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von Stadt und Kreis Meseritz von Leonhard v. Kalckreuth u. Dr. Martin Sprungala ![]() Meseritz gehört zu den ältesten dokumentierten Orten Polens. Bereits in der Chronik Thietmars von Merseburg wird Meseritz im Jahr 1003 genannt. An St. Martin (11.11.) 1003 wurden hier, genauer gesagt in der Gemarkung Georgsdorf, fünf Missionare ermordet. Nur zwei Jahre später erwähnt der Chronist hier eine Schlacht zwischen König Boleslaw I. Chrobry und Kaiser Heinrich II., der in Meseritz rastete. Meseritz war in der Frühzeit des Piastenreiches eine wichtige strategische Grenzburg, da sich hier an der Mündung der Packlitz in die Obra die Wege von Magdeburg nach Gnesen und von Stettin nach Breslau und Krakau trafen. Nach dem Zusammenbruch des ersten Piastenreiches fiel Meseritz in die Hände der Pommern und erst 1094 konnte Boleslaw III. Krzywousty (Schiefmund) die Stadt zurückerobern. Über das 11. Jahrhundert schweigen die Quellen. Erst im Jahr 1230 erscheint die Stadt wieder im Licht der Geschichte. Der polnische Adelige Dionysius Bronisz hatte sich nach seiner Zeit als Krieger zur Ruhe gesetzt und kümmerte sich um seine Güter und sein Seelenheil, wie eine fromme Stiftungslegende besagt. Am 29.1.1230 stiftete er an das Kloster Lehnin gerichtet eine Zisterzienserabtei in seinem Dorf Goscichowo. Bereits im Januar 1234 erschienen zwölf Mönche unter dem Abt Heinrich und gründeten das Kloster Paradies. Die Hoffnung wurde von den Mönchen erfüllt. Sie kultivierten das Land, siedelten die ersehnten fortschrittlichen deutschen Bauern an und erhielten dementsprechend immer weitere Schenkungen. 1278 war das Kloster bereits so groß und gut ausgestattet (mindestens 60 Mönche), daß es eine Filiale gründen konnte: das Kloster Mariensee in Fehlen (Wielen Zaobrzanski, Kr. Bomst). Auch Meseritz entwickelte sich gut und erlangte noch vor 1248 das Deutsche Stadtrecht. Die Verleihungsurkunde ist in Meseritz bei einem der vielen Brände vernichtet worden. Daß Meseritz Stadt war, erwähnt die Chronik des Posener Bischofs Boguchwal. Bis 1329 (oder 1332) war das Meseritzer Land jahrhundertelang umkämpft und gehörte zu den verschiedensten Teilherzogtümern der Piasten, zum Herzogtum Pommern bzw. später sogar zur Markgrafschaft Brandenburg. Erst 1329 kam Meseritz endgültig wieder zu Polen. König Kazimierz III. schaffte es, die West- und Nordgrenzen Polens langfristig zu festigen. Mit seiner Politik kam Ruhe in die Region, die der Ansiedlung deutscher Siedler nützte. Nach 1302 wurde der adelige Ort Bentschen (Zbaszyn), nach 1394 Tirschtiegel (Trzciel), nach 1405 die bischöfliche Siedlung Betsche (Pszczew) zur Stadt erhoben. Betsche gehörte zu einem Güterkomplex (Schlüssel/ Klucz), der dem Bischof von Posen gehörte. Daraus resultiert, daß hier bis heute deutsche Katholiken lebten. Betsche blieb als Bischofsstadt von der Reformation verschont. Die Reformation kündigte sich in Polen bereits im 15. Jahrhundert an. Die Unzufriedenheit über die großen Privilegien der Kirche in Polen wurde seitens des Adels bereits im Mittelalter artikuliert. Durch die enge dynastische Verbindung zwischen Böhmen mit seinem Kronland Schlesien und Polen griffen auch die Unruhen der Hussitenkriege auf Polen über. Der als Ketzer hingerichtete tschechische Reformator Jan Hus (gest. 1415) hatte auch in Großpolen