Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada
Beiträge und Bilder entstammen teilweise den Zeitungen „Gazeta Lubuska” und „Glos Miedzyrzecza i Skwierzyny”, redigiert von Artur Anuszewski, Dariusz Brozek, Henryka Bednarska, Andrzej Chmielewski, Aleksandra Gajewska-Ruc, Leszek Kalinowski, Kamil Kaluziak, Dorota Lipnicka, Lidia Radzion, Tomasz Rusek, Katarzyna Santocka-Tureczek, Krysztof Suszka, Kartazyna Sztuba-Frackowiak.



Miedzyrzecz / Meseritz


Martyna Kowalska - neue Polizistin in der
					Kreispolizeikommandantur MeseritzEine junge Polizistin
Martyna Kowalska ist eine neue Polizistin in der Kreispolizeikommandantur in Meseritz. Sie war von der Polizei schon in der Kindheit fasziniert.
Ihre letzten vier Jahre in der Oberschule mit dem interessanten Unterrichtsstoff der juristischpolizeilichen Schulfächer haben sie in ihrem Wunsch bestärkt, eines Tages die Polizeiuniform zu tragen und anderen zu helfen. Seit einigen Jahren gibt es im Angebot polnischer Oberschulen das juristisch-polizeiliche Profil. Im Rahmen dieses neuen Bildungszweiges haben die Schüler zusätzliche Schulfächer und werden dabei mit der Arbeit der Polizei vertraut gemacht.

Im Kreis Meseritz gibt es zwei solcher Schulen, die dieses Profil anbieten – in Schwerin a.d. W. und in Meseritz. Die Sonderfächer werden von Polizeibeamten unterrichtet, die ihr Wissen und ihre Erfahrung den Schülern vermitteln. Martyna Kowalska hat immer vom Polizeiberuf geschwärmt, und es war nicht nur für sie, sondern für alle, die das Mädchen kannten, selbstverständlich, daß sie eben diese Ausbildungsmöglichkeit wählt. Woher diese Vorliebe bei ihr?
Ihr Onkel, ein Polizeibeamter in Meseritz, war ein Vorbild für sie. Nach ihrem Schulabschluß und den bestandenen Aufnahmeprüfungen wurde sie bei der Polizei eingestellt und im September 2019 vereidigt. An der Feier nahm ihre Familie teil. Zuerst geht die junge Polizistin für einige Monate nach Schneidemühl, um dort die Grundausbildung zu erhalten. Die Zwanzigjährige will die Polizei in- und auswendig kennenlernen. Für die Zukunft plant sie ein Psychologiestudium an der Polizeihochschule in Szczytno (Ortelsburg).


Obrawalde / Obrycez


Krankenhaus in Obrawalde feiert den 115. GeburtstagDas Krankenhaus in Obrawalde feiert den 115. Geburtstag. Die Heilanstalt hat eine merkwürdige Geschichte ...
Am 2. November 1904 wurde die „4. Posener Provinzial- Irrenanstalt Obrawalde bei Meseritz“ eröffnet.
Es war ein schöner Herbsttag, als eine Delegation von Beamten aus Meseritz und Posen nach Obrawalde angefahren kam. Alles war nagelneu und frisch.
Die wunderschönen Gebäude aus gelben Ziegelsteinen mit grünen Ornamenten sollten in der Zukunft Zeugen zweier Weltkriege, der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens, der kommunistischen Ära, der Gründung von „Solidarnosc“ und der Wiedervereinigung Deutschlands werden.

700 neue Betten, hochqualifizierte Ärzte und das Pflegepersonal hatten damals auf psychisch kranke Patienten gewartet. Bald sollten weitere 500 Betten dazukommen. Menschen mit psychischen Störungen wurden zur damaligen Zeit mißachtet, oft von ihren eigenen Familien herabgewürdigt und verstoßen. Sie lebten am Rande der Gesellschaft, und nur selten wurden sie von Ärzten behandelt und einer Therapie unterzogen. In der modernen Anstalt in Obrawalde konnten sie ihr Selbstwertgefühl zurückgewinnen.

Zehn Jahre später (1914) brach der Erste Weltkrieg aus. Viele Haus- und Pflegekräfte der Obrawalder Anstalt wurden zum Militär einberufen und gingen an die blutige Front. Die ersten Familien erhielten Telegramme mit der Nachricht vom Tod ihrer Männer, Väter und Söhne. Nach vier Jahren war der Krieg endlich zu Ende. Deutschland hatte kapituliert.

In Meseritz und Obrawalde herrschten eine gedrückte Stimmung und ein Gefühl von Ungerechtigkeit. Als Folge des Versailler Vertrages wurde auch durch den Kreis Meseritz die Grenze gezogen. Die Stadt blieb jedoch beim Reich. Obrawalde trennten weniger als 15 Kilometer von der Grenze zu Polen. Die aus nunmehr polnischen Kreisen stammenden Patienten mußten in polnische Krankenhäuser verlegt werden.
So gab es jetzt in Obrawalde viel Platz. Deswegen wurde 1919 die aus Posen evakuierte preußische Verwaltung dorthin verlegt. In den folgenden Jahren kam es zur Umbenennung der Anstalt in „Landes-Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde“. Außer 15 psychiatrischen Abteilungen befanden sich hier eine Lungenklinik für Kinder und Frauen, ein Kindersanatorium, eine Gynäkologie- und Entbindungsstation, eine Säuglingsabteilung, ein Altenheim sowie ein Röntgen- Institut.

