Altlutheraner an Warthe und Obra – # 2
von Dr. Johannes Launhardt– Fotos: siehe Quellen am Ende des Textes


Im ersten Teil dieses Textes war über die Reformation in Polen, die Gegenreformation und die Teilungen des Landes geschrieben worden.

Durch die Teilungen Polens um 1800 kam das Posener Land, in etwa identisch mit dem alten Großpolen, unter preußische Herrschaft. Für die Evangelischen war das gut und brachte neue Entfaltungsmöglichkeiten.
Aber dann passierte etwas, was in der Absicht wohl gut war, in der praktischen Durchführung aber zu vielen Konflikten führte. Die Hohenzollern, zu denen auch die preußischen Könige gehörten, hatten sich aus politischen Erwägungen der Reformierten Kirche angeschlossen.
Nun waren aber in Brandenburg und der Provinz Posen viele Gemeinden lutherisch. König Friedrich Wilhelm III. wollte Königshaus, Familie und Volk konfessionell vereinen, eine Union schaffen, hoffend, daß sich die erheblichen Lehrunterschiede der beiden Konfessionen etwa beim Abendmahl und der Vorherbestimmung des Menschen überbrücken ließen.

Das Gedenken an Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 schien passend, nach 300 Jahren, also 1817 eine Kabinettsorder zu erlassen, die Lutheraner und Reformierte seines Landes zur Vereinigung aufrief. Er wollte dabei die Union niemandem aufzwingen. Eine neue Agende (Gottesdienstordnung) wurde erarbeitet und den Gemeinden zur Annahme vorgelegt. Soweit in Ordnung.
Die preußischen Beamten jedoch, die der Auffassung waren, der König habe als Landesherr das Recht, liturgische Formen einfach anzuordnen, versuchten mit Polizeigewalt und z. T. mit Militär die neue Agende einzuführen. Das brachte von verschiedenen Seiten heftigen Widerstand und ab 1822 den sogennanten Agendenstreit.
Die an liturgische „Freiheit“ gewöhnten rationalistischen Pfarrer wehrten sich gegen eine feste Form der Liturgie. Die Reformierten, unter der Führung von Schleiermacher, bemängelten, daß in der neuen Agende fast nur lutherische Elemente enthalten seien und die Lutheraner, vor allem in Schlesien, hinterfragten das landesherrliche Kirchenregiment. Viel Anlass zum Streit. Der König war zu Zugeständnissen bereit, aber eine gewisse Unzufriedenheit blieb.

Als dann 1830 in Breslau, am Jubiläumstag der Augsburgischen Konfession, alle protestantischen Gemeinden ihren Beitritt zur Unionskirche bezeugen sollten, schlossen sich unter Führung des Diakonus und Professors Scheibel mehrere lutherische Gemeinden dem nicht an.
Scheibel wurde dabei unterstützt von den Professoren Huschke und Steffens sowie dem Oberlandesgerichtsrat von Haugwitz. Sie waren davon überzeugt, daß die vom König gewünschte Union gegen Schrift und Bekenntnis sei und waren nicht bereit, sie anzunehmen. Das wurde die Geburtsstunde der „Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen“, von den Behörden als „altlutherisch“ bezeichnet.

