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![]() Der Schriftsteller Franz Lüdtke und seine Verbindungen zu Meseritz Text von Katarzyna Sztuba-Frackowiak, Meseritz - Fotos Archiv HGr ![]() Jugend in Bromberg Lüdtke wurde am 5. August 1882 in Bromberg (polnischer Name Bydgoszcz) geboren, wo er seine Kindheit verbrachte. Er betrachtete Bromberg und die gesamte Provinz Posen als seine Heimat. In dieser Stadt besuchte er das Königliche Friedrich- Gymnasium, wo er 1900 seine Abitur bestand. Anschließend studierte er Geschichte, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Berlin und Greifswald. Nach seinem Abschluß im Jahr 1904 kehrte er nach Bromberg zurück und wurde hier Deutsch- und Geschichtslehrer am Königlichen Realgymnasium an der Burgstraße. Nach fünf Jahren Tätigkeit in der Schule wurde er Mitarbeiter des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Seit 1900 unternahm er erste literarische Versuche und veröffentlichte Artikel in Berliner und Posener Zeitschriften sowie in deutschnationalen Blättern im Umfeld des Ostmarkenvereins. Einige literarische Werke publizierte er unter dem Pseudonym Frank Hinrich Brastatt. Der Erste Weltkrieg und die Bildung der Grenzmark Posen- Westpreußen Als Studienrat unterrichtete Lüdtke seit 1913 in Berlin. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 meldete er sich freiwillig zur Armee. Gegen den „Posener Aufstand“ im Großpolen wurde er Freiwilliger im „Grenzschutz Ost“, einer paramilitärischen Organisation, die sich entschieden gegen die Abtrennung der Ostgebiete von Deutschland und deren Übergabe an den polnischen Staat aussprach. Er kämpfte entschieden dafür, daß die gesamte Provinz Posen nach dem Krieg beim Deutschen Reich verblieb. Nach der Unterzeichnung des Vertrags von Versailles am 28. Juni 1919 dachte der Schriftsteller daran, Bromberg zu verlassen. Er blieb jedoch in der Stadt, um den Evakuierungsbüros und den deutschen Flüchtlingen zu helfen. An politischen Aktivitäten beteiligt, wurde er Mitglied des „Deutschen Volksrats“ in Bromberg, der deutsche nationalistische Aktivisten zusammenbrachte. ![]() ![]() ![]() Lüdtke war im Umfeld der Flüchtlingen aus dem „deutschen Osten“, d.h. der 1920 an Polen abgetretenen Teile der „Ostmark“, weniger wegen seiner Bildungsarbeit bekannt als wegen seiner intensiven literarischen und journalistischen Tätigkeit. Mit zahlreichen Zeitschriftenbeiträgen und Büchern mobilisierte er die Deutschen nicht nur im Grenzland zur Einheit und zum Widerstand gegen die in Versailles gezogene deutsche Ost- grenze und gegen angebliche polnische Gebietsansprüche. Er schrieb Lyrik und Prosa. Seine Gedichte waren mit ihren zahlreichen Heimatmotiven geprägt von einem Klima der Nostalgie und des Andenkens an die Heimat, die man in der Folge des Friedensschlusses hatte verlassen müssen. Seine Romane, Novellen und Erzählungen behandeln meist historische Themen. Er glaubte wie die damalige Ostforschung, daß Deutsche, vom polnischen König und vom polnischen Adel gerufen, die Zivilisation nach Osten und insbesondere in die polnischen Länder gebracht hätten. 1927 gab er das Heimatbuch „Grenzmark Posen-Westpreussen“ heraus. Der Band beginnt mit dem Frontispiz des 1882 geborenen, in Berlin lebenden Werner Rathmann „Blick vom Schanzenberg bei Meseritz- Georgsdorf auf die Schweriner Landstraße“. Im „Vorwort“ zeigt Lüdtke deutlich seine Ansichten: Die „Zerschlagung unserer alten Ostmark“ habe „eine Tat des Aufbaus“ hervorgebracht, die neue Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen. „Uralte deutsche Kultur“ sei hier zuhause, „ganze Geschlechterfolgen deutscher Siedler“ hätten, „jetzt bedroht und dennoch kerndeutscher Boden“, „auf dieser Scholle Friedensarbeit geleistet“. Die Grenzmark sei untrennbar mit Deutschland verbunden: „Oh, du bist deutsch“, wiederholt der Dichter. Das schwierige Schicksal trenne das, was vereint war, aber der Tag werde kommen, „an dem sich um Scholle und Menschen Ostdeutschlands wiederum das Band der gemeinsamen Grenzen schlingt“. Franz Lüdtke schrieb: „Wir Älteren, wir aus dem Osten Vertriebenen, wissen noch, wie es war und um was es geht. Wie aber, wenn wir mal aussterben und keiner da ist, der unsere Arbeit mit aller Liebe und allem Verständnis übernehmen kann? Macht unsere deutsche Jugend stark!“ ![]() Lüdtke gehörte zur Führung des „Deutschen Ostbunds“. 1932 trat er der NSDAP bei, nach deren „Machtergreifung“ überführte er 1933 die deutschen Ostverbände in den nationalsozialistischen, entschieden antipolnischen „Bund deutscher Osten“, den er kurze Zeit leitete: „Der Osten des neuen Jahrtausends stand im Zeichen des Hakenkreuzes“, schrieb er, der „Bund deutscher Ostens“ sei geschaffen worden, „um die Mission des deutschen Volkes im Osten vorzubereiten und zu erfüllen. Wir müssen, wie der Führer sagte, das Gesicht der Nation nach Osten lenken. Arbeit für den Osten ist nationalsozialistische Arbeit“. In seiner historischen Darstellung König Heinrichs I. deutete Lüdtke, jetzt Hauptbereichsleiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, 1936 die „Ostkolonisation“ des Mittelalters als Rückgewinnung „altgermanischen Raums“ und wirkte weiter mit Vorträgen und Schriften für die Verbreitung der expansionistischen nationalsozialsistischen Ostideologie. In der unter dem Titel „Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen“ erschienenen „Geschichtsfibel für Wehrmacht und Volk“ hat Lüdtke 1941 sein antipolnisches Denken zusammengefasst und den Angriff vom 1. September 1939 gerechtfertigt. ![]() Franz Lüdtke baute, nachdem er Bromberg verlassen hatte, sein Haus im nahe Berlin gelegenen Oranienburg. Er kehrte nicht mehr in den Schuldienst zurück und widmete sich neben seiner politischen Tätigkeit ausschließlich der Literatur und der Publizistik. Nach 1933 litt er an einer fortschreitenden Herzerkrankung. Trotz seiner Krankheit überlebte er den Angriff der Roten Armee auf Berlin. Als die Rote Armee Oranienburg erreicht hatte, setzten Soldaten sein Haus mit der großen und wertvollen Bibliothek in Brand, was bei ihm einen Schock auslöste. Er versuchte, die Überreste seiner Büchersammlungen zu retten und hielt Brandwache. Diese Anstrengung überstieg seine Kräfte. Franz Lüdtke starb am 30. April 1945 in Oranienburg an Erschöpfung. ![]() |
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