Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung
Bilder: Gazeta Lubuska


Meseritz /Miedzyrzecz


Ein Krankenhaus als Rettung eines historischen Gebäude?
Der zum Museums- und Burgkomplex gehörende Bau aus dem 18. Jh., der früher ein Gasthaus beherbergte, wurde Mitte der neunziger Jahre renoviert. Nun steht er leider seit langer Zeit leer und verfällt.
„Es ist ein Skandal, daß ein so schönes Haus nicht genutzt wird“ beklagen die Einwohner. Eigentümer des Baues ist der Kreis. „Wir hatten die Idee, das frühere Gasthaus als Büroflächen zu vermieten oder es zu einem Hotel umzubauen. Leider sind unsere Bemühungen gescheitert, weil kein Investor gefunden wurde“, bedauert Vizestarost Remigiusz Lorenz.
Nun kam die Kreisverwaltung gemeinsam mit der Leitung des Krankenhauses auf die Idee, in dem Gebäude ein Rehazentrum einzurichten; diese Idee scheint Aussichten auf Verwirklichung zu haben.

Rettungsarzt Dawid SiwakModerner Rettungswagen in Dienst gestellt
Der neue Krankenwagen ersetzt einen 12 Jahre alten. „Der neue ist ein sehr gutes Fahrzeug mit reicher, hochmoderner Ausstattung.
Defibrillator, Beatmungsgerät, Infusionspumpen und Spineboard sowohl für Kinder wie für Erwachsene werden die Qualität der Hilfeleistung deutlich steigern“ erzählt Rettungsarzt Dawid Siwak. Das angeschaffte Fahrzeug ist nicht nagelneu sondern schon ein Jahr alt, es kostete das Krankenhaus 50.000 Euro.

Richtkrone Fa. CWS-boco PolskaNeuer Produktionsbetrieb im Industriepark
Mit dem Anbringen der symbolischen Richtkrone wurde Ende April die erste Bauetappe für einen neuen Produktionsbetrieb in der Stadt abgeschlossen.
Die neue Investition der Fa. CWS-boco Polska wird das größte Industrieobjekt in Meseritz. Die neue Halle hat 8000 qm. Im Herbst soll ein neues Logistikzentrum seinen Betrieb aufnehmen, in dem 50 Mitarbeiter eine Anstellung finden.
Bei dem Betrieb handelt es sich um die dritte Investition der Fa. CWS-boco Polska. Schon vor einiger Zeit hat das Unternehmen im Meseritzer Industriepark eine moderne Wäscherei eröffnet, in der 200 Menschen arbeiten. Das bisherige Investitionsvolumen beläuft sich auf 20 Mio. Euro.


Nietoperek / Nipter


Reinigungsaktion der Objekte des Ostwalls zwischen Nipter und PieskeOstwall-Bunker wurden gereinigt
Über 30 Personen nahmen Ende April an einer Reinigungsaktion der Objekte des Ostwalls zwischen Nipter und Pieske teil.
Der Verein „Panzerwerk 7“ aus Meseritz, in dem Liebhaber der Bunker und Befestigungsanlagen sich zusammengeschlossen haben, hatte einen Aufruf um Hilfe bei der Reinigung der Bunker gestartet.
Es kamen 30 Helfer, darunter auch Pfadfinder aus Meseritz, ausgerüstet mit Besen, Eimern und Abfallsäcken und arbeiteten gemeinsam auf dem Gelände. Die am meisten verschmutzte Festungsgruppe Schill wurde vollständig gesäubert und die wilde Müllkippe bei Kurzig gehört nun der Vergangenheit an.

Familie ZalwowskiFrau Helenas Familie wurde für Rettung von Juden ausgezeichnet
Das Kriegsschicksal der Familie Zalwowski könnte als Stoff für einen Dokumentarfilm dienen.
Unter Lebensgefahr versteckte sie neun Monate lang Juden auf ihrem Hof und rettete diese damit vor der Ermordung. Für dieses heldenhafte Verhalten wurde sie 1977 vom israelischen Institut Yad Vashem mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Die zusammen mit diesem Titel verliehene Medaille ist jetzt das wertvollste Andenken von Stanislaw Zalwowskis Enkelin Helena Nycz. Helena berichtet:
„Mit diesem Ehrentitel wurde meine Familie ausgezeichnet – mein Großvater, mein Vater und seine Brüder“.

