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Aus der polnischen Presse Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung Bilder: Gazeta Lubuska Meseritz /Miedzyrzecz Die Stadt aus der Vogelperspektive Das neue Album „Das Meseritzer Land aus dem Himmel gesehen“, herausgegeben auf Anregung der Stadtverwaltung, soll die touristischen „Schmankerl“ von Stadt und Umgebung hervorheben. Über 140 Luftaufnahmen, gemacht von Motordrachenflieger Marek Krukiel, machen das Werk zu einer echten Attraktion. Der Autor hat die Stadt und alle umliegenden Orte abgelichtet. Man erkennt alle Sehenswürdigkeiten, die Landschaft, schöne Seen sowie die Festungslinie. Marceli Tureczek hat die Bilder in interessanter Weise kommentiert. Neben dem polnischen Text gibt es Übersetzungen ins Deutsche und Englische. Man rechnet damit, daß die erste Auflage von 1.000 Exemplaren schnell vergriffen sein wird. Alles Wissenswerte über die Bunker Tomasz Rzeszycki aus Küstrin hat in seinem kürzlich erschienenen Buch „Touristische Untergrundstrecken Polens“ die Geschichte und die Nachkriegsentwicklung der Meseritzer Bunker beschrieben. In dem Werk erfährt man alles über die Baugeschichte der Anlagen, aber auch viel über die Proteste der Meseritzer in den 1980er Jahren, die sich dagegen richteten, die Bunker zu Aufbewahrungsorten für Atomwaffen zu machen. Zahlreiche Fotos und Karten verleihen dem Buch zusätzlichen Wert. Zu beziehen ist es in Pniewo (zwischen Hochwalde und Kalau). Leonhard v. Kalckreuth: „Ich habe polnische Vorfahren“ Am 30. November fand im Museum Meseritz eine Begegnung mit Leonhard v. Kalckreuth, dem Vorsitzenden des HKr Meseritz, statt. Der interessante Vortrag und die sich anschließende Diskussion über die komplexen und oft schmerzhafen deutsch-polnischen Verhältnisse füllten den ganzen Abend aus. Die Einladung für den Vorsitzenden der vereinigten HKr Meseritz und HKG Birnbaum war von Museumsdirektor Andrzej Kirmiel ausgegangen. Kalckreuth hatte das von Alfons Latzke geschaffene Modell des ehemaligen Meseritzer Gymnasiums, das künftig als Dauerleihgabe die Exponate des Museums ergänzen wird aus Paderborn bzw. von der Wewelsburg mitgebracht. Das ebenfalls von A. Latzke geschaffene Meseritzer Stadtmodell, das die Stadt in ihrer Erscheinung in den 1920er Jahren wiedergibt, ging schon vor 2 Jahren als Dauer-Leihgabe nach Meseritz. „Die Meseritzer Heimatstube im Paderborner Kreismuseum Wewelsburg wird allmählich aufgelöst. Es befinden sich dort als herausragende Exponate nur noch die Modelle der Obergörziger und einer anderen Kirche aus dem Kreis Meseritz“, sagte Herr v. Kalckreuth. (Anmerkung der Red.: Die Heimatstube wurde 2009 geschlossen. Einige Exponate wurden in das Museum Meseritz als Dauerleihgabe überführt.). Das Meseritzer Gymnasium wurde 1838 gebaut und war für mehr als 100 Jahre die Visitenkarte des Meseritzer Bildungswesens. 1945 durch die Kriegsereignisse zerstört, wurden seine Trümmer ein paar Jahre später beseitigt. Der Vorsitzende sprach Deutsch, fügte jedoch ab und zu polnische Worte und Redewendungen ein; die Übersetzung übernahm Wanda Strozczynska aus Betsche in exzellenter Weise. Die Familie v. Kalckreuth hat ihre Wurzeln in Mittelfranken. 