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Bericht von Tomasz Czabanski
über die Arbeit von POMOST beim
13. Heimatreffen am 11.5.2024
Text: T. Czabanski
Fotos: A. Fischer v. Mollard , Red. Heimatgruß
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Tomasz Czabanski: „Die Polen sind stolz darauf, Mitglieder des vereinten Europas zu
sein!“ |
«Liebe Heimatfreunde,
es sind 22 Jahre her, seit wir uns zum ersten Mal
getroffen haben. Es war 2002 in Paderborn. Seitdem
nehmen wir jedes Jahr an den Treffen des
Heimatkreises Meseritz teil. Der Mai ist immer mit
diesen freudigen Ereignissen verbunden.
Wie viele wunderbare und wertvolle Menschen
haben wir in dieser Zeit kennengelernt! Wie viele
Geschichten und Zeugnisse der Freundschaft
haben wir erfahren!
Mit großem Respekt gedenken wir jenen aus
unserem Kreis, die vor uns gegangen sind, insbesondere
Gretel Lehmann, Brunfriede Fischer von Mollard, Leonhard von Kalckreuth, Joachim
Schmidt, Martin Sprungala und dem vor kurzem
gestorbenen Aribert Heinrich.
Sie alle waren Architekten der deutsch-polnischen
Versöhnung, Erbauer von Brücken zwischen
unseren Nationen. Sie sind zwar schon
gegangen, haben uns jedoch das Testament ihres
Lebens hinterlassen, wo Menschenliebe, Frieden
und Versöhnung groß geschrieben stehen.
Unsere Aufgabe liegt darin, dieses Testament
unseren Nachfolgern zu übergeben. Denn es gibt
nichts Wertvolleres in der Welt, als Frieden und
Verständigung. Den Menschen, die in verschiedenen
Heimatkreisen arbeiten, ist es zu verdanken,
dass Polen 2004 Mitglied der Europäischen
Union wurde. Ihr Deutschen seid es gewesen, die
für unsere Mitgliedschaft in der EU eingetreten
seid.
20 Jahre EU-Zugehörigkeit machten Polen zu
einem modernen, europäischen Land. Der Wohlstand
meiner Heimat nimmt seit 20 Jahren zu. Wir
sind zu einem Land mit starker Demokratie und
Toleranz gegenüber anderen geworden. Die Polen
sind stolz darauf, Mitglieder des vereinten
Europas zu sein. Für all das sind wir Polen Euch,
den Deutschen, dankbar.
Zwei Generationen von Polen bereiteten sich
auf dieses historische Ereignis vor. Neben rein politischen
Aktivitäten gab es auch informelle – Begegnungen
ehemaliger und heutigerer Bewohner
der Gebiete östlich der Oder. Sie bereiteten das
Klima darauf vor, was im Jahr 2004 geschah.
Ich bin stolz darauf, dass wir mit der Gründung
von Pomost im Jahr 1999 auch in gewisser Weise
zur Versöhnung beigetragen haben. Unsere Aktivitäten,
die sich derzeit auf die Suche nach deutschen
Opfern des Zweiten Weltkriegs konzentrieren,
sind eine Basisinitiative.
Mehr über die Arbeit von POMOST
Ziel ist es, die sterblichen Überreste deutscher
Kriegsopfer zu finden und auf Kriegsgräberstätten
zu überführen. Im Laufe unserer 20-jährigen
Arbeit ist es uns gelungen, die Überreste von
mehreren Tausend Menschen zu finden. Viele von
ihnen erhielten ihren Vor- und Nachnamen wieder.
Im letzten Jahr haben wir Überreste von über
1400 Menschen gefunden – Soldaten und Zivilisten.
Der Schwerpunkt unserer Arbeit lag in
Niederschlesien – in Breslau fanden wir die Überreste
von über einhundert Zivilisten, die während
der Kämpfe im Jahr 1945 ums Leben gekommen
waren.
Aus dieser Anzahl gelang es uns, einen der
Männer zu identifizieren, und der Volksbund, mit
dem wir zusammenarbeiten, fand die noch lebende
Enkelin dieses Mannes. Das deutsche Fernsehen
hat eine Reportage über dieses Ereignis
vorbereitet und ausgestrahlt. Darüber hinaus haben
wir Gräber in Glatz, Habelschwerdt, Glogau
und Sprottau geöffnet und die Kriegsopfer exhumiert.
Vor einem Monat fanden wir nach 16-jähriger
Suche die Überreste von 10 Soldaten auf dem
alten Friedhof in Grunzig. Diese Geschichte wurde
von Heimatfreundin Renate Brenning sehr ausführlich
beschrieben. Erst jetzt wissen wir, dass
die Skizze leider nicht korrekt war. Wir fanden die
Grabstelle in einem ganz anderen Teil des Friedhofs.
Jetzt vor Ostern gelang es uns, die Grabstelle
zu finden. Wir halten das für einen Erfolg, zumal
die meisten der Gefallenen unversehrte Erkennungsmarken
hatten und daher nicht in das Verzeichnis
der in Grunzig Getöteten aufgenommen
worden waren. Sie galten fast 80 Jahre lang als
vermisst.
Ein ähnliches Ende wird wahrscheinlich
nach unserer aktuellen Arbeit im Zentrum von
Schwiebus eintreten, wo wir in der Nähe des renovierten
Sportplatzes die sterblichen Hüllen
zweier Soldaten exhumiert haben. Einer von ihnen
hatte auch seine unbeschädigte Erkennungsmarke
bei sich.
Für dieses Jahr 2024 haben wir ehrgeizige Pläne.
Neben weiteren Arbeiten in Niederschlesien
werden wir in der Altstadt von Küstrin tätig sein.
Wir werden auch in der Umgebung von Landsberg
an der Warthe, Stettin und Köslin suchen,
sondieren und exhumieren.
In den Wäldern bei Betsche, in Zielomischel
und auf dem Friedhof in Tempel wartet auf uns
viel Arbeit. In Tempel hoffen wir, die seit Jahren
vermissten Mitglieder des Volkssturms aus
Meseritz zu finden.
Seit fast einem halben Jahr sind wir dabei, zwei
Massengräber auf dem ehemaligen Friedhof im
Dorf Wildenhagen in der Nähe von Sternberg zu
lokalisieren. Dort sollen mehr als 200 Zivilisten begraben
sein, die aus Angst vor den einrückenden
Russen massenhaft Selbstmord begingen.
Unsere Arbeit für den Frieden geht weiter und wird
weitergehen, solange wir Informationen über Gräber
erhalten. Bisher gibt es noch viele Meldungen.
Wir werden einen Bericht über unsere Arbeit
vorbereiten und bald der HEIMATGRUSS-Redaktion
vorlegen.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die uns
per Brief und E-Mail kontaktiert haben.
Vielen Dank für all Ihre freundlichen Worte an uns.
Und insbesondere und ausdrücklich für unsere
Freundschaft!»
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Das nächste große Treffen der Heimatkreise Meseritz und Birnbaum findet statt am Sonnabend, 17. Mai 2025 in Perleberg im Hotel Stadt Magdeburg

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