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Aus der polnischen Presse Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada Beiträge und Bilder entstammen teilweise den Zeitungen „Gazeta Lubuska“ und „Glos Miedzyrzecza i Skwierzyny” redigiert von Dariusz Brozek, Leszek Kalinowski, Aleksandra Gajewska-Ruc, Andrzej Chmielewski, Lidia Radzion, Kamil Kaluziak und Dorota Lipnicka. Miedzyrzecz / Meseritz Keine Langeweile in den Ferien Statt an den Strand zu gehen, begaben sich manche Kinder aus Meseritz ins Kulturzentrum, um an einem zweitägigen Gesangkurs teilzunehmen. Und sie sagen, daß es super war! Manche Kinder besuchen das ganze Jahr hindurch den im Kulturzentrum angesiedelten Chor „Piccolo“, wo sie ihre musikalischen Fähigkeiten ausbilden. Während der Ferien konnte jedes Kind, das Lust auf Singen hat, zwei Tage lang üben und am theoretischen Gesangunterricht teilnehmen. Außerdem hatte das Meseritzer Kulturzentrum Theaterworkshops angeboten. An ihnen nahmen zahlreiche Kinder und Jugendliche teil. Drei Tage lang lernten sie verschiedene Schauspieltechniken und trainierten ihre Ausdrucksweise und Körpersprache. Die Kurse stießen auf großes Interesse bei den jungen Einwohnern von Meseritz. Historische Bauten und Sehenswürdigkeiten sollen für Meseritz werben Die Stadt Meseritz hat eine Serie von 20 Postkarten mit Aufnahmen der lokalen Künstlerinnen Linda Trawinska und Patrycja Klarecka-Haladus herausgegeben. Die Fotografinnen richteten Augenmerk und Kamera auf örtliche historische Bauten wie das Rathaus, die mittelalterliche Burg oder das Verwaltungsgebäude des Krankenhaus-Komplexes in Obrawalde. Die Postkarten zeigen auch touristische Anziehungspunkte der Stadt die Badeanstalt am Glembuchsee oder die Bunker des Ostwalls. „Es ist eine gute Werbung für die Stadt und ihre touristischen Sehenswürdigkeiten. Zugleich sind die Ansichtskarten auch schöne Souvenirs für Touristen, die immer zahlreicher zur Erholung in die Gegend kommen“ betont Patrycja Klarecka- Haladus. Leider ist die Auflage der Postkartenserie klein. Man kann sie am Markt in der Touristeninformation und in der Buchhandlung „Bestseller“ erwerben. Diese Kirche ist ein echter Schatz und immer wieder enthüllt sie neue Geheimnisse Die Kirchengemeinde des Heiligen Johannes des Täufers ist zwar die kleinste in Meseritz, sie hat jedoch zweifellos den ältesten urkundlichen Nachweis. „Die erste Erwähnung der Kirchengemeinde stammt aus dem Jahr 1232. Ihr Pfarrer wurde im Lokationsakt des Zisterzienser Klosters in Paradies erwähnt. Er tritt in diesem Dokument als Iohanne plebano de Mezerets, also als Johann, Pfarrer aus Meseritz, auf“ sagt Pfarrer Marek Walczak, Dekan des Dekanats Betsche. Das Herz der Gemeinde bildet die im Kreis älteste Kirche. Das gotische Gotteshaus wurde in den Jahren 1474-1479 kraft des Privilegs des Königs von Polen, Kasimir IV. Andreas Jagiellone, errichtet. Die Bewohner von Meseritz nennen diese Kirche „die Pfarrkirche“. Ryszard Patorski, Regionalforscher und Geschichtsliebhaber, betont, daß diese Kirche das älteste Baudenkmal der Stadt ist und Zeuge der wichtigsten Ereignisse in ihrer Geschichte. Die frühere Kirche wurde 1474 von Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus zerstört. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche von Lutheranern übernommen. Katholiken haben das Gotteshaus erst im Jahr 1604 nach der Intervention des Hetman Jan Zamoyski, der damals der Starost von Meseritz war, wiedererlangt. Ein restauriertes Exponat aus dem 17. Jahrhundert im Museum Meseritz Konservatorin Ewa Rys zeigt Ergebnisse ihrer mühevollen Arbeit. In alten Zeiten hat jedes Fräulein von vornehmer Geburt, wenn sie heiratete, eine Mitgifttruhe in die Ehe mitgebracht. In ihr befanden sich Kostbarkeiten, vornehme Kleider und andere wertvolle Dinge, die sie in das Haus des Ehemanns mitbrachte. Eine solche Mitgifttruhe wurde kürzlich im Museum in Meseritz komplett restauriert und ist nun zu bestaunen. „Diese Mitgifttruhe stammt aus dem Jahr 1618, und ihre Restaurierung dauerte ein paar Monate. Unter der Oberschicht habe ich Vergoldungen und versilberte Elemente entdeckt. So habe ich manche Schmuckfragmente originalgetreu wiederherstellen können. An der Vorderseite der Truhe befanden sich Familienwappen“, erzählt Ewa Rys. Das ist bestimmt eines der wertvollsten Exponate des Museums in Meseritz. Ein merkwürdiges Exponat Ein Katafalk mit der Replik eines Barocksarges ist das Zentralexponat der neuen Ausstellung im Museum Meseritz. Es knüpft an die ebenfalls in Meseritz beheimatete Sammlung von Sargporträts, Inskriptions- und Wappentafeln an, die zugleich auch die größte in Polen ist. Alle diese Ausstellungsstücke sind eng mit sarmatischen Bestat - tungsbräuchen verbunden. Eine Besonderheit bei dieser Tradition bildeten die Sargporträts, welche vor der Bestattung an Särgen und später in den Kirchen präsentiert wurden. „Die Ausstellung des Bildes des Verstorbenen gab Zeugnis von seinem gesellschaftlichen Status. Der Untergrund des Porträts wurde auf einem Zink- oder Kupferblech gemalt. Wir haben beschlossen, die ganze Visualisierung des Begräbnisses wiederherzustellen. Bei der Rekonstruktion des Porträts des Verstorbenen habe ich mich an das Porträt von Sebastian Troschke aus Züllichau“ gehalten, erzählt die Kuratorin der Ausstellung, Ewa Rys. Die von ihr veranstaltete Ausstellung heißt „Castrum Doloris“ („Trauerburg“). Bilder und Skulpturen haben die Bewohner begeistert Die historischen Sehenswürdigkeiten von Meseritz und die entzückende Umgebung der Stadt waren Motive für Maler und Bildhauer, die am Glembuchsee an einem Künstlerworkshop teilgenommen hatten. Ihre Werke waren im Juni und Juli im Kulturzentrum Meseritz in der „Galerie 30“ zu bewundern, die nach dem Künstlertreffen organisiert wurde. Die Ausstellung war ein künstlerisches und gesellschaftliches Ereignis. Zur Eröffnung kamen nicht nur die Künstler und Veranstalter, sondern zahlreiche örtliche Kunstliebhaber. Die präsentierten Kunstwerke zeigten eindrucksvoll Schönheit und Reichtum des Meseritzer Ländchens. Bledzew / Blesen Die mächtige Feuerwehr aus Blesen Ein Obelisk für Napoleon-Soldaten, die von Kosaken ermordet wurden Auf Initiative der Gemeindeverwaltung Betsche wurde im August am Grab der Napoleon-Soldaten ein Obelisk geweiht. Die Einweihungsfeier fand in Anwesenheit von Soldaten der 17. Großpolnischen Mechanisierten Brigade aus Meseritz, Pfadfindern und Einwohnern statt. Ehrengast der Feier war der Ehrenkonsul Frankreichs, Prof. Tomasz Schramm. Das Grab mit einer Betsäule befindet sich am Westrand des Dorfes. Vor zwei Jahren hatten Archäologen Reste von neun jungen Männern, die dort am 14. Februar 1813 beerdigt worden waren, exhumiert. Es bleibt unbekannt, ob sie im Kampf mit Kosaken gefallen oder von diesen nach der Gefangennahme ermordet worden waren. Unbekannt ist auch ihre Nationalität. Es könnten sowohl Franzosen als auch Italiener, Deutsche oder andere sein, die an der Seite Napoleons gekämpft hatten. Die Einweihungsfeier war verbunden mit dem 220. Jahrestag der Entstehung der polnischen Nationalhymne und dem 210. Jahrestag der Errichtung des Herzogtums Warschau, in dessen Grenzen sich Betsche und Meseritz befanden. Volksfest