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Aus der polnischen Presse Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung Bilder: Gazeta Lubuska Meseritz /Miedzyrzecz Meseritzer Kirche enthüllt wieder ein Geheimnis In der katholischen Johanniskirche wurde eine Maske entdeckt. Ryszard Patorski, Historiker vom Meseritzer Museum, vermutet, daß es eine im 19. Jh. gefertigte Kopie aus Kunststein sein kann. Nach Meinung des Pfarrers sowie von Historikern birgt die Kirche noch viele Überraschungen und Geheimnisse. Fratzenköpfe sind als Halbplastik ausgeführte Schmuckelemente im Innenund Außenbereich von Bauwerken und stellen das grotesk und z.T. schreckeinflößend gestalteten menschenähnliche Antlitz eines Fabelwesens oder einer Gottheit dar. Dieser in der ältesten Meseritzer Kirche entdeckte Fratzenkopf stellt ein Menschenantlitz dar. Er war zwischen Balken unter der Chorraumdecke versteckt und wurde beim Renovieren der Dachrinnen und des Dachbodens entdeckt. „Es ist eine sensationelle Entdeckung“, meint R. Patorski. An der Ostwand der Kirche befinden sich zwei Fratzenköpfe. Bei einer Bestandsaufnahme 1895 entdeckte der Hauptarchitekt Preußens, Julius Kothe, elf solcher Halbplastiken; neun sind jedoch verschwunden. Wahrscheinlich sind sie im Zuge der letzten Dachrenovierung 1984 abgefallen, eine wurde gerade wiedergefunden. „Vielleicht entdecken wir auch die übrigen acht“, sagt Pfarrer Marek Walczak von der Kirchengemeinde, der zugleich Dekan des Betscher Dekanats ist. Zum Zwecke des Untersuchens und Restaurierens kam die Skulptur ins Museum, anschließend geht sie wieder in die Kirche zurück. Lokale Historiker sind bemüht, ihr Alter zu bestimmen sowie, aus welchem Material sie besteht. Julius Kothe schreibt, daß die Fratzenköpfe aus Sandstein sind. Patorski stimmt mit dieser Ansicht jedoch nicht überein. „Es ist hundertprozentig kein Sandstein und auch keine andere gängige Steinart“, sagt er. Der Stoff weist eine Ähnlichkeit mit Bimsstein auf und Patorski vermutet, daß es sich um Kunststein handelt. Kann das aber Teil einer vor über 500 Jahren errichteten Kirche sein? Eine Antwort darauf findet sich vielleicht im Internet. In einem Portal finden wir einen Hinweis auf den Portlandzement, der 1824 für Joseph Aspodsin patentiert wurde. Dieser ähnelt in seiner Struktur dem „Portlandstein“, einer Art Kalkstein. Patorski zieht diesen Hinweis in ernsthafte Erwägung. „Die Skulptur wurde vielleicht aus diesem Material gefertigt, was bedeuten würde, daß wir es mit einer aus dem 19. Jh. stammenden Kopie zu tun haben“. Während des Stadtbrands 1824 verbrannte der neben der Kirche stehende Glockenturm. 1835 errichtete man einen neuen Turm, setzte diesen jedoch auf die Kirche auf. 1856-62 wurde die Kirche gründlich restauriert. Man ummauerte Fenster, baute Gesimse usw. „Vielleicht hat man damals eben Kopien von Fratzenköpfen an der Ostwand angebracht, nachem die ursprünglichen kaputtgegangen waren?“ fragt sich Patorski. Blazej Skazinski von der Landsberger Zweigstelle des Denkmalschutzamts, die den Fund untersuchen wird, ist dagegen der Ansicht, daß es sich um ein Original aus dem 16. Jh. handelt. Fratzenköpfe sollten die Kirche schmücken und zugleich böse Kräfte fernhalten. Im Frühjahr 2009 hat man beim Restaurieren des Chorraums Wandmalereien aus der 1. Hälfte des 16. Jhs. entdeckt, die die Kreuzigungsszene darstellen. Ein unbekannter Künstler hat die Gestalten Marias und Johannes des Evangelisten ausgeführt. Die Pfarrkirche ist eine der ältesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie wurde von 1474 -79 errichtet; später wurde sie mehrfach umgebaut. „Die Kirche birgt noch viele Geheimnisse, die nach und nach enthüllt werden. Es schaudert mich, wenn ich mir vorstelle, welche Geheimnisse der Kirchenkeller birgt“, sagt Patorski. Zum Jahresende kam eine Meseritzer Stadtgeschichte heraus Das Buch „Meseritz Geschichte der Stadt“ wurde von elf Historikern und Regionalforschern geschrieben. Es ist inzwischen schon die dritte Veröffentlichung zur Geschichte der Stadt. Die Monografie ist ein Gemeinschaftswerk von Marceli Tureczek, Wojciech Strzyzewski, Jan Krajniak, Katarzyna Sanocka-Tureczek, Tadeusz Laszkiewicz, Tomasz Nodynski, Tomasz Blochowicz, Daniel Koteluk, Stanislaw Matusiak, Radoslaw Domke und Mariusz Wasiela. Die vorletzte Stadtgeschichte war 1930 vom Lehrer und Regionalforscher Paul Becker veröffentlicht worden, danach erschien noch eine 1998. Die neueste stellt die Geschichte der Stadt dar und