seine Anhänger, so den Bentschener Grundherrn Abraham Zbaski. Abraham holte hussitische Prediger an seine Hofkapelle und siedelte böhmische Glaubensflüchtlinge auf seinem Land an, so wurde u.a. das Dorf Deutsch Böhmisch gegründet. Abraham ging offensiv gegen den Posener Bischof Andreas vor und überfiel dessen Stadt, Wielichowo, und griff sogar Posen selbst an. Damit hatte er es übertrieben. Der geflohene Bischof erhielt vom König militärische Unterstützung. Abraham wurde besiegt und als Ketzer ebenso wie Jan Hus samt seiner Anhänger im Jahr 1441 verbrannt. Der Durchbruch der Reformation kam erst einhundert Jahre später und Meseritz, das damals seine Blütezeit als Tuchmacherstadt erlebte, war eine der Hochburgen. Immer wieder erlebte die Region Kriege, so im Jahr 1474, als der ungarische König Matthias Corvinus die Stadt im Glogauer Erbschaftskrieg zerstören ließ. Meseritz’ Blütezeit konnte so ein Rückschlag damals nicht unterbrechen König Kasimir IV. bestätigte 1485 die Stadtrechte und erteilte ihr weitere Privilegien. Die Einwohnerzahl stieg auf etwa 10.000 an. Als Grenzort war Meseritz auch für den Handel von großer Bedeutung ähnlich wie Fraustadt, das ebenfalls eine königliche Immediatstadt war. Das Amt des Starosten hatten oftmals prominente polnische Adelige inne, so u.a. der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts fast allmächtige Kanzler und Königsmacher nach dem Aussterben der Jagiellonen, Jan Zamojski h. Jelita (1542-1605). Aus diesem Grunde hielt sich 1574 auch der neugewählte französische Prinz, König Henryk Walezy, hier auf. Im 17. Jahrhundert kam Meseritz unter Druck. In der königlichen Stadt war der König Patron der Kirche, so daß die Gegenreformation hier besonders erfolgreich war. Weitere Rückschläge folgten: 1606 verwüstete ein großer Brand die Stadt, 1655 waren es schwedische Truppen, die nächste Plünderung erfolgte 1698. 1710 reduzierte die Pest die Bevölkerung und 1731 brannte es erneut. Weitere kriegerische Übergriffe folgten 1735, 1744, 1758-61. 1793 wurde das Meseritzer Land Teil Preußens. Die Preußen stellten fest, daß die Bevölkerung größtenteils deutsch war, obwohl das Land in einem schlechten Zustand war. Meseritz hatte z. B. nur noch 3.500 Einwohner. Ebenso wie Bomst war Meseritz bis 1793 Kastellanssitz, der nun aufgelöst wurde und als königlicher Besitz geeignet war, Sitz eines neuen Landkreises zu werden. Nach nur wenigen Jahren brach Preußen unter den Militärschlägen Napoleons (1806) total zusammen und Meseritz kam als Teil des Herzogtums Warschau unter indirekte französische Regierung. Wie sehr die Meseritzer sich bereits als Preußen ansahen, erkennt man daran, daß man bei Napoleons Aufenthalt in der Stadt (26.11.1806) ein Attentat auf ihn plante. Der Wiener Kongreß unterstellte auch den Kreis Meseritz wieder der preußischen Herrschaft. Aus dem neu eingerichteten Kreis wurde nun Birnbaum herausgelöst. Seit dem Übergang an Preußen wechselten auch hier viele verschuldete polnische Güter in den Besitz deutschen, bzw. preußischen Adels: in Betsche saß z. B. die Familie Hiller von Gärtringen, in Bentschen die Edlen zu Lippe-Biesterfeld und in Obergörzig und anderen, benachbarten Gütern die alteingesessene Familie v. Kalckreuth, die bereits in altpolnischer Zeit hier gelebt und von König Jan Sobieski das Bürgerrecht, das Indigenat (trotz abweichender (protestantischer) Konfession die Berechtigung zur Teilnahme an der Wahl der polnischen Könige), erhalten hatte. Während die Polen in anderen Kreisen die Mehrheit stellten kamen hier auf einen Polen 3,4 Deutsche. Als der Ostteil des Kreises 1919/20 während des Großpolnischen Aufstands an Polen fiel, waren dies vielfach die polnischen Dörfer und durch die Option sank der Anteil deutscher Bewohner weiter. Als Polen sich nach dem 1. Weltkrieg wieder als Republik konstituierte, erhob es neben anderen Kreisen, die bis dahin zu den Provinzen Posen bzw. Westpreußen gehört hatten, auch Anspruch auf Eingliederung des gesamten Meseritzer Landes in sein Staatsgebiet. Die mit der Grenzziehung beauftragte, mit einem Mandat des Völkerbunds ausgestattete Entente-Kommission fügte sich diesem Anspruch nicht und zog die Grenze in dieser Region nach dem Status Quo des Waffenstillstands zwischen großpolnischen Aufständischen und dem deutschen Grenzschutz. Der polnische Restkreis Meseritz wurde dem Kreis Nowy Tomysl (Neutomischel) zugeordnet. Der Kreis Meseritz wurde nun, zusammen mit einer ganzen Reihe anderer, bis 1920 zu den Provinzen Posen bzw. Westpreußen gehörender, Kreise 1922 Teil der „Grenzmark Posen-Westpreußen“, eines Regierungsbezirks mit Verwaltungssitz Schneidemühl, der sich halbmondförmig um den mittleren Teil der polnischen Westgrenze legte. Er erstreckte sich von den Kreisen Schlochau im Norden bis Fraustadt im Süden und ermangelte jeglicher inneren Bindung. Da nun alle Bahnlinien an der Grenze abbrachen, errichtete man bei Bentschen, das nun polnisch war, in den 1920er Jahren den Bahnhof Neu Bentschen. Ein weiterer Ort, der im Kreisgebiet von überregionaler Bedeutung war, ist die 1904 errichtete Provinzialirrenanstalt Obrawalde, die in ihrer Zeit vorbildlich war. Nach 1920 verlor sie ihr Umfeld und vegetierte nur noch vor sich hin, auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, die ihr dann auf schreckliche Weise 1939 durch die NS-Regierung als Euthanasieanstalt zuteil wurde. 1938 wurde die Grenzmark Posen-Westpreußen (seit 1922 bestehend) aufgelöst und der Kreis Meseritz wurde der Provinz Brandenburg zugeordnet, weshalb sich manche ehemaligen Bewohner fälschlich als Neumärker fühlen. Der Kreis Meseritz gehörte für die letzten sechseinviertel Jahre seiner Zugehörigkeit zu Deutschland zum Regierungsbezirk Frankfurt/O.. Meseritz liegt 70 km östlich Frankfurt/O.. ![]() Die Zeit vor und im 2. Weltkrieg hatte auch im Kreis Meseritz große Auswirkungen. Hier wurde die „Grenzschutzbefestigungsanlage III“ des Großdeutschen Reiches errichtet, d.h. in den Wäldern wurden zahlreiche Bunkeranlagen errichtet, die jedoch keinen Nutzen hatten. Als am 31.1.1945 die Rote ![]() 1939 umfaßte das Kreisgebiet 75.000 ha und hatte 35.155 Einwohner. Der zivile Bevölkerungsanteil der Stadt Meseritz, ohne die nach dem 1. Weltkrieg eingerichtete Garnison (Infanterieregiment 122 in der 50. Infanteriedivision) belief sich auf 10.400 Einwohner. Heute leben in der Stadt und einer Reihe von angrenzenden Orten, die eingemeindet wurden, ca. 25.000 Menschen. Seit 1999 gehört das Meseritzer Land verwaltungsmäßig zur Wojewodschaft „Ziemia Lubuska“ (Lebuser Ländchen) mit Verwaltungssitz in Zielona Góra (Grünberg). Liste der Ortsnamen Deutsch-Polnisch Kreis Meseritz ![]() |
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