mit besonderem Flair Am letzten Juliwochenende war Betsche die Hauptstadt der polnischen Folklore, Volkskunst und des Handwerks. Mehrere tausend Menschen kamen nach Betsche zum traditionellen Magdalenen-Jahrmarkt, der seit 20 Jahren zur Förderung der aussterbenden Dorfberufe und als Werbung für die touristische Schönheit des Ortes und der Umgebung stattfindet. Zum Jahrmarkt kommen jährlich Künstler und Handwerker sowie Vertreter aussterbender Berufe aus ganz Polen. Auf dem Markt hatte auch der Schmied Jan Iwanowski aus Brätz bei Tirschtiegel seinen Stand und schmiedete dort Hufeisen. Viele Jahre lang hatte er Pferde beschlagen. „ Das letzte Mal, als ich einen Pferdehuf beschlagen habe, war vor drei Jahren. Jetzt bin ich im Ruhestand und als Hobby beschäftige ich mich mit der Schmiedekunst“, erzählt er. An den Ständen der Künstler und Handwerker standen Leute aus den verschiedensten Orten Polens dicht gedrängt. Viele wollten etwas kaufen, manche auch nur die Arbeitsweise beobachten. Zahlreiche Besucher sind inzwischen Stammgäste, die jedes Jahr um diese Zeit Urlaub in dieser Gegend machen und ihren Aufenthalt so planen, daß sie auch den Jahrmarkt besuchen können. Glembuchsee Weiße Segel beherrschten den Glembuchsee Fast 40 junge Segler starteten am 29. Juli 2017 bei der Segelregatta um den Pokal des Bürgermeisters Remigiusz Lorenz. Der bei Touristen und Seglern beliebte Glembuchsee war das Revier für die harten Wettbewerbe der jungen Skipper. Die vierte Segelregatta wurde in drei unterschiedlichen Kategorien ausgetragen, an denen Freizeitkapitäne aus Birnbaum, Bentschen, Meseritz, Königswalde und Berlinchen teilnahmen. Zu den jüngsten Teilnehmern gehörten die dreijährige Dorota Adamirowicz und ihr zehnjähriger Bruder Wojtek. Ihre Mutter lacht: „Die beiden sind große Liebhaber des Segelsports. Und wahrscheinlich ist das eine ansteckende Krankheit, an der auch ich leide.“ Rokitno / Rokitten Einweihung der letzten Station des Kalvarienberges Am Sonntag, dem 30. Juli hat der Domherr des Sanktuariums in Rokitten, Pfarrer Jozef Tomiak, die letzte Station des Kalvarienberges eingeweiht, was für ihn die Krönung seiner seelsorgerischen Arbeit in dieser Kirchengemeinde war, denn seit August ist er Pfarrer der Kirchengemeinde in Züllichau. Pfarrer Tomiak ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Kreises. Seit dem Jahr 2000 war er Pfarrer des Diözesensanktuariums in Rokitten und seit sieben Jahren sein Domherr. Seine Arbeit in Rokitten begann er mit dem Abstecken der Kreuzwegstrecke und der Aufstellung von Holzkreuzen dort, wo er später 32 Stationen des Kreuzweges errichtete. Der Kalvarienberg in Rokitten ist der einzige in ganz Westpolen. Der Kreuzweg erstreckt sich über vier Kilometer. Priester aus Rokitten haben dort etwa 10.000 Sträucher und Bäume, darunter auch Olivenbäume, gepflanzt. Er beginnt am malerischen Ufer des Liebucher Sees und endet im Sanktuarium. Der Bau dauerte 17 Jahre. Pfarrer Tomiak betont, daß ihn bei seiner Arbeit fast 900 Menschen unterstützten, indem sie gearbeitet und Geld gestiftet haben. Nach der Einweihung fand im Sanktuarium die heilige Messe statt. Pfarrer Tomiak verabschiedete sich schweren Herzens von der Kirchengemeinde Chycina / Weissensee Ein gelungenes Volksfest in Weißensee Mitte Juli fand in Weißensee das schon zur Tradition des Dorfes gewordene Volksfest statt. Die Besucher konnten sich über Langeweile nicht beklagen. Es gab Vorführungen von Kindern, verschiedene Wettbewerbe und Versteigerungen. Am Volksfest in Weißensee nahmen die ganze Dorfgemeinschaft sowie Touristen und Bewohner der benachbarten