Es folgten schwere Jahre für die sogenannten Altlutheraner, die in den offiziellen Berichten nach Berlin als irregeleitete Sektierer dargestellt wurden. Pastoren, die die neue Agende nicht annahmen, wurden mit Gefängnis- oder Geldstrafen belegt. Waren sie geflüchtet, wurden sie steckbrieflich gesucht und ein Polizist konnte 50 Taler Belohnung bekommen, wenn er sie fing.
In ihren Kirchen durften sie in der Regel nicht mehr amtieren. Prof. Scheibel verlor 1832 alle seine Ämter und ging außer Landes. Der Meseritzer Rektor der Stadtschule, Carl Ehrenström, Anführer der neuen religiösen Bewegung, verlor deswegen auch alle seine Ämter.
In Prittisch, Kreis Birnbaum, war es der Prediger Lasius, der wegen seiner lutherischen und pietistischen Aktivitäten von den Behörden genauestens beobachtet wurde. Man leitete ein Verfahren gegen ihn ein wegen „Ungehorsams gegen Verfügungen der Regierung“, und nachdem der König im März 1834 eine neue Order erlassen hatte, wurde Lasius „wegen fortgesetzter Abhaltung von sogenannten Konventikeln“ (Erbauungsstunden in Privatwohnungn) seines Amtes enthoben.
Ein weiterer Name ist Wermelskirch. Der predigte in Posen und anderen Orten und empfahl den teils vornehmen Hörern die Ablehnung der neuen Agende und der Kirchenunion. Auch gegen seine Tätigkeit gingen die Behörden hart vor, wobei sie die volle Unterstützung des preußischen Kultusministers v. Altenstein hatten.
Die Gläubigen mussten sich heimlich in Wäldern, Steinbrüchen oder in verschlossenen Privatwohnungen versammeln. Die 1830er Jahre waren für sie wirklich schwer. Viele sahen in der Auswanderung nach Nordamerika oder Australien den einzigen Weg, ihren Glauben offen leben zu können.

Die Behörden versuchten zunächst die Auswanderung zu verhindern, indem sie die Ausstellung von Reisepässen verschoben und Anträge auf Zuschüsse zu den Reisekosten ablehnten. Sie bezweifelten, daß die Menschen aus religiösen Gründen ihre Heimat verlassen wollten und vermuteten dahinter Werbekampagnen oder Personen, die Druck auf die Regierung auszuüben versuchten. Die wollte man finden und so die Auswanderung stoppen.
Der Oberpräsident v. Flottwell in Posen hatte aber auch festgestellt, daß es gestandene Bauern und Handwerker waren, die ihren Besitz verkauften und Heimat wie Verwandtschaft hinter sich zu lassen bereit waren. So etwas tut man nicht für eine fixe Idee. Er befürwortete schließlich die Ausstellung von Reisepässen, zumal er gehört hatte, daß die britische Kolonialregierung für Australien an Einwanderern aus Deutschland interessiert sei und auch Beihilfen geben würde.
Die erste große Auswanderung aus dem Gebiet westlich von Posen geht zurück auf Initiativen des Klemziger Pfarrers August Ludwig Kavel. Er organisierte 1838 die Auswanderung nach Australien.

Natürlich bewegte die Menschen Angst vor der mehrere Monate dauernden Seereise auf einem Segelschiff, die Ungewissheit, was sie im neuen Kontinent erwarten würde und die Frage, ob man wegen der Kugelform der Erde dort auf dem Kopf stehen müsse. Ohne die religiöse Motivation und ein großes Gottvertrauen hätten sie die Reise wohl nicht angetreten.

Etwa 200 Menschen verließen 1838 Klemzig in Richtung Australien. Diese erste Auswanderung wurde 2008 nachgespielt und kann im Heimatgruß Nr. 186 nachgelesen werden.
Weitere Ausreisen aus der Gegend um Züllichau und Meseritz folgten, sodaß mindestens 1000 Menschen von dort ihre Heimat verließen. Aus Prittisch, Birnbaum und Posen verließen dann unter Anführung von Pastor Philipp Oster auch Hunderte von Lutheranern ihre Heimat. Der Pastor begleitete sie und baute in Südaustralien lutherische Gemeinden auf, die bis heute Bestand haben. Im Heimatgruß Nr. 187 kann man Orte und Namen der Auswanderer nachlesen.

Ich habe hohe Achtung vor den Menschen, die das Festhalten an der Wahrheit der Bibel für wichtiger halten als äußere Bequemlichkeit und dafür ihre Heimat verlassen.
Das Jahr 1840 brachte eine große Wende. König Friedrich Wilhelm III. war gestorben und sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. übernahm die Regierung. Er hob sofort nach seiner Thronbesteigung alle Bedrückungsmassnahmen auf.
Er hatte schon vorher den Eindruck gewonnen, daß die harten Maßnahmen seines Vaters gegen die sog. Altlutheraner nicht zum Frieden, sondern zu stärkerem Widerstand und Auswanderung führten. Er wollte sie nicht nur in Ruhe lassen, sondern offiziell anerkennen. So erließ er 1845 die „Generalkonzession für die von der evangelischen Landeskirche sich getrennt haltenden Lutheraner.“ Damit waren die Altlutheraner als eine religiöse Vereinigung anerkannt und konnten weiter am Ausbau ihres Kirchenwesens arbeiten.