berücksichtigt dabei die deutsche Betrachtung. Vorteilhaft an dieser Publikation ist insbesondere die Bearbeitung der letzten 20 Jahre der Stadtgeschichte. Auftraggeber für das 436 Seiten umfassende Werk war die Stadtverwaltung. Spaziergänge durch Bunker, Museum und Schwimmhalle von Meseritz ab jetzt möglich Auf der Internetseite der Gemeinde Meseritz kann man die größte Attraktion des Meseritzer Landes, die Bunker des Ostwalls, besichtigen; dazu auch das Museum und die kürzlich eröffnete Schwimmhalle. Alles vom eigenen Sessel aus virtuell. Virtuelle Spaziergänge sind die neueste Errungenschaft des Internetauftritts der Stadt www.miedzyrzecz.pl. Es reicht, auf den auf der rechten Seite angeordneten Link „Virtualy spacer“ zu klicken und man steht vor der Wahl, in welcher Richtung man sich weiterbewegen will: Museum, Schwimmhalle oder die Bunker. Der Ausflug beginnt vor dem Rathaus. Mittels spezieller Curser können wir das Museum und die Burg sehen. Das Navigieren ist sehr einfach, man braucht nur Adobe Flash 10 dafür. Im Frühjahr soll noch ein Spaziergang durch die Altstadt hinzukommen. Warum erst im Frühjahr? Dann wird die Stadt nämlich schön grün und sonnig. Wer würde schon gern bei Schnee, Frost oder Regen durch die Stadt spazieren? Neuer Geist im alten Gemäuer Die Starostei bemüht sich um Finanzen für Restaurierungsarbeiten an der Meseritzer Burg. Auf dem Burghof soll ein Freilichtkino errichtet werden und um die Burg eine Zone für freien Internetzugang (WLAN). Dafür braucht man 300.000 Euro. Die Wiederinstandsetzung der mittelalterlichen Festung zieht sich schon seit Jahren hin; die Arbeiten erfolgen in Etappen. Zur Zeit wird an der Nordseite gearbeitet, die Nordbastei verfällt zur Ruine. Der ganze Komplex ist eine der größten Attraktionen von Meseritz. Die mittelalterliche Festung ist die älteste Sehenswürdigkeit der Stadt und Zeugin der gewalttätigen Stadtgeschichte. Der aus Museum und Burg bestehende Komplex steht in der Obhut der Stadtverwaltung. Die Starostei will die Hälfte der beantragten Mittel für die erforderliche Restaurierung einsetzen, die andere Hälfte soll der Belebung städtischer und dörflicher Strukturen des Meseritzer Landes zugutekommen. Meseritzer Burg wird angestrahlt Eine Lichtanlage hat das unbekannte Antlitz der mittelalterlichen Burg enthüllt. Jetzt fehlt es nur noch am Burggespenst. Am 9. Februar wurde Flutlicht an der Burg installiert. Sieben Reflektoren beleuchten die Burg und die benachbarte alte Starostei. An den Wänden wandern rote und grüne Lichtpunkte entlang, die mit zunehmender Dämmerung intensiver werden. Zur ersten Schau stellten sich hunderte Einwohner von Meseritz ein, sogar aus Schwerin kamen Besucher; alle waren begeistert. Es war zunächst nur eine Probe. Die Fa. LBL hat gemeinsam mit Philips Polska vorgeführt, wie die Burg nach der Restaurierung abends aussehen kann. Nach abgeschlossener Restaurierung soll das Flutlicht fest installiert werden. Zwölf Kinder, acht davon adoptiert Die Familie Iwanicki gehört mit ihren zwölf Kindern zu den kinderreichsten im Kreis. Soviel Nachwuchs haben nur wenige Eltern aufzuweisen.Zwar handelt es sich bei den acht jüngsten um Adoptivkinder, alle Kinder werden aber gleich geliebt. Das älteste Adoptivkind, Adam, ist elf. Er war ihr erstes Adoptivkind und kam vor fünf Jahren in die Familie. „Über das Gründen einer Adoptivfamilie haben wir schon früher nachgedacht. Uns fehlten jedoch die dafür erforderlichen Bedingungen; wir wohnten nämlich in einem Wohnblock. Nachdem wir ein Haus in Obrawalde gebaut hatten, meldeten wir uns an und durchliefen eine entsprechende Ausbildung. Dann kam Adam zu uns“, erzählt Teresa Iwanicka. Das Ehepaar hat vier leibliche Kinder, die zuerst etwas neidisch auf die „angenähten“ Brüder und Schwestern waren. Jetzt aber bilden sie alle eine glückliche Familie. Wenn der Älteste leibliche Sohn, Krzysztof, von der Hochschule, wo er studiert, nach Hause kommt, läuft ihm der fast zweijährige Kacper entgegen und lacht laut. Zurzeit liegt der Kleine im Krankenhaus, wohin sein Adoptivvater ihn begleitet hat. Kacper ist schwach und bedarf besonderer Pflege. Zum Einkaufen fährt man mit dem Auto. Für drei Tage werden 20 Brote gekauft. „Anfangs haben die Verkäuferinnen sich gewundert, warum wir so viel Brot kaufen. Wenn sie mich jetzt durch die Tür kommen sehen, steuern sie gleich auf den Brotcontainer zu“, lacht Teresa. Teresa’s Mutter, Oma Maria, hilft der Familie im Haushalt. Sie kocht und macht das ausgezeichnet. Sonntags