsweg Kulkau-Politzig. Das Bellen der Hofhunde von Solben ist bereits zu vernehmen. Am linken Ufer mündet der Mühlengraben von Karlsruhe-Bobelwitz kommend in die Obra. Im Gepäck hat er noch das Überschusswasser aus dem Bobelwitzer und Mittel-See. Das Quellgebiet dieses Einzugsgebietes ist ebenfalls das kleine Heidchen, 68 m ü. NN.
Am rechten Ufer mündet ein landwirtschaftlicher Vorfluter,
der auch das Wasser aus dem Solbener See mitführt.
Die siebente Brücke auf dieser Reise wird durchfahren.
Der Ort Solben liegt zur linken Hand. Hier in
Solben werden wir die heutige Paddeltour beenden und
uns beim Bürgermeister Herrn Keckert ein Quartier suchen.
Nach groben Messungen haben wir heute ca. 28
km Flusslauf bewältigt.
Ausgeruht und frohen Mutes setzen wir unsere Paddelbootfahrt
stromabwärts fort. Vor uns liegt noch eine
kurvenreiche Strecke von ca. 25 km. Die Ortschaft Solben
mit der hochwasserfreien Lage zum Gewässer verschwindet
bald aus unserem Blickfeld.
Der Fluss schlängelt sich förmlich durch die Landschaft.
An beiden Ufern treten Wiesen- und Ackerflächen
dicht an das Ufer. Ebene Flächen und steile Abhänge
wechseln sich ab und geben so der Landschaft
einen besonderen Reiz.
Nach einer guten 3/4 Stunde ist die Heilanstalt
Obrawalde erreicht. Hier haben es die Architekten gut
verstanden, die notwendigen Aussenanlagen in das Tal
der Obra zu plazieren. Eine gepflegte Flussbadeanstalt
lädt uns zu einem Bade ein. Auf der Liegewiese verweilen
wir noch einige Minuten. Schliesslich geht es weiter
dem Ziel entgegen.
Vor uns die siebente Brücke, also haben wir
bereits das Stadtgut Gumpertshof erreicht. Auch hier
wieder steile Abhänge vom Acker zur Obra. Das linke
Ufer ist begrenzt von Wiesenflächen, besetzt mit Schilfgürtel.
Es dauert nicht mehr lange und wir haben die
Kreisstadt Meseritz erreicht.Die Geräusche vom Bahnhof
sind zu hören.Die Abstellgleise befinden sich ja unmittelbar
an der Obra. Am linken Ufer ist auch die Wasserentnahmestelle
für die Lokomotiven. Das Obrawasser
kann hier ohne Aufbereitung direkt in den Tender
eingespeist werden. Etwas weiter haben wir dann schon die städtische Badeanstalt Meseritz mit den Umkleidekabinen und Sportanlagen. Hier ist starker Badebetrieb, deshalb paddeln wir weiter.
Es wird die achte Brücke und zwar die der Eisenbahnlinien
Reppen und Landsberg/ Warthe gekreuzt.
Das Wahrzeichen von Meseritz, der Wasserturm, ist
sichtbar. An der rechten Seite gelangen die Hausgärten
bis an das Ufer. Fast überall steht ein Kahn. Links
tritt die Volksschule in das Blickfeld.
Schon haben wir die Strassenbrücke in Meseritz erreicht. Das Profil der
Obra wird ab hier auch um 5 m breiter.Die Brücke Nr. 9
kreuzt ein Fussgängerübergang zur Winitze, einem
Stadtteil von Meseritz. Wieder eine starke Rechtskurve
und wir erreichen die Brücke Nr. 9 in der Schweriner
Strasse.
Ein stattliches Betonbauwerk. Natürlich legen wir hier
am Bootsverleih und am Kino (Deli) an. Noch haben
wir Lebensmittelkarten und können uns etwas kaufen.
Der Einkauf wird mit einem kleinen Stadtbummel verbunden.
Nach etwa einer Stunde geht es weiter in Richtung
Obergörzig. Am linken Ufer die Burganlage von
Meseritz mit dem Schloss. Hier ist auch die Mündung
der Packlitz, die an der Buchwaldhöhe bei Lagow in
227 m ü NN ihren Ursprung hat.
Weiter geht es stromabwärts, am rechten Ufer die Kläranlage
der Stadt Meseritz. Hier wird das anfallende
häusliche Abwasser der Stadt vorflutgerecht aufbereitet
und dann zur Obra abgeleitet. Den Rest der Nachbehandlung
übernimmt nun die Obra. Die rechte Böschungsoberkante
berührt nun fast den Bahnkörper der
Reppener Strecke, so schlängelt sich der Fluss durch
das Gelände.
In einem eleganten Bogen wird der Ort
Georgsdorf umgangen. Hier windet sich der Fluss durch
tiefe Einschnitte. Zwei Brücken liegen nun vor uns: Brücke
Nr. 10, die Zufahrt zum Dorf Georgsdorf und die
Brücke Nr.11, die der Eisenbahn Reppen-Meseritz.