1580 ließ sich ein Zweig der Familie in Hermsdorf und Lauske, beide Kr. Schwerin, nieder und dehnte sich in der Folge auf den ganzen Westen Großpolens aus. Später erhielt sie obwohl zu allen Zeiten evangelisch geblieben von König Jan III. Sobieski, dem „Retter von Wien“, wegen ihrer Verdienste in der Schlacht von Chocim das verbriefte Recht (Indigenat), bei der Wahl des polnischen Königs mitzustimmen. Dieses Recht war bis dahin katholischen Adligen vorbehalten gewesen. Die Indigenatsurkunde, von Jan III. Sobieski 1676 in Krakau unterzeichnet, ist jetzt dauerhaft im Museum Meseritz ausgestellt. „In der Zeit, nachdem die Reformation nach Polen gekommen war und viele polnische Familien sich dem Protestantentum zuwandten, gab es manche Eheschließungen zwischen deutschen und polnischen Familien; so habe ich auch eine ganze Reihe polnischer Vorfahren“, erklärte v. Kalckreuth. „Meine Vorfahren stellten dem König 50 Berittene für die Kämpfe gegen die Türken“, erzählte er, der seit 2000 Vorsitzender des HKr Meseritz ist. Geboren wurde er 1930 in Obrawalde, verlebte seine Jugend aber in Muchocin bei Birnbaum, das 1919 polnisch geworden war und besuchte dort von 1936-1939 die Deutsche Privatschule Birnbaum. Die Grenze zwischen Meseritz und Birnbaum war von neutralen Beauftragten des Völkerbunds festgelegt worden, darunter auch Japanern. Kinder siegten über Ritter Das Museum und die Burg Meseritz sind bekannt durch ihre Initiativen mit dem Ziel der Popularisierung der Geschichte. Mitte Dezember wurde die Meseritzer Burg zum Schauplatz eines heftigen Duells. Gegen Mittag begann ein Ritter-Volksfest, an dem Schüler der Grundschule teilnahmen. Die Kinder hatten die Möglichkeit bekommen, sich mit mittelalterlichen Bräuchen und Ausrüstungen des Ritterhandwerks vertraut zu machen. Angeleitet wurden sie von „Rittern“ des Rittervereins des Meseritzer Landes. Es wurden sogar Duelle ausgefochten, und „Kanonensalven“ abgefeuert. Schließlich kam es zu einem heftigen Kampf Mann gegen Mann, genannt „Buhurt“. Die Ritter hatten keine Chance, der Reihe nach fielen sie zu unter den Schlägen der Plastikschwerte der Kinder zu Boden. Bibliothek hoch bewertet Die Meseritzer Bibliothek erhielt die Bestnote bei der Bewertung innerhalb der Lebuser-großpolnischen Region; so jedenfalls steht es in der Rangliste der Tageszeitung „Rzeczpospolita“. „Unsere Bibliothek hat den 3. Platz in der Wojwodschaft Lebuser Ländchen errungen“, freut sich Bibliotheksleiterin Krystyna Pawlowska. Jährlich wird die Bibliothek von über sechstausend Lesern aufgesucht, denen sie 130.000 Titel zur Verfügung stellt. Bewertet wurden aber nicht nur reine Zahlen, auch die Qualifikation der Bibliothekare wurde unter die Lupe genommen. Neben dem Stammpersonal arbeiten auch Volontäre in der Bibliothek. Die Institution veranstaltet viele interessante Projekte und erweitert ihren Buchbestand stetig. „Unser Hauptproblem ist der erbärmliche technische Zustand des Bibliotheksgebäudes, deswegen beantragen wir Geld für eine umfassende Renovierung“ sagen die Bibliothekare. Das zweite Frühstück in der Bibliothek Die Kinderabteilung der Stadtbibliothek hat ein neues Angebot für ihre Leser. Jeden Donnerstag werden Vormittagsveranstaltungen in der Bibliothek organisiert, an denen Kinder mit ihren Müttern bzw. Großeltern teilnehmen. Das Angebot richtet sich an Kinder, die zu Hause betreut werden und keinen Kindergarten besuchen. Die Kinder spielen, ihnen werden Märchen vorgelesen und sie können an Wettspielen teilnehmen. Vor allem aber lernen sie andere Kinder kennen; und die Betreuer können ihre Erfahrungen austauschen. Man überlegt sogar die Gründung eines „Mutter-Kind-Clubs“. Gedenktafel für Ludwik Wittchen Im Dezember wurde im Gebäude der Starostei eine Gedenktafel für den herausragenden auslandspolnischen Aktivisten Ludwik Wittchen enthüllt. Er war ein Vorkämpfer des Polentums im Meseritzer