Schon 1841 hatte die erste Generalsynode stattgefunden. Auf ihr war die Verfassung beschlossen worden, deren Bestimmungen im Wesentlichen bis heute gelten. 1847 wurde das Oberkirchenkollegium, die Leitung der Kirche in Breslau, als Kirchenregiment offiziell anerkannt. Kirchen (mit Dachreiter) konnten nun gebaut werden.
Eine theologische Ausbildungsstätte in Breslau wurde aufgebaut und die Zahl der Gemeindeglieder wuchs. Natürlich blieb die lutherische Kirche in Preußen eine Minderheitskirche, die gegenüber der evangelisch-unierten Landeskirche den Charakter einer Freikirche annahm.
Das Korporationsrecht erhielt der »Verein der evangelisch-altlutherischen Kirchengemeinden«, wie die Lutheraner in Preußen offiziell genannt wurden, erst 1910.
Trotz der Ungunst des preußischen Staates und ohne jegliche staatliche Unterstützung hatte die Lutherische Kirche aus eignen Mitteln in den 85 Jahren bis zum 1. Weltkrieg Erstaunliches aufgebaut:

172 Kirchen und Kapellen,
70 Pfarrhäuser,
10 Schulen,
1 Waisenhaus,
2 Krankenhäuser,
1 Diakonissenanstalt und
1 Theologisches Seminar

Dazu mussten die Gemeindeglieder die Gehälter für ihre 85 Pastoren aufbringen und die gesamten Kosten für die Kirchenverwaltung. Die 60.000 Glieder haben große Opfer für ihre lutherische Kirche aufgebracht. Beachtenswert, wenn man bedenkt, daß hinter ihnen ein weiter Weg der Erniedrigung und ein harter Kampf für das lutherische Bekenntnis und die Selbständigkeit der Kirche lag. Gestärkt standen sie 1914 da.
Der Ausgang des 1. Weltkriegs brachte durch die Neugründung des polnischen Staates große Veränderungen für das Posener Land. Orte wie Posen, Birnbaum, Neutomischel oder Rogasen befanden sich nun in Polen, und viele Deutsche wanderten ab.
In Bromberg z.B. ging die Zahl der lutherischen Gemeindeglieder zwischen Januar 1919 und Oktober 1920 von 1032 auf 523 zurück. In Posen schrumpfte die Seelenzahl von 600 auf 100.
Das hatte wirtschaftliche Folgen. Es ist den Pastoren der Gemeinden hoch anzurechnen, daß sie in dieser notvollen Zeit in der Regel ihre Gemeinden nicht verließen. Eine langsame Verbesserung der Lage ergab sich dadurch, daß evangelische Deutsche aus Ostpolen und Galizien in die westpolnischen Großstadtgebiete zogen und in den lutherischen Gemeinden eine neue Heimat fanden.

Problematisch wurde nach 1920, daß der Amtssitz der lutherischen Kirchenleitung in Breslau, also in Deutschland lag. Die polnischen Behörden wollten nicht, daß Gemeinden von einer Kirchenleitung außerhalb des Landes bestimmt würden. Was tun?
Das Oberkirchenkollegium in Breslau beschloß, P. Büttner aus Rogasen zum Superintendenten für die in Westpolen liegenden Gemeinden zu ernennen mit dem Ziel einer eigenen Diözese. Nach notvollen Verhandlungen, schließlich ging es um die Trennung von der Mutterkirche, bildete sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Westpolen.

Die Synode von Thorn im Jahre 1924 beschloß dann die förmliche Loslösung von Breslau. Aus politischen Gründen war das nötig, aber so konnte die evang.-luth. Kirche noch 20 Jahre einen wertvollen Dienst in Polen leisten.
1945 verlor durch Flucht und Vertreibung die Evang.-luth. Kirche in Westpolen praktisch alle ihre Glieder und in den Folgejahren auch ihre Kirchengebäude. Die selbstständige Kirche der „Altlutheraner“ gibt es östlich der Oder und Neiße nicht mehr.