Gleich nach der Eisenbahnbrücke sehen wir zur
Rechten ein Kiefernwäldchen mit dem 77 m ü NN liegenden
Schanzenberg. Wir begegnen auf unserer
Bootsfahrt dem Wintersportgebiet der Kreisstadt
Meseritz.
Durch Feld- und Waldländereien mit tiefen Einschnitten geht es ab in Richtung Obergörzig. Bald haben wir am linken Ufer die wunderbare Schlossanlage mit dem gepflegten Park im Blickfeld. Der Park nimmt sogar noch einen Teil des rechten Ufers ein. Zur Linken dann die Wirtschaftsgebäude des Gutes der Familie v. Kalckreuth. Im weiteren schliesst sich das Dorf Obergörzig an. Es bleibt uns noch etwas Zeit für einen Spaziergang durch den Ort. Auffallend ist die kleine Kirche. Die Bahnstation ist weit entfernt vom Dorf. Auf uns wartet das Boot an der Brücke. Wir kreuzen die Brücke des Stadtweges Obergörzig-Meseritz, um die letzten Kilometer der Erkundungsstrecke zu bewältigen. An der Obergörziger Brücke windet sich der Wasserlauf von Krümmung zu Krümmung. Nach etwa 3 km Fliessstrecke ist bereits der Rückstau vom Kraftwerk Blesen spürbar. Das Wasser steht also still. An beiden Ufern Mischwald und Luchgebiete im Wechsel, ein unwegsames Gelände. Die Kreisgrenze der Kreise Meseritz und Schwerin ist erreicht. Hier kommen die Gemarkungen Weissensee und Obergörzig für den Kreis Meseritz und die Gemarkung Blesen für den Kreis Schwerin zusammen.
Wir verfolgen den Wasserlauf Obra nun noch vollständigkeitshalber
bis hin zur Mündung in die Warthe unterhalb
von Schwerin. Von der Kreisgrenze bis zum Kraftwerk Blesen,
erbaut 1923-1925 durch die Märkischen Elektrizitätswerke,
beträgt die Fliessstrecke rund 4 km.
Durch den Aufstau des Wassers tritt hier eine
seenartige Erweiterung auf. Nach etwa 2 km ist die Strasse
Schwerin-Blesen erreicht. Im weiteren Verlauf fliesst
die Obra vorbei an Blesen, Althöfchen, Althöfchen-Mühle,
nach der Kreuzung der Fernstrasse Schwerin-Sonnenburg
und der Eisenbahnlinie Meseritz-Landsberg/
Warthe in die Warthe. Die Warthe mündet bei Küstrin in die Oder. Die Oder erreicht nun bei Stettin die Ostsee. Der Wasserkreislauf ist damit geschlossen.
Kritische Betrachtung der heutigen Situation der Obra
In den vergangenen fast 70 Jahren hat sich der Zustand
der Obra aus Sicht des Wasserwirtschaftlers völlig
zum Nachteil verändert. Aus vorliegenden Prospekten
und auch Landkarten ist zu entnehmen, dass die
Obra speziell im Raum Bentschen-Blesen einem besonderen
Schutzstatus unterliegt. Die Bedingungen und
Auflagen in einem derartigen Gebiet sind so abgefasst,
dass alle notwendigen Instandhaltungsarbeiten am und
im Gewässer verboten sind. Man verwendet dafür den
Ausdruck „naturbelassen“!
Derartige Anweisungen bringen leider auch bei uns
in Deutschland die wasserwirtschaftlichen Belange arg
durcheinander.
Dieser Naturschutzstatus bringt viele Nachteile mit
sich und kostet den Staat sehr viel Geld. Während früher
bei einer fachgerechten Instandhaltung die Wasserqualität
der Obra in die Güteklasse 1 eingestuft werden
konnte, sind die heutigen Werte denkbar schlecht.
Des öfteren habe ich im Juli ein Fischsterben erleben
müssen, dessen Ursache immer der Sauerstoffmangel
war.
Die Obra mit ihrem schwachen Gefälle verfügt über eine geringe Selbstreinigungskraft. Eine Verbesserung ist hier nur zur erwarten, wenn der Wasserlauf ständig von Abflusshindernissen wie Kraut, Windbruch, Laub usw. freigehalten wird. Häusliche und industrielle Abwässer sind ebenfalls erst nach entsprechender Reinigung in das Gewässer einzuleiten. Wenn hier nicht bald Abhilfe geschaffen wird, ist selbst eine Kanutour auf der Obra eine Qual. Sehr nachteilig für die Wasserbeschaffenheit der Obra wirken sich auch die ständigen Überflutungen der anliegenden Flächen aus. Beim Abfluss des Hochwassers werden immer enorme Mengen an Nährstoffen in den Wasserlauf geschleppt, die zu einer zusätzlichen Belastung führen. Wir können nur hoffen, dass die Naturfreunde sich bald in dieser Richtung schlau machen, um nicht noch grösseren Schaden anzurichten. Befolgen wir ein altes Sprichwort, das da lautet: Bei einem intakten Wasserhaushalt des Gebietes entwickelt sich die Natur mit ihrer Fauna und Flora von selbst.
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