Ortschaften Grunzig, Kurzig und Meseritz teil. Es gab viele Attraktionen. Hausfrauen aus Weißensee hatten 30 Kuchen und Torten gebacken, die reißenden Absatz fanden und bereits nach kurzer Zeit vergriffen waren. Auch konnten die Besucher ihr Glück bei einer Tombola auf die Probe stellen. Als Hauptgewinn winkte ein schickes Fahrrad. Pieski / Pieske Begegnungen mit der Folklore in Pieske Das Regenwetter machte dem zum 15. Mal in Pieske organisierten Folklorefestival nichts aus. An dem Wettbewerb beteiligten sich regionale Folkloregruppen und Ensembles, die auf der Bühne mit Musik, Tanz und Gesang auftraten. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Der große Renner waren hausgemachtes Griebenschmalz auf frisch gebackenem Brot und Sauergurken. Eine lange Schlange hungriger Folklorefans versammelte sich den ganzen Tag über vor dem Imbissstand. Den ersten Platz unter den Akteuren belegte ein Frauenchor aus Pieske, auf den zweiten Platz kam eine Tanzgruppe aus Althöfchen. Policko / Politzig Bei Politzig wurden erneut sterbliche Überreste entdeckt Mitglieder des Vereins POMOST haben am 16. Juni 2017 eine Exhumierung der sterblichen Überreste eines deutschen Soldaten durchgeführt. Es ist somit schon das fünfte Soldatengrab, das hier entdeckt wurde. In der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs kam es an diesem Ort zu einem Massaker: Am 29. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee eine deutsche Kolonne, bestehend aus Angehörigen der Wehrmacht, des Volkssturms und Zivilpersonen angegriffen, die sich auf dem Rückzug aus Betsche befanden. Nach Archivquellen schätzt man, daß in der Schlacht bei Politzig über einhundert Menschen ums Leben gekommen waren. Die Leichen wurden damals in Massengräbern, am Wegrand und in Bombentrichtern verscharrt. Regenwurmlager Die Bewohner stehen wie ein Mann hinter dem Obelisk des Soldaten Der Obelisk des Soldaten in Regenwurmlager kann bald auf die Liste der zum Abriß vorgesehenen Objekte geraten. Warum? Der Senat arbeitet am Beschluß über die Entkommunisierung. Die Bewohner wollen „ihren“ Soldaten jedoch verteidigen! Das Denkmal ist ein Erbe der sowjetischen Soldaten, die hier bis 1993 stationiert waren. Und nun soll es beseitigt werden. Gemäß dem vorgesehenen Beschluß sollen alle das totalitäre System des Kommunismus verherrlichende Relikte aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Es geht um Denkmäler, Straßennamen und Namen von Plätzen. „Das ist aber kein Russe! Er gehört uns. Wir werden ihn verteidigen, weil er ein Symbol dieses Ortes und ein Zeugnis seiner Geschichte ist“, sagen die Bewohner. Regenwurmlager, ein tief zwischen Seen und Wäldern versteckter und zehn Kilometer von Meseritz entfernter Ort, war jahrzehntelang ein weißer Fleck auf zivilen Landkarten. Dafür war seine Lage dem Militär umso besser bekannt. Es ist ein ehemaliger Stützpunkt, in dem im Laufe der Zeit nacheinander deutsche, polnische und russische Soldaten stationiert waren. Presse-Archiv: Mitteilungen aus der poln. Presse III/2017 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2017 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2017 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2016 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2016 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2016 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2016 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2015 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2015 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2015 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2015 |