Das lutherische Bekenntnis lebt aber weiter und zwar in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche, die mit ihren 75.000 Gliedern in 133 Gemeinden, 167 Pastoren und Diakonen, den Diakonischen Einrichtungen, Jugend- und Militärseelsorge, Akademien und Zentren für Mission und Evangelisation heute aus Polen nicht wegzudenken ist.

Soweit die allgemeine Darstellung der sog. Altlutheraner im Posener Land. Schauen wir uns noch einzelne Orte etwas genauer an.

Meseritz:
Über die Evangelisch-altlutherische Gemeinde in Meseritz hat Gerhard Franke schon ausführlich geschrieben. Man kann es im Heimatgruß Nr. 170 von 2004 (nicht im PDF-Archiv – die Red.) nachlesen. Ich möchte dem nur einige Zahlen hinzufügen, die aus dem Synoden- Bericht von 1917 stammen:

Pfarrbezirk Meseritz
461 Seelen,
321 Abendmahlsberechtigte,
134 Beitragzahler.
Pastor Johannes Schachschneidert, Wohnung Meseritz, Lutherstraße.

Gemeinde Meseritz
187 Seelen,
133 Abendmahlsberechtigte,
55 Beitragszahler.
Vorsteher: Dr. med. Gustav Gebauer; Paul Schmolke, Mühlenbesitzer.

Zum Gemeindeverband Meseritz gehörte auch Tirschtiegel, das 1850 bereits 100 lutherische Gemeindeglieder zählte.


Neutomischel:
Hier geht die Gründung einer altlutherischen Gemeinde auf den Müllermeister Joh. G. Reich (Alttomischel) und den Mühlenbesitzer Alexander Maennel (Neutomischel) zurück.
Bereits 1835 gründeten sie eine Gemeinde und versammelten sich hinter verschlossenen Türen in der Wohnung von A. Maennel.
Seit 1843, als die Verfolgung durch die preußischen Behörden aufgehört hat, ist Pastor Oster für die Gläubigen in Neutoschischel und Umgebung zuständig.
Nachdem er 1847 mit vielen Altlutheranern nach Australien ausgewandert war, übernahm P. Wolff aus Prittisch die geistliche Betreuung der Gemeinden. 1852 wird Neutomischel Pfarrbezirk und Pastor Kornmann sein erster Pfarrer. Die Gottesdienste finden im Wohnhaus des Kreischirurgen Stellmacher statt, das schon vorher für kirchliche Zusammenkünfte vergrößert worden war. Nach einem Brand in diesem Haus wird 1858 in der Langen Straße eine kleine Kirche mit Türmchen gebaut (siehe Bild). Unter Pastor Matschoß, der eine Tochter von A. Maennel heiratet, erwirbt die Gemeinde auf der anderen Straßenseite ein kleines Haus, das als Wohnung und Dienstzimmer dient. Andere Pastoren folgen.

1917 zählt der Pfarrbezirk Neutomischel
810 Seelen,
588 Abendmahlsberechtigte und
203 Beitragszahler.
Eine erfreuliche Entwicklung. Die Gemeinde kann 1935 ihr 100jähriges Bestehen feierlich begehen.

Von 1939-1945 kommt Neutomischel unter deutsche Verwaltung. Als Pastor Nagel 1942 zum Militärdienst eingezogen wird, reisen pensionierte Pfarrer aus dem Ruhrgebiet an, halten Gottesdienste und geben während der Schulferien ganztägigen Konfirmandenunterricht.
1945 verlassen beim Anmarsch der Roten Armee die deutschen Bewohner Neutomischel oder werden später von Polen vertrieben. Die altlutherische Kirche wird zu einer Lagerhalle für Möbel und nach einem Brand abgerissen. Auch das Pfarrhaus gibt es nicht mehr.

