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Aus der polnischen Presse Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung Bilder: Gazeta Lubuska Meseritz /Miedzyrzecz Solidarität mit krankem Mädchen Wioletka ist zehn Jahre alt. Sie leidet unter Leukämie. Innerhalb von ein paar Wochen hat sie ihr Haar verloren und zahlreiche neue Freunde gewonnen, die sie im Kampf gegen die Krankheit unterstützen. Im November 2011 wurde diagnostiziert, daß die Krankheit bei Wioletka schon in fortgeschrittenem Zustand war. Zweimal pro Woche fährt das Kind nun in ein Krankenhaus nach Stettin. „Sie ist sehr tapfer und klug. Sogar für Erwachsene ist sie ein Vorbild an Willenskraft und Lebensmut“, sagt Miroslaw Janz, der Krankenpfleger, der die Chemotherapie begleitet, als deren Folge das Mädchen ihre Haare verloren hat. Wioletka hat aber viele Freunde gewonnen, die sie unterstützen wollen, was wegen der hohen Kosten für die Therapie ein Glück ist. Zwar sind die Behandlungen kostenlos, jedoch die spezielle Diät, besondere hygienische Erfordernisse, aber auch die Fahrten mit dem Krankenwagen kosten die Familie 600 Euro im Monat. Die Meseritzer Lehrerinnen Katarzyna Baczyk und Maria Jolanta Slominska haben sich stark engagiert und die Herzen der Meseritzer geöffnet. Allein im Dezember veranstaltete Geldsammlungen und Benefizkonzerte erbrachten 9.000 Euro. Selbst die Ärzte in Stettin sind von der Solidarität der Meseritzer überwältigt. „Dies ist der erste Fall, wo eine ganze Stadt sich für die Therapie eines Patienten engagiert“, berichtet die dankbare Mutter der Kleinen. Kurz vor Weihnachten mußte Wioletka wegen aufgetretener Komplikationen für länger in die Klinik; die Mutter begleitete sie. Um Wioletkas zwei Schwestern kümmerte sich derweil ihre Polnisch-Lehrerin, die zusammen mit anderen Lehrern auch das Weihnachtsessen für die Familie vorbereitete. Das Fest durfte Wioletka zu Hause verbringen. Von Mitbürgern erhielt sie viele Geschenke. Die Chemotherapie hat das Kind zwar aufgeschwemmt und geschwächt, gleichzeitig ist es aber sehr glücklich und dankbar. Die Entbindungsstation ein Magnet Immer mehr Frauen aus Großpolen entscheiden sich für eine Entbindung in Meseritz. In 2011 konnten sich die Frauenärzte des Meseritzer Krankenhauses nicht über Arbeitsmangel beklagen. Hier sind 448 Kinder zur Welt gekommen. Dies sind 100 Geburten mehr als noch vor sechs Jahren. „In unserem Krankenhaus kommen immer mehr Kinder zur Welt. Einen bedeutenden Anteil an dieser Statistik haben Frauen aus Nachbarkreisen, vor allem aus Schwiebus und Birnbaum“, berichtet Leszek Kolodziejczak, der Direktor. Warum entscheiden sich Frauen aus Großpolen für Meseritz und nicht z.B. für Samter, Neutomischel oder Zirke? „Die Klinik in Meseritz hat einen glänzenden Ruf, sie ist sehr gut ausgestattet und das Personal sehr kompetent“, sagt eine frischgebackene Mutter. Die Klinik verfügt über spezielle Familienzimmer, wo die Eltern gemeinsam mit den Neugeborenen die Zeit nach der Entbindung verbringen können. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit der „Familienentbindung“, was in Polen noch nicht überall üblich ist. Hierher zur Entbindung kommen auch Patientinnen, die früher in Meseritz lebten, jedoch in andere Orte verzogen sind, wie z.B. Ehefrauen von Soldaten, die nach Breslau oder Warschau versetzt wurden; manche kommen sogar aus Holland, Irland oder England.“Unsere Frauenabteilung hat europäisches Niveau“, betont Kolodziejczak. Computer mit Internet für kleine Patienten Die Kinder im Kreiskrankenhaus Meseritz erhielten vor Weihnachten einen renovierten Tagesaufenthaltsraum mit Computer und Internetanschluß. Als „Weihnachtsmann“ betätigte sich hierfür das polnische Energieversorgungsunternehmen ENA aus Posen, das dem Krankenhaus für diesen Zweck 7.000 Euro schenkte. „Für das Geld haben wir den Gemeinschaftsraum renoviert, ihn mit einer Klimaanlage ausgestattet und zwei Computer mit Internetanschluß erworben. Unsere kleinen Patienten haben jetzt einen attraktiven Zeitvertreib“, sagt Kazimierz Antonowicz, Chefarzt der Pädiatrie. Die