wird in 2 Schichten gegessen, am Eßtisch ist zu wenig Platz für die ganze Mannschaft. Asyl für Opfer häuslicher Gewalt in Meseritz Dieses Heim besteht schon acht Jahre und war schon Zuflucht für 126 Menschen. Es ist eine Art Hotel. Zurzeit wohnen drei Familien hier. Jede hat ein eigenes Zimmer; außerdem stehen eine Gemeinschaftsküche und sanitäre Anlagen zur Verfügung. Es gibt auch einen Aufenthaltsraum und die Kinder haben ein eigenes Spielzimmer. Man fühlt sich hier wie zu Hause. Vor allem die Kinder fühlen sich wohl, sie wissen, daß sie hier sicher sind; und das ist für sie das Wichtigste. Zuflucht im Asyl suchen mißhandelte Frauen und Kinder, aber auch Männer. Das Leben schreibt die unterschiedlichsten Geschichten. Siedlungsspuren von vor 8-10 000 Jahren Unter der Trasse der Autobahn S 3 (Frankfurt/O.-Posen) haben Archäologen Spuren einer 8-10 000 Jahre alten Siedlung entdeckt. Die Fundstücke sind sehr gut erhalten. Der Fundort ist in der Nähe von Meseritz. Die genaue Lage wird von den Archäologen noch geheimgehalten, weil sie Angst vor Schatzsuchern haben. Bei den Spuren handelt es sich um solche von Herden und Hütten sowie um Flintwerkzeuge (Feuersteine). Ihre Beschaffenheit ermöglicht eine ungefähre Schätzung über das Alter. Die Archäologen bereiten eine genaue Dokumentation vor und die Fundstücke werden dem Museum in Glogau zugeführt. Niederländer und Polin lassen Spritzenhaus in altem Glanz erstehen Seit vier Jahren renoviert ein polnisch-niederländisches Ehepaar das historische Meseritzer Spritzenhaus. Es ist eines der schönsten Gebäude der Stadt. Hier sollen ein Restaurant, Wohnungen, Büros und eine Kunstgalerie entstehen. Gerardus Appel, der Eigentümer des Gebäudes, arbeitet Seite an Seite mit den von ihm beschäftigten Bauarbeitern. „Es ist eine Sisyphusarbeit, aber man sieht schon die ersten Ergebnisse“, sagt er. Appel hat das Spritzenhaus 2006 gekauft. Es war ein Zufall. Zusammen mit seiner Frau, Teresa Mazurek, erledigte er ein paar Formalitäten auf der Starostei und stieß dabei auf eine Annonce für eine Versteigerung. „Mein Mann hat sofort beschlossen, in das Spritzenhaus zu investieren“, erzählt Teresa Mazurek, „er hat nicht lange überlegt. Der Bau ist so schön, er hat eine Seele“. Frau Teresa stammt aus Betsche, hat in Meseritz gearbeitet, danach ist sie nach Schwerin gezogen, von wo aus sie in das Land der Tulpen und Windmühlen ging, wo sie Gerardus kennenlernte. Seit fünf Jahren sind sie verheiratet. Man entschloß sich, sich in dem für Gerardus exotischen Polen niederzulassen. Dann investierten sie ins Spritzenhaus und bemühen sich seit vier Jahren, dem Gebäude den alten Glanz wiederzugeben. Sie erzählen, daß der Bau sehr verkommen war; aus den Innenräumen war alles gestohlen. „Später hat man uns die gelagerten Baustoffe zum Teil geklaut. Damit ist jetzt Schluß, nachdem wir Überwachungskameras installiert haben und Gerardus’ Sohn schon in einer der Wohnungen lebt“, erzählt Frau Teresa. Der Niederländer ist 68, aber voller Energie. Er ist ein Bastler und kann eigentlich alles. Jahrelang leitete er eine große Firma, mit Maurer- und Zimmerarbeiten kennt er sich aus. Er kann den Bagger fahren und kaputte Wasserhähne reparieren. Die Eheleute trugen eigenhändig Schutt und Dreck weg, schliffen dann Holzbalken zurecht und renovierten Räume. Mit der Genauigkeit eines Uhrmachers rekonstruierten sie architektonische Details, weil die Arbeiten der Kontrolle des Denkmalsschutzamts unterliegen. Bevor die Renovierung in Gang gesetzt wurde, mußten die Eigentümer einiges an Dokumentation erstellen. Sie sagen übereinstimmend, daß diese bürokratische Etappe die schwierigste war. „Ich bereue nicht, daß ich in dieses Gebäude investiert habe. Nach den gemachten Erfahrungen würde ich ein solches Projekt aber nicht ein zweites Mal beginnen“, sagt der Niederländer. Zwei Jahre lang wartete das Ehepaar auf die Entwürfe. Das Spritzenhaus liegt zwischen zwei Kreuzungen und das Verkehrsamt gab keine Erlaubnis für einen Parkplatz, obwohl der Platz dafür zwischen dem Bau und der Kreuzung vorhanden ist. Trotz aller Hindernisse ist man nun schon halb fertig, bis zum Jahresende soll alles komplett fertig sein. „Oben wird es Wohnungen, Büros und eine Kunstgalerie geben, unten, in den ehemaligen Garagen, werden wir ein Restaurant haben. Auf dem Turm oben wird eine Aussichtsterrasse sein“, freuen sich die beiden. Auf dem alten Stadtgut in Meseritz soll ein Museum entstehen Die Stadtverwaltung hat historische Wohnhäuser von Gutsarbeitern und Wirtschaftsgebäude in der Winitze übernommen. Dort soll ein Erholungszentrum errichtet werden. Dieses Ziel zu erreichen fehlen „nur“... 