Land, wofür er von den Nazis ermordet wurde. Er stammte aus Betsche. Am 17. April 1940 starb er im KZ Oranienburg. „Diese Tafel soll Zeugnis ablegen für das Blut, das von meinem Vater und anderen Aktivisten des Bundes der Polen in Deutschland für das Polentum vergossen wurde“ sagte Wittchens Sohn Aleksander tiefgerührt. Vor Abschluß des Versailler Vertrags hatte sich Ludwik Wittchen um den Anschluß von Betsche und seiner Umgebung an Polen bemüht. Die vom Völkerbund eingesetzte Grenzkommission entschied aber anders und so verlief die deutsch-polnische Grenze nur wenige Kilometer östlich Betsche. In der Zwischenkriegszeit war Wittchen Ratsmitglied in Betsche, zwischen 1929 und 1934 war er der einzige polnische Abgeordnete des Meseritzer Kreistags. Im Herbst 1939 wurde er verhaftet und im April 1940 ermordet. Seine Familie wurde ausgesiedelt. „Er war ein herausragender Betscher Bürger“ sagte Jaroslaw Szalata, der Vorsitzende des Meseritzer Kreisrats, der der Initiator der Gedenktafel ist. Einem Kaufmann und Wohltäter wird eine Grünanlage gewidmet Viele Meseritzer sind der Ansicht, daß die Grünanlage am Rathaus den Namen des 1836 gestorbenen Kaufmanns Johann Jacob Volmer tragen sollte. Der grosszügige Kaufmann hat sich um Meseritz sehr verdient gemacht. In seinem Testament vom 6. Februar 1829 vermachte er 90 000 Taler an die katholische und die evangelische Kirche in Meseritz und Pieske; außerdem bedachte er Krankenhäuser, Witwen und Arme. Die „Gazeta Lubuska“ führte eine Leserumfrage durch. 60% der Befragten waren der Meinung, die Stadt solle den wohltätigen Kaufmann und Menschenfreund mit der Namensgebung würdigen. Jetzt muß dem Stadtrat ein entsprechender Antrag vorgelegt werden. Bürgermeister Dubicki findet die Idee gut: „Vielleicht stellen wir auch eine Sitzbank auf und seine Skulptur daneben“. Nietoperek / Nipter Noch immer gibt es keinen Gemeinschaftsraum Die Einwohner von Nipter sind empört darüber, daß das Errichten des schon vor Jahren versprochenen Gemeinschaftsraums aus dem Haushalt für 2013 gestrichen wurde. Schon vor acht Jahren wurde diese Investition den Nipterschen versprochen. Im Dorf warten ein geeignetes Grundstück sowie eine fertige Dokumentation auf den Baubeginn. Vor Kommunalwahlen versprechen die Politiker das Blaue vom Himmel, nach den Wahlen wird es ganz still um die Zusagen. Die Leute sind enttäuscht und fühlen sich betrogen. Bürgermeister Dubicki kann nicht genau sagen, wann die Investition tatsächlich erfolgen wird. Der Grund liegt auf der Hand die Gemeinde hat kein Geld dafür. Vor ein paar Jahren hat der ehemalige Ortsvorsteher Waclaw Nycz das vorgesehene Grundstück eigenhändig abgeholzt und seither haben die Behörden viel Geld für geologische Untersuchungen, geodätische Arbeiten und die Vorbereitung der Bauunterlagen ausgegeben. Die längst vorliegende Baugenehmigung verliert im März 2013 ihre Gültigkeit was heißt, daß die ganze Prozedur von Neuem beginnen muß. „Hier handelt es sich um eine Verschwendung öffentlicher Gelder“ empört sich Nycz. Kursko / Kurzig Schwerer Investitionsrückstand In Kurzig warten die Einwohner seit Jahren auf die von der Stadtverwaltung versprochenen Investitionen. Sie behaupten, sie würden stiefmütterlich behandelt. Aus Enttäuschung darüber legte der Ortsvorsteher sein Amt nieder. Kurzig ist eine touristische Attraktion der Gemeinde Meseritz. Freunde ungetrübter Erholung inmitten der Natur werden durch die schönen Wälder und sauberen Seen angelockt, auf Geschichtsliebhaber warten die Bunker des Oder-Warthe-Bogens. „Wir sollten eine Perle