Prittisch / Przytoczna im Kreis Birnbaum gelegen, war in den Anfangsjahren der altlutherischen
Bewegung ein wichtiger Ort.
Der Pastor der Gemeinde, Friedrich Lasius, hatte 1832 Kontakt mit Persönlichkeiten in Breslau aufgenommen, die gegen die preußische Union und die Annahme der neuen Agende waren.
1834, also noch in der Verfolgungszeit, gründete er eine altlutherische Gemeinde in Prittisch und nahm Verbindung auf zu Menschen in anderen Orten, denen das Bibelwort und die Treue zum lutherischen Bekenntnis wichtiger waren als politische Erwägungen.
Natürlich wurde er von den preußischen Behörden genauestens beobachtet und, wie oben schon berichtet, schließlich aller seine Ämter enthoben. Dennoch wuchs die Zahl der Gemeindeglieder in Prittisch, die bald weit über 200 lag. Zum Gemeindeverband gehörten die Gemeinden in Meseritz, Zielenzig, Driesen, Chodow und je nach Vorhandensein eines Pastors auch Birnbaum, Dürrlettel, Tirschtiegel und Neutomischel.
Prittisch blieb 1921, wie auch Meseritz, bei Deutschland und kam zur Berlin-Brandenburgischen Diözese der Lutherischen Kirche. Der Wohnsitz des altlutherischen Pfarrers für die in Polen gelegenen Gemeinden verlagerte sich nach Neutomischel.

Birnbaum:
Das Entstehen der altlutherischen Gemeinde in Birnbaum an der Warthe geht auf das Wirken von P. Lasius aus Prittisch zurück.
Um 1835 zählte die Gruppe bereits 114 Glieder. Sie hatte keinen eignen Pfarrer und wurde von Prittisch oder Meseritz aus betreut. Gottesdienste wurden auch von Ältesten gehalten, die eine Predigt vorlasen.
Die Gemeinde wuchs und baute sich unweit der großen Evangelisch-Unierten Kirche in der Lindenstadt ein eigenes Gotteshaus in einer Seitenstraße.
Dieses Kirchlein hatte keinen Turm, aber einen Dachreiter (siehe Abbildung unten). Eine Orgel gab es in dieser Kirche nicht, aber ein Harmonium, (das zuletzt mein Vater spielte). Es gab auch kein eigenes Pfarrhaus.


1917 zählte die altlutherische Gemeinde in Birnbaum:
47 Seelen,
36 Abendmahlsberechtigte und
10 Beitragzahler.

Eine Zweig-Gemeinde bestand in Milostowo mit
38 Seelen,
26 Abendmahlsberechtigten und
7 Beitragszahlern.
Die Versammlungen dort, meist Lesegottesdienste, wurden beim Landwirt K. Gebauer gehalten.

Nach 1920 kam Miedzychod/ Birnbaum zum Pfarrbezirk Nowy Tomysl/ Neutomischel mit seinen über 500 Seelen.

1938 hatte es:
58 Seelen mit
48 Abendmahlsberechtigten.
Predigtorte waren Milostowo, Zamorze und Sierakow (Zirke).

1944
fand die letzte lutherische Konfirmation in Birnbaum durch einen pensionierten Pastor statt. Im Jahr 1945 nahm dann durch Flucht und Vertreibung alles ein schmerzliches Ende. Das Kirchengebäude wurde nach dem Krieg in ein Pfadfinderhaus umfunktioniert und später abgerissen. Damit sind alle Spuren verwischt.

Ich möchte diesen Rückblick mit einem Satz aus dem Hebräerbrief schließen, der auch auf der Gedenktafel neben der ehemals evangelischen Kirche in Miedzychod/ Birnbaum steht:

»Wir haben hier keine bleibende Stadt.«



Quellen: M. Laubert: Die Anfänge der altlutherischen Bewegung; O. Kiec: Protestantyzm w Poznaoskiem 1815-1918; G. Nagel: Der Kampf; O. Schilter: Die Evang.-Luth.Kirche in Westpolen; A. Kraft: Neutomischel; Synoden-Berichte.


Siehe auch: Aus dem Tirschtiegeler Kirchenbuch von 1791