4 Mio Euro. Der Wert des historischen Komplexes wird auf 400.000 Euro taxiert. Der Gemeinde wurde er von der „Agencja“ (die landwirtschaftliche Objekte aus Staatsbesitz verkauft) per notariellem Vertrag kostenlos übereignet. Was soll man nun mit einem solchen Geschenk anfangen? Als erste Etappe auf dem Weg zu einem Erholungszentrum will man 3 Gebäude restaurieren, in deren einem ein Feuerwehrmuseum untergebracht werden soll. Ein solches Museum existierte noch bis vor kurzem in Kainscht. Leider verlängerte der neue Grundstückseigentümer dort den Mietvertrag nicht, weshalb eine neue Unterbringung für die alten Feuerwehrfahrzeuge gesucht wird. Auf dem Winitzer Gutsgelände soll auch eine Skatingbahn entstehen. Die für die Revitalisierung des gesamten Komplexes erforderliche Dokumentation soll bis Juni erstellt sein und das Museum im Dezember eröffnet werden. Bis Kriegsende hing der Komplex mit dem Schloß zusammen, beide waren durch eine Holzbrücke über die Obra miteinander verbunden. Im heutigen Museum befand sich eine Brauerei, der Gutshof beherbergte eine Brennerei, Speicher und Wirtschaftsgebäude. Im Schloß befanden sich Bier- und Spirituskeller. Winitze wurde erst 1923 an die Stadt angegliedert, der Schloßkomplex erst 5 Jahre später. Nach dem Krieg entstand im Gutshof eine LPG, die ihren Betrieb vor 20 Jahren einstellte, wonach der Gutshof verfiel. Jetzt ist er eine Ruine. Seine Rehabilitierung kostet 4 Mio Euro. Wo sollen die Mittel herkommen? Die Gemeinde Meseritz hat bei der Starostei einen Antrag auf Gewährung von 70% der Summe gestellt. Den Rest glaubt die Stadtverwaltung selbst aufbringen zu können. Die Wiederherstellung soll etappenweise erfolgen, man rechnet mit 5 Jahren bis zur Fertigstellung. Die Arbeiten werden unter Aufsicht der Denkmalsbehörde erfolgen. Meseritzer bangen um Gesundheit und Arbeitsplatz Dies ist das Ergebnis einer kürzlich durchgeführten Umfrage, die von 800 Stadtbewohnern beantwortet wurde. 43,6% der Befragten sagen, daß die größte Bedrohung vom fehlenden Zugang zu Gesundheitsdiensten und deren schlechter Qualität ausgeht. Am schlimmsten sieht es mit dem Zugang zu Fachärzten aus. Bei einigen Kliniken muß man wochenlang auf Aufnahme warten. Direktor Leszek Kolodziejczak vom Krankenhaus Meseritz sagte, er verstehe die Sorgen der Menschen, denn die Lage ist schwierig. Alles hängt davon ab, wieviel Mittel aus dem Nationalen Gesundheitsfonds bereitgestellt werden. Für den Ärztemangel ist er aber nicht verantwortlich. Der Etat des Krankenhauses für das laufende Jahr sei niedriger als der Vorjährige, sagte der Direktor. Keinesfalls aber sollten die Patienten das Gefühl haben, daß Notfälle nicht sofort behandelt würden. Er hofft, daß der soziale Druck dazu führen wird, daß mehr Mittel bereitgestellt werden. Fast jeder fünfte Befragte sorgt sich um den Erhalt seines Arbeitsplatzes. Die Zahl der Arbeitslosen in Meseritz lag im Dezember 2009 bei 1.898. Die Aussicht auf neue Arbeitsplätze ist gering, die Zahl offener Stellen ist gesunken. Hanna Bulach, die Chefin des Arbeitsamts sagt, sie schaffe keine neuen Arbeitsplätze, unterstützt aber die Arbeitslosen und stellt nicht rückzahlbare Zuschüsse zu Unternehmensgründungen bereit. Auch in diesem Bereich hofft man auf eine Erhöhung der Mittel. Die Zahl der Überfälle in Meseritz ist gesunken. Nur 13,4% der Befragten fühlten sich davon bedroht. 2009 gab es sechs Überfälle in Meseritz, was einen Rückgang gegenüber den Vorjahren darstellt. 2008 gab es z.B. elf. Um der Bevölkerung ein größeres Gefühl von Sicherheit zu geben, wurden an Brennpunkten Überwachungskameras installiert. Der Drogenhandel wird nur von 5,6% der Menschen als Bedrohung wahrgenommen (hier spricht die Polizei aber von wachsender Tendenz), Einbruchsdiebstähle von 1,5%. Angst vor Verkehrsunfällen haben nur 0,9%. An vierter Stelle der Umfrage wurden Waldbrände behandelt. Hiervor fürchten sich 12,8%. 