Burg wurde auf Sand gebaut! Im Zuge von Renovierungsarbeiten an der Meseritzer Burg entdeckten die Bauarbeiter, daß die Mauer an vielen Stellen gar keine Fundamente hat. Daher müssen diese Stellen im Frühjahr zusätzlich unterfangen werden, was sehr kostspielig ist. Museumsleiter Andrzej Kirmiel rechnet mit Kosten in Höhe von 10.000 Euro. Junge Ärzte erhalten Kommunalwohnungen Ärzte, die zum Ende des Jahres 2011 im Meseritzer Krankenhaus angestellt wurden, erhalten gemeindeeigene Wohnungen. Die entsprechende Entscheidung des Stadtrats wurde vom Chef der Pädiatrie mit Dankbarkeit aufgenommen. Zwar gelangen jedes Jahr viele Absolventen medizinischer Ausbildung auf den Arbeitsmarkt, aber kleine Krankenhäuser auf dem Lande tun sich schwer, qualifizierte Ärzte anzuwerben. Die jungen Mediziner bevorzugen größere Städte. Auch Meseritz war diesem Problem begegnet, weshalb der Krankenhausdirektor sich vergangenes Jahr mit einem Antrag auf Kommunalwohnungen für junge Ärzte an den Stadtrat wandte, um Meseritz als Arbeitsort attraktiv zu machen. Die Klinik nahm die Entscheidung der Stadt mit Dankbarkeit auf. Obrawalde / Obrzyce Theater „hinter Gittern“ in der Nervenklinik KIn Meseritz in Untersuchungshaft Einsitzende führten im Dezember in der Obrawalder Theaterwerkstatt für die Insassen der Heilanstalt das Stück „Oskar und die Dame in Rosa“ des französischen Autors Eric Emmanuel Schmitt auf. Das Stück handelt von einem leukämiekranken zehnjährigen Jungen, der im Ringen mit der Krankheit Hilfe und Vorbereitung auf den Tod durch eine geheimnisvolle „Dame in Rosa“ erfährt, indem sie dem Kind Ereignisse seines kurzen Lebens und seiner Annäherung an Gott ins Gedächtnis ruft. Die Aufführung war ein voller Erfolg, gleichzeitig aber auch eine Art von Therapie für die Insassen sowohl wie für die Mitwirkenden. Das Licht von Bethlehem in der Heilanstalt Die Nervenklinik bekam das Licht von Bethlehem, überbracht aus der Geburtsstätte Christi. Nach dem Weihnachtsgottesdienst in der Krankenhauskapelle überreichten die Meseritzer Sternsinger den Vertretern des Personals und der Patienten das Licht von Bethlehem. Das Licht von Bethlehem, verstanden als Symbol der Hoffnung, Liebe und Versöhnung, soll zur Verständigung zwischen einzelnen Menschen und Völkern auffordern. Indem die Sternsinger das Licht im ganzen Land verteilen, tun sie etwas für die Verbesserung dieser Welt. Sie tragen die Idee des Friedens und der Brüderschaft weiter. In vielen polnischen Familien nimmt das Licht von Bethlehem einen besonderen Platz in der weihnachtlichen Tradition ein. Viele Patienten der Obrawalder Nervenklinik sind gezwungen, das Weihnachtsfest fernab von ihren Familien zu verbringen. Das Licht von Bethlehem erfüllt in seiner Schlichtheit das Element des Verbundenseins von Menschen miteinander. Die Bewegung „Licht von Bethlehem“ wurde 1986 von österreichischen Sternsingern initiiert, die das Licht seinerzeit in den Wiener Dom brachten. Jedes Jahr bekommen alle Länder Europas das Licht von Bethlehem über Wien. Nach Polen kam das Licht zum 21. Mal. Außer zu Privatpersonen kommt es auch in Kirchen, Krankenhäuser und Ämter sowie zu Politikern. Pniewo bei Kalau / Kalawa Buch über Befestigungen Das Museum für Befestigungen und Fledermäuse in Pniewo brachte das Buch „Befestigungen in Polen“ heraus. Es enthält zehn Referate, die auf der Konferenz über historische Militärobjekte in Pniewo im Oktober 2011 gehalten wurden. Es umfaßt 102 Seiten und enthält zahlreiche Fotos, Karten und Skizzen; seine Auflage beträgt nur 245 Exemplare. Zu erwerben ist es im Museum in Pniewo. Schierzighauland / Sierczynek Kulturraum im Dorf wird nicht renoviert Der Stadtrat von Tirschtiegel lehnte es ab, den Kulturraum in Schierzighauland renovieren zu lassen, was die Einwohner empört. Zwar wurde beschlossen, ein neues Objekt zu errichten; daran glaubt aber niemand im Ort. „Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, wird die Entscheidung des Stadtrats kommentiert. Die Kosten für das Renovieren des Kulturraums wurden auf 50.000 Euro geschätzt, wovon die Hälfte