In Obrawalde wurden moderne Heilmethoden an psychisch Kranken angewendet – im Rahmen der Therapie wurden die Patienten mit den unterschiedlichsten Arbeiten auf dem Anstaltsgelände beschäftigt: in Werksstätten, Küche, Wäscherei und im Garten. Sie arbeiteten auch in der zur Klinik gehörenden Landwirtschaft in unmittelbarer Umgebung und bei Kupfermühle. Der landwirtschaftliche Betrieb war damals etwa 600 Hektar groß, und es wurden Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse angebaut. Die Ernteerträge wurden in der Krankenhausküche verwertet. Die Patienten kümmerten sich auch um die Grünanlagen und Blumenbeete, die das Gelände schmückten. Viele durften sich auf dem Gelände frei bewegen; so kamen sie auch mit dem Personal und deren Familien in Kontakt. Sie hatten Gymnastik und Sport in der Turnhalle und auf einem Sportplatz und genossen die Badeanstalt an der Obra.

In der Freizeit durften sie sich bei Brettspielen entspannen, Radio hören, Zeitung lesen und sich die im Kinosaal vorgeführten Filme anschauen. Das Kino befand sich im Verwaltungsgebäude. Dort gab es auch ab und zu Tanzabende für die Kranken. In der ganzen Anstalt waren damals etwa 300 Personen beschäftigt – als Ärzte, Pflegepersonal und in der Verwaltung.

Krankenhaus in Obrawalde feiert den 115. GeburtstagIm Herbst 1939 unterzeichnet Adolf Hitler das Euthanasiegesetz, welches unter anderem die Tötung psychisch kranker Menschen erlaubte. Über Obrawalde zogen die dunklen Wolken der nationalsozialistischen Ideologie der Rassenhygiene auf. Es begann die berüchtigte Aktion T4. In Obrawalde gab es damals rd. 2.000 Patienten! Und Menschen, von denen die Kranken vorher gepflegt wurden, reichten ihnen jetzt Gift. Walter Grabowski, Luise Erdmann, Margarete Tunkowski, Martha Winter, Erna Elgert, Amanda Ratajczak und viele mehr. Nur vier von ihnen wurden nach dem Krieg verhaftet und aufgrund ihrer Beteiligung an Euthanasieverbrechen wegen Mordes verurteilt. Die meisten aber wurden freigesprochen – aus Mangel an Beweisen, wie das Gericht damals feststellte. Getötet wurde mit Hilfe von Luminal-Tabletten bzw. Veronal in überhöhter Dosierung, durch Morphin- und Skopolamin-Injektionen. Man schätzt, daß in Obrawalde auf diese Weise im Rahmen der wahnsinnigen Aktion T4 mehr als zehntausend Menschen ums Leben gekommen sind.

Hinweis der HGr-Redaktion:
Von rd. 6 500 der in Obrawalde ermordeten Opfer wurden die Namen in sog. Sterbebüchern erfaßt. Während sich die Originale in polnischen Archiven befinden, verfügt das Kreismuseum Wewelsburg über eine vollständige Abschrift der Sterbebücher. Für mögliche Anfragen wurden uns folgende Kontaktdaten genannt:
Kreismuseum Wewelsburg
Abtl. Dokumentation/Sammlung
Cathrin Tegethoff
tegethoffc@kreis-paderborn.de
Tel.: 02955-7622-14


Ordnung auf dem vergessenen Sportplatz auf dem Gelände des Krankenhauses in Obrawalde bei MeseritzLeute haben so intensiv Ordnung geschaffen, daß sie zu viel weggeräumt haben
Eine Gruppe von Enthusiasten hat Ordnung auf dem vergessenen Sportplatz auf dem Gelände des Krankenhauses in Obrawalde bei Meseritz gemacht. Sie haben das Gebüsch weggeschafft, Abfall gesammelt, Gras gemäht und Tribünen repariert. Zum Schluß hörten sie, daß sie sofort aufhören sollen, weil sie in ihrem Eifer zu weit gegangen sind ...
Initiator der Aktion war Maciej Chamienia, der viele solcher Aktionen in Meseritz unternimmt und mit seinem Tatendrang immer viele Leute „ansteckt“. Alles war geplant und schön gemacht. Der alte Sportplatz war mit Unkraut bewachsen, mit Abfall bedeckt und in Vergessenheit geraten. Niemand spielte dort. Die Arbeiten dauerten ein paar Wochen und man mußte sich viel Mühe geben, damit dieser Ort wieder wie ein Sportplatz aussieht.
Nachdem die Arbeit geleistet worden war, erhielt Chamienia ein Schreiben, unterzeichnet von der Krankenhausdirektorin. Diese zog ihre Genehmigung für jede Tätigkeit auf dem Sportplatz ab sofort zurück. Warum? Ihrer Meinung nach wurde zu viel geleistet, darunter auch Bauarbeiten. Man muss wirklich staunen!
Die Betonköpfe von Beamten verstehen nicht, daß die Idee spontan war und die Enthusiasten nur das Gemeinwohl vor Augen hatten. Das in der Lokalpresse publizierte Problem fand ein breites Echo in der Bevölkerung und wurde überall diskutiert. Ob die jungen Leute, die etwas Gutes und Schönes für die Stadt erreichen wollten, zukünftig noch einmal für das Wohl der Allgemeinheit zu begeistern sein werden?