2009 gab es im Gemeindebereich insgesamt 137 Brände, die die Feuerwehr löschen mußte. Politzig / Policko Politzig braucht eine neue Brücke Die heutige Brücke, die nur 15 to Tragkraft hat, wird abgerissen und eine neue gebaut. Baubeginn soll Januar 2011 sein. Dies wird den Autoverkehr zwischen Betsche und Meseritz empfindlich stören. Eine leistungsstarke Stettiner Firma gewann die Ausschreibung für den Brückenneubau, im März wird mit Vorbereitungen für das Projekt begonnen. Während der Bauzeit wird der Verkehr über Stalun umgeleitet. LKWs werden über Schwerin und Prittisch umgeleitet, was einen Umweg von mehr als 20 km darstellt. Die neue Brücke muß breiter als die alte werden, mit ihrer Fertigstellung wird für Januar 2012 gerechnet. Nipter / Nietoperek In der früheren Schule entsteht ein Kulturraum Die ehemalige Schule wird z.Zt. renoviert; darin soll ein Kulturraum entstehen. Für eine Reihe von Jahren existierte in dem Haus eine chiropraktische Station, deren Mitarbeiter sich auch um das Fledermausreservat in den benachbarten Bunkern kümmerten. Die Station wurde jedoch aufgelöst und die Räume gehören jetzt der Gemeindeverwaltung. Sie werden nun möbliert und bald wird die Einwohnerschaft sich hier treffen können. Seit drei Jahren wartet die Bevölkerung auf einen Treffpunkt, an dem man einfach zusammenkommen kann, wo aber auch Geburtstage, Hochzeiten usw. gefeiert werden können. Leider sind die Räume in dem Objekt ziemlich eng, weshalb sich nicht alle Dorfbewohner gleichzeitig darin versammeln können. Schon vor Jahren war angekündigt worden, daß ein ordentlicher, großer Kulturraum geschaffen würde; die alte Schule ist also nur ein vorübergehender Behelf. So müssen sich die Nipterer also noch in Geduld fassen. Bobelwitz / Bobowicko Fischsterben in großem Stil Bobelwitzer Einwohner bezeichnen es als eine Ökokatastrophe. Im Seeabflußkanal liegen tote Fische. Nicht viel anders ist die Lage bei anderen Seen. Der Grund: Sauerstoffmangel. Der Bobelwitzer See ist von einer dicken Eisschicht bedeckt. Auf dem Grund des Kanals liegen hunderte toter Plötzen und Aale. „Es ist eine Katastrophe, deren Ausmaß wir erst im Frühjahr erkennen werden“, sagt Jan Calus, pensionierter Lehrer aus Bobelwitz. „Mit einem so großen Fischsterben hatten wir es schon seit langem nicht mehr zu tun. Seit 20 Jahren gab es hier keine so tiefen Temperaturen“, sagt Mariusz Sroka, Vorsitzender des Meseritzer Anglerklubs. Als Abhilfe bohren Angler Löcher in das Eis, was aber eine Sisyphusarbeit ist. Wischen / Wyszanowo Der Glaube hat Wunder getan Wischener Einwohner haben 28.000 Euro für das Restaurieren des alten Barockaltars gesammelt. Sie veranstalteten Lotterien und Volksfeste und hatten das Geld in ein paar Jahren beisammen. Der Altar ist der Stolz des Dorfes. Er ist fast 300 Jahre alt und stammt aus der nicht mehr existierenden Jesuitenkirche in Meseritz. Vor ein paar Jahren zeigte er Zerfallserscheinungen, aber jetzt sieht er wieder nagelneu aus. Die Restaurierung des unschätzbar wertvollen Altars kostete fast 60.000 Euro. Zu der von den Bewohnern aufgebrachten Summe kamen Zuschüsse des Denkmalsschutzamtes sowie der Gemeinde Meseritz. „Jede Familie aus unserem Dorf hat mehr als 250 Euro zu diesem Zweck gespendet“, erzählt Dorfbürgermeister Ireneusz Jarnut, der auch Vorsitzender des Pfarrgemeinderats ist. Die Dorfbewohner ließen sich für das Restaurieren, das acht Jahre dauerte, mit besonderen Gemeindesteuern belegen. Jeder gab, soviel er konnte. Die Kunsthandwerker begannen ihre Arbeit an den Heiligenskulpturen und den Engeln. Später wurde das Tabernakel sowie das Porträt des Gründers des Jesuitenordens bearbeitet. „Der Altar stammt aus der alten Jesuitenkirche in Meseritz.. Nach der Abschaffung des Ordens in Meseritz verfiel die Kirche. Anfang des 19. Jhs. wurde sie abgetragen, die Inneneinrichtung verkauft. So kam der Altar 1802 nach Wischen, andere Teile der Einrichtung erwarb die Gemeinde Hochwalde“, erzählt Mieczyslaw Soltys, Pfarrer der Kirchengemeinde Altenhof, zu der Wischen und Bauchwitz gehören. „Der Altar wurde 1722 von Josef Anton Krause und Ignaz Steiner geschaffen. Er hatte drei Aufsätze; unser Presbyterium ist jedoch zu niedrig, weshalb der höchste Aufsatz entfernt werden mußte. Wo er sich befindet, weiß man jetzt nicht mehr“, erzählt der Pfarrer. Der Leiter der Landsberger Zweigstelle des Denkmalsschutzamts, Blazej Skazinski, betont, daß es sich bei der Beteiligung der Ortsbewohner an den Kosten für das Restaurieren um einen ganz seltenen Fall handelt. Jetzt sollen noch der Beichtstuhl, das Kruzifix sowie das Gemälde des Hl. Josef restauriert werden, wofür z. Zt. aber leider keine Mittel mehr zur Verfügung stehen. Die Einwohner versichern dem Pfarrer allerdings, daß sie auch hier eine Lösung finden werden, sie brauchen nur Zeit. Die Erfahrung spricht dafür, daß sie es schaffen werden. Betsche / Pszczew 750. Jubiläum Mitte Dezember 2009 