Die Geschichte der Familie war das Thema eines aus Anlaß des 70. Jahrestages des Warschauer Gettoaufstands im April im Museum Meseritz abgehaltenen Treffens. „Es war dies der polnischste unter allen polnischen Aufständen; und zugleich derjenige mit dem tragischsten Ende. Die Juden aus dem Warschauer Getto hatten nur die Wahl zwischen dem Tod in der Gaskammer oder dem mit der Waffe in der Hand. Todesmutig wählten sie das Ende im Kampf“ sagte Museumsdirektor Andrzej Kirmiel.
Die Familie Zalwowski lebte in Zbaraz bei Tarnopol in Galizien im Gebiet der heutigen Ukraine. Ihre Nachbarn waren Juden und Ukrainer. Am 17.9.1939 wurde die Stadt durch die Rote Armee besetzt, die im Frühjahr 1940 viele polnische Familien nach Kasachstan und Sibirien verschleppte.
Für die Juden begann die Hölle mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Sommer 1941. Ende 1942 wurden alle Juden des Orts im Getto zusammengetrieben. Im April 1943 begannen die Deutschen mit der Vernichtung der Juden. Der tragischste Tag war der 7. April, an dem Einsatzkommandos fast 1000 Männer, Frauen und Kinder erschossen.
Neben anderen überlebte der jüdische Friseur Michael Zamojre. Er bat Stanislaw Zalwowski, den er seit seiner Kindheit kannte, um Hilfe. „Die Mutter war dagegen, aber der Vater beschloß, Michael und seinen Bekannten Isaak Kronberg zu verstecken; hinzu kam noch das jüdische Ehepaar Altcher mit einem Baby“ erzählt Helena Nycz.

Die Zalwowskis bauten einen Schutzraum im Kuhstall, zu dem ein Tunnel führte, durch den die Juden ggfs. fliehen konnten. Das kleine Mädchen kam in die Obhut ukrainischer Nonnen, die ein Kinderheim führten. Die polnische Familie hatte Schwierigkeiten, die dem Getto entkommenen Flüchtlinge zu ernähren, hatte sie doch genug eigene Probleme.
„Zum Kriegsende hin mußte mein Vater vor den Deutschen flüchten. Später wurde er durch die Russen verfolgt, weil er der AK (Heimatarmee) angehörte“ erinnert sich Helena Nycz.
1944 eroberte die Rote Armee Zbaraz und die Juden konnten endlich ihr Versteck verlassen. Nach dem Krieg wurden Juden wie Polen in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Die Zalwowskis kamen in die „wiedergewonnenen“ Gebiete. Dort erfuhr Stanislaw Zalwowski, daß Michael Zamojre als Friseur in Beuthen OS arbeitete, wo er ihn besuchte. Später traf man sich noch ein paar Mal.
„Zamojre ging nach Israel, von wo er uns jahrelang Briefe schrieb. Nach dem Tod meines Vaters schickte er Geld für einen Kranz. Zu Weihnachten bekamen wir von ihm Kisten mit Orangen. Dann brachen die Kontakte ab. Zamojre ist wahrscheinlich gestorben, wir konnten nicht ermitteln, wo er begraben liegt“ setzt Helena

Nycz ihren Bericht fort. In den 1990er Jahren erfuhr sie, daß der Staat Israel ihren Großvater, ihren Vater und Onkel mit der Medaille „Gerechter unter den Völkern“ geehrt hatte. Die Ehrung fand 1996 in Oppeln OS statt, wohin Helena mit ihrem Mann und Onkel Michal fuhr.
„Durch die Medaille habe ich die Geschichte meiner Familie neu entdeckt“ sagt Helena Nycz. Das Museum Meseritz organisierte eine Ausstellung über die Familie, über Zbaraz und die Geschichte der dortigen jüdischen Gemeinde.