aus dem Dorfentwicklungsprogramm fließen sollte; ein entsprechender Vertrag war schon unterzeichnet worden. In ihrer letzten Sitzung änderten die Ratsmitglieder ihre Meinung aber und argumentieren nun, der Bau sei in einem zu miesen Zustand, als daß es sich lohne, noch irgendwelche Gelder in ihn hineinzustecken. So entstand die Idee, ein neues Gebäude zu errichten. Die Dorfbewohner sind darüber empört. Jetzt befürchten sie, daß gar nichts geschieht, also weder eine Renovierung noch ein Neubau. „Ohne Reparatur wird der Bau zusammenfallen; und es ist überhaupt nicht sicher, ob und wann wir einen neuen bekommen. Wir haben im Dorf keine vernünftigen Straßen, keine Kanalisation und Wasserleitung. Bald werden wir keinen Versammlungsraum mehr haben“, heißt es. Während der Ratssitzung bemühte der Vorsitzende, Jozef Pihan, sich, die Einwohner von Schierzighauland zu beruhigen, imdem er sagte, daß das Dorf spätestens in einem Jahr ein neues Kulturhaus bekommt. Der Kommentar der Bürgermeisterin von Tirschtiegel Maria Gorna-Bobrowska: „Es ist ungewiß, ob wir einen Zuschuß bekommen, wenn wir auf das Renovieren des jetzigen Kulturraums verzichten“. Betsche / Pszczew Roch Adamczewski sammelt Geweihe wie Andere Steinpilze Die vier Kilo schwere Geweihhälfte findet Anerkennung bei Liebhabern jagdlicher Trophäen. Der Hirsch hat den Verlust jedoch nicht mit dem Leben bezahlt. Er hat seine „Waffe“ im Wald abgeworfen; und Herr Adamczewski war der glückliche Finder. Dies ist sein Hobby. Der Einwohner von Betsche kennt die Wälder der Umgebung wie seine Westentasche. Früher war er Waldarbeiter, im Herbst sammelt er Pilze und wird bei Jagden als Treiber eingesetzt womit er sich etwas hinzuverdient. Trophäen sind seine Leidenschaft. Er schießt nicht, weil er kein Jäger ist und ein großes Herz für die Tiere hat; stattdessen sammelt er abgeworfene Geweihund Gehörnteile im Wald, ähnlich wie Heidelbeeren oder Steinpilze. „Im beginnenden Frühjahr wirft das männliche Rot- und Rehwild seine Geweihe bzw. Gehörne ab. Im Sommer wachsen sie nach und sind im August wieder vollständig vorhanden“, erzählt Adamczewski. Geweihe bzw. Gehörne darf man aber nicht mit Kuhhörnern gleichsetzen; das weiß jeder Jäger. Wo aber liegt der Unterschied? „Die Hörner des Viehs sind leer und wachsen während des ganzen Lebens; das Geweih bzw. Gehörn des männlichen Rot- bzw. Rehwilds ist hingegen mit Knochengewebe gefüllt. Seine Basis nennt man „Rose“. Das sind die Waffen des Wildes. In der Brunft können die Tiere sich damit gegenseitig scharf verletzen, den Nebenbuhler in manchen Fällen sogar töten. Geweihe bzw. Gehörne dienen dem Wild auch dazu, im Boden nach Nahrung zu stochern“, erklärt Jaroslaw Szalata, Forstwirt aus Betsche. Manche Fundstücke des Betscher Sammlers erwecken Emotionen bei anderen Sammlern und erhöhen den Adrenalinspiegel auch erfahrener Jäger. Man bewundert ihre Struktur und Farbe sowie die hohe Zahl von „Sprossen“ (Enden). Eines der Exemplare wiegt 3,7 kg und hat 7 Enden, woraus sich ergibt, daß es sich beim Träger um einen Vierzehnender handelte. „Begegnungen mit der Geschichte“ ein neues Album von Betsche Diese neue Publikation ist das Ergebnis des seit einigen Jahren laufenden polnisch-deutschen Projekts, dessen Ziel die Entdeckung der unbekannten Seiten der Geschichte von Betsche war. Das Album entstand unter der Federführung des Landsberger Regionalforschers Robert Piotrowski. Einwohner von Betsche, die viele Dokumente aus Familienarchiven zur Verfügung stellten, leisteten Beiträge zu dem Werk. Sie stellten auch zahlreiches Bildmaterial zur Verfügung, unter anderem Fotos von Familien-, Stadt- und Kirchenfesten aus den vergangenen hundert Jahren. Das Album wurde in einer gemeinsamen Veranstaltung der Einwohner von Betsche sowie der Partnergemeinde Letschin vorgestellt. Die Herausgabe kostete 16.000 Euro. Eine Besprechung des Albums finden Sie hier. Presse-Archiv: Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2009 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2009 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009 |