bildete ein Konzert den Auftakt für das Jubiläumsjahr zum 750-jährigen Bestehen der Stadt. In der Maria-Magdalena-Kirche spielten Musikgruppen der Burg Kornik und sangen Solisten der Posener Oper. Der Verein der Freunde von Betsche, der Ideenträger des Jubiläums, will 2010 mehrere Veranstaltungen organisieren. Im Mai soll eine wissenschaftliche Konferenz stattfinden und eine Ausstellung „Betsche auf alten Bildern“ eröffnet werden. Es ist beabsichtigt, Begegnungen heutiger und ehemaliger Bewohner zu veranstalten sowie eine Jubiläumsmünze herauszubringen. Das größte Vorhaben ist die Rekonstruktion der frühgeschichtlichen Burg auf der Halbinsel Katharina, die die historische Wiege des Ortes ist. Betsche ist einer der ältesten Orte im Kreis Meseritz. Auf der Halbinsel fanden Archäologen Reste einer Burg aus dem 9. Jh.. Die erste Erwähnung des Orts stammt aus 1256, er wird darin als „capellanus de Pczew“ bezeichnet. Die zweitälteste Erwähnung, aus 1259, spricht von Posener Bischöfen, deren Eigentum der Ort war, der sogar Stadtrechte besaß. Ostwall Wo ist das „Bernsteinzimmer“? Die Bunker südwestlich Meseritz regen die Phantasie von Schatzsuchern an. Eine der Vermutungen lautet: zum Ende des Zweiten Weltkriegs haben die Deutschen hier das „Bernsteinzimmer“ versteckt. 1701 hatte der preußische König Friedrich I. in Kopenhagen eine Bernsteinaustattung für das Kabinett im Charlottenburger Schloß bestellt. Innerhalb von 11 Jahren entstanden Wände des Zimmers mit einer Fläche von 10,5 x 11,5 m, die mit genau ausgewählten und bearbeiteten Bernsteinstücken belegt wurden. Sie bildeten Reliefs mit verschiedenen Motiven und Wappen. 1716 machte Friedrich I. dem russischen Zaren Peter I. (dem Großen) das Zimmer zum Geschenk. 1755 wurde es in Zarskoje Selo (heute Puschkin) aufgebaut. Von der Deutschen Wehrmacht dort 1941 geraubt, wurde es zunächst nach Königsberg verbracht, dort wieder aufgebaut und zur Besichtigung freigegeben. Als absehbar war, daß Königsberg von der Roten Armee angegriffen werden könnte, wurde es demontiert und in Transportkisten verpackt. Danach verlor sich seine Spur. Die Rote Armee nahm Königsberg am 9. April 1945 ein, das „Bernsteinzimmer“ wurde nicht gefunden. In Puschkin befindet sich heute eine 2003 angefertigte Kopie. Im Dezember verhaftete die Polizei zwei Posener, die mit einem Drucklufthammer ein Loch in eine Bunkerwand geschlagen hatten. Die Festgenommenen behaupteten, sie seien einem großen Geheimnis auf der Spur. „Die Deutschen haben hier das „Bernsteinzimmer“ versteckt. Wir sind nur noch einen Schritt von einer epochalen Entdeckung entfernt“, erklärten sie den Polizisten. Die Nacht verbrachten sie jedoch in Untersuchungshaft. Die Männer wußten genau, daß die Deutschen gegen Ende des Krieges Exponate aus dem Posener Kaiser-Wilhelm-Museum in den Bunkern des Ostwalls versteckt hatten. Diese Stücke wurden im März 1945 von den Russen entdeckt. Soweit ist alles klar. Unklar ist, ob vor 65 Jahren alle Verstecke in dem unterirdischen Labyrinth entdeckt wurden. „Die sowjetischen Soldaten haben insgesamt etwa 500 Kisten voller Kunstwerke davongeschleppt. In den Kisten waren Bilder, Skulpturen und historische Möbel, die auf 22 Waggons geladen nach Moskau befördert wurden. Es gibt jedoch viele Hinweise darauf, daß die Russen die wichtigsten Exponate nicht gefunden haben“ zeigt sich Tadeusz Swider aus Meseritz überzeugt, der als Führer durch die Befestigungsanlagen arbeitet. Die aus den Bunkern nach Moskau verbrachten Schätze gelangten ins Moskauer Puschkinmuseum, wo eine erste Vorbesichtigung durchgeführt wurde. „Kunstwerke waren in Bunkern in der Nähe von Hochwalde (Wysoka) versteckt. Sie wurden von einem speziellen Suchbataillon entdeckt, das hinter der Front Gegenstände von Wert raubte. Es wurde von Oberst Andriej Bjelokopytow angeführt, der im zivilen Leben Verwaltungsdirektor des Moskauer Theaters MchAT war. Gefunden wurden die Gegenstände durch den ihm untergebenen Major Siergiej Sidorow“, erzählt Swider. Er kennt die Bunker wie seine eigene Hosentasche. Zum ersten Mal besichtigte er sie in den 1970er Jahren. Er kennt jede Veröffentlichung zum Thema Ostwall. Über das Auffinden der Exponate aus dem Posener Museum erfuhr er aus dem Buch „Beutekunst“ von Konstantin Akinsha und Grigorij Kozlow, das sich auf Dokumente aus russischen Archiven, u.a. Augenzeugenberichte, stützt. Darin steht, daß die Kunstwerke sich in 3 Bunkerlagern befanden. Der Kenner der Befestigungsanlagen Robert Jurga aus Grünberg