sein, sind aber tatsächlich ein Freilichtmuseum, verschuldet duch die Stadtverwaltung, die nicht einen einzigen Cent in unser Dorf investiert“, meint Tadeusz Klimczak. Z.B. wartet man seit Jahren auf eine Renovierung des Dorfgemeinschaftsraums. „Wir werden es wahrscheinlich nicht mehr erleben. Der Bürgermeister und seine Beamten führen uns an der Nase herum“, sagen die Kurziger. Bürgermeister Dubicki versichert, daß man sich um das Dorf und seine Einwohner kümmert. Als Beweis führt er an, daß immerhin schon der Antrag für das Renovieren gestellt wurde. Die Liste der gegen die Meseritzer Verwaltung erhobenen Vorwürfe ist lang. In Kurzig gibt es keinen Sportplatz, Kindergarten und Bibliothek wurden abgeschafft; all dies hat den Ortsvorsteher resignieren lassen. Mnichy Male / Klein Münche Neuer Erfolg für das Freilichtmuseum Das „Zentrum für Region- und Naturbildung“ im alten Vorwerk hat im Wojwodschaftswettbewerb einen besonderen Preis in der Kategorie „Beste touristische Objekte“ errungen. Das Freilichtmuseum entstand 2006 im alten Vorwerk der Familie v. Unruh in Klein Münche. DieStadtverwaltung renovierte die alte Bausubstanz und schuf eine Ausstellung, die Besucher aus der ganzen Region anzieht. Mit dem verliehenen Preis wurden die in Klein Münche unternommenen Anstrengungen besonders gewürdigt. Lowyn / Lowin „Christianapol“ am Ende Arbeitsplätze massiv gefährdet Die zur französischen Cauval-Gruppe gehörende polnische Produktionsgesellschaft Christianapol, die für die deutsche Vertriebsgesellschaft Nordica (Delmenhorst) Polstermöbel produziert, hat am 28.1.2013 einen Insolvenzantrag nach französischem Recht gestellt. Hintergrund war ein Umsatzrückgang um rund 20% im zweiten Halbjahr 2012, der unter anderem aus dem Wegfall des Kunden Neckermann resultierte. Betroffen sind die Standorte Lowin (rund 1.000 Beschäftigte) und Züllichau (60 Mitarbeiter). Die Produktion bei Christianapol läuft vorerst weiter, die Belieferung von Nordica ist gesichert. Innerhalb der Beobachtungsphase soll nun ein Sanierungskonzept erarbeitet werden. Sollte endgültig Schluß sein mit Christianapol käme dies einer Katastrophe für Lowin, Birnbaum und die ganze Umgebung gleich. „Hier arbeiten ganze Familien“ sagen die Leute in Lowin. Orzeschkowo Geldsammlung für Erbbegräbnis Die „Stiftung für die Rettung von Denkmälern und der Natur“ sammelt Geld für das Renovieren des Erbbegräbnisses der Familie Bronikowski in Orzeschkowo bei Kwiltsch. Die Familie Bronikowski war mit dem Birnbaumer und dem Meseritzer Land über Jahrhunderte eng verbunden, sie saß auch in Kurzig. Die Porträts von Familienangehörigen hängen im Museum Meseritz, u.a. ein Bild von Ewa Bronikowska, einem typischen Beispiel für sarmatische Sargporträts. Das aus 1863 stammende Erbbegräbnis in Orzeschkowo ist in einem traurigen Zustand und eine Renovierung würde mindestens 5.000 Euro erfordern. Freiwille Mitarbeiter der Stiftung haben sich mit der Bitte um Spenden an die Einwohner des Orts gewandt. Presse-Archiv: Mitteilungen aus der poln. Presse I/2013 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2012 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2012 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2012 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2012 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2011 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse I/2010 Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2009 Mitteilungen aus der poln. Presse III/2009 Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009 |