Glembuchsee


Der Glembuchsee trocknet aus
Einer der saubersten Seen in der Woiwodschaft Lebus verliert sein Wasser. Viele Leute hatten Hoffnung, daß sich die Lage im Herbst ändert.
Leider nicht. Es gibt jetzt sogar weniger Wasser als im August. Der Glembuchsee verschwindet! Seit ein paar Jahren schon konnte man den niedrigen Wasserstand im Sommer beobachten, aber im Herbst war der See dann stets wieder gefüllt. Dieses Jahr aber ist das nicht der Fall. Der Steg steht auf dem inzwischen sehr breit gewordenen Strand. Man wird einen neuen bauen müssen. Die einzige Rettung wäre ein schneereicher Winter. Im Magistrat wurde eine spezielle Kommission ins Leben gerufen, die sich mit dem Problem dieses und anderer Seen befassen wird.



Betsche / Pszczew


Betsche – neue SporthalleDie neue Sporthalle eröffnet!
Betsche hat endlich eine neue Sporthalle, die sowohl den Bewohnern als auch den Schülern am 5. Oktober 2019 zur Verfügung gestellt wurde. Nach vielen Jahren der Bemühungen hat der malerisch zwischen Wäldern und Seen gelegene Ort ein wunderschönes und hochmodernes Objekt. Es war eine der größten und zeitaufwändigsten Investitionen in der Gemeinde. Die Bauarbeiten wurden 2016 begonnen. Die Halle kostete fast 2 Millionen Euro und wurde zum Teil vom Sportministerium finanziert.



Regenwurmlager


Das Dorf feiert seinen 25. Geburtstag
Das Dorf heißt heute Keszyca Lesna und hat eine untypische Geschichte. Es wurde in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gegründet. 1927 haben die Deutschen mitten im Wald mit dem Bau eines Kasernenkomplexes für Wehrmachtsoldaten begonnen. In diesen Kasernen waren in verschiedenen Perioden auch Soldaten der Indischen Nationalarmee stationiert. Die freiwillig dienenden Inder wurden zuerst in Annaburg bei Dresden gesammelt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Teil ging auf einen Truppenübungsplatz nach Sachsen, der andere in die Kasernen nach Regenwurmlager.
Auch waren hier Wallonen des 373. Bataillons stationiert, das später in die SS-Freiwilligen- Brigade „Wallonien“ umgewandelt wurde. Nach dem Krieg wurden die ehemaligen Wehrmachtkasernen „Burgchen“ genannt.
In den Jahren 1945-1956 dienten sie als Garnison der Polnischen Armee. Aufgrund des Vertrags vom 17. Dezember 1956 zwischen der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion übernahm von 1956 bis 1993 eine Funkeinheit der Nordgruppe der Sowjetarmee das Areal. Infolge der politischen Umwälzungen der achtziger Jahre wurde am 5. Mai 1993 am Anschlußgleis in Nipter der letzte Transport sowjetischer Soldaten verabschiedet.
Am 18. Mai 1993 übernahm die Garnison die polnische Verwaltung. Im Dezember begann die zivile Bewirtschaftung des Geländes und im Juli 1994 bekam die Ortschaft den heutigen Namen. Es leben hier etwa 700 Einwohner. Im Dorf gibt es ein Hotel mit Restaurant, mehrere Lebensmittelgeschäfte, ein Feuerwehrhaus mit Feuerwehrmuseum, eine katholische Kapelle und eine Bushaltestelle.



Wischen / Wyszanow



Wischen bei Meseritz – renovierte Straße, die durch das Stadtzentrum zum Friedhof führt, wiedereröffnet. Die erneuerte Straße erfreut die Bewohner
In Wischen bei Meseritz wurde Ende August die renovierte Straße, die durch das Stadtzentrum zum Friedhof führt, wiedereröffnet. Die seit Jahren sehnlichst erwartete Investition erfreut die Bewohner, denn vor allem im Herbst und Winter war das Dorfleben durch die marode Straße gelähmt. Nach der Eröffnung fand im Dorf ein Straßenfest statt – mit Musik, leckeren Köstlichkeiten und Tanz.




Presse-Archiv:
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2018
Mitteilungen aus der poln. Presse III/I2018
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2018
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2018