behauptet, daß im Ostwall keine Aufbewahrungskammern entdeckt wurden. „Kunstwerke aus Posen hat man in ganz anderen Objekten entdeckt. Sie waren nicht einmal getarnt und befanden sich hinter einer Holztür. Regelrechte Aufbewahrungskammern hat man niemals gefunden. Aus den deutschen Dokumenten von 1944 geht hervor, daß die Bunker ein Volumen von 5.000 cbm aufweisen“, erklärt Jurga, der die Bunker seit über 20 Jahren untersucht und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu diesem Thema ist. Was konnten die Deutschen in den Bunkern versteckt haben? Jurga ist bis zu Archivdokumenten der Wehrmacht vorgedrungen, aus denen hervorgeht, daß die Kammern im Ostwall u.a. für das „Königsberger Depositum“ vorgesehen waren. Und in Königsberg befand sich das „Bernsteinzimmer“... Viele Kenner der Bunker sind der Meinung, man habe noch nicht alle Korridore und Kammern des Ostwalls entdeckt. Ein Teil könnte z.B. gesprengt worden sein. Swider hat eine Landkarte gefunden, der zu entnehmen ist, daß die Deutschen südwestlich Pniewo (neuer Ort WNW Kalau) Schächte für Artilleriestellungen errichtet haben. Wahrscheinlich sind die Arbeiten in diesem Abschnitt irgendwann vorzeitig eingestellt worden, denn man hat die auf dem Plan eingetragenen Schächte nie entdeckt. Eine Fahrt mit Swider führt nach Hochwalde. Vor dem Dorf biegt der Wagen in einen Feldweg ab. Über kaputtes Kopfsteinpflaster und später über einen Waldweg gelangt man zu einer Böschung mit einem vergitterten Eingang. Es ist die Einfahrt in ein Gewölbe. „Hier hat man die Kisten herausgetragen. Russen luden sie auf den in der Nähe stehenden Zug“, erzählt Swider. Über Waggons, auf welche die Russen geheimnisvolle Kisten luden, schrieb der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von Burschen, Günther Leibner, Autor des Buches „Die Festung Oder-Warthe-Bogen“, das 2000 in Deutschland erschien. In den Kisten befanden sich Gegenstände, die bei Hochwalde gefunden wurden. „Die Geheimfächer sollten einen niedrigen Feuchtigkeitsgehalt und eine gleichbleibende Temperatur aufweisen. Man durfte sie nicht bei Munitionslagern bauen“ zitiert Swider die Anweisung für den Bau der Aufbewahrungskammer. Fächer für wertvolle Archivbestände und Kunstwerke hat man erst 1944 angefangen zu bauen, als die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte sich verstärkten. Die Deutschen tarnten sie nicht besonders, weil ihnen nicht in den Sinn kam, daß sie den Krieg verlieren könnten und ihr Land von Feinden besetzt wird. „Die Fächer hatten Behelfscharakter. Ich schließe jedoch nicht aus, daß die Bunker bei Meseritz noch irgendwelche Überraschungen bergen“, sagt Blazej Skazinski vom Landsberger Denkmalsschutzamt. Auf dem Weg von Pniewo nach Kainscht sieht man rechts weitere Bunker. Am Objekt 719 hat vor kurzem jemand gelagert, unten an der Betonwand glimmen Lagerfeuerreste. „Schatzsucher und wilde Touristen machen uns viele Sorgen. Im vergangenen Jahr hat man 14 mal Eingangsgitter zerstört. Der Zugang ist gesperrt, erstens weil sich hier ein Fledermausreservat befindet und zweitens, weil das ganze Gelände der Gemeinde Meseritz gehört. Und drittens sind solche „Ausflüge“ höchst gefährlich“, sagt Tomasz Blochowicz, Leiter der Objekte. Den letzten Halt auf der Suche nach dem „Bernsteinzimmer“ bildet der Fuchsberg, ein Hügel an der Obra nahe Altenhof. In den 1930er Jahren bauten die Deutschen dort eine unterirdische Befestigung, die sog. Festungsgruppe Ludendorff. Die Fahrt dorthin wird unternommen mit Andrzej Chmielecki, dem Regionalforscher aus Meseritz. Das Auto muß sich durch Schneewehen kämpfen. Geparkt wird an der Obrabrücke und der hoch verschneite Berg wird bestiegen. Der Blick fällt auf Betonhalden. Die Szenerie ist fast identisch mit der im Januar und Februar 1945. Was fehlt, sind die beim Sturm auf die Befestigungen gefallenen Rotarmisten. „Die Deutschen haben diese Bunkerlinie drei Tage lang verteidigt und großen Widerstand geleistet. Dann kam es zum Nahkampf mit Bajonetten. Nach Sprengen der Bunker sind die Deutschen nach Westen zurückgewichen. Seither ist niemand mehr bis zu der unterirdischen Kaserne und den Lagerräumen vorgedrungen“, erzählt Chmielewski. Vor einem Jahr hat er sich mit Boleslaw Milk getroffen, der 1939 in deutsche Gefangenschaft geraten und dann zur Zwangsarbeit in Altenhof eingeteilt war. Er erinnert sich, daß die Deutschen gegen Ende des Krieges geheimnisvolle Kisten in die Objekte brachten. Seinerzeit war den Dorfbewohnern verboten worden, ihre