Waclaw NyczLandsberg oder Kobelberg
Eines der interessantesten Exponate in der Sammlung des Regionalforschers Waclaw Nycz ist eine aus dem Jahr 1943 stammende Landkarte für in der Schweiz internierte polnische Offiziere.
Auf dieser Karte heißt der heutige Ort Gorzow Wlkp (Landsberg) Kobyla Gora (Kobelberg) und Züllichau (Sulechow) heißt Cylichowo.

Seit vielen Jahren sammelt Waclaw Nycz, der frühere Ortsvorsteher von Nipter, verschiedene Andenken an die früheren polnischen Ostgebiete, aus der seine Eltern stammen. Er besitzt auch eine große Sammlung unterschiedlicher Exponate, die einen Bezug zu unserer Region aufweisen. Eines der interessantesten ist die oben erwähnte Karte.
„Sie stellt die Vorkriegsgrenzen der 2. Polnischen Republik dar, seinerzeit deutsche Städte in Brandenburg oder Pommern tragen polnische Namen, gerade so, als hätten die Autoren der Karte schon gewußt, wie die politisch-administrative Struktur dieses Teils von Europa nach dem Zweiten Weltkrieg aussehen wird“ sagt Nycz.
Autor der Karte ist Michal Janiszewski, Herausgeber der CVJM. Das Stück ist eine Rarität für Sammler und Historiker. Merkwürdig ist, daß Landsberg auf der Karte als Kobyla Gora bezeichnet wird, was man als Kobelberg übersetzen kann. Hierzu erklärt Dr. Dariusz Rymar, Direktor des Landsberger Staatsarchivs, daß polnische Ortsnamen aus dem ehemaligen Brandenburg in verschiedenen Veröffentlichungen und Landkarten von vor 1945 auftraten, was mit der einstigen slawischen Besiedlung dieser Räume zu erklären ist. Kobyla Gora statt Gorzow Wlkp war vermutlich eine von Pfarrer Stanislaw Dolega-Kozierowski vom Anfang des 20. Jhs. stammende Idee. „Er assoziierte den topografischen Punkt Kobelberg, also Kobyla Gora, mit der am Stadtrand liegenden Kuhburg, die man als Krowi Grod übersetzen kann“ erklärt Rymar. Der inoffizielle Name Kobyla Gora wurde von Eisenbahnern, die ein paar Wochen nach der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee 1945 nach Landsberg kamen, verwendet.
Ein Relikt aus jener Zeit ist die heutige Straße Kobylogorska. Gleichzeitig wurde jedoch auch der Begriff Gorzow nad Warta verwendet, bis die Stadt 1946 offiziell in Gorzow Wielkopolski (politische Fälschung, d.Red.) umbenannt wurde.
Auf der Landkarte aus 1943 sieht man Skwierzyna, Miedzyrzecz und Wschowa (Schwerin, Meseritz und Fraustadt) – diese Namen wurden nicht geändert, handelt es sich bei ihnen doch um ehemals großpolnische Städte, die nach den Polnischen Teilungen 1793 zu Preußen gekommen waren. Züllichau (Sulechow) heißt auf der Landkarte dagegen Cylichowo und Schwiebus (Swiebodzin) Swibus. Es wurde also der deutsche Name erhalten, jedoch in polnischer Transkription. Grünberg heißt schon damals Zielona Gora, eine wortwörtliche Übertragung ins Polnische.