Häuser zu verlassen, alle Fenster mußten verdunkelt werden. Die Leute erzählten sich, daß die Deutschen dort irgendwelche Kostbarkeiten verstecken, sagte Milk. Vor ein paar Jahren erschien eine Gruppe von „Schatzsuchern“ auf dem Fuchsberg, die in die Keller vordringen wollte. Sie bohrte senkrechte Schächte, dann zogen die Behörden ihre entsprechende Genehmigung zurück. Vermutlich war es der Gruppe schon gelungen, bis zum Hauptgang vorzudringen. Dieser aber war leer und an beiden Seiten zugeschüttet. So bleiben in der Sache „Bernsteinzimmer“ mehr Fragen als Antworten. B i r n b a u m /Miedzychód Luxusprodukte mit goldenem Logo Es geht um die Fa. Wittchen, deren Gründer der aus Birnbaum stammende Jedrzej Wittchen ist. Das Logo der Firma zeigt zwei goldene Löwen, die einen Wappenschild mit den Buchstaben JR halten. Die mit diesem Logo verzierten Taschen, Geldbörsen und handgenähten Schuhe kann man in Luxusläden in Polen und dem Ausland kaufen. Der heute 47jährige Gründer Jedrzej Wittchen stammt aus Birnbaum. „Er wirbt in der ganzen Welt für unsere Stadt“, sagt Bürgermeister Roman Musial. „Er ist sehr erfolgreich geworden, hat seine Wurzeln aber nicht vergessen“. Der Geschäftsmann wohnt zwar in Warschau, besucht Birnbaum jedoch sehr oft. Im November wurden ihm der „Oskar-Tietz-Preis“ sowie der Ehrentitel „Mutiger Unternehmer aus Birnbaum“ verliehen. „Diese Auszeichnung ist mir besonders lieb“, sagt Wittchen dazu, „ich habe sie in meiner Heimat bekommen. Ich widme diese Auszeichnung meinen verstorbenen Eltern, sie wären stolz darauf“. Die Firma Wittchen wurde 1990 gegründet. Bevor sie entstand, reiste Jedrzej Wittchen acht Jahre lang durch die Welt und suchte nach einer Idee für sein Leben. Er hatte Naturkunde an der Posener Universität studiert und reiste viel. Woher kam die Idee, Lederwaren zu produzieren? „Ich war gerade von einer Reise nach Malaysia zurückgekommen, wo ich viele Lederwaren eingekauft hatte, die ich dann in Polen mit großem Gewinn verkaufte. Und so hat es angefangen“, erinnert er sich. In Birnbaum ist man stolz auf die Erfolge des Landsmanns. „Er hatte immer ausgefallene Ideen und war wißbegierig. Wenn wir uns treffen, ist er der Geist der Gesellschaft. Obwohl er in der Welt verkehrt, hält er weiter Kontakt zu seinen alten Freunden“, sagt Jacek Kaczmarek, der mit Wittchen gemeinsam zur Schule ging. Bielsko Vereinsgründung In dem Birnbaumer Vorort wurde der Verein „Unser Bielsko“ ins Leben gerufen. Er zählt 20 Mitglieder. Obwohl er seine Tätigkeit erst vor kurzem aufgenommen hat, hat er schon viel für das Dorf getan. Z.B. wurden der Badestrand und die Uferpromenadeam Bielskoer See in Ordnung gebracht. Bielsko ist das größte Dorf der Gemeinde Birnbaum. Für die Zukunft plant man den Bau eines Sportund Erholungszentrums. Die Vereinsmitglieder wollen sich aktiv an von der EU bezuschußten Programmen beteiligen um das Dorf mit Hilfe von Geldern aus Brüssel zu beleben. Kähme / Kamionna Vorbereitungen zum 750-Jahr-Fest 2005 wurde auf Initiative des ehemaligen Kähmers Henryk Paech eine Stiftung ins Leben gerufen, die das Dorf auf das bevorstehende 750. Jubiläum der Ortsgründung vorbereitet. Das große Fest wird im September 2011 gefeiert werden. Die Mitarbeiter der Stiftung betonen mit Stolz, daß ihr Dorf älter als Birnbaum ist und einst auch Stadtrechte besaß. Die erste schriftliche Erwähnung von Kähme geht auf 1261 zurück, weswegen man die Jubiläumsfeier für das nächste Jahr vorgesehen hat. Über die schon erreichten Leistungen sowie die weiteren Vorhaben berichtete die Vorsitzende Jolanta Klawe während der Stiftungssitzung im Januar. Sie konnte sich mit mancherlei rühmen. Im Dorf haben sich mehrere Bürgerinitiativen entfaltet, ein Mal- und Fotowettbewerb wurde veranstaltet, ein Rosengarten angelegt und die seit 2007 stattfindenden Dorfjahrmärkte gehören schon längst zum kulturellen Besitzstand des Ortes. „Am wichtigsten ist das Einbinden der Dorfbewohner, die man durch die Initiativen erreicht hat. Unser Ort wird immer gepflegter und schöner“, sagt Klawe. Im Dorf werden auch alte Traditionen gepflegt. Vor Aschermittwoch geht ein Umzug bunt verkleideter Sänger mit zwei „Bären“ an der Spitze durch Kähme. Dies sind die sogenannten „Bery“ (Herkunft vom deutschen „Bär“), die den bald kommenden Frühling ankündigen. Presse-Archiv: Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2009 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2009 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009 |