Posen / Poznan



Kein Kreuz für die Deutschen
„Opfer aller Kriege rufen nach Frieden“ – so sollte die Aufschrift unter dem Kreuz lauten, das im Kernwerksgraben der Festung Posen aufgestellt werden und an den Tod deutscher Soldaten im Jahr 1945 erinnern sollte. Das Kreuz wird nicht aufgestellt, weil die Initiative nicht die Billigung des Veteranenverbands und der Stadtverwaltung fand.
Über diese Angelegenheit gab es anläßlich des Begehens der Jahrestage der Posenkämpfe lautstarke Auseinandersetzungen. Seit einer Reihe von Jahren bemühen sich die deutschen „Posenkämpfer“ bei der Stadtverwaltung wie beim polnischen Staat um die Zustimmung zum Aufstellen einer Gedenktafel oder eines Kreuzes zum Andenken an diejenigen ihrer Kameraden, die laut Aussage von Zeitzeugen nach Eroberung des Kernwerks durch die Rote Armee schon als Gefangene von dieser mit Flammenwerfern ermordet wurden.
Die Opfer seien im Kernwerksgraben verscharrt worden, was allerdings auch durch umfassende archäologische Grabungen bis jetzt keine Bestätigung gefunden hat. Die Stadtverwaltung hat die Bitte der Deutschen jedes Mal abgelehnt, wofür sie die ablehnende Einstellung polnischer Kombattanten als Argument heranzog.
Vor zwei Jahren schien eine Änderung möglich. Dem neuen Sekretär des Rates zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium („Gedenkstättenrat“), Prof. Andrzej Kunert, hatte der Vorschlag der deutschen Seite, im Kernwerksgraben ein Kreuz und eine Gedenktafel aufzustellen, gefallen. Die Aufschrift sollte lauten: Opfer aller Kriege rufen nach Frieden.

„Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein Kombattant Vorbehalte gegen diesen Inhalt haben sollte“, sagte er seinerzeit im Gespräch mit der Gazeta Wyborcza. Kunert setzte sich persönlich in der Angelegenheit ein und versuchte, die Posener Veteranen zu überzeugen.
Er bat auch die Stadtverwaltung um eine Stellungnahme. Diese beauftragte Historiker der Universität Posen, ein Gutachten zu erstellen. Geschichtsforscher des Lehrstuhls für Militärgeschichte befanden, daß die Quellenlage mit Bezug auf den Bestattungsort nicht eindeutig genug sei; daher müßten die Fakten durch Grabungsarbeiten ermittelt werden.
„Worum es in erster Linie geht ist, festzustellen, ob die sterblichen Überreste tatsächlich an diesem Ort zu finden sind“, ist in dem von den Historikern erarbeiteten Dokument zu lesen; die Verfasser sind der Ansicht, daß nicht eindeutig genug festgestellt werden kann, ob die Gefangenen exekutiert wurden.
Die Experten haben gleichwohl die Möglichkeit gelassen, das Kreuz und eine entsprechende Gedenktafel im Graben des Kernwerks zu errichten.
„Leider kam es trotz der zurückhaltenden Formulierung des vorgesehenen Textes durch die unbeugsame Einstellung der Kombattanten zu einem Patt. Sie sind der Auffassung, daß mit dem Aufstellen eines Kreuzes ein Gedenken deutscher Soldaten verbunden sei, womit sie nicht einverstanden sind.
Sie meinen, die Deutschen hätten mit einer Abteilung auf dem Posener Friedhof Milostowo bereits eine Erinnerungsstätte und diese reiche aus.Wir haben daher keine Hoffnung, daß das Problem bald gelöst werden kann“, sagt Adam Siwek vom Gedenkstättenrat.
Die Stadtverwaltung von Posen und der Wojwode treten für das Projekt nicht ein, weil sie nichts gegen den gesellschaftlichen Willen durchsetzen wollen. „Auch eine positive Beurteilung durch Historiker und Fachleute hat keinen Einfluß auf das Vorhaben; jede Seite beharrt auf ihren Argumenten, die eben kontrovers sind“, betont Siwek.
Unter einem großen Vorbehalt stehen auch mögliche Sondierungsarbeiten im Kernwerk. Solche wollte zunächst die deutsche Seite durchführen, um festzustellen, ob wirklich Wehrmachtssoldaten unter dem Schutt ruhen.
„Die Deutschen erwarten eine Zusammenarbeit mit der polnischen Seite, aber es handelt sich um einen erheblichen Aufwand. Hinzu kommt, daß das ganze Kernwerk unter Denkmalschutz steht, was die Sache zusätzlich verkompliziert“, erklärt Siwek.



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